Kaufberatung 14 Motorrad-Softgepäcktaschen
Weichgepäck als Alternative

Glaubt man Katalogtexten, lässt sich universelles Weichgepäck anders als modellspezifische Gepäcksysteme einfach überwerfen, verzurren, und dann kann es losgehen auf große Tour. Die Praxis sieht anders aus, denn mit vielen aktuellen Maschinentypen harmonieren die jeweils speziellen Taschen nicht gut. Passen Gepäck und Motorrad aber zusammen und wackelt und rutscht nichts, steht einer Partnerschaft nichts im Wege. Dann gilt Weichgepäck als gute Alternative.

Weichgepäck als Alternative
Foto: mps-Fotostudio

Auf dem Papier heißt es: „Leicht am Bike anzubringende Satteltaschen (…) optimal gestaltet für die Toursport- und Naked Bikes der aktuellen Generation.“ Aber denkste. Was der Werbetext verheißt, sieht in der ­Realität leider anders aus. Sind Yamaha MT-07 und MT-09, Honda CB 650 F und Fireblade Jahrgang 2010 oder auch eine 2013er-KTM 1190 Adventure etwa nur Ausnahme-Motorräder, die so seltsam geformt sind, dass die beworbene Universal-Packtasche einfach nicht fest und sicher zu verzurren ist? Wohl kaum. Beim hier vorliegenden Vergleich von 14 Packtaschen traten gehäuft Probleme beim Anbringen der angeblich universellen Gepäcksysteme auf.

Kompletten Artikel kaufen
Kauftipp Überwurftaschen (MOTORRAD 15/2014)
Hein Gericke Street Line
Sie erhalten den kompletten Artikel (6 Seiten) als PDF
2,00 € | Jetzt kaufen

Im Fuhrpark von Motorrad standen rund 25 verschiedene Motorradtypen, von der topaktuellen MT-07 bis zum Oldie-Wasserbüffel. Aber nur die wenigsten Maschinen ließen sich durch einfaches Überwerfen und stressfreies Verzurren mit einem der Weichgepäcksysteme bestücken. Vor allem sportliche Maschinen mit steil aufsteigendem, schmalem Heck sind wenig „empfangsfreudig“, wenn sie mit Packtaschen gepaart werden sollen. Das Gepäcksystem selbst kann man dafür aber kaum schelten, nur weil sich auf radikal gestylten Maschinen wie etwa einer MV Agusta Rivale höchstens eine Packung Tempos verzurren lässt.

Vom Spontankauf ist abzuraten

Aber ärgerlich ist es für den Käufer, wenn er in die Irre geführt wird. Bei der Recherche zu diesem Artikel gemachte Aussagen von Anbietern, Händlern und Verkäufern sind bezeichnend. „Jaaa, nein, gut, äh“, stottert sich da einer zurecht, „universell heißt ja eigentlich nur, dass die Taschen für einzelne Motorräder passen sollen.“ Man müsse nämlich schon genau schauen, ob das System speziell auch für die eigene Maschine passt. Ein anderer erklärt: „Nein, eine Liste mit Motorrädern, an denen unsere ­Taschen passen, haben wir nicht. Aber Kunden, die unbedingt unsere Taschen haben wollen, basteln sich oft für ihr Motorrad tolle individuelle Halterungen!“

Nun gut, fasst man den Begriff „universell“ nach Duden auf, bedeutet er „umfassend, weit gespannt“. Sind damit etwa meterlange Extra-Spanngurte gemeint, um die Taschen sichern zu können, damit sie sich nicht bei Highspeed auf der Autobahn im Rad verheddern? Anbieter Louis (aus dessen Katalogtext zitiert wurde) hat immerhin spezielle Abstandshalter im Programm. Zum Beispiel auch für die MT-07? Fehlanzeige, also angeschmiert. Universell im Zusammenhang mit Weichgepäck heißt also ­zunächst nichts anderes als „nicht modellspezifisch“. Und bedeutet für den Kaufinteressenten, dass er sich besser mit Maschine und den wichtigsten Gepäckstücken auf den Weg zum Händler macht – denn ohne Probebepackung und -fahrt muss man von einem Spontankauf absolut abraten.

