Youngtimer-Test: Kawasaki GPX 600 R

Youngtimer-Test: Kawasaki Kawasaki GPX 600 R

Mit der kantigen GPX 600 R legten die Japaner 1987 im Rennen um die schnellste 600er nach und gossen Öl ins Feuer. Mit Erfolg?

Kawasaki GPX 600 R Archiv

Ein X für ein Z vormachen wollte Kawasaki seinen Fans mit der Einführung der GPZ-Nachfolgerin sicher nicht. Dazu war die GPX 600 R bereits auf den ersten Blick zu deutlich von der Vorgängerin zu unterscheiden. Immer noch rank und schlank, aber deutlich kantiger war die Verkleidung geraten, die völlig neue Farbgebung besorgte den Rest. Unterm Kleid hingegen kommt einem vieles bekannt vor. Der flüssigkeitsgekühlte Vierzylinder basiert auf dem GPZ-Triebwerk und leistete nach gründlicher Überarbeitung stolze 85 statt 75 PS. Zunächst. Das Testmodell von 1994 bringt es (nachdem die GPX zwischen-zeitlich von 1990 bis 1993 nicht angeboten wurde) angepasst an die Versicherungsklasse auf nur noch 78 PS, bietet aber kaum schlechtere Fahrleistungen. Nach wie vor hängt der Vierzylinder in einem Stahlrahmen, der jedoch noch schmaler als bei der GPZ baut und Gewicht spart. Um zehn auf 206 Kilogramm hatten die Kawa-Entwickler das Gewicht reduziert. Zusammen mit den ungewöhnlich kleinen 16-Zoll-Rädern führt dies zur exzellenten Handlichkeit der 600er. Die negativen Aspekte der 16-Zöller (Aufstellen beim Bremsen, Nervosität und mäßige Präzision in Kurven) findet man bei der GPX kaum.

Das Fahrverhalten ist relativ neutral, der Geradeauslauf bei Vollgas stabil, nur auf Spurrillen reagiert die Kawa etwas empfindlich. Aufs Gas hingegen reagiert sie sanft und mit gleichmäßigem Leistungsanstieg ab 2000/min. Ab 6000 Touren geht's dann richtig zur Sache, und der Motor dreht willig bis zur 11000er-Marke. Klingt nach echtem Sportler. Wer in der tiefen Sitzkuhle Platz nimmt, findet jedoch ein bequemes Plätzchen vor, sitzt nicht zu tief gebückt über den schmalen Lenkerstummeln und fühlt sich auf Anhieb wohl. Es sei denn, er misst über 1,90 Meter. Dann muss er sich schon richtig zusammenfalten und die Beine stark anwinkeln. Das muss ein Beifahrer auf der hohen Sozius-Bank sowieso. Der Windschutz ist nur mäßig, zum Reisen lädt die 600er ebenfalls kaum ein. Zum flotten Landstraßen-Tanz umso mehr, denn das exakt schalt-bare Getriebe, das tolle Handling und die recht bissigen, wenn auch nicht optimal dosierbaren Bremsen ermöglichen flottes Tempo und vermitteln so reichlich Fahrspaß. Und weil der Motor seine Robustheit längst bewiesen hat, kann eine gebrauchte GPX heute als langlebiger, problemloser Alltagssportler unbedingt empfohlen werden.

Kurzurteil

Positiv

  • Äußerst handlich
  • Ausgewogener, drehfreudiger Motor
  • Passabler Sitzkomfort für Fahrer
  • Wirksame Bremsen
  • Flotte Fahrleistungen


Negativ

  • Kaum beifahrertauglich
  • Spurrillenempfindlich
  • Unübliche Reifendimensionen

Technische Daten

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Bei der Neuauflage der GPX 600 R ab 1994 entfiel das unwirksame ESCS. Die Bremse war und blieb ordentlich.

Die Daten (Werksangabe):
Motor Vierzylinder-Viertakt/Reihe
Hubraum 593 cm³
Kraftübertragung Sechsganggetriebe/Kette
Leistung 57 kW (78 PS) bei 10500/min
Max. Drehmoment 54 Nm bei 8000/min
Bremse vorn Doppelscheibe (Ø 270 mm)
Bremse hinten Scheibe (Ø 250 mm)
Reifen vorn 110/80 V 16
Reifen hinten 130/90 V 16
Federweg vorn/hinten 140/130 mm
Tankinhalt 18 Liter, Normal
Farben Rot
Wartungsintervalle 5000 km
Preis 5415/5471 Euro (Neupreis 1989/1994)

Die Messwerte (Werksangabe):
Höchstgeschwindigkeit (Werksangabe) 210 km/h
Beschleunigung 0−100 km/h 3,9 sek
Durchzug 60−140 km/h 13,7 sek
Gewicht vollgetankt 208 kg
Zuladung 182 kg
Verbrauch Landstraße 5,8 l/100 km

Abschluss-Zeugnis

Archiv
Enge Kurven, Spitzkehren - für die enorm handliche GPX mit ihren 16-Zoll-Rädern eine der leichtesten Übungen.

Fazit:

In der Stadt:

Ihre niedrige Sitzbank und das geringe Gewicht stellen auch kleine, zierliche Fahrer beim Ampelstopp oder beim Rangieren kaum vor Probleme. Die einst als sportlich geltende Sitzposition fällt für heutige Maßstäbe sehr entspannt aus, die schlanke Verkleidung erlaubt freches Durchschlängeln.

Auf der Landstraße:
Die kleinen 16-Zoll-Räder machen die ziemlich leichte GPX enorm handlich, ohne mit der sonst so oft beobachteten Kippeligkeit zu nerven. Der Vierzylinder zieht zwar sanft und gleichmäßig von unten heraus, richtig fetzigen Vortrieb gibt es aber erst über 6000/min. Die Bremsen verzögern sehr ordentlich.

Auf der Autobahn:
Auch wenn die Beine recht sportlich angewinkelt werden müssen, darf die Sitzhaltung insgesamt als entspannt bezeichnet werden. Auf langen Etappen stört eher der bescheidene Windschutz der schlanken Verkleidung. Der Geradeauslauf ist tadellos, nur auf Spurrillen reagiert die GPX recht empfindlich.

Abschluss-Zeugnis

Motor

Der mechanisch laute, drehfreudige Vierzylinder zieht sauber unten raus, geht jedoch erst ab 6000/min zur Sache. Bei Vollgas kein Kostverächter.
(3 von 5 Sternen)

Fahrwerk
Die kleinen 16-Zoll-Räder machen die GPX sehr handlich, glücklicher-weise aber kaum kippelig. Das harte Federbein reagiert etwas bockig.
(3 von 5 Sternen)

Bremsen
Biss und Verzögerungsleistung sind ziemlich ordentlich, Dosierbarkeit und Standfestigkeit könnten noch besser sein.
(3 von 5 Sternen)

Ausstattung
Das schnörkellose, vollständige und übersichtliche Cockpit gefällt. Hauptständer, Gepäckbrücke, sonstige besondere Features? Fehlanzeige.
(3 von 5 Sternen)

Komfort
Der Fahrer sitzt relativ entspannt, ganz Große sitzen etwas beengt in der tiefen Mulde. Störend ist vor allem das bockige Federbein.
(3 von 5 Sternen)

Einsteigertauglichkeit
Die GPX ist niedrig und leicht, das kommt Unerfahrenen entgegen. Sie fährt zickenfrei und bremst ordentlich, damit kommen Einsteiger klar.
(4 von 5 Sternen)

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