Träge, fett, unhandlich. Diese Vorurteile sind schnell zu hören, wenn die Gesprächsrunde an Stammtischen oder Treffpunkten beim Thema »Chopper und Cruiser« ankommt. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen: Chopper und Cruiser sind träge, fett und unhandlich wenn man es rein objektiv und vom Sattel eines schnörkellosen Allround-Motorrads aus betrachtet. Das Problem ist aber: Aus dieser Perspektive darf man diese Maschinengattung nicht betrachten.
Sollte man sich als Genrefremder zum ersten Mal in den Sattel eines Lowriders schwingen, muss man zunächst sämtliches Wissen und alle Erfahrung in puncto Zweirad auf null setzen. Quasi die Reset-Taste drücken. Vergessen Sie den Wunsch, sich flott durch Kurven zu schwingen. Vergessen Sie überhaupt die Suche nach einer kernigen Schräglage. Vergessen Sie erst recht die Sucht nach Highspeed. Das, was gemeinhin den Reiz des Motorradfahrens ausmacht auf einem Flacheisen werden Sie dieses kaum finden. Dafür aber eine Erlebniswelt der ganz anderen Art.
Das Grummeln in der Magengegend, wenn ein mächtiger V-Motor zum Leben erwacht. Das Gefühl von Gelassenheit, wenn bereits beim Losrollen die letzte Gangstufe eingelegt werden kann. Machen Sie eine Probefahrt und vergessen Sie dabei nicht, einen Jethelm aufzusetzen. Ein Integralhelm würde Ihr breites Grinsen nur unnötig einengen.
In dieser Gebrauchtberatung haben wir sieben unterschiedliche Typen von sieben Herstellern zusammengefasst. Klassiker wie die Harley-Davidson Fat Boy oder die Yamaha XV 1600 Wild Star sind genauso dabei wie die beiden Paradiesvögel BMW R 1200 C und Triumph Rocket III. Neu war keiner dieser Großraum-Cruiser mit Preisen zwischen 10 000 und 20 000 Euro als Schnäppchen zu erstehen. Dafür aber als Gebrauchte. Denn Chopper und Cruiser werden fast immer in einem außergewöhnlich guten Pflegezustand angeboten. Noch dazu mit einer extrem geringen Laufleistung. Das sind Pluspunkte, die man auf dem Gebrauchtmarkt normalerweise nicht so einfach geboten bekommt. Dennoch ist auch Vorsicht geboten. Chopper und Cruiser sind gern genommene Umbauobjekte und im Original-Zustand schwer zu bekommen. Worauf Sie beim Kauf achten sollten, steht auf Seite 80.
Und nun halten Sie sich fest und ziehen den Kinnriemen strammer. Wir drücken auf den Startknopf. Mächtige Motoren erwachen und zaubern drehmomentgewaltige Striche auf den Asphalt. Willkommen in der fetten Welt der Cruiser.
Suzuki VL 1500 Intruder
Mit dem Vorgängermodell VS 1400 heizte Suzuki den Amerikanern so richtig ein. Bis dahin war die Welt der »echten« Chopper eine amerikanische Domäne. Mittels Kampfpreis (6000 Euro unter einer vergleichbaren Harley) und Kampfnamen Intruder (zu deutsch »Eindringling«) wollte man die Chopper-Fans auf die fernöstliche Seite ziehen. Was sehr gut geklappt hat: Über 20 000 klassische Intruder sind hierzulande immer noch unterwegs. Der 1998 gestarteten VL 1500 gab man ein deutlich barockeres Aussehen mit auf den Weg. Unter riesigen Kotflügeln rotieren mächtige Räder. Doch gerade das breite 150er-Vorderrad macht die VL sehr unhandlich. Zudem stemmt sie gegenüber der 1400er ein Mehrgewicht von über einem Zentner auf die Waage. Im Fahrbetrieb nerven aufgrund der geringen Schwungmasse bei untertourigem Fahren derbe Schütteleien, das üppige Sitzkissen erscheint auf langen Etappen eine Spur zu weich. Rund 6000 VL 1500 cruisen zurzeit über deutsche Straßen, die meisten von ihnen mit geringer Laufleistung und in einem top Pflegezustand.
