Ist die Kette auch gut gespannt? Was nach profaner, abgedroschener Frage klingt, sollte nicht unterschätzt werden. Ein falscher Handgriff kann teure Folgen haben.
Ist die Kette auch gut gespannt? Was nach profaner, abgedroschener Frage klingt, sollte nicht unterschätzt werden. Ein falscher Handgriff kann teure Folgen haben.
Eine Rollenkette zwischen Getriebe und Hinterrad ist bei Weitem die gebräuchlichste Art des Hinterradantriebs. Zwar brauchen Zahnriemen und Kardan weniger Pflege und halten auch länger als eine weitgehend offen und damit ungeschützt laufende Kette, aber dennoch ist eine moderne Kette mit O- oder X-Ringen zwischen den Laschen nicht so schlecht, wie sie oft hingestellt wird.
Entscheidend für eine lange Lebensdauer von Kette, Kettenritzel und Kettenrad ist, dass diese drei Bauteile sorgsam gepflegt, also gereinigt und geschmiert werden. Aber auch sehr wichtig ist, dass die Kette immer richtig gespannt läuft, sonst ist der Antrieb schon nach kurzer Zeit kaputt. In dieser Werkstattfolge wollen wir uns um das Messen ihres Durchhangs (so nennt der Techniker die „Kettenspannung“) und das Spannen der Kette kümmern.
Vorbereitung
Das Motorrad muss so aufgebockt sein, dass sich das Hinterrad frei drehen lässt. Also NICHT auf dem Seitenständer abstellen! Motor AUS, Getriebe im Leerlauf. VOR dem Messen der Kettenspannung sollte
die Kette gereinigt und auch geschmiert werden. Man kann sie auch danach schmieren, weil sich der Durchhang einer sauberen Kette auf sauberen Kettenrädern um ein paar Prozentpunkte exakter messen lässt, als wenn frisches Fett auf den Rollen und den Kettenrädern ist und deswegen „aufträgt“.
Prüfen Sie, ob der Kettenschleifschutz (wird auch „Kettenschleif-Führungsteil“ oder „Schwingenschutz“ genannt) vorne auf der Schwinge genügend dick und an keiner Stelle durchgeschliffen ist. Wenn der Kettenschleifschutz beschädigt ist, muss er unbedingt erneuert werden, sonst wird die Schwinge von der Kette angeschliffen - das bringt zusätzlichen Kettenverschleiß und kann sogar die Schwinge sehr empfindlich beschädigen.
Eine exakte Kettenflucht ist die erste Voraussetzung, damit Hinter- und Vorderrad in einer Spur laufen.
Merke 1:
Beim aufgebockten, unbelasteten Motorrad mit voll ausgefedertem Hinterrad ist die Kette am lockersten.
Merke 2:
Wenn durch das Gewicht des Fahrers, einer Sozia und dann vielleicht noch des Gepäcks das Hinterrad einfedert, bewegt sich die Hinterachse (das ist der Mittelpunkt des Hinterrads und damit auch des Kettenblatts) von der Getriebeabtriebswelle (auf ihr sitzt das Ritzel) weg, und die Kette wird straffer.
Messstelle suchen
Im Laufe ihres Lebens verzieht sich eine Kette unregelmäßig, und auch Kettenritzel und Kettenrad nutzen sich ungleichmäßig ab, auch können diese „eiern“. Daher das Hinterrad mit der einen Hand drehen und mit der anderen Hand die Kette am unteren Teil wippend leicht nach oben drücken: So wird die straffste Stelle gesucht, da ist die Messstelle.
Regel 1:
Wenn das Motorrad auf dem Hauptständer abgestellt und das Hinterrad voll ausgefedert ist, ist der Kettendurchhang größer.
Regel 2:
Wenn das Motorrad auf dem Seitenständer abgestellt und dadurch das Hinterrad etwas eingefedert ist, ist die Kette „kürzer“. Das ist die schlechtere Möglichkeit, den aktuellen Kettendurchhang zu messen und gleich die Kettenspannung korrekt einzustellen.
Wenn kein Hauptständer vorhanden ist und Sie auch keinen Heckmontageständer haben, auf dem sich das Motorrad so aufbocken lässt, dass es einfedert und das Hinterrad frei gedreht werden kann, setzen Sie sich auf die Maschine, bewegen sie langsam zirka zwei Meter nach vorne und hinten und suchen so die straffste Stelle der Kette.
Kettendurchhang messen
Fazit: Die Kette muss gespannt werden.
Kettenspannung, Markierungen
Die vorgeschriebene Kettenspannung (Kettendurchhang) ist je nach Hersteller und Modell unterschiedlich; sie liegt meistens im Bereich 20 bis 40 mm oder 30 bis 50 mm. Die exakte Angabe finden Sie im Handbuch Ihres Fahrzeugs. Bei einigen Maschinen steht der Kettendurchhang auch auf einem Kleber an einem der Schwingenholme (logischerweise meistens auf der Kettenseite). Am Ende der Schwinge sind Markierungen zu finden, meistens eine Skala mit mehreren Strichen. Bezugslinien sind z. B. eine Einkerbung auf der Achsaufnahme oder das Ende der Achsaufnahme selbst. Bei einigen Marken (z. B. Honda) sind rote und grüne Verschleißmarkierungen darüber angebracht:
Verschiedene Kettenspanner
Das Einstellen der Kettenspannung ist bei allen Motorrädern prinzipiell gleich: Wenn die Hinterachse nach hinten verschoben wird, wird die Kette gespannt. Die Achsaufnahme wird durch eine Einstellschraube nach hinten gezogen, der Stehbolzen zieht die Achsaufnahme durch eine Mutter nach hinten, die Achsaufnahme wird durch eine Schraube nach hinten gezogen, oder die Achse sitzt in einem Exzenter (Kawa-saki-Spezialität), der um einen bestimmten Winkel verdreht wird.
Kettenspannung einstellen
Beachten:
Wenn keine Einstellschrauben angebracht sind, mit denen die Hinterachse nach hinten verschoben wird, sondern ein Gewinde hinten aus der Schwinge heraussteht und zwei Muttern aufgedreht sind, dann muss man die Einstellmuttern drehen, um die Kette zu spannen. Eine Schraube wird eingedreht.
Beachten:
Wenn man die Hinterachsmutter mit dem Drehmomentschlüssel festzieht, spannt sich die Kette wieder etwas. Deshalb vor dem Festziehen die Kette eher für „ein wenig zu locker“ erachten als zu stramm.