Oft mit Alkohol und ohne Helm: Tödliche Motorradunfälle in den USA

Tödliche Motorradunfälle in den USA
Mit Alkohol und ohne Helm

ArtikeldatumVeröffentlicht am 21.11.2025
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Motorradunfall
Foto: mhp - Fotolia

Die aktuellen Verkehrssicherheitsdaten des US-Verkehrsministeriums für das Jahr 2023 liefern ein deutliches Bild: Unter den tödlich verunglückten Motorradfahrern findet sich ein hoher Anteil an Fahrern, die entweder unter Alkoholeinfluss standen oder keinen Helm trugen. Im Zweifelsfall auch eine Kombination aus beidem, wie es Janaki Jitchotvisut in einem Artikel für die amerikanische Seite rideapart.com zusammenfasst.

Im Jahr 2023 kamen in den USA insgesamt 6.335 Motorradfahrer ums Leben – ein leichter Anstieg gegenüber 2022 (rund ein Prozent). Bezogen auf die Gesamtbevölkerung von etwa 350 Millionen Einwohnern in den USA entspricht dies einer Rate von ungefähr 18,1 Todesfällen pro eine Million Einwohner oder 1,81 Todesfällen pro 100.000 Einwohner. Deutschland verzeichnete im selben Jahr 550 Todesfälle bei Motorradfahrern, bei einer Bevölkerung von knapp 84 Millionen, was etwa 6,55 Todesfällen pro eine Million Einwohner oder 0,65 Todesfällen pro 100.000 Einwohner entspricht. Allerdings kann in dieser Statistik nicht berücksichtigt werden, wie hoch der Anteil der Motorradfahrenden an der Gesamtbevölkerung ist.

Alkohol – ein zentraler Faktor bei Motorradunfällen in den USA

Bei Unfällen mit zwei beteiligten Fahrzeugen wies ein Viertel der verunglückten Motorradfahrer zum Unfallzeitpunkt einen Blutalkoholwert von mindestens 0,08 g/dL (entspricht etwa 0,8 Promille) auf. Weitere sieben Prozent lagen zwischen 0,01 und 0,07 g/dL (0,1–0,7 Promille). Besonders auffällig: Bei Alleinunfällen war der Anteil alkoholisierter Motorradfahrer mit 41 Prozent noch höher.

Die Statistik zeigt damit, dass Alkohol in den USA nach wie vor eine wesentliche Rolle bei schweren Motorradunfällen spielt – hauptsächlich dann, wenn kein weiteres Fahrzeug beteiligt ist. Allerdings: In den USA liegt die Promillegrenze in den meisten Bundesstaaten bei Fahrern über 21 Jahre auch bei vergleichsweise hohen 0,8 Promille. In Deutschland liegt die gesetzliche Grenze bei 0,5 Promille, während es bis 21 Jahre und in der Probezeit 0,0 Promille sind.

Statistisch gesehen ereigneten sich die tödlichen Motorradunfälle mit Alkoholeinfluss am häufigsten bei Fahrern im Alter von 35 bis 39 und 45 bis 54 Jahren.

Helmnutzung: große Unterschiede zwischen den Bundesstaaten

Ein weiterer Schwerpunkt der Daten betrifft die Helmquote. Obwohl in manchen US-Bundesstaaten keine allgemeine Helmpflicht gilt, trugen rund 74 Prozent der tödlich Verunglückten einen DOT-konformen Helm. Gleichzeitig bedeutet dies jedoch, dass etwa 35 Prozent ohne Helm unterwegs waren.

Der Anteil der zu Tode gekommenen Motorradfahrer liegt in US-Staaten ohne Helmpflicht deutlich höher: In Illinois fuhren 60 Prozent der tödlich Verunglückten ohne Helm, in Indiana sogar 70 Prozent.

DOT, Snell oder ECE-NormIn den USA müssen Motorradhelme den Vorschriften des Department of Transportation (DOT) entsprechen. Die Snell-Norm hingegen ist eine freiwillige, strengere Zertifizierung, v. a. für Rennhelme. In Deutschland besteht für Motorradfahrer flächendeckend die Pflicht, einen "geeigneten Schutzhelm" zu tragen. Die ECE-Norm gilt zwar als Standard für die Helmherstellung und Zulassung in Europa, es ist aber gesetzlich nicht zwingend vorgeschrieben, dass Motorradfahrende einen Helm mit ECE-Prüfzeichen tragen müssen.

Kein Helm und Alkohol im Blut

Wer die Zahlen des Alkoholeinflusses und der Helmnutzung betrachtet, erkennt weitere Zusammenhänge: Unter den alkoholisierten Unfallopfern trugen nur 55 Prozent einen Helm, bei den nüchternen waren es etwa 70 Prozent.

Uneinheitliche Regelung, messbare FolgenIn den USA liegt die Zuständigkeit für die Helmpflicht bei den einzelnen Bundesstaaten. Während Kalifornien und New York eine allgemeine Helmpflicht haben, erlauben Staaten wie Florida oder Texas unter bestimmten Bedingungen einen Verzicht – etwa bei entsprechendem Alter oder Nachweis einer Versicherung. Die Folgen solcher Lockerungen sind drastisch: In Pennsylvania stiegen nach Abschaffung der Pflicht die tödlichen Motorradunfälle um über 30 Prozent an.

Welche Rolle spielt Alkohol bei Motorradunfällen in Deutschland?

Zu 2023 liegen uns dazu keine detaillierten Angaben vor. In älteren Berichten des Statistischen Bundesamts – etwa zum Jahr 2021 – wird der Anteil alkoholisierter Kraftradfahrer bei Unfällen mit Personenschaden mit etwa 1,5 % angegeben.

Weitere Kennzahlen aus den USA für die Statistik 2023

  • Todesrate pro gefahrene Meilen (ca. 1,6 km): 31,39 Todesfälle pro 100 Millionen Motorradmeilen (160 km) – im Vergleich zu 1,13 bei Pkw.
  • Unfallsituationen: 46 Prozent der tödlichen Zweifahrzeugunfälle entstanden durch links abbiegende Fahrzeuge, die den geradeaus fahrenden Motorradfahrer kreuzten.
  • Umgebung: 65 Prozent der Unfälle ereigneten sich in städtischen Gebieten, 56 Prozent bei Tageslicht und 97 Prozent bei klarem oder bewölktem Wetter.

Fazit