Fazit: Suzukis Intruder-Reihe hat längst eine eigene Fangemeinde um sich geschart. Unterm Strich gilt die VL als sehr zuverlässig. Bei der Besichtigung sollte man aber unbedingt auf Ölundichtigkeiten an Motor und Kardanantrieb achten.
Daten Suzuki VL 1500 Intruder
Neupreis 1998: 9965 Euro
Motor: luft-/ölgekühlter Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, 1462 cm3, 50 kW (68 PS) bei 4800/min, 114 Nm bei 2300/min, Vergaser, keine Abgasreinigung, E-Starter, Fünfganggetriebe, Kardan.
Fahrwerk: Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Telegabel, Zentralfederbein, Scheibenbremse vorn und hinten, Reifen 150/80 H 16, 180/70 H 15.
Messwerte (MOTORRAD 4/1998): Gewicht vollgetankt 315 kg; Tankinhalt 15,5 Liter; Verbrauch 6,5 l/100 km (Normal); Höchstgeschwindigkeit 160 km/h; Beschleunigung 0100 km/h: 5,5 sek.
Stärken und Schwächen
+ Satter Durchzug
+ Komfortable Sitzbank für Fahrer und Sozius
+ Wartungsfreier Kardanantrieb
- Lasche Bremswirkung
- Unhandlich durch breites Vorderrad
- Schwer
Preise: Modelle der 1998er-Erstserie werden bei Schwacke mit rund 3600 Euro (bei 75000 Kilometer Laufleistung) notiert, 2002er-Modelle kosten nach Liste knapp 5600 Euro (42000 Kilometer). In der Realität liegen die Laufleistungen aber deutlich darunter. Privat- und Händlerangebote bewegen sich zwischen 5500 und 7500 Euro.
Tests in MOTORRAD*
4/1998 (T), 10/1999 (VT), 8/2002 (GK)
Was ist was? - Von Choppern und Cruisern
Breiter Hinterreifen, das Sitzkissen knapp über der Asphaltdecke, dazu flach angestellte Gabel und hoch gezogener Lenker. Das sind die wesentlichen Eckdaten eines klassischen Choppers. Massiv beflügelt wurde dieses Konzept vor knapp 40 Jahren durch den Kultfilm »Easy Rider«. Der Boom ließ nicht lange auf sich warten. In den Achtzigern setzte nahezu jeder Hersteller auf den Chopper, selbst Ducati war mit der 650 Indiana dabei. Heute sind waschechte Chopper nahezu ausgestorben. Einzig Harley-Davidson hat mit der Dyna Glide Street Bob noch einen Vertreter der alten Zunft im Programm. Ab Mitte der Neunziger haben sich die Cruiser entwickelt, die eine ähnlich lang gestreckte, flache Silhouette besitzen. Doch im Gegensatz zu den puristisch aufgebauten Choppern sind Cruiser mit ausladend geschwungenen Kotflügeln oder breiten Trittbrettern sehr üppig und barock ausstaffiert. Beide interpretieren das Thema Motorrad jedenfalls auf ganz eigene Weise. Auf den Punkt bringt es Bruce Willis in Tarantinos Kultfilm »Pulp Fiction«: »Das ist kein Motorrad, das ist ein Chopper, Baby!
Honda VTX 1800
Sie glänzte mit Honda-typischer Perfektion und etlichen Technik-Schmankerln, doch echte Cruiser-Fans schien das kaum zu berühren: Die 1800er-VTX entpuppte sich als Flopp. Laut Statistik des Kraftfahrt-Bundesamts sind offiziell knapp 800 Exemplare in Deutschland zugelassen, dementsprechend ruhig verläuft der Handel mit dem gebrauchten V-Zwo, der 2006 aus dem Programm genommen wurde. Eigentlich schade, denn der Motor des Powercruisers spielt mit mächtigen Leistungswerten auf, die so das Fazit im MOTORRAD-Top-Test »süchtig machen«. Gepaart wird das machtvolle Wummern mit einem sehr neutral agierenden Fahrwerk, das der VTX trotz ihrer 345 Kilogramm zur verblüffender Dynamik verhilft.
Fazit: Die VTX gibt es in der Regel als top gepflegte Gebrauchte. Sie ist ein echter Tipp für Freunde dynamischer Fahrkultur.