Weichgepäck hat seine Vorteile

Ist das System jedoch kompatibel mit dem Motorrad, bietet Weichgepäck Vorteile. Etwa eine geringere Verletzungsgefahr bei Stürzen – der Grund, warum Reiseenduristen gerne Kofferträger mit Weichgepäck kombinieren. Dann der Preis: Unter 100 Euro finden sich gute Lösungen, einzelne Koffer sind üblicherweise schon teurer. Schließlich Gewicht und Anbringung. Insbesondere für sportliche Bikes und leichte Mittelklassemaschinen empfehlen sich ausladende und schwere Koffersysteme kaum. MOTORRAD stellt deshalb sehr verschiedene Überwurftaschen vor, die in jedem Fall eine ausführ­liche Anprobe wert sind.

Bagster Cruise

mps-Fotostudio
Bagster Cruise.

Anbieter: Bagster, Telefon 02 12/2 33 88 67, www.bagster.com/de

Preis: 121 Euro

Materialien: Polyester, PVC

Gewicht: 3300 g

Maße: 54 x 34 x 28 cm

Packvolumen*: jeweils 25 l (erweiterbar auf 39 l)

Plus: Sehr clevere Erweiterungsmöglichkeit mit rundum laufendem Reißverschlusssystem; gute Ausstattung mit Schulter-Trageriemen und im Innenraum angekletteter Regenhaube; sehr gute Verarbeitung, zuverlässige Materialien; ­Gummiblöcke als Standauflage; mit ­Neopren überzogene, tragefreundliche Griffe; große Außenfächer; verständliche Montageanleitung.

Minus: Regenhaube zwar mit verstellbarem Gummizug, aber für Highspeed nicht gut genug gegen Verlust zu sichern; ­etwas komplizierte und unhandliche Bedienung beim Bepacken; bauen recht lang, schränken bei bestimmten Motorrädern die Beinfreiheit für den ­Sozius ein; hohes Eigengewicht.

Fazit: Die Bagster Cruise bieten sehr viel Stauraum und vor allem ein ausgeklügeltes System mit hoher Variabilität. Passen gut zu Sporttouring-Maschinen, voll urlaubstauglich.

Büse Satteltasche

mps-Fotostudio
Büse Satteltasche.

Anbieter: Heino Büse MX, Telefon 02 41/1 26 90, www.buese.com

Preis: 119,95 Euro

Materialien: Polyamid, Polyester, PVC

Gewicht: 3270 g

Maße: 52 x 30 x 27 cm

Packvolumen*: jeweils 21 l (erweiterbar auf 31 l)

Plus: Enorm viel nutzbarer Stauraum: schluckt locker ­eine Bepackung für ein komplettes Reisewochenende mit Wechselkleidung und Schlafsack; lässt sich sehr bedienungsfreundlich von oben bepacken; sehr praktische Außentaschen; Verarbeitung ordentlich; wirkungsvolles Stau­raum­erwei­terungs­system per Reißverschluss.

Minus: Trolley-Funktion recht überflüssig, da in der Praxis wohl nur selten längere Wege vom Motorrad zur Unterkunft anstehen, außerdem bei holprigem Untergrund relativ instabil; Tragegriffe schneiden ein; Reißverschlüsse einfachster Machart, wenig vertrauenerweckend; hohes Eigengewicht.

Fazit: Büses riesige Satteltaschen mit Rollen und integrierter Teleskopstange zum Hinterherziehen überzeugen am ehesten eingefleischte Hoteltouristen. Qualität: eher mittelmäßig.

Dane Anholt

mps-Fotostudio
Dane Anholt.

