Wie kann man das Jahr 2017 für die Motorradbranche einordnen? Was sagen uns die Neuzulassungszahlen des Kraftfahrtbundesamtes? Und lässt sich eine Prognose aufstellen?
Wie kann man das Jahr 2017 für die Motorradbranche einordnen? Was sagen uns die Neuzulassungszahlen des Kraftfahrtbundesamtes? Und lässt sich eine Prognose aufstellen?
Seit dem desaströsen Motorradjahr 2010, in dem sich die Neuzulassungszahlen nach kontinuierlicher Talfahrt nur knapp über dem Gefrierpunkt befanden, zeigte die Kurve der Motorrad-Neuzulassungen über die Jahre stetig aufwärts. Nun werden sich einige das Diagramm zur Entwicklung der letzten zehn Jahre anschauen und feststellen: 2016 wurden doch deutlich mehr Motorräder neu zugelassen als 2017. Kann man dennoch insgesamt von einem generellen Wachstumstrend sprechen?
Bei den Motorrad-Neuzulassungszahlen von 2016 spielen statistische Sonderfaktoren eine große Rolle: Der 1. Januar 2017 markiert den Stichtag zur Einführung der Euro-4 Norm. Damit traten strengere Abgas- und Lärmvorschriften in Kraft. Modelle, die noch nach der Euro-3 Norm homologiert wurden, erfüllen diese neuen Grenzwerte nicht. Folglich wurden auf eben diese Modelle von den Händlern starke Rabatte gewährt; die Euro-3-Motorräder mussten so schnell wie möglich verkauft werden. Alle Modelle, die am Ende des Jahres übrig waren, erhielten schließlich eine Tageszulassung seitens der Händler. Das schlägt sich deutlich in den Zulassungszahlen für Dezember nieder, die Verlaufskurve scheint zu explodieren. Die Vergleichbarkeit zwischen 2016 und 2017 ist somit also nicht vollends gegeben.
Alles in allem scheint das aktuelle Jahr ein solides zu sein. Nicht das schlechtes, aber auch keine Fortsetzung des Hammerjahres 2016: Insgesamt kommt es zu einem Rückgang des Gesamtmarktes um 12,32 %. In sämtlichen Bereichen werden Minuszahlen geschrieben. So verlieren allein die Motorräder 8 %, Leichtkrafträder mit maximal 125 cm³ sogar 25 %. Während 2016 vom Zeitraum Januar bis September 116.144 Motorräder/Leichtkrafträder neu zugelassen wurden, sind es 2017 im selben Zeitraum nur 104.024 Exemplare. Damit liegt der Markt für Motorräder über 125 cm³ schon jetzt über den Gesamtzahlen der Jahre 2009 bis 2013. Das gibt Anlass zum vorsichtigen Optimismus. Allerdings liegen die Zahlen der Jahre 2014 und 2015 deutlich über den aktuellen Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes.
Interessant wird es in dem Augenblick, in dem man das Schaubild zur Entwicklung der letzten zehn Jahre mit einbezieht. Das Jahr 2017 liegt im Bereich der Gesamtzahlen nur knapp vor den schwächsten Jahren zwischen 2010 und 2012. Doch in den Monaten Oktober bis Dezember dürften noch einige tausend Neuzulassungen hinzukommen, zum Vergleich: Im Jahr 2015 wurden in den letzten drei Monaten noch 14.955 Maschinen neu zugelassen. Damit befände sich der Markt auf einem guten Durchschnitt, wenn auch keine Zulassungsexplosion zu erwarten ist, wie geschehen im Dezember 2016.
Der Markt der Leichtkrafträder und –roller, sowie der Kraftroller, befindet sich allerdings auf einem Zehn-Jahres Tief. Innerhalb des Zeitraums Januar bis September fuhren die Leichtkrafträder /-roller unter 125 cm³ ein Minus von 42,5 % ein. Roller und Leichtkrafträder bis maximal 125 cm³ verloren 12,9 % an Neuzulassungen. In absoluten Zahlen sieht das Bild nicht weniger erschreckend aus: Im Vergleich zu den Gesamtzahlen der vorangegangen Jahre verliert der 2017 Markt bis dato durchschnittlich mehr als 10.000 Neuzulassungen. Damit wird der Gesamtmarkt gegenüber den Vorjahren sichtlich geschwächt. Dieser Abstand wird sich sicherlich noch verringern, dennoch dürfte der Rückstand nicht mehr aufzuholen sein. Das Wachstum des Gesamtmarktes scheint ins Stocken geraten zu sein. Es ist nun schwer vorauszuahnen, wie sich der Markt entwickeln wird. Wir halten euch aber wie gewohnt auf motorradonline.de monatlich über die Motorrad-Neuzulassungen auf dem Laufenden.