Von wegen, es gibt keine Zeitreisemaschinen. An der Derbi GP 125 Racing hätte Marty McFly seine helle Freude, auch wenn es mit ihr nicht zurück in die Zukunft, sondern geradewegs vorwärts in die Vergangenheit geht. Zumindest, was den Antrieb betrifft. Denn bei der 125er sorgt noch ein mit Flachschieber-Vergaser bestückter Zweitakter für kribbelnden Vortrieb. Wie in alten Zeiten wird für den Kaltstart der Choke benötigt, und nach längerem Orgeln des E-Starters nimmt der Einzylinder mit typischem Gemecker seine Arbeit auf. Um sie bei unbedarftem Anfahren sogleich wieder einzustellen. Drehzahlen sind gefragt! Für flottes Vorwärtskommen sollte sich die Nadel des analogen Drehzahlmessers stets zwischen der Sieben und der Neun befinden. Darunter lässt die Leistung zu wünschen übrig, darüber bricht sie zusammen.
Mit eifrigem Rühren im Getriebe gelingt es, die Nadel im Leistungsbereich zu halten, wenngleich das Schalten keine Freude macht. Ein labberiger Schalthebel aus Kunststoff sowie ein langes Gestänge ersticken jeden Ansatz von Präzision im Keim. Durch die zu lange Übersetzung hat der sechste Gang meist Pause. Kernige Vibrationen und ein Verbrauch von 4,7 Litern zeigen, dass der Antrieb noch Feinschliff vertragen könnte. Deutlich moderner gibt sich das Fahrwerk: Rahmen und Schwinge sind aus Aluminium, das hat in der 125er-Klasse Seltenheitswert. Vorne kümmert sich eine mächtige, nicht einstellbare Upside-down-Gabel um Radführung und Federung, hinten werkt ein direkt angelenktes, in der Vorspannung einstellbares Federbein.
Die Abstimmung ist nicht zu straff geraten und bietet neben ordentlichem Ansprechverhalten ein Restmaß an Komfort. Was auf die knallharte Sitzbank nicht zutrifft. Stabil, präzise und gelassen schwingt sich die Derbi durch kurvige Gefilde, allein der Wendekreis könnte etwas kleiner sein. Und die vordere Bremse dürfte bei weniger Handkraft kräfiger zubeißen. Trotz radialen Bremssattels und Stahlflexbremsleitungen ist die Wirkung nur mittelmäßig. Das elektronische Cockpit beschränkt sich auf die wesentlichen Informationen. Die wünscht man sich auch von den Rückspiegeln. Dass er darin nichts erkennt, wäre Marty McFly egal, interessiert ihn doch nur, was noch vor ihm liegt.
Daten Derbi GPR 125 Racing

Motor
Wassergekühlter Einzylinder-Zweitaktmotor, Flachschiebervergaser, Ø 28 mm, ungeregelter Katalysator mit Sekundärluftsystem, Lichtmaschine 170 W, Batterie 12 V/4 Ah, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, Kette, Sekundärübersetzung 50:16.
Bohrung x Hub 56,0 x 50,7 mm
Hubraum 125 cm³
Verdichtungsverhältnis 12,5:1
Nennleistung 11,0 kW (15 PS) bei 8250/min
Max. Drehmoment 15 Nm bei 7700/min
Fahrwerk
Brückenrahmen aus Aluminium, Upside-down-Gabel, Ø 40 mm, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein, direkt angelenkt, verstellbare Federbasis, Scheibenbremse vorn, Ø 300 mm, Doppelkolben-Schwimmsattel, Scheibenbremse hinten, Ø 180 mm, Einkolben-Schwimmsattel.
Reifen 110/80 17; 140/70 17
Bereifung im Test Pirelli Sport Demon
Maße+Gewichte
Radstand 1355 mm, Federweg v/h 120/110 mm, Sitzhöhe* 840 mm, Gewicht vollgetankt* 137 kg, Zuladung* 167 kg, Tankinhalt/Reserve 12,0/2,0 Liter.
Garantie zwei Jahre
Service-Intervalle alle 5000 km
Farben Weiß, Schwarz
Preis 4390 Euro
Nebenkosten zirka 160 Euro
Messwerte
Fahrleistungen
Höchstgeschwindigkeit 120 km/h
Beschleunigung
080 km/h 8,4 sek
0100 km/h 13,1 sek
Durchzug
5080 km/h 14,2 sek
80100 km/h 11,2 sek
Tachometerabweichung Effektiv (Anzeige 50/100) 47/93 km/h
Verbrauch
Landstraße 4,7 l/100 km
Theoretische Reichweite 255 km
Kraftstoffart Normal
Aufgefallen
Plus
+ Motor kräftig und lebendig
+ Alu-Rahmen schön geschweißt
+ Federung straff, satt und noch komfortabel
+ Fahreigenschaften stabil, präzise, zielgenau
Minus
- Vorderbremse stumpfe Wirkung
- Schaltung unpräzise
- Cockpit wenig Informationsgehalt
- Elektrik schlampig verlegt