Anbieter: Motoport, Telefon 0 44 51/91 52 10, www.motoport.de

Preis: 149 Euro

Materialien: Polyamid

Gewicht: 2600kg

Maße: 44 x 26 x 30 cm

Packvolumen*: jeweils 15 l (erweiterbar auf 19,5 l)

Plus: Dick gepolsterte Tragegriffe liegen gut in der Hand; große, gut sichtbare Reflektoren erhöhen passive Sicherheit; im Lieferumfang pro Tasche je zwei unterschiedlich große Regenhauben (passend für Stauraumerweiterung); voluminöse Außentaschen fassen viele Utensilien, großzügiges Innenfach mit Reißverschluss; bieten genügend Stauraum für einen Wochenendtrip.

Minus: Verlauf des Hauptreißverschlusses ungünstig mit Biegung ausgelegt, sodass Reißverschluss bei voller Beladung schwer zu schließen ist; dünne, flatterige Regenhauben bieten nur mäßigen Wetterschutz.

Fazit: Die flach geformten und soliden Dane Anholt lassen sich vielseitig einsetzen und harmonieren offenbar gut mit älteren Sporttourern und Allroundern à la Suzuki Bandit.

Givi WP405

mps-Fotostudio
Givi WP405.

Anbieter: Givi Deutschland, Telefon 09 11/95 51 00, www.givimoto.com

Preis: 129 Euro

Materialien: PVC, Polyester

Gewicht: 2890 g

Maße: 42 x 28 x 25 cm

Packvolumen*: jeweils 25 l

Plus: Wasserdichtes, sauber verklebtes Außenmaterial, durch Einsätze verstärkt; verständliche, mit Illustrationen auf-
bereitete Montageanleitung; gut nutzbares Volumen, einfach als Toplader zu bepacken; Reflektoren; dreifache, besonders feste Verbindung von beiden Taschen durch Klettriemen und Klickverschluss; mit Anti-Rutsch-Material verstärkte Innenseiten; stabile, handliche Klickverschlüsse.

Minus: Nur zwei große Hauptfächer ohne Unterteilung, dadurch entsteht schnell Unordnung; bei voller Beladung müssen Rollverschlüsse penibel genau geschlossen werden, damit keine Undichtigkeiten entstehen; Taschen reichen tief runter, für viele Motorräder mit hoch positioniertem Auspuff unpassend (fünf Zentimeter Abstand nach oben erforderlich).

Fazit: Vom Volumen her konkurrieren die Givi WP405 mit Koffern. Gute Wahl für Enduros mit bereits installiertem Trägersystem, um das Weichgepäck besser fixieren zu können.

Enduristan Monsoon 2

mps-Fotostudio
Enduristan Monsoon 2.

Anbieter: Enduristan, Telefon 00 41/7 94 25 78 28, (Schweiz), www.enduristan.com

Preis: 240 Euro

Materialien: thermoplastisches Polyurethan, Polyamid

Gewicht: 2520 kg

Maße: 42 x 33 x 27 cm

Packvolumen*: jeweils 15 l (erweiterbar auf 30 l)

Plus: Auf volles Packvolumen erweitert, fassen die Taschen ohne Probleme eine kleine Reiseausrüstung; wasserdichtes, tadellos verschweißtes Planen-Außenmaterial, Rollverschlüsse dichten auch bei voller Bepackung gut ab; Verstärkungen innen; gut sichtbare Reflektoren; auf Oberseite praktische Zusatz­ösen zum Verzurren von Zelt und ­anderen sperrigen Ausrüstungsteilen.

Minus: Außen- und Innenfächer fehlen, nur zwei große Hauptfächer ohne Unterteilung, unübersichtlich beim Kramen nach bestimmten Gegenständen; Material sehr weich und wenig formsteif, bei geringer Bepackung flatterig; Gummigriffe schneiden unangenehm beim Tragen ein.

Fazit: Die Enduristan Monsoon 2 freunden sich am liebsten mit Geländemaschinen an und sind fürs Grobe ausgelegt. Hohe Materialqualität und gute Verarbeitung sprechen dafür.

Giant Loop Great Basin

mps-Fotostudio
Giant Loop Great Basin.

