Motorradreifen auswuchten - so funktioniert es
Optimaler Rundlauf, keine Vibrationen

Reifen-Rad-Kombinationen am Motorrad lassen sich mithilfe moderner Technik leicht nicht nur statisch, sondern dynamisch auswuchten. Die Experten von Haweka zeigen, wie das Auswuchten eines Motorradreifens funktioniert.

Optimaler Rundlauf, keine Vibrationen
Foto: Wolf

In Sachen Fahrwerkstechnik haben Motorräder längst zum Automobilbereich aufgeschlossen. Doch wenn es ums Auswuchten der Räder geht, arbeitet die Zweiradbranche oft noch wie anno Tobak. Die Auswuchtprofis von Haweka (www.haweka.com) demonstrierten, wie derselbe Vorgang mithilfe moderner Technik leicht und schneller zu einem besseren Ergebnis geführt wird. Die Vorführung übernimmt Uwe Westermann (43), Mister Alleskönner bei der seit rund 40 Jahren im Auswuchtgeschäft tätigen und heute mit 95 Mitarbeitern als Weltmarktführer für Zentriertechnik in Deutschland produzierenden Firma Haweka in Burgwedel.

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Profis brauchen fünf Minuten, Amateure ein Vielfaches

Erstes Anschauungsobjekt: der Pendel- oder auch Auswuchtbock. So etwas ist bereits für unter 100 Euro zu bekommen. Das auszuwuchtende Rad wird inklusive Bremsscheibe(n), aber natürlich ohne alte Auswuchtgewichte über zwei Konen auf einer Achse fixiert und auf den Bock gesetzt. Uwe versetzt das Rad in leichte Bewegung, und nach einiger Zeit ist die Sache ausgependelt: Die schwerste Stelle befindet sich unten. Genau gegenüber bringt der Uwe nun Ausgleichsgewichte an, und das Spielchen beginnt von vorn. Irgendwann herrscht stabiles Gleichgewicht, das Rad verharrt in jeder Position. Das statische Auswuchten ist erfolgreich beendet und ein "Springen" des Rads weitgehend ausgeschlossen. Profis brauchen dafür rund fünf Minuten, Amateure ein Vielfaches.

Haweka-Tool erleichtert dynamisches Auswuchten

Wenn aber zum Beispiel Felge und/oder Reifen zwei unterschiedlich schwere und unterschiedlich positionierte Unwuchten haben, gerät das Rad ins Taumeln, und es ist mit dem statischen Auswuchten nicht getan. Dann sind Auswuchtmaschinen gefragt, die auch auftretende Kräfte aufnehmen und messen können. Ein Auswuchtbock kann das nicht, für den Hobbyschrauber ist hier Ende der Fahnenstange. Die Profis nutzen bislang meist Auswuchtmaschinen, die ursprünglich für den Automobilbereich gedacht waren (von unter 1.000 bis rund 15.000 Euro) und behelfen sich mit speziellen Motorrad-Spannvorrichtungen. Das funktioniert durchaus ordentlich, ist aber relativ aufwendig ist. Außerdem kann die einseitig gelagerte Welle der Pkw-Wuchtmaschine bei schweren Rädern sogenannte Hängefehlern verursachen. Sehr viel einfacher und deutlich schneller funktioniert das dynamische Auswuchten (in dem das statische Auswuchten grundsätzlich enthalten ist) mit dem 2015 präsentierten "Bike Boss" von Haweka, dem weltweit ersten Motorrad-Wuchtbock, der ab drei Zoll Radbreite dynamisch auswuchtet.

Elektronik errechnet genaue Position und Größe

Die Auswuchtwelle hat eine Zweipunkt­lagerung, und das Rad wird nicht über ­Konen, sondern über modellspezifische zylindrische Zentrierhülsen fixiert, was Montagefehler ausschließt und exakt den Bedingungen in Vorderradgabel oder Hinterradschwinge entspricht. Die Auswuchtwelle dreht sich auf zwei aufgesteckten ­Kugellagern, welche Kräfte und Schwingungen auf Kraftsensoren übertragen. Unter Zuhilfenahme der zuvor eingegebenen Radgröße, Felgenbreite und Wuchtgewicht-Ebene errechnet die Elektronik in wenigen Sekunden die genaue Position und Größe der nötigen Auswuchtgewichte und zeigt diese exakt an.

Zeitersparnis pro Rad: locker 5 bis 10 Minuten

Das klingt kompliziert, ist aber dank cleverer Menüführung nahezu narrensicher. Zeitersparnis pro Rad: locker 5 bis 10 Minuten – und das bei einem im Zweifelsfall noch exakteren Wuchtergebnis. Vom 12-Zoll-Rollerrad bis zum 23-Zöller von Enduros ist alles wuchtbar, was nicht mehr als 400 mm (zirka 15,5 Zoll) Breite hat. Das Bike Boss-Grundgerät kostet rund 1.800 Euro, mit Zentriermitteln kostet die Sache immer noch unter 3.000 Euro – was für ein Profigerät als eher günstig durchgeht. Ob der lokaler Reifen- bzw. Motorradhändler einen Auswuchtbock einsetzt, eine Profi-Auswuchtmaschine nutzt oder womöglich ganz aufs Auswuchten verzichtet wird, erfährt der Kunde meist nur durch gezieltes Nachfragen. Oder im wahrsten Sinne des Wortes durch Erfahren.

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Erscheinungsdatum 15.09.2023