Schlagzeilen hat die Rekluse-Kupplung zuletzt gemacht, als MV Agusta sein Tourensportmodell Turismo Veloce 800 Lusso SCS Mitte 2018 mit der Fliehkraftkupplung serienmäßig ausgerüstet hat.
Abwürgen unmöglich
Entwickelt wurde die Fliehkraftkupplung vom US-Hersteller Rekluse. Entsprechende Systeme sind schon seit Jahren im Enduro- und Crosssport im Einsatz, weil damit ein Abwürgen des Motors quasi unmöglich ist. Per Zentrifugalkraft gesteuert, ermöglicht sie zudem ein sanftes Einkuppeln. Das gilt natürlich auch für Straßenmodelle. Ein weiterer Komfortgewinn ist, dass bei laufendem Motor und eingelegtem Gang an der Ampel keine Kupplung mehr gezogen werden muss. Das System trennt den Kraftschluss automatisch. Damit entfällt auch die an verschiedenen Modellen schwierige Leerlaufsuche. Zum Anfahren reicht es einfach Gas zu geben.
Schalten wie gewohnt
Wer also viel im Stopp-and-Go-Verkehr oder im Stadtverkehr gezwungen ist mit extrem niedriger Geschwindigkeit unterwegs zu sein, wird kupplungsseitig komplett entlastet. Alle weiteren Gangwechsel werden wie gehabt mit Kupplungseinsatz durchgeführt, denn anders als bei einer Wandlerautomatik oder einem Doppelkupplungsgetriebe wechselt das Rekluse-System nicht selbstätig die Gänge. Ist ein Quickshifter verbaut, kann – je nach System – auch hier der Kupplungshebel ignoriert werden. Notwendig ist das Ziehen der Kupplung allerdings zum Einlegen eines Gangs und zum Starten des Motors.
Weil Rekluse zudem auf Reibscheiben mit Stahlkern setzt, können diese dünner ausfallen, ergo passen mehr Scheiben ins Kupplungspaket und sollen so mehr Drehmoment übertragen können. Auch verspricht Rekluse eine geringere Wärmebelastung für die Stahlscheiben und dadurch eine verringerte Fadingneigung.
Anschieben geht nicht mehr
Die Rekluse-Kupplung bietet aber nicht nur Vorteile. Wer zwischendurch doch mal wieder wie gewohnt mit dem Handhebel einkuppeln möchte, wird einen definierten Druckpunkt vermissen. Auch ein Anschieben des Motorrads bei leerer Batterie ist nicht mehr möglich. Natürlich spielt auch der Preis für eine Rekluse-Kupplung, die mit hydraulischer und Seilzug-Ansteurung kombiniert werden kann, eine gewichtige Rolle. Der deutsche Importeur Extracross aus dem bayerischen Fridolfing berechnet je nach Modell zwischen 690 und 999 Euro ohne Einbau.
Für viele populäre Modelle verfügbar
Verfügbar sind Rekluse-Kupplungskits nicht nur für Enduro- und Crossmodelle, auch zahlreiche Straßenmodelle finden sich in der Ausstattungsliste. So können unendlich viele Herley-Maschinen damit nachgerüstet werden, aber unter anderen auch 650er-Kawasaki-Twins, BMW-Twins von 650 bis 800 cm³ Hubraum, 1200er und 1250er BMW-Boxer, Yamaha-Modelle mit dem 700er-Zweizylinder, sowie Suzuki-Modelle mit dem 650er-V2.