Anbieter: Touratech, Telefon 0 77 28/9 27 90, www.touratech.de

Preis: 399 Euro

Materialien: vinylbeschichtetes Polyester, Polyamid

Gewicht: 2130 g

Maße: 70 x 45 x 15 cm

Packvolumen*: 60 l

Plus: Robuste Metallschnallen zum Komprimieren des Gepäcks; sehr solider Hauptreißverschluss; gut sichtbare
Reflektorleiste; Stauraum ausreichend für größere Reisen; Hitzeschutzblech und Abstandshalter (Schelle) für Auspuff im Lieferumfang; aufgrund bogenförmiger Bauform kompatibel mit vergleichsweise vielen Maschinentypen.

Minus: Bepackung umständlich, weil tief liegende Bereiche im Hauptfach nur schwer zugänglich sind; Planen-Außenmaterial knickt schnell und wirft Wülste bei halb voller Bepackung; unhandlich abseits vom Motorrad zu transportieren; Reißverschluss verkantet sich schnell, Tasche lässt sich oft nur unter großer Krafteinwirkung schließen.

Fazit: Verträgt sich gut mit verschiedenen Motorrädern und bietet viel Platz. Aber: Ein- und Auspacken ­geraten bei der Giant Loop wegen der Ein-Fach-Strategie schnell zum Fummelakt.

Hein Gericke Street Line

mps-Fotostudio
Hein Gericke Street Line.

Anbieter: Hein Gericke, Telefon 02 11/9 89 89, www.hein-gericke.de

Preis: 79,95 Euro

Materialien: Polyamid

Gewicht: 2850 g

Maße: 43 x 23 x 30 cm

Packvolumen*: jeweils 11 l (erweiterbar auf 15 l)

Plus: Flache, aber breite Bauform förderlich für Kompatibilität mit verschiedenen Motorradmodellen; mit erweitertem Stauraum Platz für kleine Wochenendausrüstung; große Außentaschen fassen griffbereit auch sperrige Utensilien wie Kettenspray oder Werkzeug; Innenfächer; sehr dickes, festes Gewebe, gute Verarbeitung; Druckknopfsicherung für Reißverschlüsse; reflektierende Griffe.

Minus: Tragegriffe bei längeren Fußwegen und voller Bepackung unkomfortabel; Innenseiten nur schwach verstärkt,
geringe Steifigkeit; Schultergurte nehmen viel Stauraum, wenn nicht in Benutzung; als Regenschutz nur lose Haube, die sich etwa für flotte Autobahnfahrten nur unzureichend fixieren lässt.

Fazit: Sauber verarbeitet, preisgünstig – klasse! Guter Kompromiss aus kompakter Bauform und gut nutzbarem Stauraum. Je nach Motorrad aber bis zu einem Meter Durchfahrbreite! (MOTORRAD-Kauftipp)

Held Arvo

mps-Fotostudio
Held Arvo.

Anbieter: Held, Telefon 0 83 21/6 64 60, www.held.de

Preis: 129,95 Euro

Materialien: Polyester, PVC

Gewicht: 2750 g

Maße: 47 x 28 x 20 cm

Packvolumen*: jeweils 14 l (erweiterbar auf 20 l)

Plus: Sehr robuste Griffe mit Gummiüberzügen, Schultertragegurte, sehr tragefreundlich auch bei schwerer Bepackung; Reflexeinsätze; festes Außenmaterial, innen genietete Verstärkungen; sehr ordentliche Verarbeitung; mit Gummilippe abgedichtete Reißverschlüsse; verständliche Montageanleitung; effiziente Packvolumen-Erweiterung per Rundum-Reißverschluss.

Minus: Nur lose Regenhaube aus etwas sprödem, transparentem Kunststoff-material über Gummizug gegen Verlust gesichert; Klett-Verbindungsriemen zwischen den Taschen vergleichsweise dünn und schwach ausgelegt; Innenseite der Taschen relativ rutschig; keine Außentaschen.

Fazit: Mit den kompakten und sauber verarbeiteten Held Arvo lässt es sich gut auf Kurztour mit Übernachtung gehen, der Stauraum reicht jedenfalls dafür aus. Der Preis ist fair.

Modeka Regular

mps-Fotostudio
Modeka Regular.

