Reifen für die GS-Klasse im Test
120/70 R 19 und 170/60 R 17 für Reiseenduros

Dort abbiegen, wo andere am Straßenrand stehen bleiben und sehnsüchtig in die Ferne blicken: Das ist das Privileg von Reiseenduristen auf GS & Co. Doch welche Reifenpaarung schafft den Spagat zwischen Offroad- und Kurvenspaß, überzeugt im Regen und bietet sogar Laufleistung? Sechs Gummis im Test-Twist.

Reifen für Reiseenduro GS-Klasse
Foto: Markus Jahn

Gibt es die eierlegende Wollmilchsau unter den vielen möglichen Bereifungskombinationen für die GS-Klasse? Eine Frage, die wir mit einem entschiedenen Nein beantworten müssen. Wie so häufig im Leben gibt es die Spezialisten für spezielle Fälle – an diesen Grundsatz muss man sich auch bei der Auswahl passender Reifen halten. Jetzt kommt als Erschwernis natürlich hinzu, dass ein Motorrad wie die BMW R 1250 GS inzwischen einen nahezu unfassbaren Spagat hinlegt. Was einem eine schier unendliche Möglichkeit an Optionen bietet. Aber im Kern geht es um nur eine Frage: Wo will ich wie fahren? Und genau dafür gibt es schon einen sehr eindeutigen Reifensatz. Je nach Faible noch die ein oder andere Alternative, aber im Grunde genau das eine Gummi, das ein zufriedenes Lächeln unter den Helm zaubert.

Kompletten Artikel kaufen
Reifen für große Reiseenduros im Test
Reifen für große Reiseenduros im Test
Sie erhalten den kompletten Artikel (18 Seiten) als PDF
1,99 € | Jetzt kaufen

Den kompletten Reifentest 2023 über 18 Seiten, inklusiver aller Diagramme, Punkte-Tabellen, Fahrer-Meinungen und Karte mit Test-Touren könnt ihr als PDF für 1,99 Euro runterladen (siehe oben). Oder hier die komplette Ausgabe MOTORRAD 6/2023 für 3,49 als E-Paper kaufen oder gedruckt bestellen (4,90 Euro).

Das sind die MOTORRAD-Kauftipps aus dem Test:

Dunlop Roadsmart IV

Kauftipp | MOTORRAD-Urteil: sehr gut
Reifentest 2023 Teil 1: Reifen für die GS-Klasse 120/70 R 19 und 170/60 R 17
FazitSportlichkeit trifft auf Wirtschaftlichkeit trifft auf Allwettertauglichkeit. Der Roadsmart IV ist die eindeutige Empfehlung für alle kurvengierigen Adventure-Piloten.
  • Gewicht: vorn 5,1 kg, hinten 6,9 kg
  • Herstellungsland: Frankreich
  • Infos/Freigaben: Goodyear Germany, Tel. 0 61 81/68 01, www.dunlop.de

Bewertung

  • Offroad: Keine Bange, wenn die (Verkleidungs-)Nase mal Richtung Schotterstrecke oder Naturpass zeigt. Solange die Wetterbedingungen passen, wird dem Reiseenduristen der „Offroad-Ausflug light“ auch mit einem Tourenreifen à la Roadsmart IV gelingen. Für ernsthaftes Gelände ist er aber auch in der GS-Dimension nicht geeignet.
  • Landstraße/Alltag: Agilität trifft auf Sportlichkeit – so lässt sich der GS-Ritt mit dem Dunlop über winkliges Landstraßenformat am besten zusammenfassen. Dazu punktet der Roadsmart IV mit sehr guter Lenkpräzision. Allerdings will er gut warmgefahren werden.
  • Nasstest: Bereits 2022 beeindruckte der Roadsmart IV GT mit phänomenaler Nassperformance. Das zeigt sich auch im GS-Format.
  • Verschleiß: Die 2.500-Kilometer-Hatz hinterlässt beim Dunlop die geringsten Spuren. Top!

