"Was sollen die 43 cm³ mehr Hubraum schon bringen?" Oh. Weit gefehlt. Der Schritt vom Yamaha X-Max 250 zum Yamaha X-Max 300 bedeutet deutlich mehr als 292 statt vormals 249 cm³ Hubraum. Der neue Einzylinder bekam 1 mm mehr Bohrung und satte 9,1 mm mehr Hub, außerdem steuern jetzt 4 Ventile statt 2 den Gaswechsel.
Ergebnis: 40 Prozent mehr Nennleistung bei einer niedrigeren Drehzahl, nämlich 28 PS bei 7.250/min stehen in den Papieren des Yamaha X-Max 300 (250er: 20 PS bei 7500/min). Das maximale Drehmoment wuchs von 21 Nm bei 6.000/min auf 29 Nm bei 5.750/min.
Yamaha will mit dem X-Max 300 auch beim Kraftstoffverbrauch einen bedeutenden Schritt nach vorn gemacht haben, was der "Blue Core"-Aufkleber auf der Verkleidung dokumentiert. Die Verbrauchsanzeige im Cockpit meldet deutlich unter 4 Liter/100 km Kraftstoffverbrauch über Land; im Stadtgewusel können es allerdings auch mal 5 l/100 km werden.
Der alte X-Max war beileibe kein Trödler, aber vom neuen Yamaha X-Max 300 dürfen wir mit diesen Vorgaben deutlich mehr Souveränität beim Ampelstart und auf der Landstraße erwarten. Natürlich wird er mit seinen 179 kg keine Bäume ausreißen oder gar mit beispielsweise einer MT-03 (321 cm³, 42 PS bei 10.750/min, 168 kg) mithalten können - aber darum geht es ihm auch gar nicht. Er will ein praktischer Alltagsbegleiter sein, der im Stadtverkehr gut durchkommt und auf der Landstraße zügige Überholmanöver erlaubt.

Alle Yamaha X-Max 300 sind mit ABS und einer abschaltbaren Traktionskontrolle ausgerüstet, welche Zündzeitpunkt und Einspritzmenge beeinflusst. Außerdem gehören ein sogenannter Smartkey - das ist ein Schlüssel, der über Funk die Zündung freigibt -, LED-Scheinwerfer und -Rücklichter sowie eine 12-Volt-Steckdose in der linken Cockpit-Ablage zur Serienausstattung.
Das Cockpit des Yamaha X-Max 300 besteht aus zwei Analogskalen für Geschwindigkeit und Drehzahl, links davon findet die digitale Tankuhr Platz, rechts die ebenfalls digitale Anzeige der Motortemperatur.
Das LCD-Element zwischen den beiden Skalen stellt in der oberen Zeile wahlweile den Durchschnitts- oder Momentanverbrauch in km/l oder l/100 km, die durchschnittliche Geschwindigkeit, die Temperatur, die Batteriespannung und den Status der Traktionskontrolle dar.
In der mittleren Zeile steht die Uhrzeit, die untere Zeile ist zwischen Gesamt- und Tageskilometerzähler, gefahrener Zeit und Kilometer seit dem letzten Riemen- bzw. Ölwechsel schaltbar.