Anbieter: Modeka Motorcycle Equipment, Telefon 0 25 21/8 50 30, www.modeka.de

Preis: 69,90 Euro

Materialien: Polyester

Gewicht: 1910 g

Maße: 40 x 25 x 25 cm

Packvolumen*: jeweils maximal 30 l

Plus: Geringes Eigengewicht; große Außentaschen mit flächigem Reflexmaterial; tragefreundliche Schultergurte mit breiter Auflage, Tragegriffe ordentlich gepols­tert; einfach zu bedienendes Reißverschluss-Stauraum-Erweiterungssystem; für die kompakte Bauform erstaunlich großer Gesamtstauraum, lassen sich bequem bepacken.

Minus: Dünne, lose und knapp bemessene Regenhaube, kein ausreichender Wetterschutz, außerdem wenig hochgeschwindigkeitstauglich; Reißverschlüsse qualitativ unter Durchschnitt, Materia­lien wirken etwas billig, Verarbeitung teilweise nachlässig.

Fazit: Die günstigsten Satteltaschen in diesem Vergleich. Allerdings wirken die Modeka Regular auch am billigsten gemacht. Außenmaße und Packvolumen sind gut abgestimmt.

Ortlieb Moto Speedbags

mps-Fotostudio
Ortlieb Moto Speedbags.

Anbieter: Ortlieb Sportartikel, Telefon 0 98 72/80 00, www.ortlieb.com

Preis: 199,95 Euro

Materialien: Polyamid, Polyurethan

Gewicht: 2030 g

Maße: 50 x 25 x 25 cm

Packvolumen*: jeweils 23 l

Plus: Breite, aber kaum auftragende Überwurf-Verbindungsbänder mit festem Klett; steife Innenwände aus geschäumtem, griffigem PU-Material; gutes Ordnungsprinzip mit Innenfächern für Karten bis Kuli; hochwertige Klickverschlüsse mit fest verschweißten, soliden Plastikaufnahmen; genügend Stauraum für Wochenendausflug; wasserdichtes Außenmaterial, Rollverschluss hält dicht.

Minus: Tragegriffe bestehen nur aus dünnen Gewebebändern, die bei schwerer Bepackung unangenehm in die Hand einschneiden; recht dünnes Planenmaterial, bei halber Bepackung Taschenkörper nur wenig formstabil; seitliche Klickverschlüsse für Rollverschluss bei geringer Bepackung nur schwer unter Zug zu bekommen.

Fazit: Wasserdichte Konstruktion, genügend Stauraum, schlaue Features. Passen an viele Maschinentypen – die sehr praktischen Ortlieb Speedbags sind ihren hohen Preis wert. (MOTORRAD-Kauftipp)

Polo Drive

mps-Fotostudio
Polo Drive.

Anbieter: Polo Motorrad- und Sportswear, Telefon 0 21 65/8 44 06 00, www.polo-motorrad.de

Preis: 79,95 Euro

Materialien: Polyamid

Gewicht: 2530 g

Maße: 37 x 25 x 20 cm

Packvolumen*: jeweils 20 l

Plus: Nur wenig Raum einnehmende Innenbeutel als Nässeschutz fürs Gepäck; Außentaschen groß genug, um Utensilien wie Digitalkamera oder Geldbeutel schnell griffbereit zu haben; solide verarbeitet, formsteifes Gewebe; robuste Metallreißverschlüsse mit Druckknopfsicherung gegen ungewolltes Öffnen durch Fahrtwind; Anti-Rutsch-Material innen; Reflektoren.

Minus: Nutzbarer Stauraum im Vergleich gering, von der Probebepackung passten gerade mal ein Minischlafsack plus
T-Shirt und Zahnbürste in eine Tasche; laut Hersteller nur drei Kilogramm Zuladung erlaubt; für kompakte Abmessungungen recht hohes Eigengewicht.

Fazit: Klein, kompakt und solide. Die handlichen und preislich attraktiven Polo Drive Veneto passen zu vielen Motorrädern, bieten aber nur Platz für wenige Utensilien. Gut für Tagestouren.

