Die älteren unter uns werden sich noch daran erinnern verbleiten Sprit getankt zu haben. Seit 1923 wurde Blei dem Benzin zugemischt. Die tödliche Wirkung war bereits ab 1924 bekannt, trotzdem war verbleiter Sprit ein probates Mittel konstruktive Mängel im Otto-Motor geschickt zu überspielen. Eigentlich wurde der Zusatz bereits 1925 gerichtlich verboten, doch die US-Regierung hob das Urteil 1926 auf. Mit Einführung von 3-Wege-Kats ab 1970 wurde die Luft für das Schwermetall im Kraftstoff dünner, 1988 brachte das Aus im Normalbenzin in Deutschland, 1996 war dann im Super Schluss. 2021 ist das Benzin endgültig frei von Blei: Algerien hat als letztes Land weltweit überhaupt den Verkauf von verbleitem Benzin eingestellt. Die Fotoshow zeigt 10 Weisheiten zum Thema Benzin.
Warum Blei?
Im Grunde war Blei die Lösung für ein konstruktives Problem von Otto-Motoren, die auch heute noch funktionieren würde: Mit immer höher verdichtenden Motoren stieg in den ersten Dekaden des alten Jahrhunderts die Gefahr des Klopfens. Also: Gemisch, dass sich während der Verdichtung selbst entzündet und den Motor mittelfristig zerstört. Tetraethylblei bremst diese ungewollte Reaktion, was den Motor schützt und im Grunde durch die Erhöhung des Wirkungsgrades des Motors auch die Umwelt. Paradox: Hochgiftiger Stoff schützt die Umwelt. So die Argumentation der Unterstützer, als 1925 das Aus des Bleis verfügt wurde und die US-Regierung auf Druck der Industrie das Urteil 1926 aufhob. Ein positiver Nebeneffekt des Bleis ist der Aufbau einer Oxidschicht auf dem Ventilsitz des Auslassventils in Zylinderköpfen aus Eisen oder Stahl, was Motorenbauer vor der Pflicht von gehärteten Ventilsitzen befreite.
Katalysatoren und Blei
Mit dem Wissen, dass Verbrennungsabgase Schadstoffe wie Kohlenwasserstoff, Stickoxid und Kohlenmonoxid enthalten und der Vormarsch von geregelten Katalysatoren war Blei ab 1970 kein Problemlöser mehr, sondern ein Problem: Die Bleioxide lagern sich im Kat ab und senken die Wirkung der Abgasreinigung. 1988 wurde in Deutschland verbleites Normalbenzin verboten, 1996 war bei uns Schluss mit Blei im Super-Benzin. In Nord-Korea wurde bis 2016 Blei angeboten, Algerien hat den Verkauf kürzlich eingestellt.
Blei tötet
Es ist keine Neuigkeit: Blei ist ein Schwermetall und die sind meistens giftig. Für alles und jeden was damit in Berührung kommt. Blei schädigt den Körper massiv, setzt sich dauerhaft im Boden ab, schwimmt unauffällig im Wasser und fliegt im Abgas durch die Luft. Es steht neben der akuten Bleivergiftung, die tödlich enden kann, im Verdacht die geistige Entwicklung von Kindern dauerhaft zu schädigen und fördert das Risiko von Herz- und Schlaganfällen sowie Krebserkrankungen. Laut UN können mit dem globalen Aus von Blei im Kraftstoff gut 1,2 Millionen Menschenleben jährlich gerettet und gut 2 Billionen Euro im Gesundheitssystem gespart werden.
Oldtimer tanken "Blei"
Erneut werden sich die älteren erinnern, darunter auch der Chronist: Oldtimer und Youngtimer der 1970er und frühen 1980er verlangen mitunter verbleites Benzin. Mittels kleiner Additiv-Flaschen kann beim Tanken von Normal oder Superbenzin der vermeintliche Schutz der Ventilsitze wiederhergestellt werden. Blei wird dazu allerdings nicht mehr genutzt, die Schutzwirkung der verwendeten Additive beziehungweise das Schutzbedürfnis von Motoren ist umstritten.
Fazit
98 Jahre lang wurde Blei verwendet, um Motoren zu schonen. 97 Jahre lang war bekannt: Das Zeug ist hochgiftig. Algerien hat Verkauf von verbleitem Benzin 2021 als letztes Land weltweit eingestellt. In Deutschland ist Blei im Sprit seit 1996 gänzlich verboten. Die UN schätzt 1,2 Millionen Menschenleben werden so jährlich gerettet und gut 2 Billionen Euro Gesundheitskosten gespart. Vom Schutz der Umwelt durch weniger Gift in Erde, Wasser und Luft mal ganz zu schweigen.