Die KTM 390 Duke gehört bei jungen Führerscheineinsteigern seit 2013 zu den beliebtesten Maschinen überhaupt. Die nackte Einzylindermaschine ist auch aus zweiter Hand ein Hit.
Die KTM 390 Duke gehört bei jungen Führerscheineinsteigern seit 2013 zu den beliebtesten Maschinen überhaupt. Die nackte Einzylindermaschine ist auch aus zweiter Hand ein Hit.
Bei den jüngsten Motorrad-Einsteigern, 16-jährigen A1-Führerscheinnovizen, wurde die 2010 präsentierte KTM 125 Duke zum Bestseller. Sah scharf aus, fuhr wunderbar zackig. Auf Österreichisch: Passt scho! Nun ticken Jugendliche allerdings anders als bereits junge Erwachsene mit A2-Führerschein, die mit stattlichen 48 PS unterwegs sein dürfen. So war es 2013 nicht gesetzt, dass die neue KTM 390 Duke ebenfalls ein Verkaufshit würde.
Ja, es war sogar ein Risiko, einen starken, aber mit maximal 44 PS von Superlativen weit entfernten Einzylindermotor in den bereits bekannten 125er-Rahmen zu setzen. Schließlich hätten KTM-geneigte Einsteiger ja auch zu einer auf 48 PS gedrosselten 690 Duke greifen können, die sich nach dem Führerscheinaufstieg subito auf fette 70 PS befreien lässt. Doch in Mattighofen denkt man global und nicht nur an deutsche Führerscheinneulinge. Speziell in Asien herrscht hoher Bedarf an kleinvolumigen Motorrädern. Die Mini-Dukes werden kostengünstig in Indien produziert. Dort bediente man sich bei der KTM 390 Duke aus dem 125er-Baukasten, nahm einen größeren Motor, führte geringe modellbildende Maßnahmen wie eine steifer verstrebte Schwinge sowie leichte Fahrwerksmodifikationen durch.
Das nur etwas über 150 Kilo leichte Naked Bike verkaufte sich in Deutschland im Folgejahr nach Markteinführung dennoch fast 1500-mal, wurde 2015 sogar Bestseller im KTM-Programm. Offenbar wussten viele Fahrer das ultraleichte Handling der KTM 390 Duke sehr zu schätzen. Und den niedrigen Neupreis von gut 5000 Euro, zumal ein Bosch-ABS serienmäßig an Bord ist. Die Verarbeitung lässt mitunter zu wünschen übrig, Besitzer berichten des Öfteren von kleinen Ärgernissen wie fehlerhaften Tachos oder Problemen mit der Elektrik.
Radialbremsen und Upside-down-Gabel stechen im Klassenvergleich heraus, Fading und stuckerig ansprechende Federelemente stehen dem superagilen Handling bei flotter Fahrt aber im Weg. Damit können Fans des Flitzers aber wohl gut leben – die KTM 390 Duke macht einfach Bock. Passt scho!
Hier sehen Sie einen Auszug der technischen Daten. Wenn Sie die kompletten, von uns ermittelten Messwerte inklusive aller Verbrauchs-, Durchzugs- und Beschleunigungswerte möchten, können Sie den Artikel als PDF zum Download kaufen.
Noch jung, aber ein guter Verkaufsschlager. Da sich die KTM 390 Duke als Neue seit 2013 erstaunlich gut verkauft, tummeln sich jetzt bereits relativ viele auf dem Gebrauchtmarkt.
ab 3300 Euro
Beispielanzeige: 7750 km, EZ 07/2014, Inspektion und HU neu. Es wurden einige Tuning-Teile verbaut: kurzes Heck, Crash-Pads (Evotech Performance), CNC-gefräste und eloxierte Brems- und Schalthebel. Ideale Grundlage zum Weitertunen. 3590 Euro (Privatangebot aus NRW)
Niedriges Preisniveau. Hammerschnäppchen darf niemand erwarten, denn bisher gibt es bei der noch jungen Maschine noch kaum Langläufer auf dem Gebrauchtmarkt. Erkennbares Schema: wenig Kilometer, noch recht hoher Preis.
