R1-Interessenten können ruhig bleiben: Die Preise für die ersten beiden Modelljahre fallen, und das störrische Fahrwerk lässt sich bändigen.
R1-Interessenten können ruhig bleiben: Die Preise für die ersten beiden Modelljahre fallen, und das störrische Fahrwerk lässt sich bändigen.
Drei Jahre ließ die Yamaha YZF-R1 keinen Zweifel, wer der ungekrönte König bei den supersportlichen Big Bikes ist. Seit 1998 kam die Konkurrenz an den 150 PS des nur knapp über 200 Kilogramm leichte Motorrads kaum vorbei. Erst seit Suzuki 2001 mit der GSX-R 1000 eine noch dynamischere Lösung präsentierte, sind gebrauchte R1 preislich interessant geworden.
Nur wenige Modelle fanden in MOTORRAD so viel Beachtung wie Yamahas Sportler in den ersten drei Jahren nach seinem Erscheinen. Die 1000er wurde sowohl in diversen Vergleichstests und im 50000-Kilometer-Langstreckentest unter die Lupe genommen als auch unter so verschiedenen Aspekten wie Fahrwerk, Aerodynamik und Zubehörkomponenten. Zudem machte die R1 mit vier Rückrufaktionen auf sich aufmerksam.
Im September 1998 reagierte Yamaha auf Beschwerden über ein laut und hart zu schaltendes Getriebe und tauschte den Kupplungskorb aus. Gleichzeitig fand ein effektiverer Kettenradträger im Hinterrad Verwendung (Fahrgestellnummer RNO12-000301 bis -004662). Im Juli 1999 wurden wegen Austritt von Kühlflüssigkeit andere Schlauchschellen montiert (RN011-0000301 bis -0026312 sowie RN012-0000301 bis -0006198). Im März 2000 änderte Yamaha Schrauben und Muttern des Seitenständer-Mechanismus und präsentierte andere Beläge für die vordere Bremse. Die Vorgänger hatten sich von der Trägerplatte gelöst (RN011-0000301 bis -0022677 sowie RN012-0000301 bis -0005838).
Ein weiteres Problem war der häufig einreißende Mantel des Schalldämpfers. Ab Fahrgestellnummer RN012-004918 vergrößerte Yamaha das Spiel der Ummantelung auf dem Dämpfer, seither gehört der Schönheitsfehler der Vergangenheit an. Wer eine Maschine dieser Fahrgestellnummern erwerben will, sollte beim Verkäufer nachfragen, ob die Modifikationen ausgeführt wurden, erstens wegen des Sicherheitsrisikos, zweitens, weil sonst ein Preisnachlass fällig wird.
Das Krachen in der Schaltbox, speziell in den ersten drei Gängen nervt fast alle R1-Besitzer. Die beteiligten Getrieberäder und Schaltklauen zeigten sich beim Langstreckentest jedoch nach 50000 Kilometern davon unbeeindruckt. Sportfahrer monieren öfters insbesondere beim Gasaufreißen nach Kurven mehr oder minder heftiges Lenkerschlagen und montieren deshalb einen Lenkungsdämpfer, beispielsweise von HyperPro, Telefon 05921/6057, oder Öhlins, Telefon 08669/866-0, zum Preis zwischen 410 und 470 Euro.
Für häufigeren Rennstreckenbetrieb wird das Fahrwerk meist mit Gabelfeder-Sets (zum Beispiel White Power, Telefon 05941/920780, oder Technoflex, Telefon 05921/6057, zu rund 100 Euro) und hinten mit kompletten, härteren Federbeinen (HAT von Alpha Technik zu 640 Euro oder Technoflex zu 715 Euro) ausgerüstet. Manchmal tut es bereits eine Überholung des Original-Federbeins für zirka 250 Euro. Für den Straßenbetrieb reicht der Serientrimm völlig aus. Kaufinteressenten sollten das Spiel der Umlenkhebel für das Federbein prüfen, die bei sportlicher Fahrweise mit der Zeit ausschlagen, ebenso die Schwingenlagerung.
Das Vierzylinder-Triebwerk ist bekannt für problemlose Laufleistungen von weit mehr als 50000 Kilometern. Wenn der Ölverbrauch allerdings deutlich und permanent über einem Liter auf 1000 Kilometer liegt, können Ventilführungen, Kolben und Zylinder allmählich eine Überarbeitung vertragen.
Ab Jahrgang 2000 modifizierte Yamaha die R1 etwas: Eine veränderte Steuerung des Exup-Systems im Krümmer lässt den Motor bei der Gasanahme nicht mehr so ruppig ansprechen. Außerdem schaltet sich das modifizierte Getriebe wesentlich weicher und nahezu lautlos. Ein länger übersetzter erster Gang und leichtere Getrieberäder machens möglich. Auf der Fahrwerksseite sorgen Änderungen im Bereich der unteren Gabelbrücke, der Schwingenlagerung und der Motoraufhängung für bessere Fahrbarkeit. Zudem ist die Sitzposition aufgrund neuer Bank und geändertem Tank bequemer, vor allem für die Handgelenke. Die höhere Verkleidungsfront samt höherer Scheibe bietet größeren Fahrern effektiveren Schutz.
Für die Saison 2002 hat Yamaha die R1 noch einmal grundlegend überarbeitet. Interessenten der ersten beiden Jahrgänge können sich deshalb über einen noch günstigeren ungekrönten Big-Bike-König freuen.
MotorWassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, fünf über Tassenstößel betätigte Ventile pro Zylinder, Gleichdruckvergaser, 0 40 mm, digitale Transistorzündung, keine Abgasreinigung, Hubraum 998 cm3, Nennleistung 110 kW (150 PS) bei 10000/min, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette, E-Starter.FahrwerkBrückenrahmen aus Aluprofilen, Upside-down-Gabel, mit verstellbarer Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Alu-Zweiarmschwinge, Zentralfederbein, mit verstellbarer Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Vierkolbensättel, schwimmend gelagerte Bremsscheiben, 0 298 mm, Scheibenbremse hinten, 0 245 mm, Alugussräder, Federweg v/h 135/130 mm.Maße und GewichteSitzhöhe 815 mmTankinhalt/Reserve 18/5,5 LiterGewicht vollgetankt 202 kgZuladung 193 kgService-Intervalle alle 6000 km, ab 2000 alle 10000 kmTestwerteHöchstgeschwindigkeitSolo 270 km/hBeschleunigung Solo0 100 km/h 3,2 sekVerbrauch 6,5 Liter/100 km NormalErsatzteilpreise SturzteileKupplungsarmatur 85 EuroHandbremsarmatur 126 EuroLenkerhälfte 87 EuroRückspiegel 58 EuroBlinker vorn 26 EuroTacho/Drehzahlmesser 596 EuroScheinwerfer 274 EuroGabel-Gleitrohr 467 EuroSchutzblech vorn 104 Euro Vorderrad 488 EuroSchalldämpfer 821 EuroTank, lackiert 663 EuroRahmen komplett 1983 EuroVerkleidungs-Oberteil 469 Euroje Seitenteil 258 EuroUnterteil 284 EuroScheibe 94 EuroVerschleißteileKettenkit 227 EuroBremsbeläge vorn 78 Euro Kupplungsreibscheiben 105 EuroBremsscheibe vorn 243 EuroLuftfilter 28 EuroÖlfilter 10 EuroBatterie 98 EuroTests in MOTORRAD1Test 1/1998Vergleichstest 2/1998Langstreckentest 17/1999Vergleichstest 5/2000Vergleichstest 7/2000Vergleichstest 20/2000Vergleichstest 2/2001Vergleichstest 3/2001 Vergleichstest 5/2001 Vergleichstest 7/2001
Seit 1998 sind auf meiner R1 39000 Kilometer zusammengekommen. Mit Superbike-Lenker und einer kürzeren Zugstrebe an der Federbein-Umlenkung ist die Yamaha superhandlich. Durch die bequeme Sitzposition und eine höhere Spoilerscheibe sind auch ausgedehnte Touren problemlos. Mein Favorit bei der Reifenwahl ist der Bridgestone BT 56 und sein Nachfolger BT 010, weil sie akzeptablen Grip mit relativ hoher Laufleistung vereinen. Außer zwei Rückrufaktionen, bei denen das Kühlsystem und die Bremsbeläge des Vorderrads gewechselt wurden, hatte ich keinerlei Probleme. Für mich ist die R1, wenn man vom hakelnden Getriebe und dem Lenkerschlagen absieht, das beste Moped, das ich je besessen habe.Marcus Blischke, Mühlhausen Der Vorbesitzer meiner R1 hatte die Maschine mit einem LSL-Lenkungsdämpfer ausgestattet und mit Michelin Pilot Sport bereift. Kaufentscheidend war die kompromisslose Optik und der starke Motor. Obwohl ich schon mehr als zehn Jahre Big Bikes fahre, war ich vom Potenzial und der Kraftentfaltung des Motors überrascht und begeistert. Trotz des Lenkungsdämpfers tritt bei kräftiger Beschleunigung Lenkerschlagen auf, allerdings kontrollierbar und nicht beängstigend. Der Druckpunkt der Bremse vorn könnte härter sein .Bei 24000 Kilometern wurde die Batterie auf Kulanz getauscht. Thomas Bauer, WeinheimNach einen Monat wollte ich 1999 meine R1 wieder verkaufen, weil sie gegenüber meiner Honda Fireblade wesentlich extremer und unhandlicher zu fahren war. Dann nahm ich folgende Umbauten vor: 180er- Reifen hinten, Technoflex-Federbein, HyperPro-Lenkungsdämpfer, Bos-Slip-on-Anlage und ein ALU-Sauer-Fahrwerkstuning. Diese Maßnahmen haben aus einem Biest eine geniale Fahrmaschine gemacht, die mich jetzt nicht nur optisch, sondern auch fahrdynamisch fasziniert. Frank Gentejohann, Jetzendorf
Von der Yamaha YZF-R1 sind ab 1998 bis heute rund 10500 Stück in Deutschland verkauft worden. Die Schwacke-Liste notiert: Baujahr 1998 (31500 Kilometer) 6770 Euro; Baujahr 1999 (23100 Kilometer) 7590 Euro; Baujahr 2000 (14700 Kilometer) 8690 Euro. Unmittelbare Konkurrenz: die Honda CBR 900 RR, in Kürze in der sechsten Generation als Fireblade auf dem Markt, ab Jahrgang 2000 mit geregeltem Kat ausgeliefert. Mit deutlich weniger Hubraum geht das Triebwerk allerdings nicht ganz so vehement und aggressiv zur Sache wie das der R1 der ersten beide Jahre. Als jüngster Überflieger in dieser Klasse der offenen, leichten Supersportler gilt seit Anfang 2001 die am extremsten dem Rennsport verpflichtete, 160 PS starke Suzuki GSX-R 1000. Deren Gebrauchtpreise liegen bei den erst knapp einen Jahr alten Maschinen noch recht hoch.