"Finger von der Kupplung, Ellbogen raus, Körper voll auf Spannung!" Ex-WM-Fahrer Didi Lacher lässt nicht locker. Verschnaufpause? Vergiss es! Motocross ist Schwerstarbeit. Das wurde mir an diesem sonnigen, aber eiskalten Morgen auf der MX-Strecke von Frankenthal schlagartig klar. Bei den ersten Übungen ging es erst einmal darum, artgerecht auf der Kiste zu sitzen – das war schon eine mächtige Umstellung. Statt Arme runter und tief abtauchen jetzt Ellbogen weit nach außen und den Oberkörper über den Lenker.
"Die Arme und der Schulterbereich sind deine körpereigene Federung gegen Schläge. Lässt du die Arme hängen, liegst du ganz schnell im Dreck", erklärt Lacher die Technik. Ich bemühe mich, bald muss ich kämpfen. Es gibt so viel, worauf ich achten soll: Bremsen auf lockerem Untergrund, im Stehen, mit dicken Stiefeln, in denen du nichts spürst. Einlenken mit dem äußeren Ellbogen weit oben, dann Gas geben mit dem Hintern jetzt etwas weiter hinten auf der Sitzbank (aber natürlich bleiben die Ellbogen oben), und wieder raus aus dem Sattel... puh! Dabei fahren wir gerade einmal auf flachem Gelände im Kreis.

"Im Sitzen sieht das schon ganz gut aus, aber im Stehen ist das total scheiße!" Didi ist zuerst hart, dann gerade noch gerecht: "Ich hab's mir aber schlimmer vorgestellt", beruhigt er mich etwas. Geduldig erklärt mir der MX-500-GP-Laufsieger immer wieder, was ich falsch mache, bis mich Lacher schließlich zu sich winkt und meint: "Gut, jetzt gehen wir springen." Ich überlege kurz, ob er mir das wirklich zutraut oder einfach nur schnell Feierabend haben möchte – wenn ich jetzt eine Bruchlandung hinlege, kann er heimgehen.
Didi meint es offensichtlich ernst, weist mich in die Geheimnisse des Motorradfliegens ein, klopft mir auf die Schulter und grinst breit. Obwohl ich die strikte Anweisung bekam, am Table (ein Crosser sagt niemals "Hügel" oder "Dreckhaufen") bloß nicht das Gas zuzudrehen, muss ich das wohl instinktiv getan haben: Nach dem klitzekleinen Hüpfer segle ich, Vorderrad voraus, Richtung Heimatplanet.

"Gefährlich", mahnt mein Coach, "und mit so einer laschen Körperspannung gleich doppelt." Ich brauche ein paar Versuche, bis das strahlende Blau des Februarhimmels immer näher kommt. Nach den Driftübungen gilt es dann: "Jetzt fahren wir mal ein paar Runden. Fahr einfach hinter mir her. Nicht vors Vorderrad schauen, keine Löcher oder Steine auf der Strecke angucken, sonst fährst du voll drauf. Und was ist das Wichtigste?" – "Ellbogen raus", ich hab!s ja kapiert.
Nach fünf Runden über die 1500-Meter-Piste ist mein Akku komplett leer. Der Schweiß rinnt in Strömen, meine Unterarme ziehen, meine Oberschenkel brennen, und beim Ankicken der 250er-Kawa hab ich mir auch noch den Knöchel an der Fußraste angehauen. Aber ganz ehrlich Leute, das Ganze hier ist einfach nur geil. Wieder und wieder fahren wir ein paar Runden, spring ich mit Didi im Doppelpack über die großen Tables, hebt der Meister aufmunternd den Daumen neben mir, höher und höher geht es, schneller um die Ecken, im Drift raus auf die Geraden.
Tja, und das war's dann. Als Nächstes kommt das große Finale. Wir sehen uns am 22. März in Hockenheim zu den 1000 km. Drückt mir die Daumen!