Wie auch immer das Unfallszenario sein mag, das Sie antreffen: Es bleibt Ihnen im Gedächtnis, das steht fest. Und nein, das bedeutet nicht, dass Sie für den Rest des Lebens deshalb schlaflose Nächte erleben werden. Aber ein Unfallgeschehen, besonders wenn Motorradfahrer involviert sind, stellt für andere Verkehrsteilnehmende eine Ausnahmesituation dar – und durchaus auch mal für die Rettungsprofis.
Szenario mit zwei Helfenden
Sie möchten weiterhelfen? Super. Zunächst gilt: Sich den Helm abzunehmen, ist eine übliche Reaktion bei einem Unfall. Hat der verunglückte Biker also noch nicht selbstständig seinen Helm abgenommen, dürfte er zumindest bewusstlos sein. Heißt also für Sie: Helmabnahme. Am besten zu zweit. Wenn Sie einen Helfer brauchen, gilt: klare Ansprache. Fragen Sie in die Runde Schaulustiger: "Kann mir mal jemand helfen?" – Es wird sich keiner rühren. Also Zeigefinger raus und: "Sie helfen mir bitte!"

Das weitere Vorgehen empfiehlt das Deutsche Rote Kreuz wie folgt: Ein Helfer kniet oberhalb des Kopfes und sorgt für die Stabilisierung des Halses, indem er von oben mit beiden Händen Helm und Unterkiefer des Betroffenen umfasst. Der andere kniet seitlich am Kopf des Betroffenen und klappt das Visier des Helmes hoch. Der zweite Helfer löst dann den Kinnriemen. Unterdessen wird die Stabilisierung an Helm und Unterkiefer vom ersten Helfer beibehalten. Der zweite Helfer entfernt ggf. die Brille des Bewusstlosen und macht den Mundbereich (Halstuch/Buff, Sturmhaube) frei. Anschließend übernimmt der zweite Helfer die Stabilisierung der Halswirbelsäule. Dazu stützt er mit zwei Händen den Kopf-/Nackenbereich des Betroffenen von unten in Längsachse. Der erste Helfer zieht den Helm nach oben, wobei er die Helmkante über die Nase des Betroffenen kippt. Während des Abziehens sorgt der zweite Helfer weiterhin für die Stabilisierung des Kopfes und der Halswirbelsäule. Unter Beibehaltung der Stabilisierung legt der zweite Helfer den Kopf des Betroffenen vorsichtig auf dem Boden ab.
Vor der Helmabnahme prüfen, ob es sich um einen Klapphelm handelt. Wenn ja, Kinnteil (meist nach Drücken einer Entriegelungstaste) vorsichtig öffnen und Helm wie zuvor beschrieben abziehen, Kopf und Halswirbelsäule unbedingt immer fixiert halten. Möglicherweise ist ein "Notentriegelungs-System" vorhanden, mit dem über (meist rote) Laschen die Wangenpolster noch vor der eigentlichen Helmabnahme herausgezogen werden können, was Platz schafft und das Helmabnehmen erleichtert. Auch dabei gilt: Kopf und Halswirbelsäule bleiben fixiert!
Nach Abnahme des Helmes umfasst der erste Helfer wieder den Kopf des Betroffenen; seine Hände liegen seitlich am Kopf des Betroffenen. Der zweite Helfer öffnet den Mund des Betroffenen und entfernt gegebenenfalls sichtbare Fremdkörper. Der zweite Helfer beugt den Kopf des Betroffenen nackenwärts und kontrolliert die Atmung. Anschließend wird der Betroffene bei vorhandener Atmung vom zweiten Helfer vorsichtig in die stabile Seitenlage gebracht, wobei der erste Helfer weiterhin auf die Stabilisierung der Halswirbelsäule achtet und dazu den Kopf des Betroffenen in Drehrichtung vorsichtig mitführt.
Wie helfe ich, wenn ich alleine bin?
Sie sind alleine? Dann geht’s so: Der Helfer kniet seitlich am Kopf des Betroffenen und klappt auch hier das Visier hoch, entfernt ggf. die Brille, macht den Mundbereich des Betroffenen frei und löst den Kinnriemen. Dann Positionswechsel. Der Helfer kniet oberhalb des Kopfes und umfasst mit beiden Händen den Helm, um ihn in Längsrichtung abzuziehen, bis die Helmkante über die Nase des Betroffenen kippt. Dann so weit abziehen, bis er mit der Hand den Hinterkopf des Betroffenen von unten stützen kann. Anschließend wird der Kopf vorsichtig auf dem Boden abgelegt. Der Helfer wechselt seine Position an die Seite des Betroffenen und hält dabei dessen Kopf fest. Klingt kompliziert? Stimmt. Aber unsere Bilderserie (s. o.) hilft, die Schritte zu verinnerlichen. Auch hier wird der Betroffene bei vorhandener Atmung vorsichtig in die stabile Seitenlage gebracht, nachdem sein Mund auf etwaige Fremdkörper kontrolliert wurde.
Sollten Sie bei dem verunglückten Biker keine Atmung feststellen können, beginnen Sie mit der Herzdruckmassage. Übrigens: Wenn es die Hemmschwelle bei Ihnen herabsetzt, um mit der Reanimation zu beginnen, verzichten Sie auf die Mund-zu-Nase-Beatmung. Also: drücken! Und zwar kräftig, damit das (noch sauerstoffreiche) Blut zirkulieren kann. Wichtig: Sie können nichts falsch machen! Eine Rippe bricht? Oder zwei? Egal! Zumindest wissen Sie jetzt, dass Sie nicht zu zaghaft drücken.