Tests in MOTORRAD* 17/2001 (TT); 19/2001 (VT); 17/2003 (VT)
Daten Honda VTX 1800
Neupreis 2001: 16 190 Euro
Motor: wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, 1795 cm3, 71 kW (97 PS) bei 5000/min, 156 Nm bei 3000/min, Einspritzung, geregelter Katalysator mit Sekundärluftsystem, E-Starter, Fünfganggetriebe, Kardan.
Fahrwerk: Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Upside-down-Gabel, Zwei-armschwinge, zwei Federbeine, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten, Single-CBS, Reifen 130/70 R 18, 180/70 R 16.
Messwerte (MOTORRAD 17/2001): Gewicht vollgetankt 345 kg; Tankinhalt 17 Liter; Verbrauch Landstraße 6,4 l/100 km (Normal); Höchstgeschwindigkeit 189 km/h; Beschleunigung 0100 km/h: 4,8 sek.
Stärken und Schwächen
+ Stabil bis Topspeed
+ Einfache Ölkontrolle
+ Wartungsfreier Kardanantrieb
- Setzt früh auf
- Handhebel nicht einstellbar
- Erfordert teils hohe Lenkkräfte
Preise: Die Gebrauchtpreise orientieren sich genau an den Schwacke-Vorgaben. Dort wird die 2001er-VTX für 8550 Euro (50 000 Kilometer) gelistet. 2006er-Modelle werden mit 13000 Euro angegeben (8000 Kilometer). Die realen Kilometerleistungen sind bei allen Baujahren meist nur vierstellig.
Kawasaki VN 1600
Long and low. Der Japan-Cruiser aus dem Hause Kawasaki braucht sich auch vor der »echten« Konkurrenz aus den USA nicht zu verstecken. Der Auftritt ist eigenständig und unterm Strich sehr harmonisch abgestimmt. Obwohl die VN mit 345 Kilogramm wahrlich kein Leichtgewicht ist, lässt sie sich zielgenau durch Kurven steuern. Zwar ist die Sitzposition selbst für Cruiser-Verhältnisse zu weit hinten angesiedelt, doch im Fahrbetrieb stört dies kaum. Mit den gemessenen 63 PS ist die Kawa nicht gerade üppig motorisiert und trotz kurzhubiger Aus-legung kein Ausbund an Agilität und Drehfreude. Dafür wirft die 1600er in der Paradedisziplin der Cruiser dem entspannten Gleiten bei niedrigen Drehzahlen ein mächtiges Brikett ins Feuer. Denn das Drehmomentmaxium von 127 Nm liegt bereits bei 2700/min an.
Fazit: satter Hubraum, reichlich Punch, mächtig viel Chrom. Die VN ist ein Tipp für Klassik-Fans.
Test in MOTORRAD* 9/2003 (VT)
Daten Kawasaki VN 1600
Neupreis 2003: 11395 Euro
Motor: wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, 1553 cm3, 49 kW (67 PS) bei 4700/min, 127 Nm bei 2700/min, Einspritzung, ungeregelter Katalysator mit Sekundärluftsystem, E-Starter, Fünfganggetriebe, Kardan.
Fahrwerk: Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Telegabel, Zweiarmschwinge mit zwei Federbeinen, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten, Reifen 130/90 H 16, 170/70 HB 16.
Messwerte (MOTORRAD 9/2003): Gewicht vollgetankt 345 kg; Tankinhalt 20 Liter; Verbrauch Landstraße 5,7 l/100 km (Normal); Höchstgeschwindigkeit 180 km/h; Beschleunigung 0100 km/h: 5,6 sek.
Stärken und Schwächen
+ Sehr bequeme Sitzposition
+ Fein ansprechendes Fahrwerk
+ Zielgenau zu steuern
- Giftige Hinterradbremse
- Motor zu soft abgestimmt
- Dürftiger Sound
Preise: Bei Schwacke beginnen die ersten Modelle bei rund 6700 Euro (33000 Kilometer). Junge Gebrauchte von 2006 werden mit 8800 Euro (8000 Kilometer) angegeben. Diese Preise werden auch tatsächlich verlangt. Allerdings bewegt sich die Kilometerleistung deutlich unter der Schwacke-Taxierung.
