48 Kilometer Idylle im Hochgebirge: Die Großglockner-Hochalpenstraße

Großglockner-Hochalpenstraße als Pass-Touren-Tipp
Die höchsten 48 Kilometer durch Österreich

Veröffentlicht am 04.01.2025

Hinterm Kassen-"Häuschen" der Zahlstelle Ferleiten, das sich über sechs Fahrspuren spannt, warten Superlative: Österreichs höchste befestigte Passstraße im größten Nationalpark der Alpen, die mächtigsten Gipfel des Landes und der längste Gletscher der Ostalpen. Die laut Betreiber "begehrteste Alpenstraße" und "Europas schönste Panoramastraße" ist nicht zuletzt deswegen eines der meistbesuchten österreichischen Ausflugsziele.

Bruck, Ausgangspunkt zur Großglockner-Hochalpenstraße, liegt 15 Kilometer weiter nördlich im Salzachtal. Bestens ausgebaut und ab der Embachkapelle mit durchaus spürbarer Steigung gibt die Straße bereits einen Vorgeschmack auf die zu erwartende Fahrt. Sie gewinnt zügig an Höhe, überschreitet nach kurzer Zeit die Baumgrenze und erlaubt erste spektakuläre Blicke auf einst vergletscherte Bergriesen. Die steilen Hänge des Wiesbachhorns dampfen in der Morgensonne, über 12.000 Begrenzungssteine aus der Zeit der Errichtung der Straße säumen den Weg.

Die Fahrt zur Edelweißspitze

Die Steigung pendelt sich um die 12 Prozent ein, in reisebustauglicher Breite windet sich die Straße in sanften Schwüngen hoch. Auf knapp 1.400 Metern Höhe, beim Piffkar, einer der vielen Fotospots: Halbkreisförmig breitet sich eine Gebirgsarena aus, Dutzende Rinnsale fallen von Hängen mit üppiger Vegetation. Nun beginnt der Tanz durch die Serpentinen, die flach und übersichtlich am Berg liegen.

Parkplätze, teils mit alten Steinen vom ursprünglichen Bau gedeckt, bieten Gelegenheit zum Innehalten und Staunen über diese kühn ins Hochgebirge gebaute Straße. Schilder in den Kehren tragen Flurnamen und Höhenangaben. Ab der "Hexenküche" erreicht das Asphaltband eine imposante Blockhalde, schlängelt sich durch von Flechten überwucherte und eigenartig geformte Gesteinsbrocken. Eine Handvoll Serpentinen später, am Oberen Nassfeld, taucht der charakteristische Turm des Fuscher Törls auf.

Hochgebirgserlebnis mit beeindruckenden Ausblicken

Ihm gegenüber führt eine 1,6 Kilometer lange Stichstraße in sechs Serpentinen auf die Edelweißspitze – mit 2.571 Metern höchster Punkt der Hochalpenstraße.Die Fahrt über das Kopfsteinpflaster (noch aus den 1930ern) ist ein Erlebnis und belohnt mit grenzenlosem Panorama bis weit über den Zeller See und das Fuscher Tal im Norden, auf unzählige 3.000er im Rund, auf die im Süden durch das Hochtor verschwindende Straße und den alles überragenden Großglockner.

Eine Garantie, ihn zu erblicken, gibt es im Kaufpreis des Tickets allerdings nicht. Im Hochgebirge tauchen Wolken rasend schnell auf, fangen und zerreißen sich an den scharfen Graten, verdecken Gipfel, nur um sie nur Augenblicke später wieder freizugeben.

Schließfächer für Helme und Ausrüstung

Die für starke Besucheranstürme ausgelegte Infrastruktur der Großglockner-Hochalpenstraße kann bisweilen befremdlich wirken. Stellplätze in Fußballfeld-Größe beißen sich mit den steilen Berghängen, erlauben aber auch Praktisches wie die "Biker’s Points" mit Motorrad-Parkplätzen und Schließfächern für Helme und Ausrüstung. Nach einer Schleife fällt die Straße in mehreren Kurven zur Fuscher Lacke ab, einem idyllischen See in einer Senke, und steigt direkt im Anschluss erneut breit an.

Wer sich hier zu mehr Speed als erlaubt verleiten lässt, kann eine kostspielige fotografische Erinnerung erhalten. Ein riesiges Schuttmeer begleitet den Weg hoch zum Mittertörltunnel. Dahinter ragen Felswände steil auf, zu ihren Füßen haben sich imposante Steinfelder aufgeworfen. Talseitig zeigen sich wellenförmige Strukturen, wie "Canyons" in den Fels geschnitten.

Vom Hochtor zum Großglockner

Das Hochtor wurde schon zu Römerzeiten begangen und war bis in die Neuzeit einer der drei wichtigsten Alpenübergänge Österreichs. Anfang der 1920er wurde überlegt, das Areal touristisch zu erschließen – mit dem Verlust Südtirols und somit des Brennerpasses nach dem Ersten Weltkrieg erlangte das Vorhaben tatsächlich auch verkehrstechnische Bedeutung. Zwischen September 1930 und August 1935 wurde die Hochalpenstraße schließlich in der heutigen Form erbaut. Dem Planer Franz Wallack war es dabei wichtig, jede einzelne Kehre so anzulegen, dass sich immer ein sensationeller Ausblick ergibt.

