Die MOTORRAD 1000-Punktewertung ist unser MOTORRAD-Test-Standard. Eine zuverlässige Methode als Kombination aus empirischer Erfahrung auf öffentlichen Straßen und grenzwertigem Fahrversuch auf abgesperrtem Terrain, mit deren Hilfe sich die häufig mindestens so eindeutig wie schwierig zu quantifizierenden Eigenschaften eines Motorrads sicher einordnen lassen. Und zwar beliebig oft und immer nachvollziehbar.
Die 5 Hauptkategorien aus Sicherheit, Fahrwerk, Motor, Alltag und Kosten unterteilen sich in ihre Einzelbestandteile. Alle Einzelwertungen ergeben zum Schluss die 1000-Punktewertung.
Sicherheit
Es wird die Dosierbarkeit der gesamten Bremsanlage bewertet, je nach geometrischen und fahrdynamischen Bedingungen kann die Hinterradbremse mehr oder weniger wichtig sein.
Eine gute Bremswirkung muss nicht mit einer guten Dosierbarkeit einhergehen. Entscheidend bei der Dosierbarkeit ist nicht allein der Druckpunkt, sondern auch die Rückmeldung und ein kontrollierbares Verhältnis von Betätigungskraft, Hebelweg und Bremsleistung. Wie in der Bremswirkung können auch bei der Dosierung deutliche Unterschiede von kalter zu heißer Bremsanlage auftreten.
Bewertet wird die Bremsstabilität auf einem definierten, welligen Teilstück der Teststrecke. Instabiles Bremsverhalten resultiert aus der Fahrwerksabstimmung und Elastizitäten des Fahrwerks. Stempeln der Gabel ist meist ein Resultat zu weicher Federn oder zu geringer Druckstufendämpfung. Hinterradstempeln tritt beim Bremsen und gleichzeitigem Herunterschalten auf – und hört beim Trennen der Kraftübertragung (Kupplung ziehen) sofort auf.
Es wird die Leistung der gesamten Bremsanlage bewertet, je nach geometrischen und fahrdynamischen Bedingungen kann die Hinterradbremse mehr oder weniger wichtig sein.
Es wird der Umfang und Funktionalität aller verfügbaren Assistenzsysteme bewertet.
Aktivieren der vorderen Bremse mit konstanter Verzögerung sowie Lösen der Bremse in unterschiedlich großer Schräglage und in unterschiedlichen Kurvenradien und Geschwindigkeiten.
Beim Bremsen in Schräglage wirkt über die außermittig (zur Kurveninnenseite) verlagerte Reifenaufstandsfläche ein Moment über den Hebelarm (Abstand zwischen Lenkachse und Mitte der Reifenaufstandsfläche) und verursacht ein zusätzliches Lenkmoment. Dieses Lenkmoment kann der Fahrer nicht oder nicht schnell genug kompensieren, sodass ein zusätzlicher Lenkeinschlag zur Kurveninnenseite entsteht. Als Folge richtet sich das Motorrad mehr oder weniger auf und verlässt den ursprünglichen Radius. Wird die Bremse gelöst, muss in gleichem Maß die Gegenlenkkraft reduziert werden. Durch die verzögerte Reaktion des Fahrers entsteht ein Lenkimpuls nach außen, und das Motorrad kippt nach innen. Eine Lenkkorrektur ist erforderlich, um den gewünschten Radius einzuhalten.
Schwächen bei Dosierbarkeit und Verzögerung werden in den entsprechenden Kriterien bewertet. Die Funktion des ABS wird auf der Teststrecke und auf dem Testparcours geprüft.
Kickback wird auf einem dafür geeigneten holprigen Teilabschnitt der Teststrecke beim starken Beschleunigen ausgelotet. Kickback bei hohen Geschwindigkeiten kann auf Autobahnen mit Betonplatten oder extremen Absätzen auftreten. Shimmy wird auf einer langen Geraden beurteilt: Aus 100 km/h ausrollen lassen, bis etwa 60 km/h.
