PS-Wissen Reifenlexikon
Das Reifen-ABC

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Reifen sind nicht nur schwarz und rund. Sie sind Garant für Fahrspaß und Sicherheit. Deswegen sollten wir mehr über sie wissen als die Marke und ihren Preis. PS gibt wichtige Tipps.

Das Reifen-ABC
Foto: M. Jahn, R. Glück, Dunlop

Alter/Aufbewahrung
Je älter ein Reifen, desto weniger Grip bietet er. Werden Reifen korrekt gelagert, also dunkel, trocken, nicht über 25 Grad und ohne mechanischen Druck, können sie laut Bridgestone-­Experten bis zu sechs Jahren nach der Produktion verwendet werden. Das Reifenalter erkennt man am Produk­tionsdatum (siehe DOT-Nummer).

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Auswuchten
Reifen und Felgen haben Fertigungstoleranzen. In der Regel ist die leichteste Stelle eines Reifens mit einem Farbpunkt markiert. Die Wuchtgewichte gleichen die Massen der Rad-/Reifenkombination an und verhindern unangenehme Vibrationen.

Bauarten: Diagonal-/Radialreifen (Quelle: Continental)
Der Diagonalreifen ist der „Klassiker“ unter den Motorradreifen. Seine Karkasslagen (siehe auch Karkasse) sind diagonal zur Drehrichtung der Räder angeordnet. Seine Vorteile liegen im einfachen Aufbau und in der Flankenstabilität, die besonders im Gelände (Durchschlagschutz) Vorteile bringt. Konstruktionsbedingt sind Diagonal­reifen in der Regel (Beispiel alte V250-Kennung) bis maximal 240 km/h einsetzbar. Moderne Radialreifen weisen einen Karkasswinkel von zirka 90 Grad und einen Gürtelwinkel von 0 bis 25 Grad zur Fahrtrichtung auf. Der unter der Lauffläche liegende Gürtel sorgt für Stabilität und lässt dank wesentlich geringerer Fliehkraftverformung deutlich höhere Geschwindigkeiten zu. Aufgrund der geringeren Materialstärke im Flankenbereich (Seitenwand) des Reifens erwärmt sich dieser weniger, die Höchstgeschwindigkeitsfestigkeit erhöht sich zusätzlich. Radialreifen vertragen maximale Geschwindig­keiten von über 300 km/h.

Jahn
Haftungsverlust am Vorderrad wie hier führt zum sogenannten Lowsider. Vor allem im Nassen ist die richtige Grip-Balance zwischen Vorder- und Hinterrad sehr wichtig.

DOT-Nummer
Die DOT-Nummer (Department of Transportation) zeigt das Produktionsdatum jedes Reifens. Bei Reifen, die nach 1999 gefertigt wurden, stehen vier Ziffern nach der DOT. Die ersten beiden zeigen die Produktionswoche an, die letzten beiden das Herstellungsjahr. „DOT 4513“ bedeutet also die 45. Kalenderwoche des Jahres 2013.

Dual-Compound
Ein Dual-Compound-Reifen besitzt mehrere Gummimischungen auf der Lauffläche. Der mittlere Mischungsstreifen ist widerstandsfähig, um eine lange Laufleistung zu ermöglichen, die Gummistreifen an der seitlichen Reifenschulter sind weicher, um viel Haftung in Schräglage zu erzeugen. Zur Zeit sind drei Laufstreifen (außen/Mitte/­außen) gängiger Stand der Technik.

Einfahren/Warmfahren
Ein neuer Reifen weist wegen seines Herstellungsprozesses eine glatte Oberfläche auf. Diese muss durch das Einfahren in gemäßigtem Tempo an­geraut werden. Hersteller geben eine Einfahrzeit von bis zu 200 Kilometern an. Vor allem in Schräglage sollten neue Pellen nicht sofort maximal belastet werden. Dies gilt auch beim Warmfahren eines montierten, bereits angefahrenen Reifens. Übertreiben Sie es die ersten paar Kilometer nicht.

Freigaben/Unbedenklichkeits­bescheinigung
Welcher Reifen darf auf welchem ­Motorrad gefahren werden? Ist in der Zulassungsbescheinigung I (Kfz-Schein) unter der Ziffer 22 kein Eintrag zu finden, darf jeder Reifen mit den in den Feldern 15.1 und 15.2 definierten Größen aufgezogen werden. PS empfiehlt dennoch nur Reifen zu montieren, die eine Reifenfreigabe oder Unbedenklichkeitsbescheinigung des Herstellers besitzen. Diese finden sich auf den Homepages der Reifenhersteller.

Geschwindigkeitsindex
Die maximale zulässige Geschwindigkeit eines Reifens wird in Buchstaben auf die Seitenwand geschrieben, direkt hinter dem Traglastindex, siehe oben im Bild (73W). Ein W ohne Klammern steht für maximal 270 km/h, das W in Klammern für über 270 km/h. Eine komplette Liste des Geschwindigkeitsindex finden sie zum Beispiel bei www.conti-moto.de unter „Reifentipps/FAQs“.

