Keine Frage. In Sachen Markenverbundenheit und Kaufkraft ist der deutsche Motorradmarkt hochinteressant. Besonders für Hersteller, die traditionell hubraumstarke und hochtechnisierte Maschinen anbieten, ist Deutschland mit insgesamt gut 230.000 neuzugelassenen Zweirädern über alle Klassen hinweg ein attraktiver Markt.
In Europa noch stark
Im europäischen Vergleich der reinen Zulassungszahlen sind die gut 230.000 Neuzulassungen in Deutschland ein Wort und zwischen Frankreich (285.000 Stück) und Italien (220.000 Stück) stehen "wir" damit auf dem Podest. Wobei die Zuwächse in Deutschland von gut 18 Prozent den Vergleich mit Italien und dem dortigen Minus von sechs Prozent nur verzerrt darstellen. Überhaupt sind Märkte die 2020 deutlich wachsen konnten, selten. In Europa kann hier noch die Schweiz hinzugezählt werden. Auf der anderen Seite sind die Verluste in Europa selbst mit neun Prozent in Spanien oder acht in Frankreich noch gering. Zum Vergleich: 2020 verliert der eigentliche Wachstumsmarkt Indien mit 23,3 Prozent fast ein Viertel des jährlichen Volumens, was das Ergebnis auf immer noch absurd klingende 14,8 Milllionen Einheiten drückt.

Amerika zeigt sich 2020 finster
Auf dem amerikanischen Kontinent und dessen Zweiradmärkten hat 2020 tiefe Furchen gezogen. Wachstum war hier durchgehend nicht zu messen. Absolute Zahlen aus den USA liegen derzeit noch nicht vor, Prognosen gehen aber von knapp 780.000 Einheiten oder einem Minus von gut neun Prozent aus. Denen gegen über stehen aber bis zu 26 Prozent Wachstum bei den ATVs. Stark mitgenommen wurden besonders die lateinamerikanischen Staaten, wo in Argentinien (260.000), Mexiko (800.000) und Kolumbien (520.000) je gut 20 Prozent an Verlusten zu beklagen sind. Aber auch Brasilien (900.000) büßt runde 15 Prozent Volumen ein. (Zulassungszahlen 2020 in Klammern).

Über den Pazifik in ganz andere Welten
Zunächst Taiwan: Mit gut 24 Millionen Einwohner auf der Fläche eines Zehntels der Bundesrepublik war 2020 dort ein Zweiradjahr. Knapp 900.000 Zweiräder oder drei Prozent mehr wurden hier neu registriert. Den größten Marktanteil mit gut 30 Prozent hält Kymco. Klar, dass es sich hierbei zum überwiegenden Teil um Roller und Kleinvolumiges dreht, aber zeigt doch schon diese Zahl mit was sich die Hersteller in Wirklichkeit beschäftigen müssen: Verfügbarkeit. Die Rechnung ist einfach: In Taiwan werden pro Kalendertag knapp 2.500 Zweiräder verkauft. In Deutschland eben nur 640 und selbst das kann bei Lieferengpässen schon mal für Unmut sorgen. Und Taiwan ist ein kleiner Markt in Asien: Weniger als fünf Tage benötigt der chinesische Markt, um die Jahres-Gesamtabsatzzahlen von Deutschland zu erreichen. Kopfrechner wissen nun sofort, dass 2020 in China gute 16 Millionen Zweiräder (+1% ) neu zugelassen wurden, gut 44.000 am Tag. Das kann keiner toppen. Kurz dahinter folgt Indien mit 14,8 Millionen prognostizierten Neuzulassungen in 2020, trotz der heftigen 23,3 Prozent Verlust in 2020.

Starke Märkte, starke Produzenten
Beim weiteren Blick auf den asiatischen Markt fallen zwei Länder besonders auf. Thailand und Indonesien. Letzteres kann mit gut 4,5 Millionen Neuzulassungen mit Fug und Recht als Riese bezeichnet werden, musste 2020 aber einen Rückgang von 34 Prozent der Absätze hinnehmen. Interessant dabei. Zeitgleich wurden gut sechs Millionen Einheiten im Land hergestellt. In den Export gehen also die wenigsten. Übrigens möchte die indonesische Regierung bis 2025 pro Jahr 10 Millionen Zweirädern produzieren und nur eine Million davon in den Export geben. Ähnlich sieht es in Thailand aus. Hier decken sich die Produktionszahlen von gut zwei Millionen Zweirädern in etwa mit den Zulassungszahlen 2020. Die Top 5 der Länder mit den höchsten Motorradproduktionszahlen sind (gerundet):
- China: 23 Millionen
- Indien: 20 Millionen
- Indonesien: 8 Millionen
- Vietnam: 3 Millionen
- Thailand: 2 Millionen
Fazit
Es ist keine Überraschung, international gesehen ist der deutsche Motorradmarkt nur einer von vielen. In Europa ist die zuletzt wachsende, deutsche Motorradmeinung aber viel wert und auch die stetigen Weiterentwicklungen der Hersteller von Modellen hauptsächlich für den nicht-asiatischen Markt zeigt, dass die Meinung der "kleinen" Märkte zählt. Immer schön weiterfahren.