- Supermono anno 1993: 75 PS für unter 140 Kilo
- Designer und Motorradfan Pierre Terblanche
- Neuinterpretation des Supermono-Themas
- Liegender Einzylinder mit knapp 700 Kubik
- Mit Kompressor bis zu 160 PS
- 125 Kilogramm inklusive 12 Liter Sprit
- Fazit
Ducati Supermono, die legendäre Rennmaschine mit nur einem Zylinder, erschien 1993. 2023 wird sie also 30 Jahre alt. Massimo Bordi und Claudio Domenicali, der heutige Ducati-Chef, hatten damals für Ducati die Technik entwickelt, Pierre Terblanche das Design. Dabei war die Supermono ein reines Rennsport-Projekt für die damalige gleichnamige Rennserie. Eine Serienversion mit Straßenzulassung folgte nie.
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Supermono anno 1993: 75 PS für unter 140 Kilo
Pragmatischer Ansatz der Ducati-Entwickler war die Abspaltung des Einzylinder-Triebwerks vom L-Twin des damaligen Ducati-Superbikes 888. Anstelle des stehenden Zylinders blieb ein Ausgleichpleuel übrig. Aus weniger als 600 Kubik holte der wassergekühlte Vierventiler mit desmodromischer Ventilsteuerung und Benzineinspritzung damals erstaunliche 75 PS bei 10.000/min. Doch vor allem punktete die Einzylinder-Ducati mit ihrem äußerst geringen Gewicht: unter 140 Kilogramm. Hierfür kamen Leichtbauteile aus Magnesium und Carbon zum Einsatz.
Designer und Motorradfan Pierre Terblanche
Ins kollektive Gedächtnis nicht nur der Ducatisti brannte die Supermono sich indes nicht zuletzt durch Pierre Terblanches Design ein. Ende 2007 verließ Terblanche Ducati, danach tauchte der aus Südafrika stammende Designer in Verbindung mit diversen Projekten und Marken auf. Zwischendurch gestaltete er Boote, doch immer wieder zog es ihn zu Motorrädern. Er arbeitete für Piaggio, Moto Guzzi, Norton, Confederate und Royal Enfield. Zuletzt, 2019, erregte Terblanche mit der Hypertek international Aufsehen, ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem südafrikanischen Carbonräder-Hersteller Blackstone Tek (BST).
Neuinterpretation des Supermono-Themas
Die BST Hypertek ist ein Elektro-Konzept, also ganz ohne Zylinder, doch ihr Heckspoiler ist in ähnlicher Form auch an Pierre Terblanches neuestem Projekt zu finden. Die Supermono 699-SC hat er mit dem Barber Advanced Design Center in Birmingham, Alabama, USA, entwickelt. Dabei handelt es sich einerseits um eine Design-Neuinterpretation des Supermono-Themas, aber auch um eine Machbarkeitsstudie. Das Motto: "Wie könnte eine Ducati Supermono 30 Jahre später aussehen?" Denn die technischen Möglichkeiten für Design und Fertigung sind in diesen drei Jahrzehnten fortgeschritten: CAD-Entwicklung, CNC-Fräsen und 3D-Drucken mit Rapid Prototyping.
Liegender Einzylinder mit knapp 700 Kubik
Tatsächlich ist der bisher einzige, nicht fahrtüchtige Prototyp der Supermono 699-SC, der im Barber Vintage Motorsports Museum zusammen mit einer originalen Ducati Supermono ausgestellt ist, weitgehend durch Rapid Prototyping, also additives dreidimensionales Ausdrucken entstanden. Dennoch hat Pierre Terblanche sehr konkrete Vorstellungen bis ins Detail, sodass er die Eckdaten nicht nur vage andeuten muss. Den einen Zylinder spaltet er diesmal von einem 1198er-Testastretta-Twin ab. Den liegenden Zylinder, mit gedrehtem Zylinderkopf, Einlass unten und Auslass oben. Mit etwas vergrößerter Bohrung (108 mm) und verlängertem Hub (76 mm) ergeben sich knapp unter 700 Kubik Hubraum.

Mit Kompressor bis zu 160 PS
Doch damit nicht genug. Mit einem Kompressor, Typ C15-20 von Rotrex, soll der Super-Single auf bis zu 160 PS aufgeblasen werden. Als Antrieb für den Kompressor soll der Einfachheit halber das vorhandene Getriebe des elektrischen Anlassers genutzt werden. Auch die Wasserkühlung mitsamt Ladeluftkühlung soll vereinfacht und verschlankt werden. Straßenzulassungskonform muss auch die "Supermono 2.0" als reines Rennstreckengerät nicht sein. Damit entfallen Beleuchtung, Rückspiegel oder Kennzeichenträger.
125 Kilogramm inklusive 12 Liter Sprit
Auch auf umfangreiche Schalldämpfung wird verzichtet, der Auspuff wird aerodynamisch vorteilhaft ins kurze Heck integriert. Ebenfalls aus Gewichtsgründen ist die Hinterradschwinge zweiarmig ausgeführt – Einarmschwingen fallen schwerer aus. Ein von der Formel 1 inspiriertes Federbein ist horizontal unterhalb der Schwinge angeordnet, auf Zug belastet. Als Gesamtgewicht, vollgetankt mit 12 Litern Sprit, werden 125 Kilogramm genannt – das wäre sensationell leicht. Wäre, denn fahren wird die Supermono 699-SC wohl nie. Dafür entwickelt anscheinend Ducati wieder einen Einzylinder. Mit 659 Kubik - und diesmal ohne Pierre Terblanche.
Fazit
"Schaut her, so könnte eine Ducati Supermono 30 Jahre später aussehen", sagt Designer Pierre Terblanche. Doch nicht nur das Design der Supermono 699-SC hat er in Zusammenarbeit mit dem Barber Advanced Design Center entwickelt. Zur Technik gibt es ebenfalls sehr konkrete Vorstellungen. Und zum Leistungspotenzial: bis zu 160 PS. Mit nur einem Zylinder, aber mit Kompressor. Faszinierendes Fan-Material. Fahrtüchtig ist die "Supermono 2.0" allerdings nicht.