Wer sich für Motorrad-Neuheiten interessiert, kennt diesen Kreisverkehr in den englischen Midlands, ohne je dort gewesen zu sein. Findige Fotografen schießen dort regelmäßig Triumph-Prototypen ab.
Wer sich für Motorrad-Neuheiten interessiert, kennt diesen Kreisverkehr in den englischen Midlands, ohne je dort gewesen zu sein. Findige Fotografen schießen dort regelmäßig Triumph-Prototypen ab.
Dieses Mal waren es gleich vier alle neuen oder überarbeiteten Triumph-Modelle für das Jahr 2009, die dem Erlkönigjäger vor die Linse fuhren. Und weil auf sie noch ausführlicher ein-gegangen wird, gilt die erste Bemerkung einem Motorrad, das auch im nächsten Jahr nicht zum Modellprogramm der Engländer gehört. Triumph baut bis auf weiteres keinen neuen großvolumigen Supersportler. Sportliche Speerspitze bleibt also die überaus erfolgreiche Daytona 675, die aber nach dem dritten Jahr ihrer Existenz das erste Facelift erhält.
Dass Triumph ein bemerkenswert breit aufgestelltes Modellprogramm anbietet und weiter ausbaut, zeigen die drei anderen Maschinen. Eine aufgewertete Variante der Street Triple, die R-Version, als sportliches Naked Bike. Weiterhin eine neue Bonneville und der schon mehrfach erwischte und gezeigte Zweizylinder-Cruiser mit 1600 Kubikzentimeter Hubraum. In Relation zur Triumph Rocket III quasi ein Mittelklasse-Cruiser.
Dank des eingangs erwähnten Kreisverkehrs ist der neue 1600er-Zweizylinder-Cruiser schon ein alter Bekannter, nie zuvor jedoch war er mit Windschild, in solch gepflegtem Zustand und von der rechten Seite zu sehen. Dort fällt sogleich der riesige Chromdeckel auf, hinter dem sich das Ritzel des Zahnriemenantriebs verbirgt. Die gleichen Packtaschen wie an der neuen Bonneville schweben beim niedrig und lang gebauten Cruiser hitzig knapp über den Auspuffrohren. Leider gibt Triumph den Namen der Maschine erst kurz nach Erscheinen dieser MOTORRAD-Ausgabe bekannt.
Wer bei diesem Anblick an eine Yamaha von Anfang der achtziger Jahre denkt, hat genau die richtige Assoziation. Doch es wäre kurzsichtig, die neueste Bonneville-Variante wegen ihrer etwas hölzern wirkenden Gussräder und der wie ausgebleicht aussehenden Tanklackierung auf das Prädikat Retro-Bike zu reduzieren. Dank der 17-Zoll-Räder fällt die Sitzhöhe sehr niedrig aus, was der lange Kerl, der sie auf dem Foto fährt, zwar nicht nötig hat, viele Neu- und Wiedereinsteiger oder Menschen von zarterer Statur hingegen schon. Und ein Gepäcksystem mit sichtbar geräumigen Taschen, das Triumph gleich mit entwickelt hat, steigert die Alltagstauglichkeit der neuen Bonnie erheblich. Dass sie es so plakativ zur Schau trägt, darf getrost als Aufforderung verstanden werden: Fahr mich ruhig jeden Tag, zur Arbeit, zum Einkaufen oder sonst wohin. Ich kann das. Nachdem die 865er-Reihenzweizylinder erst für dieses Jahr mit Einspritzung und Kat Euro-3-tauglich gemacht wurden, sind Motormodifikationen nicht zu erwarten. Es bleibt also bei 67 PS, damit nützt die Bonneville die Versicherungsklasse bis 78 PS nicht optimal aus.
Man muss schon etwas genauer hinsehen, um den Neuheitenstatus dieses Daytona-675-Exemplars äußerlich dokumentiert zu finden: Die Frontverkleidung wurde im Bereich des Lufteinlasses modifizert, die Scheinwerfer sind weniger kantig geschnitten und bekamen an der Unterkante einen zusätzlichen Absatz, so dass sie jetzt nach hinten auslaufen wie ein verführerisch gemeinter Lidstrich.
Von geänderter Technik ist nicht viel zu erkennen. Die vorderen Bremszangen sind anders gestaltet als beim aktuellen Modell, und ein von schräg hinten aufgenommenes, hier nicht gezeigtes Foto der Daytona offenbart zwei Stellschrauben links neben dem Ausgleichsbehälter des Federbeins für die separate Einstellung der Druckstufendämpfung im High- und Low-Speed-Bereich. Es ist jedoch kein Geheimnis mehr, dass die Ingenieure der Daytona mehr Leistung eingehaucht und dafür höhere Drehzahlen freigegeben haben. Hier zahlen sich die Erfahrungen der Supersport-Renneinsätze aus. Vielleicht wurde ja auch das etwas knochig zu schaltende Getriebe kultiviert.
Ein druck- und charaktervoller Motor, agiles Handling sowie ein günstiger Preis bei sehr schlichter Ausstattung charakterisieren die Street Triple. Weil die unterdämpften Federelemente die Freude am Fahren kaum trübt, gaben sich viele mit diesem Stand zufrieden. Andere hingegen förderten die Talente der kleinen Triple mit edleren Teilen aus dem Zubehörhandel. Was Triumph nicht verborgen blieb und zur Street Triple R geführt hat. Radial verschraubte Vierkolben-Festsättel statt der einfachen, gleichwohl wirkungsvollen Doppelkolben-Schwimmsättel erscheinen zwar fast wie der Bremsen-Overkill, werten die R-Variante aber ebenso auf wie einstellbare Federelemente. Man beachte als sichtbares Zeichen dafür die kleine, blau eloxierte Druckstufen-Einstelleinheit unten an der Gabel.