Yamaha TMax 530 und BMW C 650 Sport

Yamaha TMax 530 und BMW C 650 Sport Sportliche Großroller im Vergleichstest

Motorräder gelten in der deutschen Sprache als weiblich, Roller als männlich. Trotzdem sind Großroller nur in Südeuropa von einer maskulinen Aura umgeben. Viel Hubraum und Leistung sichern dort ein Top-Image, wie ein Besuch in Marseille beweist. Die beiden sportlichen Großroller Yamaha TMax 530 und BMW C 650 Sport im Vergleichstest.

Sportliche Großroller im Vergleichstest Rossen Gargolov
24 Bilder

Schon mal in Mailand, Madrid oder hier in Marseille gewesen? Das beste, beliebteste Fahrzeug in solchen Metropolen ist ein Motorroller. Frech stürzen sich wahre Scooter-Schwadronen in die Verkehrsfluten. Ein Distinguished Gentlemans Ride: Dank Wind- und Wetterschutz hinter großen Kunststoffschalen kommt man selbst im teuren Anzug und ohne Schalthebel mit gepflegten Schuhen ins Büro. Benutzerfreundlich: Am Ziel schmeißt man einfach seine sieben Sachen in den Stauraum.

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Mittenrein nach Marseille! Entspannt tragen uns der überarbeitete BMW C 650 Sport und der Yamaha TMax 530 zum „Le Vieux Port“, dem alten, mondän aufgepeppten Hafenviertel. Moderne Architektur im Kontrast mit altem Fort, Leuchtturm und klassischer südfranzösischer Kathedrale. Großroller genießen hier großes Image, sind Young Urban Professionals. Auf dem Weg ins Stadtzentrum sprachen uns bereits drei andere Rollerfahrer auf den erneuerten BMW an. Sein überarbeitetes Design wirkt schnittiger, der schicke Zweifarb-Dress kommt an.

Yamaha TMax 530 der erfolgreichste Großroller Europas

Georgs Yamaha TMax 530 findet weniger Aufmerksamkeit. Klar, denn der Trendsetter fand seit 2001 über 200.000 Käufer, mehr als Suzuki V-Strom 650 und 1000! Dies ist der erfolgreichste Großroller Europas. Und Yamaha hatte für diesen Test bloß das 2014er-Modell parat. Erst zu Hause wartete die überarbeitete Version, siehe "TMax 530 - das ist neu".

Erste Regel im Rollerleben: An der Haltelinie musst du ganz nach vorn, egal wie. Zweite Regel im Rollerleben: Als Erster aus der Poleposition nach vorn hechten, Ehrensache. Sowohl der 530er-Reihentwin des Yamaha TMax 530 wie auch der 650er-Zweizylinder des BMW C 650 Sport kommen prima aus den Puschen. Big-Bikes mit unaufmerksamen Fahrern ledern sie beim Spurt aus dem Stand locker ab. Roller-Rausch!

BMW C 650 Sport deutlich schwerer

Mit viel Gefühl durchs Gewühl: mitten durch die Autos durch, um Verkehrsinseln und Parkpoller herumzirkeln. Tiefe Schwerpunkte und kleine Wendekreise lassen die Doppelwhopper easy manövrieren, mühelos durchs Verkehrsdickicht wuseln. Dabei wiegt der BMW C 650 Sport üppige 255 Kilogramm, der Yamaha TMax 530 zarte 218 Kilogramm.

Quasi R1 gegen RT. Dabei hat BMW noch einen echten Touren-Roller, den C 650 GT im Programm. Egal, der BMW C 650 Sport kaschiert seine Kilos gut. Frech fahren die Oberklasse-Biester! Wichtig im Stau: Beide Maxi-Scooter bauen nicht zu breit.

Den Motor des BMW C 650 Sport liefert der Rollerriese Kymco aus Taiwan nach Berlin. Für 2016 gab es Euro4-Mapping. Zudem wurde der Antriebsstrang des früher „600er“ genannten C-Modells völlig überarbeitet: Geänderte Rollen, Federn, Fliehkraftgewichte, Kupplungsbeläge und Übersetzungsverhältnisse stimmen die Variomatik viel besser ab.

Spätes Einkuppeln des stufenlosen Getriebes beim Ampelstart, störend beim Vorgänger, ist nun passé. Spontan, endlich premiumgemäß dynamisch packt die Fliehkraftkupplung zu. Trotzdem hängt der BMW C 650 Sport weicher am Gas, nicht ganz so direkt wie der Yamaha TMax 530. Dafür legen beim BMW Umdrehungen und Tempo synchron zu.

