Das Thema Licht wird sowohl von Motorradherstellern als auch von vielen Fahrern nur stiefmütterlich behandelt. Dabei lohnt es sich, die Lichtausbeute zu verbessern, denn besser sehen und gesehen werden ist gerade in Herbst und Winter wichtig.
Das Thema Licht wird sowohl von Motorradherstellern als auch von vielen Fahrern nur stiefmütterlich behandelt. Dabei lohnt es sich, die Lichtausbeute zu verbessern, denn besser sehen und gesehen werden ist gerade in Herbst und Winter wichtig.
Scheinwerfer aufpimpen, Zusatzscheinwerfer montieren, was ist legal, was bietet der Zubehörmarkt – und was sagt der TÜV dazu? Die gute Nachricht vorweg: Eingetragen werden muss nichts, sofern die ursprüngliche Anbaulage beibehalten wird und legale Teile mit E-Zeichen zum Einsatz kommen, die nach den Anbauvorschriften installiert wurden. Die Beleuchtung an vielen Motorrädern ist nicht die beste. Besonders wenn das herbstliche Wetter beginnt und die Tage kürzer werden.
Mehr Licht für kleines Geld
Doppelscheinwerfer, Tagfahrlicht (TFL), Xenon-Licht, LED-Vollscheinwerfer oder gar Laserlicht – während bei Autos die Lichttechnik mit Vollgas voranschreitet, sparen die meisten Motorradhersteller häufig bei den Entwicklungskosten fürs Fahrlicht. Man geht wohl davon aus, dass Motorräder bei Dunkelheit kaum bewegt werden. Nach wie vor funzeln in Serie oft billige No-Name-H4-Lampen vor sich hin, erwähnenswert als weitverbreitete Innovation der letzten Jahre sind höchstens Klarglasscheinwerfer. Doch besser als Jammern ist Handeln. Als einfachste Maßnahme, mehr Licht zu gewinnen, gilt die simple Scheinwerferwäsche: Schnell springen 20 Prozent mehr Licht raus, und das kostet außer etwas Arbeit so gut wie nichts. Nächste Tuningstufe für mehr Licht am Bike: bessere Glühlampen, sowohl bei H4 als auch bei H7.
Etwas teurere Markenlampen, etwa von Philips oder Osram, bringen schon mit herkömmlicher Technik zwischen 60 und 100 Prozent mehr Licht auf die Straße. Dafür verantwortlich sind bessere Glaskolben-Materialien und Füllungen. Solche High-End-Glühlampen kosten im Handel zwar schnell mal um 20 Euro, aber die paar Euro mehr als für No-Name-Billigangebote (ab drei Euro) lohnen sich sehr. Auch die schon erwähnten Klarglasscheinwerfer erbringen eine höhere Lichtausbeute als die Riffelglas-Varianten des letzten Jahrhunderts. Prüfen, ob via Zubehörprogramm ein Tausch möglich ist, die Preise für die Klarglas-Varianten sind unterschiedlich, aber schon ab 35 Euro plus etwaigem Arbeitslohn ist eine Umrüstung möglich.
Ein komplett neuer, E-geprüfter Hauptscheinwerfer mit passendem Leuchtmittel geht übrigens bei der nächsten Hauptuntersuchung ohne Eintragung durch. Warum der Aufwand? Besser zu sehen heißt zugleich, besser gesehen zu werden, nicht unwichtig in der dunklen Jahreszeit ab Herbst. Voll-LED-Scheinwerfer (über 2000 Lumen), bei Autos schwer angesagt, werden zwar zunehmend auch für Motorräder ein Trend, sind aber derzeit in Deutschland noch nicht zugelassen, sodass es sich lohnt, sein bestehendes Lichtsystem zu verbessern.
Xenon-Beleuchtung war bisher eher Bastelstube am Rande der Legalität. Die derzeit leistungsfähigste Lichttechnik für Motorräder bietet die Xenon-Gasentladungslampe, die bisher vermutlich aus Kostengründen kaum Verwendung fand. Xenon-Scheinwerfer gelten als stark blendend. Und auch als zu teuer, schließlich schreibt die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) ab einer Lichtausbeute von 2000 Lumen automatische Vorrichtungen zur Scheinwerferwäsche (Cleaning) und eine automatische Leuchtweiten-Regulierung (Leveling) vor, zumindest für das Abblendlicht. Xenon-Gasentladungslampen bekommt man schon jetzt im Internet als sogenannte Conversion-Kits für bestehende H4- oder H7-Scheinwerfer – allerdings ohne Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) für den Straßenverkehr.
Der Einbau ist relativ einfach. Doch Vorsicht, man hantiert mit absoluter Hochspannung – Laien ohne Elektrikkenntnisse sollten lieber von derartigen Bastelarbeiten Abstand nehmen. Die Leistungsaufnahme von Xenon-Technologie ist in jedem Fall geringer als bei Halogen-Technik, zu der Wattangabe (25/35 W) müssen nur etwa fünf Watt für die Steuerungs- und Regelungselektronik hinzugerechnet werden, die Lichtausbeute liegt dagegen um das Doppelte bis Dreifache höher (3200 Lumen bei 35-Watt-Xenon) als beim Halogenlicht. Außerdem kann bei der Auswahl des Brenners die Lichtfarbe gewählt werden, ein breites Spektrum zwischen kaltem (blauem) Licht oder tageslichtähnlichem Licht (6000 Kelvin) ist wählbar. Das macht den Reiz dieser schon für um 40 Euro erhältlichen Conversion-Kits aus, die jedoch üblicherweise 35-Watt-Xenon-Brenner verwenden.
