Hondas CBR 250 R und die Kawasaki Ninja 250 R besetzen Nebenrollen, stehen im Schatten der Stars. Doch wie in Hollywood werden Charaktere aus der zweiten Reihe oft unterschätzt. Ein gewaltiger Fehler!
Hondas CBR 250 R und die Kawasaki Ninja 250 R besetzen Nebenrollen, stehen im Schatten der Stars. Doch wie in Hollywood werden Charaktere aus der zweiten Reihe oft unterschätzt. Ein gewaltiger Fehler!
Noch vor wenigen Wochen jagten die Tester beim PS-Bridgestone-Tuner-GP mit wahren Raketen über die Hockenheimer Piste. Bei den schnellsten Bikes zerrten weit über 200 Hengste an federleichten Fahrwerken, das Leistungsgewicht lag deutlich über einem PS je Kilogramm. Und heute? Das andere Extrem! Bei diesem Vergleichstest müht sich ein Motörchen der Schnapsglas-Liga mit gemessenen 26 PS mit einem Fahrzeuggewicht von 166 Kilo in der Honda CBR 250 R. Nicht viel anders sieht es bei der Kawasaki Ninja 250 R aus: 31 PS, 173 Kilo.
Ein harter Schnitt, an den sich auch routinierte Tester erst einmal gewöhnen müssen. Dann aber offenbaren die 250er Qualitäten, über die sich Einsteiger oder Wiedereinsteiger freuen können. Und sogar erfahrene Kabelzieher ansprechen, die einen Flitzer für die Stadt oder fürs Easy-Going suchen: extrem leichtfüßiges Handling, hervorragende Kontrollierbarkeit, geringe Kosten.
In dieser Hinsicht brilliert die CBR 250 R. Mit 4490 Euro ruft Honda für seinen kleinen Feger rund einen halben Tausender weniger auf als die Grünen für die Mini-Ninja, die für 4995 Euro aus dem Dealer-Laden rollt. Und das, obwohl die CBR serienmäßig mit ABS bremst. Für die Kawa gibt´s selbst gegen Aufpreis keinen Blockierverhinderer. Der höhere Preis der Kawa erklärt sich vor allem durch die Bauweise ihres Motors. Anders als in der Honda, in der ein Einzylinder werkelt, befeuert ein prestigeträchtiger Zweizylinder die kleine Ninja. Das bedeutet einen größeren technischen Aufwand und damit höhere Kosten.
Doch bringt der Twin wirklich Vorteile? Auf dem Papier eindeutig ja, denn immerhin schickt die Kawa fünf PS mehr zur Kupplung als die CBR. In dieser Leistungsklasse ist das eine kleine Welt. In der Praxis profitiert die Ninja allerdings nur marginal von der Mehr-Power.
Der größte Unterschied besteht bei der Höchstgeschwindigkeit. Dort steht es 158 zu 140 km/h (jeweils Werksangabe) zugunsten der Kawasaki. Doch beim Spurt von 0 auf 100 km/h brummt sie der Honda mit 7,5 zu 8,0 Sekunden gerade einmal eine halbe Sekunde auf. Die geringe Differenz resultiert aus der Leistungsentfaltung der Kawa. Sie muss sich erst einmal durch die niedrigen Drehzahlen quälen, bevor der Motor ab zirka 9000/min loslegt und bei rund 11000/min den maximalen Output generiert.
Die spitze Motorcharakteristik ist hauptsächlich Folge der kleinen Einzelhubräume. Anders die CBR. Leistung und Drehmoment liegen bei dem Eintopf wesentlich früher an. Aber wenn die Kawa beginnt, richtig zuzubeißen, hat die Honda schon längst die Segel gestrichen. Zwei sehr unterschiedliche Charaktere also, die jede auf ihre Art faszinieren und die höchstens ihre großartige Laufruhe und der angenehme Blubber-Sound eint. Im Alltag verbucht der Single der Honda mit seinem Wesen leichte Vorteile - er liefert im Drehzahlkeller einfach mehr Bums.
Raus aus dem Alltag, rein in die herrliche Welt der Kurven! Sagenhaft, wie easy die 250er selbst durch engstes Geschlängel räubern. Allein der Gedanke an Schräglage genügt, und hops, fegen die beiden schon um die Bögen. Trotz breiterer Hinterradfelge und entsprechend größer dimensioniertem Reifen wuselt die CBR noch einen Tick handlicher um die Radien als die Kawa. Das liegt maßgeblich an ihrem etwas geringeren Gewicht und der Handling-freundlicheren Geometrie. Auch das neutrale Fahrverhalten und die Spurtreue der Honda in den Ecken begeistert. Zwar ist auch die Kawa ein astreiner Kurvenwetzer, doch beim Abwinkeln und in Schräglage wirkt sie etwas nervöser als die CBR.
Bei den Bremsen glänzt dagegen die Ninja. Wunderbar zu dosieren, mit knackigem Druckpunkt, glasklarer Transparenz und hervorragender Wirkung lassen die Stopper keine Wünsche offen. Die Fangeisen der Honda wirken dagegen etwas stumpf und benötigen vergleichsweise viel Handkraft. Highlight der Honda-Stopper ist zweifelsohne das Combined-ABS, das beim Betätigen der Hinterradbremse auch die vordere Zange ansteuert. Wer nicht auf der letzten Rille ankert, dem genügt meist ein Tritt aufs Bremspedal. Bei Verzögerungen am Limit verhindern sowohl bei der CBR als auch bei der Ninja eine durchschlagende Gabel kürzere Bremswege.