Alles geht intuitiv: Peilen, fahren, fertig

Aggressiv-bissig erhöht der Yamaha TMax 530 die Drehzahl bei jedem Zucken am Gasgriff, spontan um 1000 bis 2000 Touren. Das wirkt sportlich, ultradirekt. Danach aber braucht der 530er ein, zwei Gedenksekunden, um nach der Drehzahl auch das Tempo zu steigern. So fühlt sich die Variomatik wie eine durchrutschende Kupplung an. Der Yamaha kuppelt erst bei höheren Drehzahlen ein. Sein Drehzahlniveau ist wegen des Hubraum-Mankos ständig höher als auf dem BMW C 650 Sport, liegt meistens zwischen 4000 und 6000. Man wünscht sich mitunter, manuell einen Gang höher schalten zu können. Da wirkt der BMW souveräner, ruhiger, cooler.

Erst bei Überlandfahrten lässt der abgebrühte BMW C 650 Sport dem kleineren Motor des Yamaha TMax 530 keine Chance: Bis zu 49 statt 39 PS schickt er ans Hinterrad, im Motor sollen es volle 60 bzw. 47 PS sein. Variomatik kostet Leistung. Aber macht flott: Zwischenspurts laufen immer im optimalen Drehzahlbereich. „Durchzug“ stadtauswärts von Tempo 60 auf 100 ist richtig rasant: 3,2 und 4,0 Sekunden. Oh, là, là! Dies ist das Niveau stärkster Supersportler im sechsten Gang. Einfach nur Gas geben ohne Kuppeln und Schalten macht den Kopf frei. Alles geht intuitiv: Peilen, fahren, fertig. Auch für A2-Fahranfänger, BMW offeriert ihnen kostenlos ab Werk einen Drosselsatz.

Löbliche 10.000er-Wartungsintervalle bei beiden Rollern

Verlässlich regelt BMWs serienmäßige Traktionskontrolle ASC. Adrett: Nun hört sich der Kymco-BMW-Motor besser an. Er klingt mit 270 Grad Zündversatz wie ein 90-Grad-V2. Der neue Endtopf ohne Vorschalldämpfer tönt satter, sonor-dezent, und plärrt nicht mehr so nervig wie beim Vormodell. Doch im Vergleich zum tiefer, kerniger klingenden Yamaha TMax 530 wirkt der Sound des BMW C 650 Sport immer noch etwas blechern.

Den Hinterradausbau erleichtert die Einarm-Schwinge mit voll gekapselter Kette im Ölbad. Dagegen hat der Yamaha TMax 530 eine Zweiarm-Schwinge, reißt sich am wartungsarmen Zahnriemen. Ölkontrolle ist bei ihm per Schauglas einfacher als beim BMW C 650 Sport mit Peilstab. Löblich hier wie dort: lang gestreckte 10.000er-Wartungsintervalle.

Beide bieten guten Touring-Komfort

Trotz sportlichen Anspruchs: Beide Schluchtenflitzer bieten guten Touring-Komfort. Riesige Sitzmöbel mit Lendenwirbelstütze, noch ausgeprägter beim Yamaha TMax 530, machen behaglich; ebenso die Möglichkeit, seine Beine rechtwinklig „abzustellen“ oder lang auszustrecken. Mann oder Frau genießen tolle Übersicht durch aufrechte Sitzpositionen. Praktisch: Per Rändelschraube rastet die große BMW-Scheibe in drei Stellungen ein. Hoch gestellt bietet sie tolle Protektion und ist trotzdem leise dabei. So schirmt selbst der sportlichere BMW C 650 Sport effizienter, besser ab als der TMax. Fast so gut wie ein Top-Tourer.

Kompakter sitzt man auf dem Yamaha Tmax 530: Der stärker zum Fahrer hin gekröpfte schmalere Lenker liegt tiefer und näher vor der Brust. Die Beine kommen dem hohen Durchstieg näher. Gefühlt: Coupé statt Limousine. Im Stand baut der BMW C 650 Sport hoch – für kleine Fahrer gibt es eine zwei Zentimeter niedrigere Sitzbank. Auf dem 650er genießt der Sozius hohen Komfort und entspannten Kniewinkel, große Haltegriffe plus eine ebensolche Sitzfläche. Ferner guten Überblick über den Fahrer. Beim Yamaha ist der Rücksitz etwas kleiner, doch weicher gepolstert.

Aus Freude am Fahren: Spur- und linientreu agiert das homogene BMW-Fahrwerk. Auf prima haftenden Pirelli-Reifen Diablo Scooter umrundet der BMW C 650 Sport Kurven gestochener, präziser, bleibt neutraler.