MOTORRAD-Urteil: sehr gut

Mehr Details

Metzeler Karoo 4

Kauftipp | MOTORRAD-Urteil: befriedigend
Reifentest 2023 Teil 1: Reifen für die GS-Klasse 120/70 R 19 und 170/60 R 18
FazitEine klare Kaufempfehlung für Adventure-Piloten, die ihr Roadbook auf ACT- oder TET-Passagen ausrichten. Auf die „Eigenarten“ onroad hat man sich schnell eingeschossen.
  • Gewicht: vorn 5,6 kg, hinten 7,7 kg
  • Herstellungsland: Deutschland
  • Infos/Freigaben: Pirelli Deutschland, Tel. 0 89/14 90 83 02, www.metzelermoto.de

Bewertung

  • Offroad: Im Gelände fährt der komplett neu entwickelte Karoo 4 nicht nur zur vollen Größe auf, sondern mit satter Traktion und kraftvollem Vortrieb dem übrigen Testfeld auch förmlich davon. Sogar der Durchschlagschutz passt. Allerdings gilt auch hier: Leistung kostet, in diesem Fall viel Gummi, das selbst bei Offroad-Etappen im Gelände bleibt.
  • Landstraße/Alltag: Im normalen Landstraßenbetrieb hat man sich schnell auf die „Eigenarten“ des Karoo 4 eingelassen. Klar, dass es bei zunehmendem Tempo schwammig wird. Mit Index Q (bis 160 km/h) ist seine Autobahntauglichkeit leicht eingeschränkt.
  • Nasstest: Bereits ab geringen Schräglagen fehlt dem Metzeler die Gummiauflage, um sich sicher mit dem Asphalt zu verzahnen.
  • Verschleiß: Viel Motorkraft, wenig Auflage. Die Kombi frisst das Profil hinten förmlich auf.

MOTORRAD-Urteil: befriedigend

Mehr Details

Metzeler Tourance Next 2

MOTORRAD-Urteil: sehr gut
Reifentest 2023 Teil 1: Reifen für die GS-Klasse 120/70 R 19 und 170/60 R 19
FazitDer neue Tourance Next 2 ist nicht der agilste Reifen im Test, dafür aber einer, der ­einen beeindruckenden Mix aus 1-a-Stabilität, viel Nassgrip und geringem Verschleiß bietet.
  • Gewicht: vorn 5,3 kg, hinten 7,8 kg
  • Herstellungsland: Deutschland
  • Infos/Freigaben: Pirelli Deutschland, Tel. 0 89/14 90 83 02, www.metzelermoto.de

Bewertung

  • Offroad: Mit seiner typischen 90/10-Auslegung ist der Tourance Next 2 wie eigentlich alle Enduroreifen keine Option für ernsthafte Geländeausritte. Bei Schlamm hat sich das Profil sehr schnell zugesetzt. Normale (z. B. geschotterte) Naturpisten können mit dem Metzeler aber problemlos befahren werden.
  • Landstraße/Alltag: Der Tourance Next 2 ist klar der Enduroreifen, der mit dem inzwischen „normalen Einsatz“ einer leistungsstarken Reiseenduro harmoniert: onroad, bei zügiger Kurvenfahrt, beim schnellen Autobahnritt mit voller Beladung (Sozius plus Gepäck). Besondere Pluspunkte: Stabilität und Lenkpräzision.
  • Nasstest: Im Regen läuft der TN2 zu voller Größe auf. Ein top Gripniveau, auch in Kurven, dazu eine erstklassige Bremsperformance.
  • Verschleiß: Geringer und vor allem ausgewogener, gleichmäßiger Verlust vorn wie hinten.

MOTORRAD-Urteil: sehr gut

Mehr Details

Michelin Road 6

MOTORRAD-Urteil: sehr gut
Reifentest 2023 Teil 1: Reifen für die GS-Klasse 120/70 R 19 und 170/60 R 20
FazitWer seine Reiseenduro nahezu ausschließlich auf kurvenreichen Landstraßen ­bewegt und zudem Wert auf eine erstklassige Regenperformance legt, greift zum Road 6.
  • Gewicht: vorn 5,0 kg, hinten 6,7 kg
  • Herstellungsland: Spanien
  • Infos/Freigaben: Michelin Reifenwerke, Tel. 07 21/5 30 39 18, motorrad.michelin.de

