Das richtige Motoröl kaufen

Sowas von angeschmiert MOTORRAD-Ölfibel: Das richtige Motoröl kaufen

Wer ohne Vorkenntnisse das richtige Motoröl für sein Auto oder Motorrad finden will, darf nicht überall auf kompetente Beratung hoffen. Wir haben es ausprobiert.

MOTORRAD-Ölfibel: Das richtige Motoröl kaufen Eisele

Es gibt wohl kaum ein Thema, das bei Auto- und Motorradfahrern so viel Verwirrung stiftet wie die Frage nach dem richtigen Motoröl. Da die Technik immer komplexer wird, steigen auch die Anforderungen an die Öle. Vor allem die Autohersteller entwickeln daher eigene Hausnormen, die mit speziellen Codes auf den Etiketten vermerkt sind. Das soll die Suche nach dem richtigen Produkt erleichtern.

Was sich verbraucherfreundlich anhört, ist in der Praxis aber das Gegenteil. Denn oft gibt es bei den Herstellern nicht nur eine Hausnorm. Somit sind die Etiketten voll von Codes, weil die Ölproduzenten ihre Erzeugnisse in der Regel nicht nur für einen Hersteller anbieten. Wer nicht zufällig die richtige Ölnorm im Kopf hat, ist beim Kauf aufgeschmissen. Daher empfiehlt es sich, zuvor einen Blick in die Fahrzeugbedienungsanleitung zu werfen, denn hier ist die passende Norm vermerkt.

Oder man wendet sich vertrauensvoll an den Fachhandel, so wie wir es taten. Für einen alten BMW Dreier suchten wir den passenden Schmierstoff. Erste Anlaufstelle: eine Tankstelle mit Tankwart-Service. Zielsicher greift der Profi ins Regal: "Hier unser 5W-40, das ist das Beste für Ihren Motor." Doch der Preis von fast 30 Euro pro Liter ist uns zu hoch. Immerhin ist der BMW acht Jahre alt und hat über 100 000 Kilometer auf dem Buckel. Der Tankwart verweist auf den Ölzettel im Motorraum: "Sehen Sie, beim letzten Ölwechsel wurde auch das gute 5W-40 eingefüllt." Er hat nicht Unrecht. Wir vermerken im Protokoll: "verständliche Beratung".

Das ist nicht überall so, hinter dem breiten Tresen der nächsten Tanke rotiert eine Studentin zwischen Kaffeebechern, Gebäckauslage, Zigarettenregal und Tankkasse: „Ja, Öl steht draußen im Regal, schauen Sie doch schon mal in die Liste.“ Weitere Hilfe gibt es nicht. Auf Nachfrage wird auf den Kollegen verwiesen, doch der hat erst am Nachmittag Dienst.

Defizite in der Beratung

Das Beratungsergebnis im Baumarkt um die Ecke? Da ist kein Berater. Die Kinder, die früher die Besten beim Versteckspielen waren, arbeiten heute offensichtlich hier. "Ja, der Mitarbeiter der Eisenwarenabteilung kommt gleich zu Ihnen", so die Dame an der Infotheke. Dort wäre er besser auch geblieben. Sein Hinweis "Verschiedene Öle dürfen Sie keinesfalls mischen, da geht der Motor kaputt", ist schlicht falsch. Bei vergleichbarer Viskosität und besser noch identischer Ölnorm kann sehr wohl ein Produkt anderer Herkunft eingefüllt werden.

Was hinter diesen genormten Kenngrößen steckt, erklärt Harry Hartkorn, Chef-Anwendungstechniker bei Liqui Moly: "Die Viskosität beschreibt, wie dünn- respektive dickflüssig ein Öl ist. So kann ein gewöhnliches Mehrbereichsöl mit SAE 15W-40 bis minus 20 °C verwendet werden. Je kleiner die erste Zahl, desto besser ist die Fließfähigkeit auch bei sehr kalten Temperaturen. Moderne Synthetik-Leichtlauföle haben einen unteren Wert von 0W oder 5W, was einer Tieftemperatur-Eignung von minus 40 oder minus 35 °C entspricht und vor allem auf Kurzstrecken zu schnellerer Schmierung, weniger Verschleiß und einer gewissen Spritersparnis führt." Die zweite Zahl? "Sie gibt an, wie dickflüssig das Öl bei 100 °C ist, und lässt damit Rückschlüsse auf die Schmiersicherheit bei hohen Temperaturen zu. Je größer die Differenz der beiden Angaben, desto breiter ist der Anwendungsbereich. Allerdings sind in diesen Angaben noch keine Infos über die Ölqualität enthalten."

