Ambitioniert war das Projekt von Micron Systems-Chef Armand Mottier auf jeden Fall. Kaum wurden nämlich MVs mit dem auf 800 Kubik erweiterten Triple ausgeliefert, besorgte sich der Fürther Tuner eine davon und meldete die Micron-MV Agusta F3 800 zum PS-TunerGP an. Das war knapp zwei Wochen, bevor in Hockenheim die Testampel auf Grün sprang. Zwar ist diese MV schon aus der Kiste ein feines Sportbike, aber um auf dem GP-Kurs als echter Racer durchzugehen, musste schon etwas mehr passieren.
Statt sich beim Fahrwerk auf etablierte Hersteller zu velassen, kamen Mupo-Dämpfer zum Einsatz – an der Gabel Cartridges, das Serien-Federbein wich einem mit hydraulischer Federvorspannung. Das ohnehin steife MV-Chassis funktionierte auf dem glatten und sehr schnellen Kurs von Hockenheim sehr gut. Zielgenau, spielerisch, dabei sehr stabil – absolutes 600er-Rasierklingen-Niveau. Die Micron-MV Agusta F3 800 lag wie ein Brett, ging zwar schonungslos mit dem Piloten bei den wenigen feinen Bodenwellen um, meldete aber ebenso deutlich, wie es um den Grip bestellt ist – was mag ein Racer mehr?
7 PS mehr gegenüber der besten Serien-F3 800
Dass das Motortuning angesichts der kurzen Vorbereitungszeit mechanisch nicht allzu üppig ausfiel, ist verständlich. Trotzdem sind sieben PS mehr gegenüber der von uns gemessenen besten Serien-F3 800 herausgekommen. Was vor allem an der auch noch betörend brutal klingenden Scorpion RP1 GP-Auspuffanlage ohne Kat liegt, und natürlich an der Abstimmung der Micron-MV Agusta F3 800.
Genau darin liegt Mottiers große Tuner-Leistung. Die Abstimmung war schlicht vom Feinsten. Die von uns besonders bei den ersten Serienmaschinen angeprangerte harte Gasannahme war bei der Micron-MV Agusta F3 800 wie weggezaubert.
So etwas hätte mit dem allerdings auch am Micron-Bike etwas zu leichtgängigen Gasgriff sonst schnell zu Frust führen können. Jetzt allerdings prescht die Micron-MV Agusta F3 800 entschlossen, aber nicht zu sprunghaft beim Gasanlegen los, kennt in mittleren Drehzahlen nicht das gedämpfte Temperament der Serie und zieht bis hinauf zur Spitzenleistung sauber durch.
Gelungen ist das Mottier mit einem Power Commander V, der aus zwei Modulen besteht. Die obere Einspritzleiste wird dabei über das „Secondary Fuel Modul“ ab 6300/min angesteuert und der Sprit exklusiv über die obere Leiste durch die kaskadierenden Ansaugtrichter eingespritzt. Zusätzlich Sauerstoff liefert die modifizierte Airbox mit Racing-Luftfilter. Alles fein auf dem Prüfstand aufeinander abgestimmt, zeigt die Micron-MV Agusta F3 800 jetzt ihr wahres Potenzial – und das ist unterhalb der 1000er-Superbikes immer noch gewaltig genug.
Micron-MV Agusta F3 800 mit Grip One Pro 3-Traktionskontrolle
Zweites Highlight an der Micron-MV Agusta F3 800 ist die Grip One Pro 3-Traktionskontrolle, die statt der rein über Drehzahl gesteuerten und damit für echtes Racing etwas grobschlächtigen Serien-TC zum Einsatz kam. Rad- und Trägheitssensoren liefern jetzt die Daten für eine fein abgestimmte TC. Letztes Elektronik-Gimmick ist der PZ-Racing-Laptimer, der per GPS auch Daten für entsprechendes Datarecording liefert.
Noch etwas zur Bremse: Serienhebel und -pumpe sind vielleicht nicht State of the Art eines Racingbikes, aber die Bremswirkung der Serienzangen mit den Brembo Z04-Belägen war völlig angemessen. Hätte Armand Mottier mehr Zeit für die MV gehabt, wären sicher auch die Details exklusiver ausgefallen. Doch da, wo es darauf ankam, hat er sein Können besonders als Abstimmungsexperte mit der Micron-MV Agusta F3 800 eindrücklich unter Beweis gestellt.
Technische Daten

Gewicht: 184,7 kg
Vorn/hinten: 52,2/47,8 %
Leistung: 149 PS
Umbaukosten: ca. 25.200 Euro