Mit der Fahrt durch das Hochtor (nach dem Fuscher Törl der zweite Gebirgspass der Hochalpenstraße) ist Kärnten erreicht. Die vorbeiziehenden Erdwälle sind von Murmeltier-Bauten durchlöchert, tiefe Narben im Grün erzählen von den Kräften des reißenden Schmelzwassers. Die griffige Fahrbahn verzahnt sich gut mit den Reifen, bleibt flüssig ohne Überraschungen zu fahren und verläuft abschnittsweise sogar dreispurig – und ist doch, aus Umweltschutzgründen, auf 70 km/h begrenzt. Nur an den exponiertesten Stellen stehen Leitplanken.

Unweit der Römerhütte wird die Straße enger, unruhiger und damit hochalpiner. Sie findet ihr Ende in einem Kreisverkehr, der die Wahl lässt zwischen der Fahrt nach Heiligenblut oder um den Berg zur Pasterze, dem Rekordgletscher. Flach führt dieser Weg unterhalb der Baumgrenze aus dem Kreisverkehr. Schutzbauten halten den Berg im Zaum, Gischt von Wasserfällen schlägt aufs Visier. Es geht dem Eis entgegen – im Talschluss ragt gleißend weiß der Johannisberg empor. Im Abgrund fasziniert das Grün des Margaritzen-Stausees, am Berghang der Anblick der Schutzgalerie.

Kontraste von Natur und Moderne

Nach deren Durchfahrt wird der wohl seltsamste Ort der Hochalpenstraße erreicht: ein riesiges Besucherzentrum im Schatten des Großglockners, überragt von einem dramatisch am Felsen hängenden Restaurant, ergänzt mit zahllosen Aussichtspunkten und einem mehrstöckigen Parkhaus mit Glasfassade. Maximaler Gegensatz zur wilden Natur des Nationalparks Hohe Tauern und eine unwirkliche Bühne für das Drama des sterbenden Gletschers.

Zurück zum Kreisverkehr. Der Weg nach Heiligenblut fällt ab Kasereck mit spannenden Aussichten in das Mölltal ab. In der Ferne ist der Wasserfall am Jungfernsprung zu erkennen, dunkle Holzhäuser stehen in den satten Wiesen, das Kassenhäuschen Heiligenblut ist überraschend schnell erreicht. Die Info auf dem letzten Schild: Kehre 27. Mit Blick auf die bekannte Wallfahrtskirche endet die Fahrt auf diesem monumentalen Straßenbauwerk.

Das Ticket gilt einen ganzen Tag – zahllose Infotafeln, Ausstellungen und Kraftplätze, aber vor allem die konsequent bewahrte Natur der Umgebung empfehlen jede erneute Fahrt. Die Großglockner-Hochalpenstraße mag fahrerisch wenig herausfordernd sein – ihre Dimensionen und der Widerspruch zwischen derber Natur und technoider Moderne, garniert mit einem Schuss "Österreichness", beeindrucken jedoch nachhaltig.

Infos & Tipps zur Großglockner-Hochalpenstraße

  • Wissenswertes: Die Großglockner-Hochalpenstraße durchquert als einzige Straße Österreichs vier Vegetationsstufen. Seit 2015 steht das Bauwerk offiziell unter Denkmalschutz, eine Anerkennung als UNESCO-Welterbe wird angestrebt. Pro Jahr zählt sie über 850 000 Besucher. Für die Räumung der winterlichen Schneemassen kommen immer noch die Rotations-Schneefräsen aus den 1950er-Jahren zum Einsatz.
  • Gastro-Tipp: Shop am Hochtor. Kiosk mit kleinem Restaurant und schönem Panorama über die Berge. Gutes und günstiges Angebot an Gerichten, Sitzplätze im Freien. Glockner-Shop & Gastro, 5672 Fusch an der Glocknerstraße, www.grossglockner.at, Telefon +43 6546 600 430
  • Unterkunfts-Tipps: Vötter’s Sport Hotel. Zwar 20 km vom Pass entfernt, aber wir empfehlen dieses familiengeführte MoHo in Kaprun; Zimmerpreise ab 85 Euro. www.voetterskaprun.com, Telefon +43 6547 7134 0
  • Nostalgie-Tipp: Im Tiefgeschoss des Hotels befindet sich eines der faszinierendsten Fahrzeug-Museen Österreichs mit ca. 200 Exponaten aus den 1950ern bis 1970ern. www.oldtimer-museum.at
  • Biker-Treffs: Biker’s Point auf der Edelweißspitze und auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe mit Motorradparkplätzen, Schließfächern für Helme, Bekleidung und Ausrüstung.
  • Andere Pässe in der Nähe: Nockalmstraße, Plöckenpass, Nassfeldpass, Staller Sattel.

Fakten auf einen Blick

  • Land: Österreich
  • Bundesländer: Salzburg (N) – Kärnten (S)
  • Strecke: Bruck an der Großglocknerstraße im Salzachtal (N) – Heiligenblut im Mölltal (S)
  • Gesamtlänge: 48 Kilometer
  • Länge Nordrampe: 21,2 Kilometer/23 Kehren
  • Länge Südrampe: 23,9 Kilometer/13 Kehren
  • Höchster Punkt: 2.571 Meter ü. NN (Edelweißspitze)
  • Maximale Steigung: 12 Prozent
  • Mautstraße: ja, Nachtsperre ab 19:15 Uhr im Frühjahr bzw. 18:45 Uhr im Spätherbst
  • Straßenbelag: Asphalt
  • Öffnungszeiten: Geöffnet von Anfang Mai bis Anfang November