Klassik-Fans und Technik-Begeisterte, Ästheten und Sorglosfahrer die große Nackte von Yamaha ist ein absoluter, wenngleich kein günstiger Gebraucht-Hit.
Klassik-Fans und Technik-Begeisterte, Ästheten und Sorglosfahrer die große Nackte von Yamaha ist ein absoluter, wenngleich kein günstiger Gebraucht-Hit.
Die Erfolgsgeschichte begann mit der XJR 1200 von 1995. Deren Erbe übernahm vier Jahre später die nach wie vor aktuelle 1300er, die heutzutage mit einem Bestand von über 10000 Maschinen zu den beliebtesten Gebrauchten auf dem Markt zählt, während sich gut gepflegte Exemplare der ebenfalls noch angesagten Vorgängerin langsam rar machen. Woher dieser Erfolg? Es gibt objektive Gründe: ein drehmomentstarker, extrem langlebiger Motor mit rund 100 PS, eine bequeme Ergonomie, erstklassige Bremsen oder beste Wiederverkaufchancen. Interessenten hören beim Kauf allerdings lieber auf ihr Bauchgefühl. Kaum ein anderes Modell versprüht nämlich so viel Charme. Allein schon die offen zur Schau gestellten feinen Kühlrippen des Reihenvierers, dazu das bullige Auftreten und dann noch diese passenden Proportionen! Die XJR ist eine nackte Schönheit, wie Gott beziehungsweise das Yamaha-Entwicklungsteam sie schuf. Das kommt an, das macht an. Und lässt generös über Schwächen hinwegsehen, beispielsweise den breit bauenden Motor, der die Schräglagenfreiheit begrenzt. Oder das – zumindest bis einschließlich Baujahr 2006 – unglücklich abgestimmte Serienfahrwerk (vorne zu weich, hinten zu hart), das auf anspruchsvollen Landstraßen sehr angriffslustige Fahrmanöver und allzu sportliches Expresstempo stark einschränkt. Viele andere Naked Bikes können das aber auch nicht besser, und wer sich für ein klassisch anmutendes Motor-rad entscheidet, ist tendenziell eher Genießer als kompromissloser Heizer. Und genießen, das funktioniert auf der XJR in jeder Lage.
Der Vierzylinder hat sich in seiner Ur-Form schon im Sport-Touring-Dampfer FJ 1200 einen hervorragenden Ruf als Dauerläufer erarbeitet, und ordentlich gewartete XJR 1300 vertragen Laufleistungen jenseits von 100000 Kilometern. Bei scheckheftgepflegten Exemplaren ist also wenig Skepsis angesagt, und eine kurze Probefahrt mit offenen Ohren genügt, um gröbere mechanische Defekte (leichtes Ventiltickern ist normal) auszuschließen. Die Kupplung mit ihrer etwas schlappen Tellerfeder muss sich allerdings mit dem gewaltigen Drehmoment der 1300er herumschlagen und geht gerne in die Knie. Käufer achten, ähnlich wie bei Choppern und Cruisern, auf einen tadellosen Pflegezustand – Metall und Lack müssen fein glänzen! Ansonsten richtet sich bei der Besichtigung das Augenmerk hauptsächlich auf beliebte und auch sinn-volle Fahrwerksoptimierungen von Wilbers, Telefon 05921/6057, www.wilbers.de, WP Suspension, Telefon 09401/521225, www. wp-germany.com, oder Öhlins, Telefon 08669/8480, www.zupin.de.
(Typ RP102; Modelljahr 2004)
Motor
Luftgekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, vier Ventile pro Zylinder, Nasssumpfschmierung, Vergaser, ungeregelter Katalysator, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfgang-getriebe, O-Ring-Kette.
Bohrung x Hub 79 x 63,8 mm
Hubraum 1251 cm³
Nennleistung 72 kW (98 PS) bei 8000/min
Max. Drehmoment 104 Nm bei 6500/min
Fahrwerk
Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Telegabel, verstellbare Federbasis, Zweiarmschwinge aus Stahl, zwei Federbeine, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten.
Alu-Gussräder 3.50 x 17; 5.50 x 17
Reifen 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17
Maße+Gewichte
Radstand 1510 mm, Lenkkopfwinkel 64,5 Grad, Nachlauf 100 mm, Gewicht vollgetankt* 251 kg, Zuladung* 199 kg, Tank-inhalt/Reserve 21/4,5 Liter.
Messungen (MOTORRAD 1/2004)
Höchstgeschwindigkeit**213 km/h
Beschleunigung 0–100 km/h 3,4 sek
Durchzug 60–100 km/h 4,4 sek
Verbrauch 5,6 l/100 km (Landstraße); Normal
*MOTORRAD-Messungen; **Herstellerangabe
Fansites: www.xjrforum.deGebrauchtangebote: https://www.1000ps.de/gebrauchte-motorraeder
Da die 1300er bei einer großen Bandbreite von Motorradfahrern direkt ins Schwarze trifft, ist die Nachfrage hoch. Gepflegte Exemplare zum fairen Preis verweilen in der Regel nur wenige Tage bei Händlern (Mehrzahl der Offerten) und privaten Anbietern. Oftmals sind die Forderungen jedoch überzogen – solche Maschinen stehen häufig bis zu einer meist folgenden Preissenkung. Angebot und Nachfrage bewegen sich auf hohem Niveau und halten sich die Waage. Besonders attraktiv für Fans: SP-Modelle in den Farben der Ex-Rennheroen Kenny Roberts und Christian Sarron. Diese Motorräder stehen seltener zum Verkauf und besitzen eine noch höhere Wertstabilität als das schon sehr gefragte Standardmodell, das selten unter 3500 Euro offeriert wird. Bei der stark modellgepflegten XJR ab 2007 hält sich aufgrund von Preisforderungen ab 6000 Euro die Nachfrage nach Gebrauchten in Grenzen, da Neumaschinen schon um 7500 Euro verschleudert werden.
? Verfügbarkeit am Markt: sehr hoch