Leuchtmittel und Scheinwerfer müssten aber immer aufeinander abgestimmt sein und benötigten eine Bauartgenehmigung, die bei windigen Angeboten über Verkaufsportale im Internet natürlich in der Regel fehlt. Also lieber Finger weg von solchen Umbauten, die bei einer Verkehrskontrolle oder spätestens bei der nächsten Hauptuntersuchung für großen Ärger sorgen!
Bei einer Prüfung nach ECE fällt das "Cleaning" bei Motorrädern aber schon einmal weg. Trotzdem ist gerade mal bei zwei Modellen (nur BMW) Xenon-Licht als Sonderzubehör erhältlich, und selbst gut aufgestellte Ausrüster wie Touratech oder Wunderlich bieten Xenon-Leuchten lediglich als Fernlichtscheinwerfer an. Das könnte sich bald ändern: 25-Watt-Xenon heißt das Zauberwort. Diese Technik ist erst kürzlich für Mittelklasse-Automobile auf den Markt gekommen, und neuerdings ist dieses Xenon-Licht als Abblendlicht auch ohne teures automatisches "Leveling" am Motorrad erlaubt. Es bringt wesentlich mehr Lumen als die Standard-Halogenlampe, aber eine geringfügig kleinere Lichtausbeute (maximal 2000 Lumen sind erlaubt) als 35-Watt-Xenon. Das eröffnet neue Wege für die Serie oder den Zubehörmarkt.
Momentan sind nur Xenon-Zusatz-Fernlichtscheinwerfer problemlos zu verbauen. Diese kosten um 350 Euro. Beim Anbau muss eine Halterung am Motorrad platziert und ein Vorschaltgerät (Ballast) untergebracht werden. Spezielle Anbaukits erleichtern die Montage und halten automatisch die gesetzlich vorgeschriebenen Maße ein. Das Licht wird dann selbsttätig mit dem Fernlicht gezündet und muss nur beim ersten Mal von Hand justiert werden. LED-Scheinwerfer sind außerdem in Form von Nebelscheinwerfern oft schon als Originalzubehör zu bekommen. Bitte beachten: Sie dürfen nur bei bestimmten Witterungslagen mit geringer Sicht eingeschaltet werden!
Eine besondere Problematik besteht für Tagfahrlicht (TFL) an Motorrädern. Die Norm ECE-R 53 wurde noch nicht in deutsches Recht überführt, weswegen alle angebotenen TFL-Sets derzeit an Motorrädern zwar angebaut, aber hierzulande nicht betrieben werden dürfen. Verschiedene Anbausets sind zwar schon im Handel, warten aber noch darauf, dass der Gesetzgeber eine bereits angekündigte Änderung in der StVO vornimmt. Diese Änderung scheint jedoch unmittelbar bevorzustehen, einige Modelle kommen 2013 bereits mit TFL auf den Markt (zum Beispiel BMW R 1200 GS oder KTM Adventure 1190). Allerdings sollten Motorräder nach der StVO ständig mit Abblendlicht fahren, das Tagfahrlicht darf aber nicht zusammen mit dem Abblendlicht brennen und muss bei Dunkelheit erlöschen beziehungsweise darf keinen manuellen Schalter besitzen.
So müssen sich potenzielle Käufer wohl noch etwas gedulden, bis auch hier der Gesetzestext nachgebessert wird, oder darauf spekulieren, dass sich die Polizei bei Kontrollen gütig gibt. TFL-Sets sind nicht billig, kosten je nach Umfang zwischen 250 und 400 Euro (zum Beispiel von Shin Yo, Touratech, Wunderlich), dürfen aber nur in Ländern ohne derartige Regelungen verwendet werden.
Kleiner Blick in die Zukunft: Immer mehr Konzeptstudien von neuen Motorrädern (zuletzt BMW Concept C) sind mit LED-Scheinwerfern oder zumindest Tagfahrlicht bestückt. Es ist also zu erwarten, dass sich zumindest TFL schon bald durchsetzen wird. Anders sieht es mit Voll-LED-Frontscheinwerfern aus, die neben Laserlicht die nächste Entwicklungsstufe bei Fahrzeugen bilden. Erste serienreife Produkte (zum Beispiel von Audi) haben ihren Preis: stolze 2500 Euro pro Scheinwerfer. Paaschburg & Wunderlich (Shin Yo-Shop) haben einen zulassungsfähigen LED-Scheinwerfer (7-Zoll-LED mit Fern- und Abblendlicht, E-geprüft) für 498 Euro im Programm.
Bei Fahrradhändlern gibt es für rund 120 Euro die LED-Frontleuchte Safe Ride 80 LUX, die an 125ern verwendet werden darf. Die wichtigsten Adressen für Motorrad-Leuchtmittel:
Hein Gericke:
Tel. 02 11/9 89 89, www.heingericke.de
Louis:
Tel. 0 40/73 41 93 60, www.louis.de
Osram:
Tel. 0 89/6 21 30, www.osram.de
Paaschburg & Wunderlich (Shin Yo-Shop):
Telefon 0 40/2 48 27 70, www.brands4bikes.de
Philips:
Tel. 0 08 00/74 45 47 75 (kostenfreie Hotline), www.philips.de
Polo:
Tel. 0 21 65/8 44 02 00, www.polo-motorrad.de
Touratech:
Tel. 0 77 28/9 27 90, www.touratech.de
Wunderlich:
Tel. 0 26 42/9 79 80, www.wunderlich.de