Sie starren. Nicht freundlich. Einem wurden Muscheln in die Augen gedrückt, dem anderen Hörner mit Seil ins Schädelloch gezurrt. Was wirkt wie ein Kannibalen-Kabinett entpuppt sich als Ahnenschädel der Asmat – eine Hommage an Verstorbene, nicht an Gruselkultur. Zu sehen im Papua-Museum in Gelnhausen-Meerholz – auf Anfrage, Gruppen willkommen. Gleich gegenüber: Döner Hawaii. Vielleicht die eigentliche Provokation des Tages.
Wo spukt denn nun das Wirtshaus im Spessart?
Die meisten kennen den Namen vom Film oder Wilhelm Hauffs Erzählung. Aber wo liegt es wirklich, das berühmte Wirtshaus? Günther Köstler kennt die Antwort – zwischen Theaterüberfall und Busreisegruppe im Wald bei Mespelbrunn. Denn dort treiben die "Spessarträuber" ihr (gespieltes) Unwesen: mit Schunkelliedern, Wahrheitsschnaps und bissigem Humor.
Nur ein paar Kilometer weiter liegt das echte, das originale "Wirtshaus im Spessart" – heute das Gasthaus zur Post in Hessenthal, wo Hauff 1826 logierte. Die Geschichte wurde zur Legende. Das erkennt man auch an Tucholskys Spott: Er benannte das "Wirtshaus im Hochspessart" bei Lichtenau kurzerhand selbst um.
Schloss Mespelbrunn, Märchenmuseum, Motorradtreff
Romantik-Overload am Schloss Mespelbrunn: Wasser, Wege, Fotomotive satt. Ein paar Ecken weiter: das Märchenmuseum in Steinau an der Straße. Hier sind die Brüder Grimm zu Hause. Ihre Geschichten – mehr Abgrund als Idylle – entfalten im Diorama ihre dunkle Kraft.
Auch Lohr am Main erhebt Anspruch auf Schneewittchen – samt "Hairkiller"-Salon und Boutique "Desire". Das Fräulein von Erthal, 1725 geboren, soll das Vorbild gewesen sein. Ein Apple-Stück weiter: die moralisch verfaulte Königin, die lieber Kinderleber aß.
Technikmuseum Neuendorf: Geschichten auf zwei Rädern
Motorradreisende aufgepasst: Das Fahrzeug- und Technikmuseum in Neuendorf (offen am ersten Sonntag im Monat) zeigt echte Heldenreisen. Eine NSU Lambretta, 360.000 km auf dem Buckel. Eine Herkules K 103 S, die bis nach Japan fuhr. Oder die Rennmaschine von Ernst Degner – Flucht, Spionage, WM-Sieg. Keine Märchen, echte Geschichte(n).
Gradierwerk, Hafenlohrtal und das Streichquartett der Landschaft
In Bad Orb erinnert das Gradierwerk an ein Alien-Darmmodell – Sole, Schatten, Salz. Danach raus in den Wald. Das Hafenlohrtal bietet das Gegenteil: Stille, Natur, langsames Verschwinden im Grünen. Tucholsky sprach vom "deutschen Streichquartett". Heute sind es Biker, die durchs Mittelgebirge jagen – besonders rund um das "Waldhaus Zum Engländer", Treffpunkt für viele Touren.