ab 4000 Euro
Beispielanzeige: 1636 km, EZ 05/2015, HU 5/2017, nahezu neuwertig, Garagen-Krad, unverbastelt, echtes 2015-Modell mit all den Modifikationen wie Slipper-Clutch (Rennkupplung), LED. 4350 Euro (Privatangebot aus Hessen)
Mittleres Preisniveau. Größte Angebotsdichte. Kein Problem, gegenüber dem Neupreis ein paar Hunderter einzusparen und trotzdem ein supergepflegtes Neuwert-Bike zu ergattern. Das Verhältnis von Privat- zu Händlerangeboten beträgt in etwa zwei zu eins.
ab 4500 Euro
Beispielanzeige: 1638 km, EZ 06/2014, HU neu, wunderschöne KTM 390 Duke ABS mit viel Zubehör. Zubehörsitzbank, Soziussitzabdeckung, Sturzbügel, Sturzpads an Vorder- und Hinterachse. 4590 Euro (Händler aus Sachsen)
Hohes Preisniveau. Knapp unter Neupreis verkaufen sich gebrauchte KTM 390 Duke nur mit viel aufwertendem Zubehör. Oder wenn in der Gegend Neufahrzeuge gerade nicht verfügbar sind, der Interessent aber unbedingt zeitnah aufsatteln möchte.
Robert Bauer (32), Zweiradmechaniker-Meister bei KTM Stuttgart (www.ktm-stuttgart.com) stand für uns Rede und Antwort.
MOTORRAD: Wer sind typische Interessenten an der KTM 390 Duke?
Robert Bauer: Es sind sehr viele, aber eben nicht nur junge Fahrer. Vor allem bei etwas älteren Wiedereinsteigern, die schon länger eine Pause eingelegt haben und deshalb etwas unsicher mit zu schweren Maschinen sind, kommt das Motorrad gut an. Und in der motorradfahrenden Damenwelt. Dann gibt es aber auch viele, die einen City-Flitzer suchen – gerade hier in der Staumetropole Stuttgart. Die KTM 390 Duke ist klein, wendig und optimal zum Durchwuseln, wenn der Verkehr steht. Ich denke, dass die Beliebtheit auch in anderen Ballungsräumen ähnlich ist.
MOTORRAD: Also ein typisches Kurzstreckenfahrzeug.
Robert Bauer: Nein. Wir hatten einen Kunden, der mit der KTM 390 Duke mal eben zum Gardasee gefahren ist. Beim Originalzubehör ist die Komfortsitzbank sehr gefragt, und wir haben nachgerüstete Navihalter. Also, es gibt offenbar auch genügend Leute, die damit Touren fahren. Eine unserer Kundenmaschinen hat auch schon über 30.000 Kilometer auf dem Buckel. Nur mit Kurzstrecken schafft man das kaum in so kurzer Zeit.
MOTORRAD: Welches Zubehör ist sonst noch beliebt?
Robert Bauer: Fast alle Maschinen werden mit Handschalen und Sturzpads ausgestattet.
MOTORRAD: Aha, auffällig …
Robert Bauer: Nun ja, wie schon gesagt, es sind halt viele unsichere Einsteiger und Wiedereinsteiger. Und die Jungen, etwas Wilderen wissen schon, warum Sturzpads für sie Sinn machen. [lacht]
MOTORRAD: Sonst noch öfters auftauchende Probleme?
Robert Bauer: Kaum. Der Tacho und die Blinker sind leider nicht immer gut gegen Wasser abgedichtet. Die Blinkergläser sind dann beschlagen, und der Tacho hat Fehlfunktionen oder fällt ganz aus. Das wäre so eine typische Schwachstelle. In Anbetracht der relativ großen Anzahl an verkauften Exemplaren der KTM 390 Duke handelt es jedoch eher um Einzelfälle.
