Seit 6 Jahren in Folge ist Jonathan Rea Superbike-Weltmeister und damit der wohl beste und schnellste Fahrer in der WSBK. Fürs legal "Langsamfahren" ging er seinen Motorradführerschein an – und bestand. Und sein erstes Motorrad ist ein Retro-Bike.
Seit 6 Jahren in Folge ist Jonathan Rea Superbike-Weltmeister und damit der wohl beste und schnellste Fahrer in der WSBK. Fürs legal "Langsamfahren" ging er seinen Motorradführerschein an – und bestand. Und sein erstes Motorrad ist ein Retro-Bike.
Jonathan Rea ist zwar ein 1a-Motorradrennfahrer, aber die Führerscheinklasse A für Motorräder hatte er bisher nicht auf seiner Fahrerlaubnis vermerkt. Aufgrund der Pandemie fand er genug Zeit, um zu pauken und bestand bereits die Theorieprüfung. Für die praktische Prüfung konnte er kurz dem dem WM-Lauf in Misano noch einen ausgefallenen Termin ergattern und musste zu Hause erstmal alle Unterlagen finden. Wer kennt das nicht? Den Weg zur Prüfung konntet ihr auf seinem Youtube-Channel verfolgen.
Wie die meisten Motorradführerschein-Anwärter steht auch ein Jonathan Rea erst einmal vor der Frage: Was ziehe ich an? Ein leichter Textil-Zweiteiler oder eine Motorradjeans gehören (noch) nicht zu seiner Fahrer-Garderobe. Also heißt es für ihn Ledereinteiler, Sporthelm, Sporthandschuhe sowie -stiefel und sicherheitshalber auch noch eine Airbagweste. Über dem ganzen Ensemble weist ihn eine neonfarbene Warnweste als Anfänger aus.
Laut dem Prüfer hat Jonathan Rea den kurzfristg freigewordenen Termin zu einer praktischen Prüfung gut genutzt. Er habe nur wenige Fehler gemacht heißt es aus dem Mund des Prüfers. Und ja: Rea hat die Prüfung bestanden. Alles andere wäre für einen Weltmeister auch schwer in Einklang mit dem Beruf zu bringen. Und welches Motorrad fährt er jetzt? Wer dachte, Rea würde eine ZX-10RR oder gar eine Ninja H2R ordern, lag falsch. Der Nordire ließ auch die modernen Kawa-Naked Bikes stehen. Er entschied sich für den klassischen Look: die Kawasaki Z 900 RS mit ihrem 111 PS starken 948 cm³-Vierzylinder ist sein erstes Straßenmotorrad. Für sie tauscht er auch den Ledereinteiler gegen Lederjacke und Motorradjeans. Von der komfortablen Sitzposition scheint er begeistert zu sein, er fühle sich absolut ausreichend motorisiert und müsse sich hingegen erst einmal an den Fahrtwind gewöhnen und daran, dass auf normalen Straßen einfach viel los sei, sagt ihr seinem aktuellsten Video.
Das Fahrschulmotorrad war natürlich auch eine Kawasaki, eine Z 650. Und sie warnte mit einem großen "L" am Nummernschild und über dem Scheinwerfer die anderen Verkehrsteilnehmer: Learning – dieser Fahrer ist noch am Lernen. Auch auf Jonathan Rea wartete zum Schluss eine zweiteilige praktische Prüfung: Zum einem ging es um die praktischen Übungen wie schneller und langsamer Slalom, Kreisfahren und Vollbremsung. In einem anderen Teil der praktischen Prüfung musste er zeigen, wie er sich als Motorradfahrer im realen Verkehr schlägt.
Als größten Unterschied zwischen Rennstrecke und Straße nannte er nicht etwa die Geschwindigkeit, sondern die vielen neuen Eindrücke, die verarbeitet werden müssen. "Die Aufmerksamkeit eines Straßenfahrers muss viel breiter ausgerichtet sein, um den hinteren und seitlichen Verkehr mit berücksichtigen zu können." Als eine der größten Herausforderungen nennt er den "Lifesaver"-Blick, den er jedes Mal machen muss, bevor er losfährt: Schulterblick links, Rückspiegel links, rechter Rückspiegel, Schulterblick rechts – also einmal rundum. Zum Verständnis: Jonathan Rea ist Nordire und auf den britischen Inseln gilt bekanntlich Linksverkehr. Bei uns macht diese Umsicht in umgekehrter Reihenfolge mehr Sinn.
Keine Regenreifen, keine Reifenwärmer
Im Video sagt er auch, dass er das erste Mal auf ganz normalen Straßenreifen unterwegs war. Und als er ohne vorgewärmte Reifen – "nicht einmal mit Regenreifen!" – auf nassen Straßen hinter seinem Fahrlehrer herfahren musste, wünschte er sich anfangs, dass es ein bisschen langsamer zur Sache geht.
Viele Rennfahrer fangen so jung auf der Rennstrecke oder im Gelände an, dass sie den Motorradführerschein noch gar nicht machen dürfen. Je nach Erfolg bleibt dann später, wie in Reas Fall, womöglich gar nicht genügend Zeit, um zwischendurch mal eben den Lappen zu machen. Nun ist er 34 Jahre jung und hat – womöglich auch wegen der Pandemie-Auswirkungen – Zeit und Motivation für den Führerschein. Wir gratulieren ihm zur Wahl der Kawasaki Z 900 RS, die er als sein erstes Straßenbike auserkoren hat.