Bei der Überarbeitung der Versys 1000-Modelle ging es Kawasaki mehr um Feintuning, denn um Revolution. So erhielt der 1.043 cm³ große Reihenvierzylinder eine modifizierte Motorabstimmung, die etwas mehr Power untenrum liefern soll. Zudem werden die Drosselklappen jetzt elektronisch angesteuert, was neben einer verbesserten Gasannahme auch einen Tempomat erlaubt. Es bleibt aber bei 120 PS und maximal 102 Nm Drehmoment.
Neue Bremse und verfeinerte Regelsysteme
Nachgelegt haben die Grünen auch bei der vorderen Bremsanlage. Die bislang axial verschraubten Sättel wurden durch radial angeschlagene Monobloc-Stopper ersetzt, die in 310 mm große Scheiben beißen. Neu ist auch der Radial-Hauptbremszylinder.
Das ABS-System der Versys wurde um das KIBS-System aus den Supersportmodellen sowie eine Kurvenfunktion verfeinert und soll nun noch besser agieren. Auch die weiteren Regelsysteme wurden verfeinert. Die SE-Variante ist zudem mit einem elektronisch geregelten Fahrwerk bestückt. Zu den weiteren SE-Features gehören noch ein Quickshifter sowie vier vorwählbare Fahrmodi.
Versys SE mit Kurvenlicht

Die neue Verkleidungsscheibe ist nun mechanisch in der Höhe verstellbar, die Sitzbank soll durch einen neuen Schaum komfortabler geworden sein. Alternativ ist zudem eine um 20 mm niedrigere Sitzbank zu haben. Aus der leicht modifizierten Frontmaske leuchten nun zwei LED-Scheinwerfer, die SE-Version trägt zusätzlich Kurvenlicht. Auch das Rücklicht wurde auf LED-Technik umgestellt. Wer an Bord externe Verbraucher nutzen will, kann auf eine nun serienmäßige Bordsteckdose zugreifen. Das Kombiinstrument erhielt einen neuen Zuschnitt, das der SE-Version glänzt zudem mit einer Smartphone-Vernetzung.
Kawasaki Versys 1000 SE im Fahrbericht
Und genau um die SE-Version geht es jetzt. Kawasaki hat eingeladen nach Lanzarote, stellt auf der Kanaren-Insel das neue Crossover-Modell vor. Die SE, in Deutschland nur als Tourer-Variante mit Koffern, Innentaschen, Tankpad und Handschützer für 16.745 Euro inklusive Nebenkosten erhältlich (normale Versys ab 13.345 Euro), steht schon abfahrbereit vorm Hotel. Das grüne Lackkleid strahlt dank eingearbeiteter Partikel mit der Frühlingssonne um die Wette. Ein Highlight der Farbe: Sie soll sich bei Kratzern selbst reparieren. Funktioniert so: Der Lack härtet nicht komplett aus, legt sich daher automatisch in die kleinen Furchen, die Reißverschluss und Konsorten hinterlassen. Fürs erste glauben wir das mal, weil ausprobiert haben wir es nicht. Das verhält sich mit der Sitzposition schon anders. Satt und komfortabel bettet das 840 Millimeter hohe Polster den Fahrerhintern, finden die Beine wie von selbst Platz auf den Rasten. Nichts kneift, nichts zwickt – die Sitzposition hinterm breiten Lenker fällt touristisch-entspannt aus und sehr bequem aus.

Das trifft so auch fürs erste für das Fahrwerk zu. Semiaktiv geregelt, bügeln Gabel und Federbein Unebenheiten glatt, tasten den Asphalt sensibel ab, um Störeinflüsse vom Fahrer fern zu halten. Der Komfort stimmt. Einzig, wenn der eilige Versys-Pilot das Potenzial des nun dank Ride-by-wire äußert gesittet und sanft ans Gas gehenden, 120 PS starken Vierzylinders ausnutzt, haut das Feedback nicht mehr so richtig hin. Dann ist zu viel Bewegung in der Versys, gautscht sie besonders hinten leicht.
Abhilfe ist aber möglich. Hinter den vorkonfigurierten Fahrmodi Road, Sport und Rain sind gleich auch Abstimmungen für die TC und das Fahrwerk hinterlegt. Im zusätzlichen Rider-Mode lässt sich zudem eine komplett eigene Abstimmung für diese Parameter zusammenstellen. Daher jetzt das Grund-Setup Sport im Rider-Mode hinterlegt und dann noch die Zug- und Druckstufe an der Gabel leicht und am Heck etwas stärker erhöht. Schon liegt die Kawasaki Versys 1000 SE deutlich satter auf der Straße.

Das bietet auch Vorteile beim Ausnutzen der tollen Bremsperformance. Per Nissin-Radialpumpe lässt sich der Druckpunkt der vorderen Stopper schön modellieren, bei Bedarf nehmen die neuen Radialsättel die 310er-Scheiben ordentlich in die Mangel. Den flotten Strich beim Kurvensurfen auf Lanzarote unterstützt dabei der ebenfalls bei der SE vorhandene Blipper. Ohne Griff zur gut dosierbaren Kupplung sind die Gänge so flugs gewechselt, allenfalls der etwas teigige Druckpunkt am Schalthebel stört ein wenig.
Ansonsten macht die Kawasaki Versys 1000 SE ihre Sache gut, wenngleich sie besonders in Wechselkurven oder beim Hineinbremsen in Kurven bergab ihr Gewicht von mehr als fünf Zentnern nicht verheimlichen kann. Dann will der vordere Bridgestone-Pneu schon mal auf die etwas weitere Bahn. Korrekturen im Kurvenverlauf sind über den breiten Lenker aber problemlos möglich, und auch die Schräglagenfreiheit lässt das zu. Glaubt man der Anzeige im gut ablesebaren TFT-Cockpit, setzten die Rasten bei guten 47 bis 48 Grad erst zart auf der Straße auf. Genug, um die Versys 1000 SE ordentlich ums Eck zu scheuchen, womit sie ihre Vielseitig unter Beweis stellt. Sie ist und bleibt ein VERsatile SYSstem, eben eine typische Versys – jetzt noch aufgewertet durch ein modernes Ausstattungspaket mit aktuellster Regelelektronik.
Zu haben ist die Kawasaki Versys 1000 in den Farbkombinationen Pearl Stardust White/Metallic Spark Black und Candy Steel Furnace Orange/Metallic Spark Black. Die SE-Variante wird in Emerald Blazed Green/Pearl Storm Gray und Metallic Flat Spark Black/Pearl Flat Stardust White angeboten.