Bewertung

  • Offroad: Auch wenn der Tourensportler in der 120er-/170er-Dimension für die GS-Klasse angeboten wird, hat er bis auf die entsprechende Größe keine weitere Anpassung erhalten, die ihm z. B. eine gewisse Geländegängigkeit beschert. Aber eine Schotterpiste oder ein Naturpass in den Alpen stellt ihn vor kein Problem.
  • Landstraße/Alltag: Nach der Glanzparade im 2022er-Reifentest setzt die 19/17-Zoll-Version des Road 6 ihre beeindruckende Vorstellung auf Landstraßen aller Coleur fort. Neutrales Lenkverhalten, extrem gute Kurvenstabilität und tolle Eigendämpfung machen die GS mit den Michelins zu einem tollen Kurvenjäger.
  • Nasstest: Die überragende Eigendämpfung sorgt für eine sehr gute Rückmeldung und satte Haftung in Kurven. Ein top Reifen im Regen!
  • Verschleiß: Baut gleichmäßig ab, verliert aber mehr als der Tourenkonkurrent von Dunlop.

MOTORRAD-Urteil: sehr gut

Mehr Details

Bridgestone AT 41

MOTORRAD-Urteil: gut
Reifentest 2023 Teil 1: Reifen für die GS-Klasse 120/70 R 19 und 170/60 R 21
FazitRumpelige Alpenpässe, Schmutz, Roll­splitt und immer wieder der Ausflug über Naturpisten. Das ist genau das richtige Revier für den AT 41. Sein Manko: der hohe Verschleiß.
  • Gewicht: vorn 5,3 kg, hinten 7,2 kg
  • Herstellungsland: Japan
  • Infos/Freigaben: Bridgestone Deutschland, Tel. 0 61 72/40 81 73, www.bridgestone.de

Bewertung

  • Offroad: Mit seinen flachen, aber einzelnen Profilblöcken schließt der AT 41 die Lücke zwischen Onroader A 41 und Geländegänger AX 41. T wie Trail passt zur Ausrichtung des neuen Enduroreifens von Bridgestone. Im leichten Gelände ist der AT 41 dem Offroader TKC 70/Rocks in diesem Test sehr ähnlich.
  • Landstraße/Alltag: Durch das leichte Walken der Gummiblöcke baut der AT 41 schnell eine gute Rückmeldung für die Haftreserven auf. Insgesamt gefällt der Bridgestone durch seine Neutralität, auch bei viel Schräglage. Die Stabilität lässt erst nach, wenn die GS im Attacke-Modus „auf letzter Rille“ bewegt wird.
  • Nasstest: Bei Regen gefällt der Japan-Pneu durch seinen breiten Grenzbereich und reichlich Grip. Das macht ihn gut einschätzbar.
  • Verschleiß: Leistung kostet. Im Kapitel „Wirtschaftlichkeit“ trägt der AT 41 die rote Laterne.

MOTORRAD-Urteil: gut

Mehr Details

Continental TKC 70/Rocks

MOTORRAD-Urteil: gut
Reifentest 2023 Teil 1: Reifen für die GS-Klasse 120/70 R 19 und 170/60 R 22
FazitGeländefreaks mit TKC-80-Faible werden weiter zur Legende greifen (müssen). Der TKC 70/Rocks ist aber top für Gelegenheits-Offroader, die Wert auf Straßenperformance legen.
  • Gewicht: vorn 4,8 kg, hinten 8,3 kg
  • Herstellungsland: Deutschland
  • Infos/Freigaben: Continental, Tel. 05 11/9 38 01, www.conti-moto.de

Bewertung

  • Offroad: Entscheidend für eine bessere Traktion auf losem Untergrund ist der hinten gröber profilierte TKC 70 Rocks. Vorn kommt die straßenorientierte Standardversion des TKC 70 zum Einsatz. In Summe erreicht er nicht die Geländequalitäten eines TKC 80, passt aber für gelegentliche Offroad-Ausflüge.
  • Landstraße/Alltag: Die Kombination aus offroadigem Hinter- und straßenorientiertem Vorderreifen gefällt. Der Conti fährt sich damit fast schon wie ein typischer Enduroreifen. Das zeigt sich auch an den tollen Bremswerten.
  • Nasstest: Geradeaus und auf der Bremse kann der TKC 70/Rocks mit einem guten Gripniveau bei Regen punkten. In Kurven ist aufgrund des schmalen Grenzbereichs eine verhaltene Fahrweise angesagt.
  • Verschleiß: Hinten verliert der offroadige Rocks viel, vorn ist die Laufleistung top.