Der Stauraum unter der Sitzbank soll um 18 Prozent auf 45 Liter gewachsen sein und kann jetzt problemlos zwei Integralhelme beherbergen. Das ist ein echter Fortschritt gegenüber dem 250er-Vorgänger; da mussten es, wenn es überhaupt irgendwie passte, schon recht kleine Helme ohne Spoiler sein. Der Lenker ist in zwei Positionen um 20 mm höhenverstellbar, der Windschild ebenfalls in zwei Positionen um 50 mm.
Ein weiteres Yamaha-Versprechen: Das Rohrrahmen-Chassis des Yamaha X-Max 300 soll 3 Kilogramm leichter sein als das des Vorgängers. Moment mal - Rohrrahmen? Was ist mit der am bronzefarbenen Modell sichtbaren Alu-Brücke? Sorry, die besteht aus Kunststoff, ist leider nur ein Design-Element und hat keine tragende Funktion.
Fahreindruck Yamaha X-Max 300
Der Yamaha X-Max 300 empfängt seinen in diesem Fall knapp einsachtzig großen und gut doppelzentnerschweren Fahrer in einer eher kompakten Sitzhaltung. Das ist nicht direkt unbequem, aber gemessen an den Ausmaßen des Fahrzeugs überrascht es ein wenig. Im Stadtverkehr von Florenz schwimmt der Yamaha X-Max 300 dank zackigem Antritt, gut ausbalanciertem Fahrwerk und überraschungsfreiem Handling gut mit. Man merkt kaum, dass man noch ein ellenlanges Rollerheck hinter sich herzieht.
Die Telegabel und die beiden Federbeine am Heck haben das holprige Pflaster in der Weltkulturerbe-Altstadt und die Asphaltnarben auf den Hauptstraßen ganz gut unter Kontrolle; hier spielt der Yamaha X-Max 300 die Rolle des nützlichen Pendlerfahrzeugs sehr ordentlich.
Apropos "spielen": Auf Gasstöße hebt der Yamaha X-Max 300 das Heck; wer den richtigen Rhythmus trifft, kann lustig durch die City hüpfen. Technisch könnte man dem vermutlich mit einer straffer abgestimmten Zugstufendämpfung entgegenwirken. Aber wer weiß, welchen Fahrwerkskompromiss der Yamaha X-Max 300 dann angesichts der hohen ungefederten Massen eingehen müsste; also nehmen wir diese kleine Marotte gern einfach so hin.
(Anmerkung des Autors: Fährt man eine Weile in einem Rudel Yamaha X-Max 300 mit, entwickeln sich Gedanken wie "Der sieht ja von vorn noch ganz elegant aus. Aber er hat eine unglaublich fette Rückansicht." Und dann antwortet der Yamaha X-Max 300 telepathisch: "Herr Fuchs, fett von hinten bist du selber! Und über deine Eleganz von vorn reden wir mal lieber gar nicht.")
Der eigentliche Spaß mit dem Yamaha X-Max 300 beginnt auf den Landstraßen außerhalb der Stadt. Die 28 PS schlagen sich manierlich und reichen vollkommen aus, um Lastwagen und dergleichen im Handumdrehen zu überholen. Das gut zwischen Stabilität und Handlichkeit austarierte Handling und die serienmäßig aufgezogene Dunlop Scoot Smart-Bereifung gestalten Kurven aller Radien ausgesprochen vergnüglich. Lediglich bei höherem Tempo reagiert insbesondere die Telegabel ein wenig nachlässig auf mittelgrobe Unebenheiten.
Die Bremsen des Yamaha X-Max 300 sind gut dosierbar und bieten ein vernünftiges Verhältnis von einzusetzender Handkraft und erzielter Bremsleistung. Allerdings regelt das ABS überraschend spät und recht rustikal, sodass auch ohne explizite Provokation vor allem der Hinterreifen kurze Rutscher erleben kann.
Auf Schnellstraßen zieht der Yamaha X-Max 300 auch noch jenseits der deutschen Autobahn-Richtgeschwindigkeit stabil seine Bahn. Dominanz über die linke Spur überlässt er allerdings anderen Fahrzeugen.
Yamaha bietet für den X-Max 300 pünktlich zur Markteinführung reichlich Zubehör an, um den Allrounder entweder in Richtung fahraktiv-sportlich oder komfortabel-touristisch zu trimmen. In die erste Rubrik fallen unter anderem ein Akrapovič-Endtopf (Schwarz 699,95 Euro, Titan 649,95 Euro), ein niedrigerer Windschild (94,95 Euro), ein puristischer Kennzeichenhalter (129,95 Euro; Abdeckung 20,95 Euro zusätzlich), Aluplatten für den Fahrer-Fußraum (74,95 Euro/Paar) und eine Soziusrückenlehne (149,95 Euro; Polster 64,95 Euro zusätzlich).
Inbesondere der niedrigere Windschild ist eine echte Empfehlung; damit strömt der Fahrtwind den Fahrer wirbelfrei auf breiter Front an. Der Zubehör-Endtopf gibt dem Yamaha X-Max 300 einen präsenteren und keinesfalls zu lauten Klang.
(Anmerkung des Autors: Wer, wie ich, freiwillig Truck Stop und Status Quo hört, wird sich nicht über anderer Leute Geräuschgeschmack äußern. Nur so viel: Ich persönlich bräuchte keinen Akra-Topf an irgendeinem Roller.)
Für die Touren-Ausbaustufe des Yamaha X-Max 300 findet man im Sortiment unter anderem einen höheren Windschild (179,95 Euro), eine Komfort-Sitzbank (299,95 Euro), eine Navi-Halterung (74,95 Euro) sowie einen Gepäckträger (169,95 Euro), auf dem zum Beispiel ein Topcase (ab 94,95 Euro), ggf. mit Rückenpolster (64,95 Euro), Platz hat.
Wer lustig mit Zubehör rumkonfigurieren will, kann das mit der Yamaha-App "My Garage" auf seinem Smartphone tun; die ist für Android- und iOS-Geräte in den jeweiligen Stores gratis erhältlich.