BMW R 1200 C
BMW ist bekannt für unkonventionelle Lösungen. So auch im Fall der R 1200 C. Und räumt ganz nebenbei mit dem Grundsatz auf, dass Chopper und Cruiser stets über einen V-Motor verfügen müssen. Aber nicht nur der Boxer sticht aus der Masse der Langgabel-Fahrzeuge heraus. Fahrwerksseitig vertritt BMW ebenfalls unkonventionelle Ansichten, indem die 1200er sehr offensiv die Vorderradführung per Telelever und am Hinterrad die Kardan-bestückte Einarmschwinge in Szene setzt. Der Paradiesvogel im Easy-Rider-Revier hat nicht nur James Bond im Dienste Ihrer Majestät zum Aufsatteln bewogen. Mit einem aktuellen Bestand von rund 10000 Maschinen inklusive des Sondermodells »Independent« (Einzelsitz, Alu-Räder, Windschild) stellt sie viele herkömmlich gestaltete Cruiser deutlich ins Abseits.
Fazit: Wer auf sattes Blubbern ab Standgas und niedertouriges Gleiten steht, sollte die Finger vom Boxer lassen. Wer aber einen dynamischen Cruiser mit präzisem Fahrwerk sucht, sollte eine Probefahrt vereinbaren.
Daten BMW R 1200 C
Neupreis 1997: 12207 Euro
Motor: luft-/ölgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor, 1170 cm3, 45 kW (61 PS) bei 5000/min, 98 Nm bei 3000/min, Einspritzung, geregelter Katalysator, E-Starter, Fünfganggetriebe, Kardan.
Fahrwerk: tragende Motor-/Getriebeeinheit, geschraubtes Rahmenheck, längslenkergeführte Telegabel, Einarmschwinge, Zentralfederbein, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten, ABS optional, Reifen 100/90 ZR 18, 170/80 ZR 15.
Messwerte (MOTORRAD 17/1997): Gewicht vollgetankt 277 kg; Tankinhalt 17 Liter; Verbrauch Landstraße 5,7 l/100 km (Super); Höchstgeschwindigkeit 168 km/h; Beschleunigung 0100 km/h: 4,7 sek.
Stärken und Schwächen
+ Wartungsfreier Kardan
+ Sportlich-straffes Fahrwerk
+ Auf Wunsch mit ABS
- Instrumente schlecht ablesbar
- Unbequemer Soziusplatz
- Nervige Vibrationen
Preise: Für eine BMW ist die R 1200 C erstaunlich günstig: Angebote beginnen ab 3500 Euro. Schwacke notiert den Cruiser ab 4300 Euro (83000 Kilometer). Junge Gebrauchte gibts ab rund 10000 Euro.
Tests in MOTORRAD*
17/1997 (T), 22/1997 (VT), 4/2004 (VT)
Auf zur Leistungsschau - Starke Typen
Die Zeiten, in denen sich Chopper- und Cruiser-Fans wegen mageren Leistungsangaben manch spöttische Bemerkung an Stammtisch oder Treffpunkt gefallen lassen mussten, sind längst passé. Heute dreht die Gemeinde kräftig am Quirl. Den Vogel hat Triumph mit der Rocket III abgeschossen. Mit 2,3 Liter Hubraum und 200 Newtonmeter Drehmoment haben die Briten die Latte sehr hoch gehängt. Da bleibt selbst für Tuner wie Triumph-Spezialist Palatina (Foto) wenig Spielraum. Aber auch die Japan-Konkurrenz hat mächtig aufgeholt. Als standesgemäß gelten mittlerweile Hubräume zwischen 1,8 und zwei Litern. Analog dazu wuchs die Leistung im Schnitt auf über 100 PS. Allerdings gilt es nach wie vor, diese Kraft souverän auf die Straße zu bringen. Insgesamt haben die Cruiser aufgrund guter Fahrwerke zwar an Fahrbarkeit zugelegt. Auch sind die Bremsen deutlich standfester geworden. Doch durch überbreite Reifen und geringe Schräglagenfreiheit wird die Agilität deutlich eingeschränkt. Bleibt als über-zeugendstes Argument der satte Punch, mit dem Powercruiser bereits ab Standgas losmarschieren.
