So wird intern-inoffiziell der kommende Supersportler von BMW genannt. Die Zahlen stehen für die Leistung und das Gewicht. Aprilia steckt sich bei der 1000er-V4 ähnlich hohe Ziele, und auch bei Buell steht ein atemberaubender Fortschritt ins Haus.
Bei der Premiere des Endurance-Boxers in Le Mans erhielt Max Neukirchner eine erste Offerte von BMW. Es wurde ihm angeboten, die Maschine beim 24-Stunden-Rennen in Oschersleben zu fahren. Doch in Wahrheit ging es wohl um etwas ganz anderes: um einen Einsatz in der Superbike-WM, und zwar auf einer 1000er-BMW. Bereits im Oktober dieses Jahres solle sie für einen Test bereit sein.
BMW K 1000 RS
Dieses frühe Datum ist die eigentliche Sensation. Zwar hatte MOTORRAD schon gerüchteweise erfahren, BMW habe beim internationalen Motorradsportverband FIM und bei der amerikanischen AMA Startplätze für die Superbike-Rennserien 2008 beantragt, dieser Jahreszahl jedoch nicht viel Bedeutung beigemessen. Was über den in Entwicklung befindlichen Supersportler im Umlauf war, ließ eher auf einen späteren Termin schließen. Sämtliche Informationsschnipsel gewannen nun auf einen Schlag an Brisanz, zudem scheinen sie in einer Art magnetischer Selbstverstärkung neue Hinweise anzulocken.
Das Bild vom BMW-Supersportler, nennen wir ihn K 1000 RS, gewinnt also an Kontur. Und zeigt, dass BMW hier einen ganz anderen Weg geht als im Geländesport. Während dort ein in vielen Details ungewöhnliches Motorrad zum Einsatz kommt, setzen die Bayern beim Straßensportler auf moderne, allerdings konventionelle Technik: Vierzylinder-Reihenmotor, Alu-Brückenrahmen, Upside-down-Gabel, Kettenantrieb. BMW will sich aber auf Anhieb vor die in allen Details kontinuierlich weiterentwickelten japanischen Supersportler setzen. Wenn das Ziel 190/190 tatsächlich erreicht wird, werden die Bayern das auch schaffen.
Zurzeit scheint der Pegel jedoch noch bei 160/190 zu stehen, wobei mit 160 nicht das Gewicht gemeint ist. Wie das neben der Zeichnung von Stefan Kraft stehende Foto einer umgebauten Suzuki GSX-R 1000 zeigt, haben sich die BMW-Ingenieure nicht einfach so für bewährte Technik entschieden, sondern erst nach längeren Tests mit anderen Konzepten. Die GSX-R nämlich trägt keinen konventionellen Lenkkopf, sondern ist auf eine Tele- oder Duolever-Vorderradführung umgebaut. Sie hat wohl am Ende die Anforderungen nicht erfüllt und wurde verworfen. Doch die BMW-Suzuki zeigt noch eine weitere Auffälligkeit im Bereich des Getriebeausgangs. Diese erinnert an die merkwürdigen Schlauch- und Leitungsinstallationen des 990er-Dreizylinders, den Oral-Engineering für BMW konstruierte. MOTORRAD vermutet deshalb, dass die neue Supersport-BMW ähnlich wie die Yamaha FJR 1300 AS mit einer hydraulisch oder pneumatisch betätigten, halbautomatischen Schaltung, eventuell gar einer automatischen Kupplung ausgerüstet wird. ABS und eine weiterentwickelte Version der Antriebsschlupfregelung ASC dürften ebenfalls zur Hightech-Ausstattung der K 1000 gehören. Relativ sicher ist auch die Lage des Endschalldämpfers seitlich rechts neben dem Motorrad.
Seine Entwicklung ist mittlerweile über die Rennstrecke hinausgelangt. Wie jüngste Hinweise nahelegen, werden einzelne
Prototypen seit einigen Wochen im ganz normalen Straßenverkehr erprobt. Dennoch erscheint es wenig plausibel, dass die Serien-BMW schon im Frühjahr 2008 auf den Markt kommt. Realistischer ist ein Termin Ende August, nach den Werksferien. Auf jeden Fall könnte es sich für BMW- und Supersportler-Fans in nächster Zeit lohnen, die Augen offenzuhalten.
Buell XB12 RRS
Buell-Fans werden sich nicht mehr so lange gedulden müssen. Spätestens im August wird der Schleier von dem Motorrad gezogen, zu dessen Präsentation auf der Rennstrecke von Laguna Seca die Amerikaner bereits eingeladen haben. Ohne mehr über die Maschine zu erzählen. Dann muss das Mehr über die Neue eben aus inoffizieller Quelle kommen.
Sie wird einen in Zusammenarbeit mit Rotax neu entwickelten Motor besitzen, einen wassergekühlten 1200er-V2, der rund 150 PS drücken soll. Genug jedenfalls, um den Sportler auf 280 km/h zu beschleunigen. Mit dem bisherigen Aprilia-V2 von Rotax wird der 1200er nicht mehr viel zu tun haben. Wahrscheinlich haben die Motorenbauer statt des »Aprilia-Zylinderwinkels« von 60 Grad die für Buell typischen 45 Grad gewählt und zur Verbesserung der Laufkultur zwei Ausgleichswellen im Triebwerk untergebracht. So können Motor und Schwinge ohne die bisher nötigen Gummielemente zur Dämpfung auskommen, was die Stabilität des Fahrwerks fördert. Für weniger sportliche Modelle soll es eine luftgekühlte Variante des Aggregats geben.
Keine revolutionären Neuerungen sind bei der Konstruktion des Rahmens zu erwarten. Er wird im Nebenberuf als Benzintank fungieren, die Schwinge als Ölbehälter. Höchstens die Fahrwerksgeometrie ändert sich; ein flacherer Lenkkopf und mehr Nachlauf müssen die Geradeauslaufstabilität fördern. Die im vergangenen Jahr für die Daytona Speedweek präsentierte Renn-Buell XB RR gibt die Vorlage für das Design der neuen Sportlerin. Computerretuscheur Guerin hat sich lediglich erlaubt, den unförmigen Sitzbankhöcker etwas zierlicher zu gestalten. Sicher im Sinne der meisten Interessenten.
Aprilia RS 1000 V4
Für das computergenerierte Abbild der neuen Aprilia-V4 hatte Guerin gar eine höchst authentische, wenngleich fürchterlich grob verpixelte Vorlage: das Handyfoto eines Designmodells. Es beweist, dass bei Aprilia tatsächlich eine neue Zeit anbricht. Während die RSV-1000-Modelle ziemlich hoch aufragen, erscheint die 1000er-V4 niedrig und lang, ähnlich einer Ducati Desomosedici, nur kantiger. Ob die Lackierung des Serienmotorrads tatsächlich in Variationen von freundlichem Stein- und Mausgrau gehalten sein wird, ist jedoch fraglich. Hier und da ein kräftigerer Farbakzent wäre schon schön.