MOTORRAD-Urteil: gut

Mehr Details

So testet MOTORRAD …

... den Verschleiß von Motorradfreifen

Die bittere Wahrheit ist: Es gibt nicht die absolute Wahrheit über den Verschleiß von Motorradreifen. Selbst der, der über seine Fahrleistungen penibel Buch führt, wird irgendwann zur Erkenntnis gelangen, dass der Verschleiß eine extrem individuelle und von vielen Faktoren beeinflusste Sache ist. Wesentliche Punkte sind vor allem: Wo und wie wird gefahren? Macht man relativ gleichförmig und ausgewogen Strecke auf gut ausgebauten Landstraßen, wird der gleiche Reifensatz ein Vielfaches an Kilometern vertragen, als wenn er auf kleinen, kurvenreichen Frickelstraßen permanent dem Einfluss von hartem Reinbremsen und kraftvollem Herausbeschleunigen ausgesetzt ist.

Was allerdings in unserem Reifentest auf jeden Fall gegeben ist: die absolute Vergleichbarkeit aller 6 Reifenpaarungen, da diese in dem weltweit einmaligen Konzept des MOTORRAD-Reifentests – aufgezogen auf 6 tupfengleichen Bikes, gefahren in einer Gruppe mit regelmäßigen Fahrerwechseln – allesamt exakt gleich belastet werden.

... Nassgrip

Regen auf Bestellung und dann noch exakte Vergleiche ziehen – klar, dass man das nicht auf der Verschleißrunde über die Landstraße abhaken kann. Für diesen Test braucht man eine entsprechende Strecke, in diesem Fall haben wir den permanent bewässerten Handlingkurs von Bridgestone in Nettuno (bei Rom) für die Fahr- und Bremstests nutzen können.

Der Nasstest liefert klare Antwort darauf, was in diesen drei sehr unterschiedlichen Reifensegmenten auf nassen Straßen zu erwarten ist: wie es bei Grobstöllern generell um die Gestaltung der Haftreserven bestellt ist. Und wie sich das Feedback von Enduro- oder Tourenreifen verändert, wenn sie bei Regen permanent runtergekühlt werden. Weshalb sie nicht auf die für eine gripstarke Geschmeidigkeit notwendige Betriebstemperatur kommen. Vor allem liefert er die Erkenntnis, wie alle Reifen im „worst case“ reagieren: der (dank ABS problemlose) Griff in die Eisen bei einer Notsituation.

Hier trennt sich tatsächlich sehr deutlich die Spreu vom Weizen, wie unser Diagramm (im PDF zum Download) zeigt: Eine ganze Lkw-Länge später steht in unserem Test der Offroad-Reifen bei einer Vollbremsung aus 100 km/h! Knapp Tempo 40 zeigt der Tacho bei der Karoo 4 bereiften GS, während das Bike mit dem Tourenmodell Roadsmart IV bereits steht. Das sind in einer Notsituation, wo jeder Meter zählt, natürlich Welten. Andererseits wollen wir keinem Reiseenduristen die Lust verhageln, einen Grobstöller auf die Felgen zu ziehen. Allerdings sollte er damit rechnen, dass es bei Schlechtwetter keine gute Asphaltperformance gibt. Wenn diese Vor- bzw. Voraussicht mitfährt, ist es natürlich gut.

Bei den konstruktiv ähnlich aufgebauten Enduro- und Tourenreifen ist man dagegen mit einem extrem hohen Sicherheitspolster unterwegs. Technisch betrachtet lassen sich diese Profile mit phänomenalen Gripreserven auch in Schräglage sehr souverän bewegen. Gleichzeitig bekommt der Pilot über einen breit gestalteten Grenzbereich ein gutes Gefühl dafür vermittelt, wenn in Sachen Haftung das Ende der Fahnenstange erreicht ist.

... Handlichkeit

Handlichkeit ist die Lenkkraft, um das Bike in Schräglage zu bringen und es in Wechselkurven auf Linie zu halten.

... Grenzbereichverhalten

Grenzbereichverhalten steht für die Beherrschbarkeit des Reifens am Limit. Tests auf nasser und trockener Fahrbahn.

... Lenkpräzision

Lenkpräzision in unterschiedlich schnellen Passagen mit komplizierten Kurvenradien. Dieser Testpunkt gibt Auskunft darüber, ob das Motorrad dem gewünschten Kurs folgt, der über die Lenkkräfte vorgegeben wird, oder ob deutliche Linienkorrekturen erforderlich sind.