Harley-Davidson Fat Boy
Auch die Fat Boy kann wie die BMW R 1200 C mit einer eindrucksvollen Filmkarriere glänzen. Allerdings nicht mit einem smarten Topagenten an Bord: Auf ihr durfte die protzende Muskelmasse eines Arnold Schwarzenegger alias Terminator Platz nehmen. Mit dementsprechender Kraft ist die mächtige Harley allerdings nicht gesegnet. Die erste Modellgeneration des fetten Burschen musste mit mageren 56 Pferdestärken auskommen, in der hubraumstärkeren zweiten Version wuchs die Leistung immerhin auf 64 PS an. Damit bleibt die Fat Boy in einer Spielzone, die weit unterhalb der aktuellen Powercruiser-Liga angesiedelt ist. Fahrdynamisch bewegt sich der Schlegel in einer ganz anderen Sphäre: Hier entdeckt man die Langsamkeit von Zeit und Raum. Großes Manko: die schwach ausgelegten Bremsen, die dem Vorwärtsschub des Kolosses nur sehr dürftig Einhalt gebieten. Was dem positiven Image nichts anhaben kann. Über 8000-mal ist die Harley bislang in Deutschland verkauft worden. Denn ihr Charme ist trotz dieser Macken überwältigend.
Fazit: Die Fat Boy schwebt in einer anderen Dimension. In puncto Fahrdynamik und Alltagstauglichkeit haperts gewaltig. Dafür bietet die Fat Boy ganz großes Kino. Ein Muss für Kult-Fans. Und obendrein eine gute Anlage: Der Wertverlust ist selbst nach Jahren minimal.
Daten Harley-Davidson Fat Boy
(Baureihe FXST, Modell Fat Boy Injection)
Neupreis 1990: 13750 Euro
Motor: luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, 1449 cm3, 47 kW (64 PS) bei 5400/min, 105 Nm bei 3000/min, Einspritzung, ungeregelter Katalysator,
E-Starter, Fünfganggetriebe, Zahnriemen.
Fahrwerk: Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Telegabel, Dreiecksschwinge, zwei Federbeine, Scheibenbremse vorn und hinten, Scheibenräder, Reifen MT 90 HB 16, 150 HB 16.
Messwerte (MOTORRAD 3/2003): Gewicht vollgetankt 326 kg; Tankinhalt 18,9 Liter; Verbrauch Landstraße 5,7 l/100 km (Super); Höchstgeschwindigkeit 173 km/h; Beschleunigung 0100 km/h: 5,4 sek.
Stärken und Schwächen
+ Höchster Kultstatus
+ Homogene Leistungsentfaltung
+ Letzter Gang mit Overdrive-Charakter
- Miese Bremsanlage
- Umständliches Startprozedere
- Seitenständer schwer erreichbar
Preise: Für ernsthaftes Feilschen um eine Fat Boy sollte man mindestens 9000 Euro einstecken. Darunter geht fast gar nichts. Das Gros der Angebote bewegt sich zwischen 11000 und 15000 Euro. Schwacke listet die 1997er-Fat Boy für 7000 Euro (83000 Kilometer), das Einspritzmodell mit 1449er-Motor beginnt laut Liste bei rund 11000 Euro (Baujahr 2001, 50000 Kilometer). Neu kostet die Fat Boy mittlerweile über 20000 Euro.
Tests in MOTORRAD*
22/1989 (T), 22/1999 (VT), 3/2003 (TT)
Triumph Rocket III
Entweder macht man eine Harley-Kopie, oder man geht seinen eigenen Weg. Erstere gibt es zur Genüge, und das zweite ist zufällig auch der Werbeslogan der englischen Motorradmarke Triumph. Ausflüge ins Chopper- und Cruiser-Segment hatte man bereits 2001 mit der Bonneville America gewagt. Doch Fans des Genres konnte der Paralleltwin mit 790 cm3 Hubraum nicht wirklich vom Hocker reißen. Triumphs Markenzeichen ist der Dreizylinder, weshalb es nahe lag, auch einen Cruiser mit diesem Motorenlayout zu bauen. Doch was dann 2004 ins Rampenlicht geschoben wurde, war, auf englisch gesagt, »shocking«: 2,3 Liter Hubraum, 140 PS und ein gigantisches Drehmoment von 200 Newtonmeter, das knapp über Standgas anliegt. So viel Kraft verlangt nach elektronischen Eingriffen. Per Motormanagement wird die Leistung in den ersten vier Gängen gekappt, um ungewollte Burnouts oder Rutscher beim Anfahren zu verhindern. Erst mal in Bewegung, gibt sich die Rocket erstaunlich agil, wird aber durch früh aufsetzende Rasten stark eingebremst.