MOTORRAD: Wie steht es denn generell um die Qualität bei der in Indien produzierten KTM 390 Duke?
Robert Bauer: Als Mechaniker erkennt man beim genauen Hinsehen auf bestimmte Details, dass KTMs aus Österreich doch ein wenig akkurater verarbeitet sind. Aber die „indische Qualität“ kann sich auch sehen lassen, zumal in der Regel alles gut und problemlos funktioniert. Am Anfang gab es bei der 125er aus Indien ein paar Kinderkrankheiten. Aber KTM hat schnell daraus gelernt, und bei der erst später auf den Markt gebrachten 390er wurden diese Fehler schon längst ausgemerzt. Insgesamt ist die kleine KTM 390 Duke ein solides Motorrad.
2013: Markteinführung der in Indien gefertigten KTM 390 Duke. Der Einzylinder-Viertakter mit 44 PS steckt im Stahl-Gitterrohrrahmen aus der seit 2010 angebotenen KTM 125 Duke. Gesamtgewicht vollgetankt: 152 kg. Eine neu designte Aluschwinge sowie straffer abgestimmte Federelemente von WP Suspension unterscheiden die 390er außerdem von der 125er. Wegen zu niedrigem Leistungsgewicht bei offener Leistung dürfen Stufenführerscheinbesitzer nur mit maximal 41 PS fahren. Weitere Leistungsvariante: 33 PS. Zulassungszahlen in Deutschland: 384 Stück. Farbe: Weiß mit Schwarz und Orange. Preis: 4955 Euro.
2014: Neue Farbe: Schwarz (mit Orange), Weiß bleibt außerdem im Angebot. Zulassungszahlen in Deutschland: 1482 Stück. Preis: 4995 Euro.
2015: Neue Führerschein-A2-Variante mit 41 PS. Neu: Anti-Hopping-Kupplung. Zulassungszahlen in Deutschland: 1394 Stück.
Farben und Preis unverändert.
2016: Zulassungszahlen in Deutschland (Januar bis Juni): 981 Stück. Farben und Preis unverändert.
Tests in MOTORRAD
10/2013 (FB), 13/2013 (T), 14/2013 (KV), 13/2015 (VT), 12/2016 (VT)
FB = Fahrbericht, KV = Konzeptvergleich, T = Test, VT = Vergleichstest
Artikel-Download unter www.motorradonline.de/ekiosk
Internet
Fansites: www.duke390-forum.de
Gebrauchtangebote:
www.motorradonline.de/390duke_kaufen
Medien
Das Forum ist noch jung und ähnlich zierlich wie die Maschine, um die es geht. Dennoch: Für 390er-Freaks ist das so ziemlich die einzige Adresse, bei der man sich aktuelle Technik- und Tuning-Tipps abholen kann. Bei Themen wie „Kette spannen“ oder „Ölverbrauch“ erhalten gerade Einsteiger gute Ratschläge.
Kawasaki Z 300: Jünger als die KTM 390 Duke (seit 2015), wirkt aber ausgereifter und erwachsener. Gebrauchte Kawasaki Z 300 finden sich ab 3700 Euro.
Yamaha MT-03: Nicht zu verwechseln mit der neuen Zweizylinder-MT-03. Die Eintopf-Yamaha (2005 bis 2013) ist günstig und gut. Erhältlich ab 2200 Euro.
Honda CB 500 X: Seit 2013 auf dem Markt. Ultrasolide, voll einsteiger- und tourentauglich. Gut für Fahrer mit langen Haxen. Prima Deal! Ab 3000 Euro.
Derbi Mulhacen 659: Abseits vom Mainstream fahren: Die Spanierin (2007 bis 2011) mit Yamaha-Einzylindermotor gilt als zuverlässig. Ab 2500 Euro.