Fahrwerk
Die Beurteilung erfolgt auf geeigneten (kurvigen, sehr engen, schnellen, welligen, ebenen) Abschnitten der Teststrecke sowie auf der Autobahn bei Reisegeschwindigkeiten bis max. 200 km/h.
Bewertet werden: Fahrwerksabstimmung und die aus dem zusätzlichen Gewicht resultierenden Änderungen des Fahrverhaltens.
Bei der Beurteilung muss die gesamte Teststrecke berücksichtigt werden. Die Eindrücke unterschiedlichster Fahrbahnbeschaffenheiten fließen ein. Ein straffes, gut abgestimmtes Sportfahrwerk kann ebenso viele Punkte wie ein komfortables, harmonisches Tourenfahrwerk sammeln.
Die Eigendämpfung der Reifen geht in dieses Kriterium mit ein.
Bewertet wird der Komfortfaktor der Federung und wie diese im Zusammenspiel mit der Fahrwerksabstimmung einhergeht. Gute, sportliche Fahrwerke bieten weniger Komfort.
Die Handlichkeit wird in allen Geschwindigkeitsbereichen vom Stadtverkehr bis zur Autobahn bewertet. Je nach Geschwindigkeit kann sich die Handlichkeit relativ verbessern oder verschlechtern.
Vollgasfahrt auf der Autobahn mit und ohne Bodenwellen, schlechtem Asphalt/Betonplatten. Anregungen des Fahrwerks werden zum einen über den Lenker durch wechselnde Lenkimpulse, zum anderen über den Körper durch seitliche Bewegungen eingeleitet.
Die Bewertung erfolgt auf ebenen wie welligen Landstraßen mit unterschiedlichen Kurvenradien, von der Haarnadelkurve bis zu schnellen Kurven, mit zügigem Tempo und in unterschiedlichsten Schräglagen. Ebenso in Wechselkurven und langen bzw. weiten Bögen. Die Lenkkraft in Schräglage sollte über den gesamten Bereich gleichmäßig verlaufen. Problematisch sind Motorräder, bei denen sich die Lenkkraft je nach Schräglage und Geschwindigkeit verändert.
Bewertet wird das Kontaktgefühl zur Fahrbahn bzw. dem befahrenen Untergrund. Positive Ausschläge geben hier aktive und präzise Fahrzeuge gegenüber inaktiven und schwereren.
Schnelles Durchfahren von ebenen und welligen Kurven auf der Landstraße in normaler Sitzposition. Auf der Kreisbahn wird überprüft, bei welcher Schräglage welche Teile aufsetzen. Diese Versuche bewegen sich allerdings oft in einem Bereich, welcher für die Bewertung nicht mehr relevant ist. Es ist neben der möglichen Schräglage auch die „Qualität“ des Aufsetzens zu beachten. Teile wie Motor, Rahmenunterzug, Auspuff, Ständer o. ä. hebeln leicht die Räder aus. Speziell das Aufsetzen weit vorn angebrachter Teile kann die Frontpartie schnell aushebeln und wird entsprechend hart bewertet.
Durchfahren von Kurven mit unterschiedlichen Radien und mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Schräglagen, dasselbe bei Kurven mit Bodenwellen. Schnelles Umlegen bei Schräglagenwechseln mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Hartes Beschleunigen aus Schräglage in unterschiedlich schnellen Kurven.
Motor
Bewertet wird:
- Beschleunigung 0 bis 100 km/h
- Beschleunigung 0 bis 140 km/h
- Beschleunigung 0 bis 200 km/h
Bewertet wird:
- Durchzug 60 bis 100 km/h
- Durchzug 100 bis 140 km/h
- Durchzug 140 bis 180 km/h
Bewertet wird die benötigte Handkraft, Dosierbarkeit, sowie Geräusche beim Gangswechsel oder Einlegen des ersten Gangs.
