Einmal auf dem Motorrad um die Welt. Dieser Traum von Lea Rieck wird jetzt Wirklichkeit. Triumph Deutschland unterstützt sie mit Hardware und Schulungen. MOTORRAD begleitet Lea bei ihrer Technik-Taufe in der Triumph-Werkstatt.
Einmal auf dem Motorrad um die Welt. Dieser Traum von Lea Rieck wird jetzt Wirklichkeit. Triumph Deutschland unterstützt sie mit Hardware und Schulungen. MOTORRAD begleitet Lea bei ihrer Technik-Taufe in der Triumph-Werkstatt.
Der Stecker will nicht. Lea zieht, drückt und kneift, doch das schwarze Kunststoffteil unter dem Tank der Tiger rührt sich nicht. Peter Höfner, Werkstattleiter bei Triumph Deutschland, führt jetzt gefühlt zum zehnten Mal vor, wie leicht sich der Stecker für Spritpumpe und Tankanzeige abziehen lässt. „Wir geben nicht auf“, sagt Peter, den alle Pit nennen. Seine Stimme klingt sanft, aber bestimmt. „Wenn du irgendwo alleine in der Wildnis stehst, ist es besser, du schraubst, statt stundenlang rumzufluchen“.
Das sieht Lea ein. Bisher hat sie sich nicht dumm angestellt. Wundert sich nur, wie viele Schrauben zu lösen sind, bis all die Verkleidungsteile demontiert sind. „Die müssen runter, sonst können wir den Tank nicht abnehmen“, sagt Pit. Und weil er Lea zeigen will, wie sie Kerzen und Luftfilter wechseln kann, muss die Tiger gestrippt werden. Koste es, was es wolle. Der Meister wird nicht müde, Lea zu motivieren. Endlich! Ein sattes „Plopp“ und der Stecker kommt frei. Alle sind erleichtert. Pit hilft beim Abnehmen des Spritfasses, dann löst Lea die elf Schrauben des Luftfilter-Gehäuses. Jetzt sprudeln Fragen aus ihr heraus: „Woran merke ich, dass der Luftfilter verdreckt oder die Kerzen verrußt sind?“ Pit erklärt es humorvoll und kompetent. Er rät Lea zu einem auswaschbaren Filter und zaubert drei Ersatzzündkerzen aus der Tasche. Der Mann ist mehr als ein begnadeter Schrauber. Er ist reiseerfahren und vor allem ein hervorragender Pädagoge.
„Was, wenn die Tiger nicht mehr anspringt?“, fragt Lea. Da gebe es eine ganze Reihe von Gründen, antwortet ihr Lehrer. Ruhig zählt er sie auf. „Kann ich nicht einfach eine Checkliste abarbeiten?“ Pit nickt, grinst und bleibt zunächst an der Basis: „Hier, schreib dir das mal auf: einen 16er Kerzenschlüssel. Den brauchst du“. Leas Liste umfasst schon mehrere handgeschriebene DIN A4-Seiten. Die 29-Jährige nimmt die Sache ernst, das spürt man.
Sie hat geschafft, was heutzutage fast niemand mehr schafft: ein Sponsoring von Triumph für eine einjährige Motorrad-Weltreise. Mit charmanter Hartnäckigkeit, Eloquenz und einem klugen medialen Konzept zur potenziellen Vermarktung ihrer Triumph-Tour, das die Herren Entscheider nicht ablehnen konnten. Uli Bonsels, Pressesprecher und Kundendienstleiter von Triumph Deutschland:„Als wir Lea dann persönlich kennengelernt haben, waren wir erst Recht von der Richtigkeit unserer Entscheidung überzeugt“.
Lea ist vom Fach, hat zum Beispiel beim bekannten „AD-Magazin“ (Architectural Digest) die Online-Redaktion aufgebaut. „Medien kann ich“, sagt sie lächelnd. Ganz bewusst hat sie sich für ein Motorrad als Reisemittel entschieden: „Damit lege ich größere Entfernungen zügig zurück, komme überall durch, bin zwar der Umwelt schutzlos ausgesetzt, glaube aber, dass die Menschen dieses Exponiert-Sein honorieren werden“. Pit glaubt das auch. Den Führerschein besitzt die Münchnerin erst seit zwei Jahren, allerdings hat sie in diesem Zeitraum schon respektable 40.000 Kilometer auf Reisen und im Alltag abgespult.