Fazit: Die Rocket gehört nicht nur wegen ihrer Leistungsdaten zu den beeindruckendsten Motorrädern der Welt. Das XXL-Bike ist mehr als Show und könnte sogar Supersportfans in seinen Bann ziehen.
Daten Triumph Rocket III
Neupreis 2004: 17750 Euro
Motor: wassergekühlter Dreizylinder-Viertakt-Reihenmotor, 2294 cm3, 103 kW (140 PS) bei 4700/min, 200 Nm bei 2500/min, Einspritzung, geregelter Katalysator, E-Starter, Fünfganggetriebe, Kardan.
Fahrwerk: Brückenrahmen aus Stahl, Motor mittragend, Upside-down-Gabel, Zweiarmschwinge, zwei Federbeine, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten, Reifen 150/80 R 17, 240/50 R 16.
Messwerte (MOTORRAD 1/2006): Gewicht vollgetankt 361 kg; Tankinhalt 25 Liter; Verbrauch Landstraße 6,9 l/100 km (Super); Höchstgeschwindigkeit 216 km/h; Beschleunigung 0100 km/h: 3,4 sek.
Stärken und Schwächen
+ Durchzugsstarker, kultivierter Motor
+ Sehr agil zu fahren
+ Wartungsfreier Kardanantrieb
- Hohes Gewicht
- Geringe Schräglagenfreiheit
- Reagiert empfindlich auf Längsrillen
Preise: Knapp 18000 Euro für eine neue Rocket da lohnt der Blick auf den Gebrauchtmarkt. Dort gibt es nahezu neuwertige Raketen ab 13000 Euro. Schwacke gibt für das 2004er-Modell 12300 Euro an (24000 Kilometer). Einjährige werden für rund 15000 Euro gehandelt.
Tests in MOTORRAD*
16/2004 (T), 1/2006 (TT), 10/2006 (VT)
Achtung beim Customizing - Chrombaustelle
Chopper und Cruiser sind begehrte Umbauobjekte. Das zeigt auch der Blick auf den Gebrauchtmarkt: Eine unverbastelte Maschine im Originalzustand zu bekommen ist nahezu unmöglich. Gerade die japanischen Modelle werden zum Teil sehr stark modifiziert angeboten. Harley-Davidson sind meist mit reichhaltigen Extras aus werkseigener Produktion ausstaffiert. Grundsätzlich sollten Käufer genau prüfen, ob ihnen das zum Verkauf stehende Motorrad in dieser Form tatsächlich zusagt. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn der Umbau so umfassend ist, dass sich beispielsweise durch die Neugestaltung von Front und Heck das Fahrverhalten und der Komfort für den Piloten erheblich verändert haben. Besonders ärgerlich sind minderwertige Bauteile, bei denen plötzlich der Lack abblättert oder der Chrom abplatzt. Gut ist, wenn der Verkäufer nachweisen kann, aus welcher Produktion oder von welcher Marke die Anbauteile stammen und ob eventuell eine Fachwerkstatt den Umbau durchgeführt hat. Und es sollte ausführlich kontrolliert werden, ob die Anbauteile tatsächlich zugelassen sind. Im Zweifelsfall hilft eine Kontrollfahrt zu einer TÜV- oder Dekra-Prüfstelle.