Die Laufruhe wird in verschiedenen Drehzahlbereichen, Gangstufen und Lastbereichen beurteilt. Resonanzschwingungen treten oft in einem sehr schmalen Drehzahlbereich auf, der gezielt angefahren werden muss. Vor allem hochfrequente Vibrationen stören erst nach ausreichend langer Testfahrt.
Wertung auf der Teststrecke, speziell in engen Kehren, im Slalomparcour und im Stadtverkehr. Dabei werden die Lastwechselvorgänge in allen Drehzahlbereichen bewertet, da sich das Ansprechverhalten je nach Saugrohrunterdruck gravierend verändern kann.
Bewertet wird die Homologationsmessung, also die Angabe laut Kfz-Schein.
Bewertet werden Kaltstart, Gasannahme kalt, Kaltlauf sowie Dosierbarkeit des Chokes, Dauer der Warmlaufphase, Warmstart.
Bewertung nach Eindrücken auf der Teststrecke. Ergänzt durch gezieltes Rauf- und Runterschalten aller Gangstufen in niederen, mittleren und hohen Drehzahlen.
Bewertet wird die konstante Leistungsentfaltung sowie die Drehfreudigkeit im oberen Bereich in Verbindung mit der nutzbarer Leistung.
Bewertet werden die Übersetzungssprünge und die Übersetzung im erster Gang nach Gangdiagramm. Weitere absolute Bewertungen können aufgrund von verschiedenster Anwendungsfällen und Einsatzzwecken nicht objektiv bewertet werden.
Alltag
Es wird nur serienmäßig Zubehör bewertet, kein optionales und aufpreispflichtiges.
Bewertet wird die Einstellmöglichkeit der Zugstufe, Druckstufe, die Federbasis vorn und hinten, sowie die Einstellmöglichkeiten per Handrad oder elektronisch bei verstellbaren Fahrwerken.
Der Sitzkomfort wird von unterschiedlich großen Fahrern auf ausreichend langen Streckenabschnitten mit unterschiedlicher Fahrbahnbeschaffenheit getestet.
Sitzkomfort wird von unterschiedlich großen Beifahrern auf ausreichend langen Streckenabschnitten mit unterschiedlich Fahrbahnbeschaffenheit getestet. Zusätzlich auf Halte- und Abstützmöglichkeiten beim Beschleunigen und Bremsen achten.
Bewertet wird das Vorhandensein von serienmäßigen Koffern, einer Gepäckbrücke, Staufächern oder Gepäckhacken.
Bewertet werden Kriterien wir, Lenkereinschlag/Rangieren, Bedienung von Schaltern und Armaturen, Erreichbarkeit der Ständer/Kraftaufwand beim Aufbock, Tankvorgang, bei Kettenantrieb: Kette spannen, Luftdruck prüfen + nachfüllen, Öl kontrollieren + nachfüllen
Bewertet wird die Fahrbahnausleuchtung mit Fern- und Abblendlicht.
Bewertet werden Sichtfeld nach vorn, Sicht nach hinten und die Erkennbarkeit Rückspielgel, sowie die Sicht auf die Instrumente.
Bewertet wird der Oberflächenschutz, die Lagerung verschiedenster Teile, sowie verlegte Elektrik und sonstiger Teile wie Schlüssel, Boardwerkzeug und Ventile.
Auf der Autobahn im Geschwindigkeitsbereich um 160 km/h. Die Einschätzung des Windschutzes wird immer von unterschiedlich großen Fahrern ermittelt. Einstellbare Verkleidungsscheiben werden in der für den jeweiligen Fahrer optimalen Position beurteilt.
Bewertet wird die mögliche Zuladung. Höhere Zuladungswerte werden positiv bewertet.
Bewertet wird das Gewicht in Kilogramm. Hohes Gewicht wird negativ bewertet.
Kosten
Alle Kosten werden auf die Punktewertung geschlüsselt, heißt die Höhe der Kosten beeinflusst direkt die Anzahl der Punkte.