Allerdings: Aus Geradeausfahrt heraus wehrt sich der Deutsche mehr als der Yamaha TMax 530 gegen Abklappen, leistet ein wenig Widerstand. In schnellen Wechselkurven wirkt der Yamaha somit agiler.

Mit Sozius wird der TMax zum Gleiter

Dafür bleibt der Yamaha TMax 530 nicht immer neutral: Er stellt sich bei Bodenwellen in Schräglage auf, sucht sich dann einen eigenen Kurs. Fühlt sich an, als machten Vorder- und Hinterrad nicht das gleiche. Beim Bremsen in Kurven klappt die Front ein wenig ein. Da ist hin und wieder eine korrigierende Hand gefragt. Bridgestone-Reifen in gleichen 15-Zoll-Dimensionen wie beim BMW C 650 Sport vermitteln etwas weniger Vertrauen. Die weiche, konventionelle Gabel des 2014er-Modells bietet nicht ganz so viele Reserven, spricht mäßig gut an, Modifikation tat not. Sensationell funktioniert das liegende, auf Zug belastete Federbein. Speziell mit Sozius wird der TMax zum Gleiter, schwebt geradezu feinfühlig über den Asphalt. Dies ist wahrlich Top-Federungskomfort!

Viel fischt beim 650er die Upside-down-Gabel raus, arbeitet toll. Sie kommt erst im Soziusbetrieb an ihre Grenzen. Ihre Federrate wurde ebenso um zehn Prozent reduziert wie beim direkt angelenkten, links liegenden Federbein. Der Kompromiss aus Komfort und Stabilität stimmt. Lediglich harte Kanten und Absätze lässt das Federbein BMW-typisch zum Fahrer durch. Beeindruckend stabil bleiben beide Sport-Scooter auf der Bahn. Länge läuft, trotz kleiner Räder. Der Berliner Bär rennt bergauf bei Tacho 180 stur in den Begrenzer, Werksangabe sind 177. Da muss der Yamaha TMax 530 mit 161 km/h passen. Ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt der BMW C 650 Sport, ein echter Sport-Tourer.

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Welcher Großroller schneidet besser ab? Der Yamaha TMax 530 oder der BMW C 650 Sport?

Halt! Stopp zum Café au Lait. Vierkolben-Festsättel vorn beim Yamaha TMax 530 belegen sportiven Spirit, erinnern an ältere R1. Knackig beißen sie auf Scheiben mit modernen Floatern, benötigen jedoch recht hohe Handkraft. Im ABS-Regelbereich pulsieren beide Hebel deutlich, die gröberen Regelintervalle sind länger als beim BMW C 650 Sport. Konstruktiv ist dessen Hardware einfacher gestrickt: Doppelkolben-Schwimmsättel und fest montierte Scheiben.

Matschig ist der Druckpunkt vorn, die Hinterradbremse ziemlich holzig dosierbar. Trotzdem ermöglichen hohe Hinterradlast und geringe dynamische Radlastverteilung Top-Verzögerungswerte. Kurz sind die Bremswege: Aus Tempo 100 steht der BMW C 650 Sport nach 38,2 Metern, der (alte) TMax nach 40,6 Metern.

Mit 11.000 Euro Listenpreis ist der BMW minimal teurer

Nur wenige Motorräder lassen sich so unbeeindruckt weit in die Kurve hinein bremsen wie der BMW C 650 Sport. Mittelklasse-Bikes bis etwa 70 PS können das Roller-Duo kaum abschütteln. Unübertroffen ist dessen Alltagsstärke. Dazu zählt leichtes Aufbocken: Der BMW hat eine geänderte Kinematik am Hauptständer und aktiviert beim Ausklappen des Seitenständers automatisch die Parkbremse. Beim Yamaha TMax 530 verhindert der manuelle Feststellhebel am linken Lenkerende ungewolltes Wegrollen. Einstellbare Handhebel haben beide, ebenso beleuchtete Kofferräume. Dank cleveren Ausziehbeutels „Flex Case“ ist der Gepäckraum beim BMW viel größer.

