- Triumph Tiger 1200 mit semi-aktivem Fahrwerk
- Auf Knopfdruck niedriger
- Je schwerer, desto niedriger
- Höhenverstellbares Fahrwerk in Serie
- Harley-Davidson Pan America 1250 S
- Holpriges System mit hoher Wirkung
- Triumph arbeitet anders als Harley
- Ducati Multistrada V4 Rally und V4 S
- Ducati Easy Lift
- System nur bis 95 km/h aktiv
- BMW R 1300 GS mit neuem Fahrwerk?
- BMW mit Niveauregulierung?
- Wenig Sitzhöhe kostet viel
- Fazit
Triumph erweiterte im August 2023 die Tiger 1200 um ein weiteres Feature: semi-aktive Fahrwerke werden automatisch abgesenkt, wenn die Geschwindigkeit sinkt. Das veringert die Sitzhöhe um bis zu 20 Millimeter. Und: Bis zu einer bestimmten Geschwindigkeit erlaubt das System das Absenken der Knopfdruck. Neu? Nicht ganz. MOTORRAD zeigt, welche hochbeinigen Reiseenduros kurzbeinigen Fahrern entgegenkommen.
Triumph Tiger 1200 mit semi-aktivem Fahrwerk
In den Triumph-Modellen Tiger 1200 GT, GT Pro, GT Explorer, Rally Pro und Rally steht per Software-Update ab sofort ein neues Feature parat. Automatisch oder per Knopfdruck öffnet die Triumph per Stellmotor die Vorspannung am Federbein, was das Niveau hinten um bis zu 10 Millimeter senkt und in bis zu 20 Millimeter weniger Sitzhöhe resultiert. In Sitzhöhen gesprochen bedeutet das: von 870 Millimeter auf 850 in den GT-Modellen und von 895 auf 875 Millimeter in den Rally-Versionen.
Auf Knopfdruck niedriger
In der Tiger 1200 führt Triumph ein neues Teil-System ein: Auf Knopfdruck kann die Sitzhöhe verringert werden. Bis zu einer Geschwindigkeit von 65 km/h ist das manuelle Absenken möglich und ab 82 km/h erhöht sich die Sitzhöhe automatisch, um keine Einbußen der Fahreigenschaften zu riskieren.
Je schwerer, desto niedriger
20 Millimeter weniger Sitzhöhe in der Triumph Tiger 1200 sind automatisch oder per Knopfdruck möglich. Allerdings ist das Minus abhängig von Gewicht auf der Sitzbank, sprich Zahl der Passagiere und Gepäck bedingen den Effekt. Ob also bei nur einem Fahrer die gewünschten 20 Millimeter zu erreichen sind, muss erprobt werden.
Höhenverstellbares Fahrwerk in Serie
Dass semi-aktive Fahrwerke sich für sicheres Anhalten und Aufsteigen über unterschiedliche Maßnahmen absenken, ist nicht ganz neu. Harley-Davidson startete mit dem Ride-Height-System in der Pan America, Ducati zog in der Multistrada V4 S und Rally 2022 nach und bei BMW wird ein ähnliches System in der neuen R 1300 GS erwartet. Sinn des Ganzen: Manövrieren bei niedrigen Geschwindigkeiten, Stabilität beim Anhalten und das Ab- und Aufsteigen erleichtern.
Harley-Davidson Pan America 1250 S
Im Frühjahr 2021 brachte Harley-Davidson die Pan America 1250 S auf den Markt. Sie war das erste Serienmotorrad mit einem neuen semi-aktiven Showa-Fahrwerk, das das Fahrwerk automatisch absenken kann. Allerdings nicht auf Knopfdruck, dafür mit höherem Effekt: Gabel und Federbein sinken um bis 25 Millimeter ein, was die Sitzhöhe von 890 auf 855 Millimeter senkt.
Holpriges System mit hoher Wirkung
Das Fahrwerk der Harley Pan America basiert – wie das der Triumph – auf einem semi-aktiven Showa-System und baut recht schmal. Die einzigen sichtbaren Bauteile sind die Akutuatoren am Gabelfuß und Federbein. Laut Showa arbeitet das Ride-Height-System per zuvor im Fahrbetrieb aufgenommenem Druck in einer kleinen Zusatzhydraulik, die die Vorspannung senkt. Für kleine Schreckmomente sorgt das automatische Absenken bei Zündung an, was die auf dem Seitenständer geparkte Pan Am deutlich bewegt und Unerfahrene instinktiv befürchten, dass die Maschine gleich umfällt.
