Leistungsfanatiker müssen jetzt stark sein: Es gibt ein Leben diesseits von 200 PS! Möglicherweise ein nicht ganz so spektakuläres, doch dafür ein ebenfalls sehr launiges. Erstkontakt mit dem kleinen Feger Yamaha YZF-R3.
Leistungsfanatiker müssen jetzt stark sein: Es gibt ein Leben diesseits von 200 PS! Möglicherweise ein nicht ganz so spektakuläres, doch dafür ein ebenfalls sehr launiges. Erstkontakt mit dem kleinen Feger Yamaha YZF-R3.
Seit Yamaha vor rund eineinhalb Jahren aus dem Dornröschenschlaf erwacht ist, landen die Japaner einen Volltreffer nach dem anderen. Den Anfang machte Ende 2013 die MT-09, eine quicklebendige Nackte mit sagenhaftem Dreizylinder. Kurz danach kam die MT-07, ebenfalls ein Mittelklasse-Freudenspender erster Güte. Vor zwei Monaten dann der heiß ersehnte Superbike-Hammer YZF-R1. Mit der Yamaha YZF-R3 landet die Marke mit den drei gekreuzten Stimmgabeln im Logo nun den nächsten Coup. Nachdem Kawasaki, Honda und zuletzt KTM dieses immer beliebtere Segment bedienen, mischt nun auch Yamaha mit. Die YZF-R3 soll die Lücke zwischen der R 125 und der R6 schließen.
In Sachen Styling setzen die Blauen eine erste Marke. Die scharf geschnittene Vollverkleidung mit den markanten Doppelscheinwerfern passt hervorragend in die sportliche Linie. Auch die Zweifarblackierung in Yamaha-typischem Racing-Blue mit Silber vermittelt puren Sport. Dazu formten die Designer ein spitzes Heck und verpassten der Yamaha YZF-R3 eine frontlastige Optik – Auftrag erfüllt!
Motorseitig vervollständigt der komplett neu entwickelte 321-Kubik-Zweizylinder die Modellreihe ebenfalls und könnte neue Kundschaft zu den Händlern locken. „Zielgruppe sind vor allem Aufsteiger von der Führerscheinklasse A1“, erklärt Yamaha Deutschland-Chef Jörg Breitenfeld. „Aber auch Wiedereinsteiger und Frauen sind ein Thema.“ Allesamt finden sich mit der äußerst angenehmen, nicht allzu sportlichen Sitzposition bestens zurecht: Lenkerhöhe und -breite, Abstand zum Fahrer, Sitzhöhe, Kniewinkel – alles ist wunderbar arrangiert. „Easy Access“ nennen das die Japaner sehr treffend. Das Haar in der Suppe ist das etwas weiche und dünne Sitzpolster der Yamaha YZF-R3. Nach spätestens zwei Stunden im Sattel verlangt der Allerwerteste eine Pause.
Außer der Sitzposition gestattet auch der Antrieb den Easy Access. Dabei trifft die Yamaha YZF-R3 durchaus auch den Nerv erfahrener Hasen. Das charmante Blubbern und die angenehmen Vibrationen des mit 180 Grad Hubzapfenversatz arbeitenden Reihen-Twins schleichen sich sanft ins Hirn, und auch seine feine Elastizität stimmt selbst leistungsverwöhnte Angreifer gnädig. Diese freuen sich zudem über die weiche Gasannahme und die Art, wie tapfer der Zweizylinder durchs Drehzahlband bollert. Selbst unten herum generiert das Motörchen ausreichend Leistung für flotte Einlagen, und bei zirka 7500/min überrascht es mit einer Extraportion Schub. Theoretisch jodelt der kleine Zwilling bis auf abenteuerliche 13.500/min, ab 11.500 geht ihm aber spürbar die Puste aus. Den maximalen Output von immerhin 42 PS liefert er etwas unterhalb dieser Marke. Unterm Strich ist der 321er ein äußerst sympathischer Geselle.
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Feiner Antrieb, fetziges Design: Erobert auch das Fahrwerk der Yamaha YZF-R3 das Testerherz? Ja, weil Gabel und Federbein zwar komfortabel abgestimmt sind, aber dennoch bei zügiger Gangart nicht kapitulieren. Zumindest nicht auf der Landstraße. Allerdings lässt die Bremswirkung der Einscheiben-Anlage bei kurvigen, längeren Bergab-Passagen etwas nach – nicht weltbewegend oder gar kritisch, aber dennoch spürbar.
Göttlich ist dagegen das Handling. Wie bei Bikes dieser Kategorie üblich, stürmt auch die R3 durchs Geschlängel wie ein Wirbelwind. Passend für den kleinen Sportler wählte Yamaha für die Präsentation die Umgebung von Reus in Nordspanien. Die Gegend bietet mit ihren gewundenen Sträßchen den perfekten Spielplatz für den vollgetankt nur 169 Kilogramm (Werksangabe) schweren Schleifer. Den nötigen Grip fürs sportliche Treiben liefern hochwertige Gummis. Die Michelin Pilot Street in 110/70-17 und 140/70-17 passen bestens zur Yamaha YZF-R3. Als besonderes Schmankerl stehen zwei Turns auf dem nahen „Circuito Calafat“ auf dem Programm. Anders als erwartet, bietet die Yamaha auch dort reichlich Kurzweil. Zwar droht sie zwischen den Kurven zu verhungern, außerdem gerät das Fahrwerk auf der letzten Rille an seine Grenzen. Und auch die Bremse könnte beim Kreiseln etwas kräftiger zubeißen. Doch für ein paar spaßige Runden diesseits des Limits taugt der kleine Sportler allemal. Auch das zeichnet die R3 aus. Und qualifiziert sie für den nächsten Volltreffer im Yamaha-Programm.
Die wichtige Zielgruppe der Yamaha YZF-R3 von Führerscheinaufsteigern, Wiedereinsteigern und Frauen darf sich freuen. Die Yamaha ist ein hübsches Rennerchen mit einem feinen Antrieb, der auch bei unteren und mittleren Drehzahlen tapfer marschiert. Besonders gut gefällt uns das unkomplizierte Wesen der kleinen Yam: aufsitzen, fahren wohlfühlen. Daher wird sie ganz sicher ein großes Stück vom Kuchen der unteren Mittelklasse ergattern.