Und jetzt hat Triumph ihr eine nagelneue Tiger 800 XCA zur Verfügung gestellt. Die Erstinspektion bei 800 Kilometern ist eine prima Gelegenheit für Schrauberkurs und technische Einweisung. Pit hat sich einen vollen Tag Zeit genommen und die ganze Aktion minutiös vorbereitet. Als erstes hat er die wichtig-wuchtigen Rallye-Fußrasten aus Alu gegen Stahlrasten ausgetauscht: „Die kannst du wieder gerade-biegen, die teuren Aluteile brechen und nützen dir gar nichts da draußen“.
„Da draußen“. Oft meint man zu spüren, dass Pit am liebsten mitfahren würde. Lea erzählt, dass in Turkmenistan Motorräder bei Tage nicht mit Licht fahren dürfen. Also müssen sie einen Weg finden, das Permanentlicht der Tiger zu unterdrücken. Scheinwerfer abkleben ist keine Lösung, das Kunststoffglas der Lampen würde zu heiß. Bei der Gelegenheit lernt Lea, die Leuchtmittel zu wechseln.
Pit zeigt ihr, wie man die Räder ausbaut. Falls sie eine Reifenpanne hat, muss Lea wissen, wie sie die Montierhebel ansetzt, den Reifen aus seinem Bett und den Schlauch herausholt, um ihn zu flicken. „Hier habe ich die größten Schwierigkeiten erwartet“, gibt Pit zu, doch Lea stellt sich geschickt an und ist erleichtert, dass ihr diese Arbeit besser von der Hand geht als erwartet. „Wenn du die Räder auf den Boden legst, bitte den ABS-Sensorkranz immer nach oben“. Der Meister erklärt, wie man die Räder unterfüttert, damit die Bremsscheiben nicht leiden. Zudem rät er, die demontierten Teile vor Dreck zu schützen, denn „Dreck ist der Todfeind aller Lager“.
Lea schreibt sich alles auf, hat aber noch eine Menge Fragen: Woran sie die korrekte Speichenspannung erkennen und wie sie diese einstellen könne. Pit erläutert, dass man Speichen wie Klaviertasten abklopfen kann. Sie sollten alle gleich klingen: „Wenn eine lose ist, kannst du sie mit dem Sechser vorsichtig anziehen“. So geht es weiter, Stunde um Stunde. Mit Engelsgeduld, Humor und Fingerspitzengefühl leitet Pit seine Schülerin durch die Tiger-Technik. Klar, dass Lea auch das Einstellen der korrekten Kettenspannung lernt und noch den Zug der mechanischen Kupplung tauschen darf.
„Pit ist ein großartiger Instruktor, so einen findet man nicht oft“, sagt die Weltreisende in spe. „Dieser Lehrgang ist so viel besser, als sich mit Youtube-Tutorials reisefertig zu trimmen“. Und weiter: „Seit ich meine Tiger nackt gesehen habe, fühlt sie sich nun so vertraut an, wie sie mir wahrscheinlich nach einem Jahr normalem Gebrauch nicht geworden wäre“. Ende Mai ist Lea aufgebrochen, hat zunächst Kurs Ost eingeschlagen, um nach Indien zu gelangen. Doch der wahre Startpunkt ihrer Reise lag in Pits Werkstatt. „Du kannst mich jederzeit anrufen“, sagt der 59-Jährige und lächelt verschmitzt. Hoffend, dass Lea weiterhin triumphieren wird. Denn irgendwie ist die junge Frau zu seiner Schutzbefohlenen geworden. Und weil sie so oft es geht in sozialen Netzwerken aktiv sein will, kann Pit sie mental begleiten. So wie wir alle, wenn wir wollen. Es lohnt sich: www.got2go.de