Saddlemen XL Sport Saddlebags

mps-Fotostudio
Saddlemen XL Sport Saddlebags.

Anbieter: Parts Europe, Telefon 0 65 01/9 69 50, www.partseurope.eu

Preis: 110,70 Euro

Materialien: geschäumtes Polyurethan, Polyamid

Gewicht: 1400 g

Maße: 40 x 26 x 20 cm

Packvolumen*: k. A.

Plus: Taschenkorpus aus geschäumtem, semifestem Material, sehr formstabil; extrem geringes Eigengewicht; Packvolumen per Reißverschluss erweiterbar; mit Gummilippen abgedichtete Reißverschlüsse; fest angenähte flache Gummibänder als Griffe, etwas fummelig, aber angenehm beim Tragen; großes Netzfach innen mit Reißverschluss; Schlösser im Lieferumfang.

Minus: Bieten nur wenig nutzbaren Stauraum, sperrige Gegenstände wie Kettenspraydosen oder Schuhe lassen sich nur mühsam unterbringen; Montageanleitung nur auf Englisch und teilweise verwirrend; nur schmale Verbindungsbänder zwischen den Taschen mit kleiner Auflagefläche.

Fazit: Die schlanken Saddlemen XL Sport Saddlebags sind an vielen Maschinen schnell installiert, ähneln aber mehr Schminkköfferchen. Sie taugen eher für Ausflüge als für größere Touren.

Shad Zulupack SW42

mps-Fotostudio
Shad Zulupack SW42.

Anbieter: BD Motorradzubehör Deutschland, Telefon 0 21 61/1 27 87, www.bd-deutschland.de

Preis: 99 Euro

Materialien: PVC, Polyamid

Gewicht: 2290 g

Maße: 43 x 30 x 20 cm

Packvolumen*: jeweils 18 l

Plus: Vergleichsweise große und praktische Außenfächer mit Reißverschlüssen, die durch Gummilippen abgedichtet sind; solide Tragegriffe, die ergonomisch gut in der Hand liegen; sinnvolle Verstärkungen innen, um das weiche Außenmaterial abzustützen; gut nutzbares Platzangebot, leicht von oben zu beladen; wasserdichtes Außenmaterial; Verarbeitung gut.

Minus: Bei voller Beladung entsteht am Rollverschluss schnell ein Spalt, dann nicht mehr wasserdicht, sicheres Verschließen nur bei relativ geringer Bepackung möglich; Klettriemen zum Verbinden der Taschen vergleichsweise dünn und schmal.

Fazit: Sauber gemacht und wasserdicht: Shads Zulupacks zum Überwerfen, die vorzugsweise an Motorräder mit breiterem Heck passen. Für das Geld gibt es einen guten Gegenwert.

Vanucci Sportivo Touring VST02

mps-Fotostudio
Vanucci Sportivo Touring VST02.

Anbieter: Louis, Telefon 0 40/7 34 19 83 60, www.louis.de

Preis: 149 Euro

Materialien: Polyamid, Polyester

Gewicht: 3020 g

Maße: 50 x 30 x 25 cm

Packvolumen*: jeweils 19 l (erweiterbar auf 28 l)

Plus: Ergonomisch geformte Tragegriffe, gut zu fassen; Stauvolumen erweiterbar durch Reißverschlüsse; genügend Stauraum für eine Wochenendausstattung; abgedichtete Reißverschlüsse mit Gummierung; stabile Konstruktion; lange Verzurr-Riemen mit ordentlichem ­Verstellmechanismus; wasserdichte ­Innensäcke und Schulterriemen im Lieferumfang; Anti-Rutsch-Material an Innenseiten.

Minus: Keine Außenfächer für schnellen Zugriff; vergleichsweise hohes Eigengewicht; Taschen bauen sehr lang und behindern je nach Maschinentyp schnell die Bewegungsfreiheit des Sozius.

Fazit: Klasse Gepäcksystem. Die nicht gerade günstigen, aber durchdachten Vanucci VST02 von Louis überzeugen durch hohe Stabilität, viel Stauraum und eine gute Ausstattung.

