In diesem Jahr gibt es eine größere Vielfalt an Themen, weil sich die Welt immer digitaler und nachhaltiger gestaltet, was auch Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit hat. Wie zahlt zum Beispiel die Vernetzung auf die Verkehrssicherheit ein? Was können Assistenzsysteme leisten? Welche Auswirkungen hat der Mobilitätswandel?
Stellen Sie sich vor, sämtliche Verkehrsteilnehmer würden in einen Dialog treten – Auto-, Motorrad-, Fahrrad-, Lkw-Fahrer sowie Fußgänger. Im deutschen Verkehrsdschungel ein seltenes Bild. Denn dort nehmen Stress und Aggression von Jahr zu Jahr zu. Kein Wunder, angesichts steil steigender Zahlen von Verkehrsteilnehmern: 137 Millionen Fahrzeuge werden von uns in Deutschland bewegt, vom federleichten, keinem 10 Kilogramm wiegenden Rennrad bis zum 40 Tonnen schweren Lkw. Dazwischen auch wir Motorradfahrer und -fahrerinnen. Unser Bestand kratzt gerade an der fünf Millionen-Marke, Tendenz weiter steigend (4,91 Mio., Stand: Januar 2023).

1970 gab es knapp 14 Millionen Pkw auf deutschen Straßen, 2021 waren es etwas mehr als 48 Millionen. Und auch wenn die Anzahl der Verkehrstoten drastisch gesunken ist – die Zahl der Verkehrsunfälle wuchs im gleichen Zeitraum von knapp 1,4 auf 2,3 Millionen. Überproportional beteiligt: Autos und Fahrräder. Dennoch betrifft es im Prinzip alle Verkehrsteilnehmer.
Grund genug für uns Redaktionen unter dem gemeinsamen Dach der Motor Presse Stuttgart, im 3. Jahr in Folge, zur großen Kampagne "Rücksicht hat Vorfahrt" aufzurufen, um für mehr Verständnis und Miteinander im Straßenverkehr zu werben. Wir haben uns sowohl mit den Kolleginnen und Kollegen im Verlagshaus aus den Auto-, Fahrrad- und Wohnmobil-Redaktionen als auch mit dem Lkw-Team des befreundeten ETM-Verlags getroffen und gemeinsam analysiert: Wie kommt es zu den Unfällen? Und: Wie entstehen die Aggressionen, die zu unüberlegtem Handeln führen können?

Bei unserem Testtag auf dem abgesperrten Boxberg-Gelände haben wir simuliert: Wie ist das, wenn der Lkw überraschend aus hoher Geschwindigkeit bremsen muss? Wie ist das, wenn ein Fahrradfahrer sich im toten Winkel eines Schwerlasters befindet? Oder sich vor ihm plötzlich eine Pkw-Tür öffnet? Und wie wirkt sich das Beladen eines Reisemobils etwa auf das Fahrverhalten und den Bremsweg in der Praxis aus? Wer um all diese Einflussgrößen weiß, dem gelingt es im Alltag besser, die anderen Verkehrsteilnehmer einzuschätzen und entsprechend zu respektieren.

Fazit der Kampagne: Ohne gegenseitiges Verständnis geht es nicht, wenn wir miteinander die Verkehrssicherheit auf den Straßen erhöhen wollen. Bremswerte bringen dieses Ergebnis faktisch auf den Punkt: Während ein konventioneller Pkw wie ein BMW 320e Touring aus 80 km/h 22 Meter braucht, um zum Stillstand zu kommen, sind es bei einem Wohnmobil (im Bild: Hymer B-MC T 680, teilintegriert) knapp 30 Meter, bei einem 40-Tonner-Lkw etwa 35 Meter (im Bild ein 7,5-Tonner nur als Fotofahrzeug).