Warum Werkstatt für viele Motorradfahrer Stress bedeutet und wie man ihn erfolgreich - oft und am besten schon vorher - vermeiden kann.
Warum Werkstatt für viele Motorradfahrer Stress bedeutet und wie man ihn erfolgreich - oft und am besten schon vorher - vermeiden kann.
Werkstattbesuche sind von vielen Bikern so gefürchtet wie die Einkommenssteuererklärung: Je weniger technisches Know-how man mitbringt, desto mehr ist man auf die Fachwerkstatt angewiesen. Immer kompliziertere Motorradtechnik (ABS, Motormanagement, Wegfahrsperre usw.) sorgt außerdem dafür, dass für Laien nicht mehr viel Spielraum zum selber Schrauben bleibt. Auch nach Ende der Gewährleistungspflicht (bei Neumaschinen Minimum 24 Monate), wofür die Einhaltung der Service-Intervalle wesentlich ist, sehen viele Bikes die Vertragswerkstatt weiter regelmäßig von innen. Und wenn’s nur zum Kettespannen ist. Andy Seiler, Pressesprecher von Kawasaki Deutschland, bestätigt, dass immer mehr Motorradfahrer auch vermeintlich einfache Service-Arbeiten mittlerweile eher machen lassen, statt selber zum Werkzeug zu greifen. Damit das Verhältnis zwischen Kunde und Werkstatt auch weiter stimmt, gilt es, ein paar Grundregeln im Umgang miteinander zu beachten: Seiler: „Zwar sind die Werkstätten im Motorradhandel nahbarer als beim Autohändler, grundsätzlich ist das Prozedere aber dasselbe. Es ist wie beim Zahnarzt: anrufen, Termin ausmachen.“ Doch schon da kann es zu bösen Überraschungen kommen. Denn zum Saisonstart sind Wartezeiten von zwei bis vier Wochen möglich und üblich – Frühjahrsstau. Standard-Arbeiten sollte man am besten im Herbst oder Winter erledigen lassen, da ist’s manchmal auch günstiger.
Kawasaki-Mann Seiler: „Wenn am 2. April ein Kunde eine Inspektion verlangt und gleich am nächsten Tag das fertige Motorrad wieder abholen will, so müssen die meisten Händler sicher passen.“ Umso mehr, nachdem die rückläufigen Verkäufe von neuen Motorrädern in den letzten Jahren dazu geführt haben, dass „etliche Händler gezwungen waren, Werkstattpersonal einzusparen,“ sprich zu entlassen, ergänzt Ernst Brehm, Bundesinnungsmeister für das Zweiradmechanikerhandwerk aus Roßdorf, Hessen. Wenig Personal, Termindruck, unerfahrene Kundschaft, lange Wartezeiten – da kann’s zu Konflikten kommen. Brehm, selbst lang Sachs-Händler und Betreiber einer vertragsfreien Triumph-Motorradwerkstatt, kennt die Problematik: „Wir würden uns wünschen, dass die Kundschaft realisiert, dass auch in einer Motorradwerkstatt nur Menschen arbeiten und dass man auch im Fall von Problemen erst mal ruhig miteinander spricht.“ Wenn aber gar nichts mehr hilft, ein Kunde sich etwa betrogen fühlt oder die Werkstatt gepfuscht hat und eine einvernehmliche Einigung nicht mehr möglich ist, bleibt – noch vor dem Gang zum Anwalt als letztem Mittel – die Schiedsstelle der Innung. Sie kann in Streitfällen vermitteln. Da die Zweirad-Innung keine eigenen Schiedsstellen betreibt, übernehmen diejenigen der Kfz-Handwerksinnung Streitfälle aus dem Motorradbereich mit.