- Hohe Drehzahlen, hohe Verdichtung
- 118 Oktan und Riesenventile
- Kraft heißt Durst
- Motor kostet 75.000 Dollar
- Fazit
Mit einen neuen Twin und 2,6 Litern Hubraum startet Buell in die neue Saison. In die Dragster-Saison. Mit 117 km/h. Richtig gelesen: 117 km/h schnell. Nur der Kolben. Mit seinen 130 Millimetern Durchmesser erreicht der Kolben beim Drehzahlmaximum von 10.400 Umdrehungen eine mittlere Kolbengeschwindigkeit von 117 km/h oder 32,67 Metern pro Sekunde. Wer beim Mechanikkurs aufgepasst hat, weiß zwei Dinge: 1.) Normale Motoren haben eine kritische mittlere Kolbengeschwindigkeit von ungefähr 22 Metern pro Sekunde oder gut 80 km/h. 2.) Nach umgestellter Formel muss der Twin 98 Millimeter Bohrung haben. Beides stimmt. Gebaut ist der Twin für die Fahrwerke auf RX1190 Basis von Buell oder EBR. Wie die aktuellen Modelle dazu aussehen, zeigen wir in der Bildergalerie.
Hohe Drehzahlen, hohe Verdichtung
Die Eckdaten, kombiniert mit einer absurd hohen Verdichtung von 14,5:1, erzeugen im Zweiventil-Motor ein Drehmoment von 240 Nm bei 7.000 Touren und eine Leistung von 400 PS bei 9.800/min. Der rote Bereich des Twins beginnt bei 10.400 Umdrehungen pro Minute. Ohne Nebenaggregate wiegt dieses Kraftwerk 99 Kilo. Der Motor hat übrigens noch einen Bruder mit vier Zylindern für die Fahrwerke von Suzuki in der ProStock-Klasse.

118 Oktan und Riesenventile
Mit dieser hohen Leistungsdichte kommt man mit E-10-Sprit nicht weit. Der Motor läuft nur mit Rennbenzin mit 118 Oktan. Das Gemisch findet seinen Weg über ein einzelnes Ventil im Zylinderkopf, das aber absurde 68 Millimeter Durchmesser hat – so groß wie ein Kolben eines 600er-Vierzylinders von Honda. 50 Millimeter Durchmesser misst das Auslassventil. Gesteuert werden die riesigen Ventile von zwei Nockenwellen je Zylinderkopf, die per Zahnräder angetrieben sind. Wenig überraschend dürfte sein, dass die Auspuffkrümmer über 50 Millimeter im Durchmesser haben.
Kraft heißt Durst
400 PS, hohe Drehzahlen und riesige Brennräume verlange auch einiges an Sprit. Pro Rennen verbraucht der Motor mit Doppelzündung knapp 600 Milliliter des Rennbenzins. Da die Sprints nur 402 Meter lang sind, ergibt das hochgerechnet einen Verbrauch von gut 149 Liter auf 100 Kilometer. Durstig. Auf der anderen Seite: Da die Renner nur 6,7 Sekunden brauchen um 321 km/h schnell zu werden, sind die 149 Liter oder die 100 Kilometer schon nach gut 18 Minuten erreicht.





Motor kostet 75.000 Dollar
Beim Blick auf den Preis und die Wartungsintervalle des neuen Motors von Vance und Hines wird klar: In der Dragsterszene wird nicht gekleckert und wer ein Straßenmotorrad als teuer empfindet wirft im Vergleich nur Kleingeld in einen Wunschbrunnen. Der neue Twin kostet 75.000 Dollar. Nackig, ohne alles. Nach 10 bis 12 Starts müssen die Ventilfedern getauscht werden und nach 20 bis 25 Starts steht eine komplette Überholung an. Übrigens: Für die ProStock-Renner der NHRA auf Basis von Harley-Davidson und Indian kann der Motor mit Anpassungen ebenfalls eingesetzt werden.
Fazit
Der motorisierte Wahnsinn in Zahlen. Der Rennmotor von Vance & Hines für die ProStock-Klasse ist ein absurdes Monument der Mechanik: Großartig. Der Preis und die Wartung des Motors zeigen, welche Budgets bei diesem Rennsport im Umlauf sind und wirft für manchen vielleicht ein neues, professionelles Licht auf diese Szene.