Gummimischungen
Die Gummimischung ist neben der Reifenaufstandsfläche für die Haftung verantwortlich. Viele Hersteller bieten mittlerweile Reifen mit verschiedenen Mischungen innerhalb der Lauffläche an (siehe Dual-Compound). Bei Rennreifen werden ebenfalls unterschiedliche ­Mischungen für verschiedene Temperaturen und Motorrad-Typen eingesetzt. Welche Mischung (weich/mittel/hart) zu welchen Bedingungen (kühl/warm/heiß) und zu welchem Rennmotorrad passt, sollte beim jeweiligen Renn­dienst der Hersteller erfragt werden.

Haftung (Quelle: Michelin)
Haftung (Grip) muss in zwei Mechanismen unterteilt werden – in den Verzahnungseffekt und die molekulare Haftung. Der Verzahnungseffekt entsteht durch das Eindringen der Straßenrauigkeit in den Gummi des Laufflächenprofils. Die molekulare Haftung ergibt sich aus den molekularen Wechselwirkungen im Kontaktbereich (Reifenaufstandsfläche) zwischen Gummi und Straße. Diese Verbindungen bilden sich, brechen auseinander und bilden sich neu. Die Molekülketten des Gummis werden dabei zyklisch gedehnt und aufgebrochen. Dabei wird viskoelastische Arbeit verrichtet, nämlich Reibungsarbeit der im Korsett eingespannten Molekülsegmente. Diese Arbeit erhöht die Verbindungsenergie (und damit die Haftung) um den Faktor 100 bis 1000 in Abhängigkeit von der Temperatur auf der Straßenoberfläche und der Geschwindigkeit.

Glück
Reifenkennung und DOT-­Nummer stehen auf der Seitenwand von jedem Reifen.

Karkasse
Die Karkasse ist der Unterbau und das tragende Gerüst eines Reifens. Bei Diagonalreifen besteht diese oftmals aus mehreren Lagen Rayon- oder Nylongewebe. Bei Radialreifen kommen je nach Hersteller Stahl- oder Armidgürtellagen zum Einsatz. Die Konstruktion der Karkasse hat maßgeblichen Einfluss auf die Charaktereigenschaften des Reifens wie Handling und Stabilität.

Laufrichtung
Ein Pfeil auf der Seitenwand des Reifens zeigt die Verwendungsrichtung (in Fahrtrichtung) an. Diese muss zwingend eingehalten werden.

Luftdruckangabe und Änderung
Angaben zum richtigen Luftdruck finden sich in der Betriebsanleitung eines jeden Motorrads. Eine Absenkung des Luftdrucks erhöht den Reifenverschleiß, steigert aber an kühlen Tagen die Temperatur des Reifens und damit seine Haftung. Durch zu niedrigen Luftdruck sinkt die Lenkgenauigkeit und Stabilität eines Reifens erheblich, es besteht Sturzgefahr.

Mindestprofiltiefe
Die gesetzliche Mindestprofiltiefe bei Motorradreifen beträgt laut §36 StVZO 1,6 Millimeter. Ist diese an einem Punkt einer Hauptprofilrille in der Nähe des TWI („Treadwear Indikator“ – dieser befindet sich im Profil und ist auf der Seitenwand angezeigt) erreicht, ist der Reifen verschlissen.

Montage
Diese sollte Profis überlassen werden, da es bei falscher Montage zu Beschädigungen am Reifen kommen kann.

Profil
Das Reifenprofil dient hauptsächlich zur optimalen Wasserverdrängung bei Niederschlag.

Video zum Reifen-Spezial:

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Reifenaufstandsfläche (Latsch)
Sie bezeichnet den Teil der Reifenlauffläche, welcher während der Fahrt ­Kontakt mit dem Asphalt hat. Diese ­Fläche entspricht je Reifen in etwa der Größe einer Streichholzschachtel, vorne etwas weniger, hinten etwas mehr.

Reifenkennung
Sie befindet sich auf der Seitenwand (siehe Bild links oben) und besteht aus der Reifenbreite in Millimetern (180), dem Querschnittverhältnis von Höhe zu Breite in Prozent (55), der Bauweise ZR (radial), dem Felgendurchmesser in Zoll (17), der Nutzungsbezeichnung M/C (Motorrad), dem Tragfähigkeitsindex (73), dem Geschwindigkeitsindex (W) und der Schlauchlos-Angabe (TL).

Reifenreparatur
Reparaturen von Radialreifen sind grundsätzlich nicht empfehlenswert, ein Nachschneiden des Profils ist grundsätzlich verboten.

Schlauchlos-Reifen
Sie dichten sich selbstständig gegen die Felge ab. Schlauchreifen werden hauptsächlich Offroad verwendet.

Tragfähigkeitsindex
Er bezeichnet die maximale Traglast ­eines Reifens. Einen Überblick über die Traglasten finden Sie zum Beispiel bei www.conti-moto.de unter „Reifentipps/FAQs“.

Übertragbarkeit von Testergebnissen
Reifentestergebnisse lassen sich nur bedingt auf andere Fahrzeuge über­tragen. Die Haftungs-Bewertung eines Reifens ist beispielsweise übertragbar, Handling und Lenkpräzision dagegen nicht, da diese Bewertungen auch stark von der Fahrzeuggeometrie beeinflusst werden.

Ventilkappe
Ein Muss auf jedem Ventil, da sie das Ventil zusätzlich abdichtet und vor ­Beschädigungen durch Dreck schützt.

Die aktuelle Ausgabe
PS 6 / 2023

Erscheinungsdatum 10.05.2023