Triumph arbeitet anders als Harley
Die Nachfrage, ob das neue Feature der Tiger gleich arbeitet, verneint Triumph. Das System bleibt nach Zündung auf dem Niveau, in es dem zuletzt stand. Die Tiger senkt oder hebt sich bei Zündung an, nicht unangekündigt.
Ducati Multistrada V4 Rally und V4 S
Zum Modelljahr 2022 erweiterte Ducati den Umfang der beiden Skyhook-Fahrwerke in den Modellen Multistrada V4 Rally und V4 S. Zum Einsatz kommen technisch 2 unterschiedliche Systeme, um die Sitzhöhe in bestimmten Situationen zu senken. Ein Teil-System ist das Senken der Vorspannung am Federbein, allerdings nicht wie bei Triumph und Harley automatisch abhängig der Fahrgeschwindigkeit, sondern per Knopfdruck. Um wie viele Millimeter sich Federbein und/oder Sitzhöhe senken, ist nicht bekannt.
Ducati Easy Lift
Das zweite Teil-System von Ducati in der Multistrada V4 ist das Easy-Lift-System, zum einfacheren Aufrichten der Multistrada vom Seitenständer. Bei Zündung an öffnet das System die Druckstufe an Gabel und Federbein, stellt die Ducati dadurch etwas spitzer auf den Seitenständer und erlaubt das leichtere Aufsitzen und Aufrichten.
System nur bis 95 km/h aktiv
Bei den Ducati Multistrada V4 Rally und V4 S ist das Senken der Sitzhöhe per Knopfdruck wie bei der Triumph nur bis zu einer bestimmten Geschwindigkeit möglich. Bei der Multi ist das Absenken nur bis zu einer Geschwindigkeit von 95 km/h möglich, darüber hebt das Heck sich wieder auf vom eingestellten Fahrwerksmodus errechneten Wert.
BMW R 1300 GS mit neuem Fahrwerk?
Für die kommende neue BMW R 1300 GS erwartet MOTORRAD ein vergleichbares System. Hintergrund ist, dass der Hersteller auf dem BMW Tech-Day Ende Juni 2023 ein neues höhenverstellbares Fahrwerk präsentierte. Hier wurde ein Steuersystem für die beiden Federbeine in Tele- und Paralever eines BMW-Motorrads vorgestellt. Allerdings sind beide Federbeine per separater Pumpe miteinander verbunden.
BMW mit Niveauregulierung?
BMW möchte das Fahrwerk nicht durch das Öffnen oder Schließen der Druckstufe oder Vorspannung ändern, sondern durch das Heben oder Senken von hydraulischem Druck, der wie eine Zusatzfeder wirkt. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, das Fahrwerk während der Fahrt geschwindigkeitsabhängig zu nivellieren oder eine Art Niveauregulierung einzusetzen, ohne das Ansprechverhalten der Federelemente zu beeinflussen. Ob das System bereits in der neuen GS kommt oder erst später in der RT ist nicht bekannt, ebenso wenig, ob das System in den Modellen mit Telegabel eingesetzt werden kann oder wird.
Wenig Sitzhöhe kostet viel
Ganz klar, wir reden bei Motorrädern mit sich absenkenden Fahrwerken von der preislichen Oberliga. So liegen die 5 möglichen Triumph 1200-Modelle aktuellen zwischen 18.145 und 22.945 Euro. Die Harley-Davidson Pan America 1250 S kostet inklusive Höhenverstellung 22.675 Euro und die günstigste Ducati Multistrada V4 S mit dem System kostet ab 23.290 Euro, die Rally sogar 26.490 Euro.
Fazit
Der Ansatz bei hohen Motorrädern mit semi-aktivem Fahrwerk, die Sitzhöhe automatisch während der Fahrt und/oder per Knopfdruck ist richtig und wichtig. Gerade die Top-Enduros der Hersteller liegen nicht nur im Preis sehr hoch, sondern auch in der Sitzhöhe. Da wird es selbst für Gardisten mit 1,88 Metern knapp und bisweilen kippelig. MOTORRAD nahm das Update der Triumph Tiger 1200 zum Anlass, die Großenduros mit elektrischer Höhenverstellung versammelt zu präsentieren.