Yamaha XV 1600 Wild Star
Entweder macht man eine Harley-Kopie, oder man geht seinen eigenen Weg. Erstere gibt es zur Genüge, und das zweite ist zufällig auch der Werbeslogan der englischen Motorradmarke Triumph. Ausflüge ins Chopper- und Cruiser-Segment hatte man bereits 2001 mit der Bonneville America gewagt. Doch Fans des Genres konnte der Paralleltwin mit 790 cm3 Hubraum nicht wirklich vom Hocker reißen. Triumphs Markenzeichen ist der Dreizylinder, weshalb es nahe lag, auch einen Cruiser mit diesem Motorenlayout zu bauen. Doch was dann 2004 ins Rampenlicht geschoben wurde, war, auf englisch gesagt, »shocking«: 2,3 Liter Hubraum, 140 PS und ein gigantisches Drehmoment von 200 Newtonmeter, das knapp über Standgas anliegt. So viel Kraft verlangt nach elektronischen Eingriffen. Per Motormanagement wird die Leistung in den ersten vier Gängen gekappt, um ungewollte Burnouts oder Rutscher beim Anfahren zu verhindern. Erst mal in Bewegung, gibt sich die Rocket erstaunlich agil, wird aber durch früh aufsetzende Rasten stark eingebremst.
Fazit: Die Rocket gehört nicht nur wegen ihrer Leistungsdaten zu den beeindruckendsten Motorrädern der Welt. Das XXL-Bike ist mehr als Show und könnte sogar Supersportfans in seinen Bann ziehen.
Daten Yamaha XV 1600 Wild Star
Neupreis 1999: 10545 Euro
Motor: luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, 1602 cm3, 46 kW (63 PS) bei 4000/min, 134 Nm bei 2250/min, Vergaser, keine Abgasreinigung, E-Starter, Fünfganggetriebe, Zahnriemen.
Fahrwerk: Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Telegabel, Dreiecksschwinge, Zentralfederbein, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten, Reifen 130/90 H 16, 150/80 H 16.
Messwerte (MOTORRAD 7/1999): Gewicht vollgetankt 335 kg; Tankinhalt 20 Liter; Verbrauch Landstraße 6,4 l/100 km (Normal); Höchstgeschwindigkeit 168 km/h; Beschleunigung 0100 km/h: 5,7 sek.
Stärken und Schwächen
+ Technisch anspruchsvoll konstruierter Stoßstangen-Motor
+ Gut ausbalanciertes Fahrwerk
+ Sauberer Zahnriemenantrieb
- Verlangt nach heftiger Schaltarbeit
- Lasche Bremse
- Getriebeprobleme
Preise: In der Schwacke-Liste taucht der erste Modelljahrgang von 1999 mit 4600 Euro (67000 Kilometer) auf, für das 2004er-Modell sind rund 7500 Euro (25000 Kilometer) zu veranschlagen. Das tatsächliche Angebot verzeichnet weniger Kilometer (maximal 30000) und höhere Preise (zwischen 6000 und 9500 Euro).
Tests in MOTORRAD*
7/1999 (T), 10/1999 (VT), 16/2001 (LT)
Vom Aussterben bedroht - Quo Vadis, Easy Rider?
Ein Blick auf die ewige Bestenliste würde obige Frage zunächst ad absurdum führen: Mit rund 46000 Exemplaren führt Yamahas XV 535 immer noch die aktuelle Bestandsliste der in Deutschland zugelassenen Motorräder an. Auch dahinter haben sich Modelle mit beachtlichen Stückzahlen etabliert: Suzukis VS 1400 Intruder bringt es genau wie Yamahas XVS 650 auf rund 19000 Maschinen, Suzukis LS 650 wird von 17000 Eignern bewegt, und von Kawasakis VN 800 sind knapp 14000 Exemplare unterwegs. Allein damit hat man locker die 100000er-Marke übersprungen. Allerdings spiegeln die Zahlen noch die Boomzeit der Chopper und Cruiser wider, als Händler sie landauf, landab wie geschnitten Brot verkaufen konnten. Die Zeiten sind definitiv vorbei. Statistisch kann sich diese Motorradgattung heute kaum noch in Szene setzen. Im Ranking der Neuverkäufe 2006 taucht die erste Vertreterin dieser Zunft erst auf Platz 25 auf (Harley-Davidson Dyna Glide Street Bob, 1400 Exemplare). Die nächsten folgen auf den Plätzen 41 (Suzuki M 1800 R, 850 Exemplare) und 52 (Kawasaki VN 900, 600 Exemplare). Trotzdem zeigt sich die Gemeinde der Chopper- und Cruiser-Fans sehr vital. Besonders die Veranstaltungen der Traditionsmarke Harley-Davidson (Faaker-See-Treffen, Hamburg-Harley-Days) erweisen sich als wahre Publikumsmagneten.