Das ist genauso schade wie unnötig, denn die Gabeln so abzustimmen, dass sie nicht auf Block gehen und trotzdem komfortabel arbeiten, kostet keinen Cent mehr! Überzeugender federn und dämpfen dagegen die Heckpartien der beiden 250er. Mit geeigneten Federn ausgerüstet, schlagen die Monoshocks selbst bei üblem Geläuf nicht durch und sprechen passabel an. Es wäre also tatsächlich ein Fehler, Bikes aus der zweiten Reihe zu unterschätzen.
Unterschiedlicher kann die Leistungsentfaltung von Motoren mit gleichem Hubraum kaum ausfallen. Auf der einen Seite die Honda CBR 250 R, die bis 5000/min etwas kräftiger zupackt als die Kawasaki Ninja 250 R, und ab 5500/min sogar mit einem Extra-Kick erfreut. Dafür jedoch ab 8000/min lustlos wirkt und sehr zäh weiterdreht. Andererseits die Kawa, die ab 9500/min erst richtig aufwacht und bei 13 500/min in den Begrenzer läuft. Bis kurz vorm fünfstelligen Bereich geht bei ihr jedoch nicht viel. Wer auf der Ninja mithalten möchte, muss sie gnadenlos drehen. Bei den Fahrleistungen geben wir aufgrund der geringen Höchstgeschwindigkeiten statt der üblichen 150 km/h ausnahmsweise Werte bis 140 km/h an.
Antrieb
Einzylindermotor, vier Ventile/Zylinder, 19,4 kW (26 PS) bei 8500/min*, 23 Nm bei 7000/min*, 249 cm³, Bohrung/Hub: 76,0/55,0 mm, Verdichtungsverhältnis: 10,7:1, Zünd-/Einspritzanlage, 38-mm-Drosselklappe, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, G-Kat, Kette
Fahrwerk
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel: 65,0 Grad, Nachlauf: 95 mm, Radstand: 1369 mm, konventionelle Gabel, Ø Gabelinnenrohr: 37 mm, nicht einstellbar. Zentralfederbein mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis. Federweg vorn/hinten: 130/104 mm
Räder und Bremsen
Leichtmetall-Gussräder, 2.75 x 17“/4.00 x 17“, Reifen vorn: 110/70-17, hinten: 140/70-17, Erstbereifung: IRC Road Winner RX 01, 296-mm-Einzelscheibenbremse mit herkömmlich angeschlagenem Dreikolben-Schwimmsattel vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit Einkolben Schwimmsattel hinten, C-ABS
Maße und Gewicht
Länge/Breite/Höhe: 2050/840/1130 mm*, Sitz-/Lenkerhöhe: 780/940 mm, Lenkerbreite: 665 mm, 166 kg vollgetankt, v./h.: 47,9/52,1 %
Hinterradleistung im letzten Gang
16 kW (22 PS) bei 130 km/h
Verbrauch
Kraftstoffart: Super bleifrei. Durchschnittstestverbrauch: 3,0 Liter/100 km, Tankinhalt 13 Liter, Reichweite: 433 km
Grundpreis
4490 Euro (zzgl. Nebenkosten)
Antrieb
Zweizylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder, 24 kW (33 PS) bei 11 000/min*, 22 Nm bei 8200/min*, 249 cm³, Bohrung/Hub: 62,0/41,2 mm, Verdichtungs-verhältnis: 11,6:1, Zünd-/Einspritzanlage, 28-mm-Drosselklappen, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsgang-getriebe, G-Kat, Kette
Fahrwerk
Stahl-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel: 64,0 Grad, Nachlauf: 82 mm, Rad- stand: 1400 mm, konventionelle Gabel, Ø Gabelinnenrohr: 37 mm, nicht einstellbar. Zentralfederbein mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis. Federweg vorn/hinten: 120/130 mm
Räder und Bremsen
Leichtmetall-Gussräder, 2.75 x 17“/3.50 x 17“, Reifen vorn: 110/70-17, hinten: 130/70-17, Erstbereifung: IRC Road Winner RX 01, 290-mm-Einzelscheibenbremse mit herkömmlich angeschlagenem Zweikolben-Schwimmsattel vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-Schwimmsattel hinten
Maße und Gewicht
Länge/Breite/Höhe: 2080/810/1100 mm *, Sitz-/Lenkerhöhe: 775/940 mm, Lenkerbreite: 650 mm, 173 kg vollgetankt, v./h.: 48,0/52,0 %
Hinterradleistung im letzten Gang
19,4 kW (26 PS) bei 146 km/h
Verbrauch
Kraftstoffart: Super bleifrei. Durchschnitts-testverbrauch: 4,1 Liter/100 km, Tankinhalt 17 Liter, Reichweite: 414 km Grundpreis 4995 Euro (zzgl. Nebenkosten)
Honda CBR 250 R Motor, Fahrwerk, Preis: Die kleine Honda liefert ein sehr stimmiges Gesamtpaket und gewinnt den Vergleich der quirligen Feger. Ihr ABS liefert Einsteigern und Wiedereinsteigern ein nicht zu unterschätzendes Kaufargument.
Kawasaki Ninja 205 R Seit drei Jahren auf dem Markt, muss sich die kleine Ninja der brandneuen CBR geschlagen geben. Die höhere Spitzenleistung bietet in der Praxis nur wenig Vorteile.