Seit 1985 hält Suzuki an ihr fest. Wohin sich die Hubräume auch entwickeln, die GSX-R 750 ist geblieben - als einzige ihrer Art. Und heute ist sie willkommener denn je.
Seit 1985 hält Suzuki an ihr fest. Wohin sich die Hubräume auch entwickeln, die GSX-R 750 ist geblieben - als einzige ihrer Art. Und heute ist sie willkommener denn je.
Warum nur sind die 750er fast ausgestorben? Weil alle Käufer supersportlicher Motorräder in Top-Rennklassen antreten und an Hubraum-Reglements gebunden sind? Das ist natürlich Unsinn. Irgendwann hat das Streben nach immer mehr Leistung die 750er einfach aufgefressen. Die 1000er haben sich durchgesetzt. Wir erinnern uns: Eine R1 drückte 1998 für die Zeit satte 146 PS. Das war einfach geil! Die damaligen 750er kamen da mit zirka 120 PS nicht gegen an. Also sagten die Japaner "Adieu 750er!"
Nur Suzuki hielt am 3/4-Liter-Konzept fest, verbesserte über die Jahre häppchenweise die Rahmenbedingungen und konnte immer genug Stückzahlen losschlagen, um die GSX-R 750 am Köcheln zu halten. Die Steherqualitäten haben sich gelohnt. Denn anno 2011 brauchen die Superbikes mit 190 und mehr PS eine knifflige und teure Elektronik, um den Normalo nicht womöglich gewaltsam abzuwerfen. Der Stressfaktor damit erreicht im öffentlichen Straßenverkehr mühelos die rote Zone. Die 600er dagegen sind bis auf Ausnahmen sowieso Landstraßen-Kastraten - kreischen in den höchsten Tönen, haben aber trotzdem keine Eier.
Die neue GSX-R 750 kommt mit nominell 150 PS daher. Das mag man nun glauben oder nicht, aber in der Mitte hat die aktuelle Medium-Gixxe spürbar so viel Saft, dass jeder Dreh am Gasgriff augenblicklich in kraftvollen Vortrieb umgesetzt wird. Sanft und prima aus dem Handgelenk geht das. Da braucht es keine Elektronik, sondern schlicht ein wenig Feeling in der rechten Hand. Auf der Landstraße muss das einen irren Spaß machen. Aber auch auf der Rennstrecke wie hier in Monteblanco ist das eine feine Sache.
Der enge andalusische Kurs mit sehr vielen langsamen Haken und schultermarternden Bremszonen unterstreicht dann noch die Handlingvorteile gegenüber einer 1000er. Mit dem selben Fahrwerk wie ihre ebenfalls neue 600er-Schwester (jetzt auch mit der Big-Piston-Gabel von Showa) wirbelt die 750er sauber durch die kniffligen Wechselkurven. Dabei harmoniert sie übrigens sehr gut mit dem Bridgestone BT 016 Pro, der, einmal auf Temperaturen gebracht, sehr viel mitmacht und seinen Grenzbereich berechenbar anzeigt.
Acht Kilo leichter ist die neue 750er gegenüber dem alten Modell. Überall haben die Suzi-Techniker Material weggeraspelt - Rahmen, Schwinge, Auspuff, Verkleidung, Gabel und an den Bremsen. Dazu ist das gesamte Motorrad kompakter geworden, ohne dem Piloten zuviel vom Komfort zu nehmen. Dafür hat man unter anderem den Motor um drei Grad nach hinten gedreht und so bei gleicher Schwingenlänge den Radstand um 15 Millimeter gekürzt.
Im Motor selbst wurde das Material und der Durchsatz verbessert. Dadurch dreht das aktuelle Triebwerk äußerst willig und homogen bis in den Begrenzer bei 14700/min und beschert dem Piloten durch das wilde Schnorcheln aus der Airbox zusätzlich Adrenalin. Drei programmierbare kleine Lämpchen und ein großer Schaltblitz mahnen unübersehbar zum Gangwechsel, den das Getriebe Suzuki-typisch präzise erlaubt. Der elektronisch gesteuerte Lenkungsdämpfer stemmt sich brauchbar gegen Lenkerschlagen. Für die Renne könnte er allerdings etwas straffer regeln. Anlass zur Kritik gab nur die Bremse, die nach fünf scharfen Runden nachgab. Aber schon Entlüften und neue Beläge sorgten für bessere Standfestigkeit bei den sonst tadellos zupackenden Brembo-Monoblocks.
PS-Urteil:
Im Poker um Supersport-Käufer hält Suzuki mit der GSX-R 750 schon drei Asse in der Hand. Das leichte Motorrad hat das Handling einer 600er. Das Fahrwerk ist für einen breiten Einsatzzweck bestens geeignet. Der Motor hat Druck überall da, wo das Gros der Fahrer diesen braucht. Nur für den siegbringenden Poker fehlt ein Ass: Der Preis ist gut 1000 Euro zu hoch.
Änderungen im Detail:
PS-Daten: Suzuki GSX-R 750
Antrieb: Vierzylinder-Reihenmotor, 4 Ventile/Zylinder, 110 kW (150 PS) bei 13 200/min, 86,3 Nm bei 11 200/min, 750 cm3, Bohrung/Hub: 70,0/48,7 mm, Verdichtung: 12,5:1, Zünd-/Ein- spritzanlage, 42-mm-Drosselklappen, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung, Sechsgang-Getriebe, Kette,
Fahrwerk: Aluminium-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel: 66,5 Grad, Nachlauf: 97 mm, Radstand: 1395 mm, Ø Gabelinnenrohr: 41 mm, Federweg v./h.: 120/130 mm
Räder und Bremsen: Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17“/5.50 x 17“, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17, 310-mm-Doppelscheibenbremse mit radial angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit Einkolben-Schwimmsattel hinten
Gewicht: (fahrbereit) 190 kg*, Tankinhalt: 17 Liter Super
Grundpreis: ca. 13330 Euro (zzgl. NK)