*Herstellerangaben

Gepäckauswahl

Dentges
Für diesen Vergleich von Packtaschen hat MOTORRAD eine repräsentative Ausstattung für eine Wochenendtour zusammengestellt.

Für diesen Vergleich von Packtaschen hat MOTORRAD eine repräsentative Ausstattung für eine Wochenendtour zusammengestellt. Hier die Packliste: Turnschuhe, Unter- und Funktionswäsche, zwei T-Shirts, Jeans, Pulli, Softshell-Jacke, Erste-Hilfe-Set, Ersatz-Motorradhandschuhe, Kettenspray, Werkzeug, Sommerschlafsack, Reiseführer. Dieses „Normgepäck“ wiegt genau zehn Kilo. Mit so einer Ausrüstung kann man starten, sollte aber am besten vor der Abfahrt eine eigene Liste erstellen, welche Dinge außerdem dringend benötigt werden (Taschenlampe, Digitalkamera, Kocher, Tablet-PC etc.).

Schweres Packgut wie Werkzeug sollte schwerpunktgünstig unten gelagert werden, leichtes wie T-Shirts oben. Zelt und Isomatte passen normalerweise weder in Packtaschen noch in Koffer und werden in der Praxis üblicherweise anders verstaut oder quer über den Taschen auf dem Soziussitz oder Gepäckträger verzurrt.

Thema Wetterschutz: Auch wenn fast alle Packtaschen zumindest eine Regenhaube im Lieferumfang haben, sickert bei längeren Regenfahrten erfahrungsgemäß auf Dauer Wasser durch Nähte und Reißverschlüsse. Einigermaßen guten Schutz versprechen Taschen, die mit Rollverschluss und wasserdichtem Außenmaterial ausgestattet sind. Aber selbst dann empfiehlt es sich, empfindliche Gepäckstücke wie elektronische Geräte oder wichtige Dokumente sicherheitshalber noch mal extra in dichte Plastiksäcke zu verpacken.

Thema Maschinenschutz: Häufig liegen die Taschen mit ihrem Gewebe oder anderen Außenmaterialien an lackierten Teilen des Motorrads an. Während der Fahrt reiben die unterschied­lichen Oberflächen durch feine Vibrationen und Schwingungen aneinander, mit der Folge, dass die Maschine schnell durchs Weichgepäck verschandelt wird (leichte Kratzer, dadurch auf Dauer blasse Lackteile). Abhilfe schaffen transparente Klebfolien, die der Fachhandel bietet.

MOTORRAD-Fazit

Möchte man kein extra Trägersystem installieren, kommen eigentlich nur formstabile und kompakte Taschen infrage, die vergleichsweise flach bauen (Dane, Hein Gericke, Polo, Modeka, Saddlemen). Ansonsten liegen die Taschen nicht fest genug am Heck an und wackeln während der Fahrt bedenklich. Nachteil ist jedoch deren ­Fassungsvermögen (25 bis 40 Liter).

Mini-Köfferchen wie die von Saddlemen fassen nur wenige Utensilien, die unter Um­ständen auch bequem in einem Tankrucksack oder Daypack Platz finden würden. Einen besonders guten Eindruck hinter­ließen die ausgefahren zwar breiten ­Taschen von Hein Gericke, die aber sehr clever jeden Kubikzentimeter Packvolumen zur Verfügung stellen und somit als voll wochenendtauglich gelten. Schluckfreudigere Ausführungen wie die mindestens 50 Liter Stauraum bietenden Systeme von Bagster, Büse, Held und Vanucci passen oft nur an ältere Sporttourer (lange, breite Hecks) und prima zu Motorrädern mit Trägersystemen. Sind Träger ­vorhanden, empfehlen sich die besten Wetterschutz bietenden Planentaschen von Enduristan, Givi, Giant Loop, Ortlieb und Shad (Stauräume bis 60 Liter), die ­ursprünglich für Motorrad-Abenteurer entwickelt wurden.

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023