Welches Öl der alte BMW nun braucht, weiß der Baumarkt-Mitarbeiter nicht. Die am Regal hängende Zuordnungsliste bleibt unberührt – schade, sie informiert über die vorgeschriebene Ölqualität für das konkrete Modell. Nicht die Viskosität zählt, sondern die richtige Herstellerspezifikation.

Das weiß der Mitarbeiter eines anderen Baumarkts aus eigener Erfahrung: Ohne zu zögern begleitet er uns zum Wagen, schlägt im Bordbuch die Daten nach, gleicht sie mit der Zuordnungsliste ab und empfiehlt die richtige Ölqualität. "Hier unten am Etikett ist nachzulesen, welche Herstellernormen das Öl erfüllt", erklärt er. Tatsächlich, die geforderte BMW-Norm "Longlife 04" ist neben anderen Spezifikationen dort aufgedruckt. Perfekter Service.

Die nächsten Tankstellen bieten wiederum ein eher ernüchterndes Bild: kompetente Beratung beim Personal – Fehlanzeige. Mithilfe der ausliegenden Listen lässt sich aber meist ein passendes Öl finden – oft zum Literpreis von bis zu 30 Euro. Günstige Alternativen? An der Station ist da nichts zu machen: "Versuchen Sie es doch im Autozubehör-Fachhandel!" Bingo, der Mitarbeiter dort ist geschult: Hier gibt’s Öl für den BMW schon zum Literpreis von unter 15 Euro. Geht's noch günstiger? "In Ausnahmefällen, etwa beim einmaligen Nachfüllen mit Kleinmengen unter einem halben Liter, schon", meint der Verkäufer. "Wer aber aus Kostengründen größere Mengen ohne passende Herstellerfreigabe einfüllt, handelt fahrlässig."

Bei einigen modernen Autos muss das Öl je nach Einsatzbedingungen nur alle zwei Jahre oder nach 30 000 km gewechselt werden. Dazu sind aber spezielle und oft teure Longlife-Öle nötig, die auch beim Nachfüllen verwendet werden sollten. Das vermeidet Probleme, wenn ein möglicher Motorschaden nachweislich auf falsches Öl zurückzuführen ist.

Den besten Tipp gibt es an einer freien Tankstelle: "Schauen Sie doch ins Internet!", meint die Frau hinterm Tresen. Tatsächlich bieten die Seiten der großen Tankstellenketten wie Aral, Avia oder Shell wie auch die Schmierstoffexperten praktische Online-Ölwegweiser. Nach Eingabe weniger Daten aus dem Fahrzeugschein lassen sich so die richtigen Öle des jeweiligen Anbieters herausfiltern. Mittlerweile gibt es von einigen Ölproduzenten sogar spezielle Smartphone-Apps – Hersteller, Modell, Motorisierung und Baujahr wählen, mehr ist nicht nötig.

Motorrad: Infos wichtig

Liqui Moly
Einige Ölproduzenten bieten auch digitale Wegweise in Form von Apps an.

Gerade wenn es um Motorradöle geht, sind die Online-Führer, wie auch die Hotlines, ein Tipp. Denn an Tankstellen und im Baumarkt bekommt man hin und wieder den Rat, ein Auto-Motorenöl zu kaufen – keine gute Wahl, weil es nicht die Anforderungen eines Zweirad-Öls erfüllt. Denn anders als beim Pkw werden bei vielen Motorradmotoren auch Getriebe und Kupplung mit dem gleichen Öl geschmiert. Die JASO-MA-Norm geht auf diese Anforderungen ein.

Online-Wegweiser bieten übrigens im Zweiradbereich auch die Motorradzubehör-Anbieter wie Hein Gericke, Louis und Polo an. Wir sind überrascht: Öle, die an der Tanke pro Liter fast 30 Euro kosten, sind im Fachhandel oder im Internet oft für weniger als die Hälfte zu haben. Es lohnt also, sich frühzeitig mit der Frage nach dem richtigen Öl zu beschäftigen.

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