Polo Motorrad insolvent: Löhne nur noch bis Januar 2026 gesichert

Polo Motorrad beantragt Insolvenz-Verfahren
Löhne nur noch bis Januar 2026 gesichert

ArtikeldatumVeröffentlicht am 19.11.2025
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Polo Store-Konzept
Foto: Polo

Jüchen, 18. November 2025 – Die Polo Motorrad und Sportswear GmbH hat beim Amtsgericht Mönchengladbach ein Eigenverwaltungsverfahren beantragt. Damit soll die geordnete Fortführung des Unternehmens unter Insolvenzrechtsschutz ermöglicht und eine Sanierung in die Wege geleitet werden.

Rund 700 Beschäftigte bei Polo

Laut Polo läuft der operative Geschäftsbetrieb in Jüchen sowie in allen Filialen in Deutschland im vorläufigen Verfahren regulär weiter. Die Löhne und Gehälter der rund 700 Beschäftigten sind über das Insolvenzgeld bis einschließlich Januar 2026 gesichert. Die Mitarbeitenden wurden über die Entscheidung informiert.

Branchenweite Kaufzurückhaltung

Als Grund für den Antrag nennt Polo die aktuell angespannte gesamtwirtschaftliche Lage: Trotz guter Umsatzentwicklung setze eine branchenweite Kaufzurückhaltung die Liquidität unter Druck. CEO Andrew Thorndike erklärte, das gerichtliche Verfahren sei nötig, um das Unternehmen langfristig zu entschulden und unabhängiger zu machen. Gleichzeitig betont er, dass Polo sich in den vergangenen Jahren bereits zu einem großen Teil aus eigener Kraft saniert habe, etwa durch den Ausbau der Eigenmarken.

Begleitet wird der Sanierungsprozess von einem spezialisierten Team unter Leitung von Prof. Dr. Volker Römermann, Rechtsanwalt und Vorstand der Römermann Rechtsanwälte AG. Gemeinsam mit der Geschäftsführung soll ein langfristiges Zukunftskonzept erarbeitet werden. Römermann hebt hervor, dass das Eigenverwaltungsverfahren die strukturierte Sanierung mit Gläubigern ermögliche, Arbeitsplätze gesichert und das Vertrauen von Kunden und Geschäftspartnern geschützt werden sollen.

Schweiz und Österreich bisher nicht betroffen

Nach derzeitigen Planungen sind die Polo-Gesellschaften in der Schweiz und Österreich zunächst nicht Teil des Verfahrens und bleiben davon unberührt.

Unternehmensprofil Motorrad-Zubehör

Die Polo Motorrad und Sportswear GmbH wurde 1980 gegründet und hat ihren Sitz in Jüchen. Mit rund 700 Mitarbeitern in Deutschland zählt das Unternehmen zu den führenden Händlern für Motorradbekleidung, Technik und Zubehör. Es betreibt Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie einen eigenen Online-Shop.

Frühere Insolvenz von Polo

Bereits in der Vergangenheit war Polo in einem Insolvenzverfahren: Im Jahr 2012 meldete das Unternehmen Insolvenz an. Der vorläufige Insolvenzverwalter betonte damals, dass eine Fortführung des Geschäftsbetriebs möglich sei, unter anderem aufgrund der Unterstützung von Lieferanten und Banken. Später übernahm die Beteiligungsgesellschaft Paragon die Polo Motorrad GmbH.

  • Dezember 2011/Anfang 2012 — Insolvenz/Investorenkauf: Polo meldete im Dezember 2011 die Insolvenz an; im Frühjahr 2012 erwarb ein Investorenkonsortium unter Federführung von Paragon Partners (mit Tempus Capital als Co-Investor) die operativen Einheiten bzw. Vermögenswerte und setzte eine Neugründung/Übertragung um.
  • 2012–2015 — Restrukturierung/Neuaufstellung: In den Jahren nach der Übernahme erfolgte eine umfassende Umstrukturierung und Reorganisation des Geschäfts.
  • 2015 — Verkauf an Equistone: Die von Paragon/Tempus gehaltene Beteiligung an Polo wurde Anfang 2015 an Equistone Partners Europe veräußert.
  • 2020 — belastende Phase: Die Corona-Pandemie wirkte sich auch auf Polo aus (Umsatzrückgang/Schwankungen, erhöhte Warenbestände). Herausfordernde Phase, aber keine Insolvenz.
  • November 2025 — aktueller Eigenverwaltungs-Antrag: Polo hat ein Eigenverwaltungsverfahren beantragt; Geschäftsbetrieb und Lohnzahlungen seien vorerst gesichert (Pressemitteilung vom 18.11.2025).

Fazit