Racebike: Micron-Yamaha YZF-R1
Elektronik fürs Motorrad soweit das Auge reicht

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Nach dem Motto "Playstation war gestern - heute hat ein Racebike mehr Regler als ein F 16-Kampfjet" zeigte uns Micron Systems, was mit Top-Elektronik heute geht.

Elektronik fürs Motorrad soweit das Auge reicht
Foto: jkuenstle
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Wenn es einem auf der Strecke langweilig wird, kann man sich mit dem PZ Racing GPS-Laptimer oder dem Dynojet-Display vergnügen.

Der PS-TunerGP ist schon ab-gefahren. Man kann dort echt extreme Bikes erleben. Neben der Heavy Metal-XJR 1300 von Dominik Klein und Klaus Bretters Übermonster B-King nun diese Elektronik-Overkill-Yamaha R1 von Micron - ein wahrer Vollblut-Racer. Klar, wenn Armand Mottier durch sein Lager streift, wird eingebaut, was topaktuell, digital und wirklich beeindruckend ist.

Mich machen bereits die Unmengen an Kabeln nervös, wenn ich sie nur sehe. Man stelle sich nur eine Fehlersuche vor. Obendrein gibt es zig Schalter und Anzeigen, wie in einem Jet. Armand versucht mich mit einer Flut von Fachausdrücken rund um diesen digitalen Wahnsinn zu beruhigen. Schließlich winke ich ab. Werfen wir den Vierzylinder an! Helm-riemen zu und ich höre noch: „Bitte nichts verstellen!“.

Endlich, der R1-Sound, der die Titan-TBR-Endtöpfe verlässt, ist eine Offen-barung. Ich bin sofort verliebt. Diese Waffe hat mächtig Schub, liegt satt und knallhart auf der Strecke, doch ständig blinken Lämpchen und die Elektronik verhindert alles, was Spaß macht. Schaltautomat, Launchcontrol, Wheeliecontrol - ist eben alles mit an Bord. Genervt fahre ich in die Box.

Dort lachen sie schon: „Wir wollten nur sicher gehen, dass du dich nicht gleich langmachst.“ Und dann wird gezaubert. Die Micron-Truppe stellt die GripOne-Pro-2 auf „professional“. Die Wheeliekontrolle ist jetzt fast außer -Betrieb und die TC-Empfindlichkeit auf medium. Passend dazu wird die Feder der Öhlins-Gabel um zwei Umdrehungen mehr vorgespannt, ein knackigeres Kennfeld auf dem Powercomander V hinterlegt und ein härterer Dunlop-Slick hinten aufgezogen. Die letzten Worte bleiben aber: „Nichts anfassen!“. Erneut nehme ich den heißen Asphalt von -Hockenheim unter die Pneus und lasse es nach zwei Runde fliegen. Unfassbar! Bin ich doch eher der Oldschool-Racer, der alles mit Gefühl am Gasgriff zu regeln versucht, verfliegt schon bald mehr und mehr die Scheu vor diesen Com-putertricks. Immer früher ziehe ich am Scheitel der Kurve das Gas voll auf. Die Elektronik regelt mit kaum fühlbaren Zündreduzierungen. Die R1 zieht mit -irrem Sound leicht quer eine zarte Gummispur aus jeder Kurve. Das perfekt abgestimmte Öhlins TTX-Federbein vermittelt Vertrauen, hat unglaubliche Reserven.

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Racebike: Micron-Yamaha YZF-R1.

Für die Spur vorne sorgt ein Slick von Michelin. Spätes Anbremsen und gleichzeitiges Einlenken? Kein Problem. Ganz klar: Frank Häfner, 2011 Open Class-Fahrer und Pilot der Micron-R1, hat die Yamaha für Infights abgestimmt. Es passt alles. Die Brembo-Radialzangen, die sich mittels Lucas CRQ-Belägen in die TK- Scheiben verbeißen, lassen sich mit einem Finger und ohne wandernden Druckpunkt sorgenfrei dosieren.

Nach anfänglichen Skrupel spiele ich nun doch am Drehregler der Traktionskontrolle. Es ist fast so, als stelle man den Driftwinkel ein. Fast schon beängstigend, was da alles möglich ist! Ich bin restlos begeistert. Mir fällt außerdem auf, dass die Leistung des Bikes mit der Zeit deutlich zunimmt. So dreht die YZF immer früher im letzten Gang bei knapp 300 km/h in den Begrenzer.

Zurück in der Box, klären mich die Fürther Tuner auf. Das Bike wurde kurz vor dem TunerGP mit einem neuen Motor mit überarbeitetem Zylinderkopf, geänderten Ventilsitzen und Sportnockenwelle aufgebaut. Weiter wurde es mit Powercomander V mit Secondary Fuel Modul (SFM) ausgestattet, sowie mit Yamaha-Kitsteuergerät und Autotune gepimpt. Diese Software lernt beim Fahren und optimiert alle relevanten Daten. Mit einem Laptop kann man diese Werte auslesen und wieder aufspielen. Somit hat man für jede Strecke ein eigenes Mapping, und das Bike ist schon mit dem -ersten Training perfekt eingestellt. Echt krass, welche Veränderungen heute ohne ein einziges Werkzeug möglich sind. Ich freue mich schon auf den PS-TunerGP 2012 am 11./12. Juni und hoffe auf eine weitere Exkursion in das Datenmekka der Micron-Laptop-Tuner.

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Erscheinungsdatum 13.09.2023