(Anmerkung des Autors: Im Rahmen des Fahrtermins hatte sich Yamaha-Deutschland-Pressesprecher Karlheinz Vetter die Tourenzubehörversion des Yamaha X-Max 300 unter den Nagel gerissen und wollte sie mit Verweis auf seine momentan sehr empfindlichen Augen - "Ich brauch die hohe Scheibe einfach!" - nicht zum Testfahren rausrücken. Ist klar, Karlheinz, die Augen ... und ich wollte mir eine Meinung zur Komfort-Sitzbank bilden.)
Apropos Sitzbank: Darunter verbirgt der Yamaha X-Max 300 sein Bordwerkzeug, und das ist quantitativ sehr überschaubar: Ein Hakenschlüssel, um die Federbasis am Heck zu verändern, ein Schraubendrehergriff mit Kreuz-/Flach-Wechselklinge und zwei Innensechskantschlüssel sollen genügen. Einseits erfreulich, dass man dem X-Max 300 mit so wenig Werkzeug beikommen kann. Andererseits: Wer, egal bei welchem aktuellen Fahrzeug, für den Pannenfall auf serienmäßiges Bordwerkzeug vertraut, ist auch ein bisschen selbst schuld.
Der Yamaha X-Max 300 ist in Braunmetallic ("Quazar Bronze"), Weiß ("Milky White") und Grau ("Matt Grey") für 5695 Euro zzgl. Nebenkosten erhältlich.
Technische Daten Yamaha X-Max 300

Antrieb: Flüssigkeitsgekühlter Einzylinder-Viertakt-Motor, eine obenliegende Nockenwelle, 4 Ventile. Bohrung/Hub: 70,0/75,9 mm, Hubraum 292 cm³, Verdichtung 10,9 : 1, 21 kW (28 PS) bei 7.250/min, 29 Nm bei 5.750/min, Keilriemen-Automatik-Getriebe
Fahrwerk: Rohrrahmen, Telegabel vorn, Triebsatzschwinge mit zwei Federbeinen hinten, Federbasis in 5 Positionen einstellbar, Federweg v./h. 110/79 mm,
Reifen: Dunlop Scootsmart, 120/70-15 vorn, 140/70-14 hinten
Bremsen: Zweikolben-Schwimmsattel an 267-mm-Einzelscheibe vorn, Einkolben-Schwimmsattel an 245-mm-Einzelscheibe hinten, ABS
Maße und Gewicht: Länge/Breite/Höhe 2.185/775/1.415 mm (mit hochgestellter Scheibe 1465 mm), Radstand 1.540 mm, Sitzhöhe 795 mm, Gewicht (fahrfertig, vollgetankt) 179 kg, Tankinhalt 13 Liter
Preis: 5695 Euro zzgl. NK
Marktposition des Yamaha X-Max 250/300

Yamaha betrachtet die X-Max-Familie mit 125, 250 bzw. jetzt 300 und 400 cm³ als Teil des Sport-Scooter-Segments und damit als nahe Verwandte des TMax 530, von dessen Ruhm und Namen sie profitieren soll. Speziell der Yamaha X-Max 300 soll in puncto Design, Technik und Verarbeitungsqualität so nah am TMax rangieren wie kein X-Max-Modell vor ihm.
Drei Generationen hatte Yamaha vom X-Max 250 seit 2005 im Programm; 2010 und 2013 gab es jeweils neue Versionen. Insgesamt 150.000 Exemplare will der Hersteller verkauft haben, 2016 alleine über 11.000 - und für 180 davon zeichnet der deutsche Importeur verantwortlich
Mit dem Upgrade vom 250er zum Yamaha X-Max 300 folgt Yamaha einem europaweitem Trend: Vor knapp 10 Jahren stellten die 250er noch über ein Viertel aller neu zugelassenen Roller; inzwischen nur noch ein knappes Achtel. Dafür legen 300er und 350er enorm zu.
Der Yamaha X-Max 300 richtet sich ganz klar an Berufspendler; Yamaha rechnet vor allem mit männlicher Kundschaft und mit markenloyalen Kunden, die möglicherweise vom X-Max 250 aufsteigen wollen.
Angebote für die Yamaha X-Max 300

Fans der Sport-Roller sollten einen Blick auf die Gebraucht-Motorradbörse werfen, denn dort gibt es Yamaha X-Max 300 in top Zuständen und zu niedrigen Preisen: Gebrauchte Yamaha X-Max 300 in Deutschland