Wer die Honda NM4 Vultus sieht, dem fallen viele Assoziationen zum Design ein. Batmobil, Raumschiff, Cruiser-Roller. Dabei kann der Cruiser-Roller auch fahren, ganz manierlich sogar.
Wer die Honda NM4 Vultus sieht, dem fallen viele Assoziationen zum Design ein. Batmobil, Raumschiff, Cruiser-Roller. Dabei kann der Cruiser-Roller auch fahren, ganz manierlich sogar.
Manchmal genügt ein Zufall. So wie bei der Vultus, NM4 Vultus, um korrekt zu sein. Der Name stammt aus dem Lateinischen und beschreibt eine zornige Gestalt. An die müssen wohl auch ein paar junge Designer bei Honda in Japan gedacht haben. Sie ersannen die Vultus als Projektarbeit – ohne Zwänge. Und wie das so ist, wenn die Leinen lang und die Vorgaben gering sind, kam dabei etwas sehr Ungewöhnliches heraus. Die Honda NM4 Vultus blickt böse drein und zeigt, dass die Erfinder Science-Fiction- und Comic-Fans sind. Denn ohne Raumschiff Orion, Enterprise und die menschliche Fledermaus aus Gotham City hätte es dieses Design wohl nicht gegeben. Was dann folgte, war ein weiterer Zufall. Irgendwie war wohl auch der Honda-Chef der Mythenwelt aus Warp-Antrieben, fremden Galaxien und futuristischen Batmobilen nicht abgetan. Fand das Projekt sogar gut und forcierte den Bau.
Damit die Produktionskosten vertretbar blieben, kommt beim Antrieb bewährte Technik aus dem Honda-Regal zum Zug. Fortbewegt wird die Honda NM4 Vultus vom 745 cm³ großen Zweizylinder, der auch in den NC-Typen Dienst tut. Beim Cruiser-Roller muss er 245 Kilo vollgetankt nach vorne treiben. Zum Abheben reichen die 55 PS zwar nicht, für spaßige Landstraßen-Turns bis zur Richtgeschwindigkeit aber schon. Großen Anteil daran hat das serienmäßig verbaute DCT-Doppelkupplungsgetriebe. Die linke Hand hat Pause. Die Gänge fliegen wie von selbst durchs Getriebe. Wobei es dringend empfohlen ist, den Sportmodus auszuwählen. Der wechselt die Gänge später, schaltet erst bei höheren Drehzahlen hoch. Sonst passiert es schnell, dass die Vultus auch engste Spitzkehren im Dritten umrunden will. Das steckt der Motor in Sachen Ansprechverhalten locker weg. Wer die Brause im Anschluss aber voll öffnet, kann fast die Grashalme am Wegesrand zählen. Der NC-Antrieb dreht dann sehr lethargisch aus. Als ob in seinem Inneren zähflüssiger Honig anstatt Öl herumschwappen würde. Mit Rasanz hat das nichts mehr zu tun.
Neben dem Sportmodus stärken manuelle Gangwechsel den Vorwärtsdrang. Die erlauben ein Hoch und Runter im Getriebe über zwei passend montierte Schalter am linken Lenkergriff. Automatisch ist bei der Honda NM4 Vultus aber schöner. Auch, weil die Getriebeelektronik sich die letzten Schaltvorgänge merkt und daraus lernt. Sprich: Wer den Gasgriff gespannt hält, darf sich über späte Schaltvorgänge im Idealbereich zwischen 5000 und 6000 Umdrehungen und so etwas wie zart sportiven Vortrieb freuen. Mit 1645 Millimeter Radstand kann der zornige Raumgleiter ziemlich gut geradeaus rennen. Wenn die kürzeste Verbindung im Straßen-Layout mal kein Strich ist, gilt es, zuzupacken. Das liegt neben dem ellenlangen Abstand zwischen den Rädern an der 200er-Walze hinten. Aber die Vultus wäre keine Honda, wenn sie nicht auch Kurven meistern würde. Zum Glück reiben sich die Trittbretter erst verhältnismäßig spät an der Straßenoberfläche ab. Deutlich später als bei vergleichbaren Cruisern. Und wenn die nächste Biegung doch zu schnell kommt, sorgt die ABS-gestärkte Bremsanlage für zuverlässige Stopps – auch mehrfach hintereinander.
Wer den Blick zwischen zwei Kurven Richtung Cockpit lenkt, findet alle fahrrelevanten Infos übersichtlich digital aufbereitet. Individualisten dürfen bei der Instrumenteneinheit sogar eine eigene Optik wählen: 25 verschiedene Hintergrund-Farbtöne lassen sich abrufen. Da ist für jeden etwas dabei, von schrillig-schaurig bis konservativ-zurückhaltend. 11.490 Euro will Honda für die Vultus haben, bei der die Funktion klar der Form folgt. Für lässig-entspannte Ausflüge taugt die bequeme Sitzposition des nur in „Matt Ballistic Black Metall“ erhältlichen Raumgleiters in jedem Fall. Und vielleicht entdeckt Honda ja doch noch den Warp-Antrieb. Dann könnte die Honda NM4 Vultus endlich mal ihre Kollegen Orion und Co. besuchen.