Groß und tief gelangen die abschließbaren Handschuhfächer in der Front. Bordsteckdose haben der BMW C 650 Sport und der aktuelle Yamaha TMax 530. Bei der Verarbeitung hat der BMW gegenüber dem älteren Yamaha die höher aufragende Nase vorn. Mit wertigeren Kunststoffteilen, Edelstahlkrümmern und Metall-Einlagen in den Trittbrettern. An der C-Klasse lässt sich der Bordcomputer vom Lenker aus bedienen. Nun, für Listenpreise jenseits der 11000 Euro darf man auch etwas erwarten. Der minimal teurere BMW hat sogar noch für 940 Euro Extras an Bord: Heizgriffe und Sitzheizung für vorn/hinten (schön muckelig im Winter!), Reifendruck-Kontrolle sowie LED-Tagfahrlicht und -Blinker. Italiener, Franzosen und Spanier schwören auf die Mega-Roller – nicht nur in der Stadt. Vielleicht sagen auch die Menschen in München, Mannheim und Marburg einmal: „Nichts ist toller als ein Roller.“

Messwerte

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Jelicic-Inkasso und Schmieder-Credit empfehlen: Damit ist man(n) immer gut angezogen!

BMW C 650 Sport Yamaha TMax 530
Höchstgeschwindigkeit* 177 km/h 161 km/h
Beschleunigung
0–100 km/h 6,5 sek 7,4 sek
0–140 km/h 12,8 sek 16,3 sek
Durchzug
60–100 km/h 3,2 sek 4,0 sek
100–140 km/h 5,9 sek 8,9 sek
Verbrauch Landstraße/100 km 4,3 Liter/Super 4,8 Liter/Super
Reichweite Landstraße 360 km 313 km

*Herstellerangabe

Leistungsmessungen

Der schwarze „Iron Max“ mit goldfarbener Gabel kostet 11595 Euro.

Fast 120 cm3 Hubraumplus (22 Prozent) münzt der BMW in permanent viel höhere Leistung am Hinterrad um, mit kräftigem Gipfel on top von maximal 49 statt 39 PS (ohne Auskuppeln ist Motor-Leistung nicht zu messen). Bessere Fahrleistungen bei weniger Verbrauch sind die Folge. Vor der Überarbeitung an der Variomatik drückte der Kymco-Twin in der Mitte noch mehr.

TMax 530 - das ist neu

Thomas Schmieder
Der schwarze „Iron Max“ mit goldfarbener Gabel kostet 11.595 Euro.

Der erfolgreiche Yamaha TMax 530 erhielt 2015 Änderungen an Design, Fahrwerk und Bremsen. Seine Upside-down-Gabel mit 41er-Gleitrohren spricht feiner an, verarbeitet Impulse souveräner, bietet mehr Reserven. Sie führt besser, der neue TMax bleibt neutraler. Vordere Vierkolben-Bremssättel sind nun radial montiert, lassen sich beim Biss auf 267er-Scheiben feiner dosieren, vermitteln besseres Bremsgefühl. Schneidiger wirken der neue vordere Kotflügel und die modifizierte Frontverkleidung. Ein zentraler Lufteinlass an der Stelle des einstigen Standlichts soll wirbelfreie Hinterströmung der Scheibe bringen.

Extrem hell strahlen neue, rechteckige LED-Doppelscheinwerfer. Sie brennen bei Fern- wie Abblendlicht stets als Duo. Für bessere Rücksicht sorgen längere Spiegel-Ausleger. Neu sind ferner die 12-Volt-Bordsteckdose und das schlüssellose Zugangssystem „Smartkey“. Startknopf statt Zündschlüssel: Ein Transponder deaktiviert die Wegfahrsperre, schaltet die Zündung ein und entriegelt Lenkschloss wie Sitzbank. Preise 2016: 11.195 Euro, der schwarze Yamaha TMax 530 „Iron Max“ (Foto) mit goldfarbener Gabel kostet 11.595 Euro.

Fazit

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Der Fortschritt bei beiden neuen Rollern ist deutlich. Preise hoch, Fahrspaß groß!

Mit den Maxi-Scootern ist man gut unterwegs, sie sind im Großstadtgefühl nicht zu schlagen: flott, komfortabel, praktisch. Die Überarbeitung hat dem tourentauglichen, starken BMW C 650 Sport richtig gutgetan. Trotz Hubraum-Handicaps überzeugt der verbesserte, aktuelle Yamaha TMax 530 mit tollem Fahrwerk, der Fortschritt bei beiden neuen Rollern ist deutlich. Preise hoch, Fahrspaß groß!

Preisvergleich der Yamaha TMax 530 und BMW C 650 Sport

Gebrauchte Yamaha TMax 530 und BMW C 650 Sport in Deutschland

Die Yamaha TMax 530 und die BMW C 650 Sport stehen sich auf der Gebraucht-Motorradbörse im direkten Preisvergleich gegenüber. Beide Großstadt-Flitzer gibt es in gutem Zustand zu günstigen Preisen: Gebrauchte Yamaha TMax 530 und BMW C 650 Sport in Deutschland

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