... Kurvenstabilität

Kurvenstabilität testet das Aufschaukeln in (Wechsel-)Kurven und bei Bodenwellen. Wird in unterschiedlichen Modi (solo/mit Sozius) und in großer Schräglage beim Beschleunigen getestet.

... Geradeauslaufstabilität

Geradeauslaufstabilität wird bei Highspeed getestet. Bleibt das Motorrad stabil auf Kurs, oder stört Pendeln die Fahrt?

... Haftung Beschleunigung

Haftung Beschleunigung bezeichnet die Seitenführung und Kraftübertragung in unterschiedlich schnellen Kurven (nass/trocken).

... Haftung Schräglage

Haftung Schräglage ist die Seitenführung in maximaler Schräglage (nass/trocken). Eine Gratwanderung, die nur auf abgesperrter Strecke möglich ist.

... Aufstellmoment

Aufstellmoment bezeichnet das Aufrichten des Motorrads beim Bremsen in Schräglage. Diese Reaktion muss mit einer Gegenkraft (Drücken) am kurveninneren Lenkerende ausgeglichen werden.

Fülldruck

Fülldruck: Landstraße/Nässe/Gelände (v./h.): 2,5/2,9 bar

Wertung Gelände-Reifen-Test

Offroad-Junkies sollten zum Metzeler Karoo 4 greifen – Einschränkungen auf asphaltierten Straßen dürfen gerne in Kauf genommen werden. Denn dafür bekommen sie satte Traktion auf Schotter sowie einen guten Durchschlagschutz. Contis TKC 70 mit Rocks-Hinterreifen ist die Option für alle, die meist auf der Straße unterwegs sind und nur gelegentlich ins Gelände oder auf Naturpässe abbiegen wollen.

Wertung Enduro-Reifen-Test

Auch wenn die Geländepassage in unserer Straßenwertung nur zehn Prozent der Gesamtsumme ausmacht: Es reicht, dass sich der minimal gröber profilierte Bridgestone von Metzelers neuem Allround-Profil absetzen kann. Neben der leicht besseren Offroad-Traktion kann der AT 41 auch durch Handlichkeit und Rückmeldung überzeugen. Der Tourance Next 2 ist beim Geradeauslauf und Bremsen eine echte Bank.

Wertung Touren-Reifen-Test

Die Geländetraktion verbuchen wir bei beiden Kontrahenten unter dem Punkt "ferner liefen" und widmen uns der reinen Landstraßenlehre. Während sich der präzise zu lenkende Roadsmart IV auf der GS extrem kurvengierig und agil zeigt, überzeugt der Road 6 mit überragendem Feedback. Sein Verhalten im Grenzbereich ist nahezu tadellos. Auch auf der Bremse (ver-)schenken sich die beiden Kontrahenten nix.

Nasstest-Wertung

Fast könnte man die Faustregel ableiten: je mehr Dreck, desto wasserscheu. Denn mit extrem breiten Profilrillen fehlt dem Metzeler Karoo 4 einfach genügend Gummi, um sich mit dem (nassen) Asphalt zu verzahnen. Der mehr auf Straße gepolte TKC 70/Rocks hat da schon mehr Standfläche. Gleiches gilt bei den Enduro-Profilen: Der AT 41 mit gröberem Profil kann dem Tourance Next 2 nicht das Wasser reichen. Dieser macht mit den beiden Tourenreifen das Rennen im Regen.

Verschleiß-Wertung

Breite Rillen, walkende Stollen – was im Gelände für beste Traktion sorgt, bleibt auf Asphalt nicht nur vom Profilbild sichtbar auf der Strecke. Wir haben es sogar nachgewogen: Rund ein Pfund Gummi hat jeder grobstollige Hinterreifen nach 2500 Kilometern verloren! Vorn bleiben sie aber dicht an der Gruppe der eher straßenorientierten Enduroreifen. Die (negativen) Ausreißer hier: Michelins Road 6 und Bridgestones AT 41. Letzterer leidet besonders auf dieser Tour und bildet in der Gesamtbetrachtung mit einem Verlust von rund 55 Prozent vorn und über 60 Prozent hinten das Schlusslicht. Ausgewogen dagegen der Verschleiß bei Tourance Next 2 und Roadsmart IV.

Fazit

Geländegänger mit TET-Ambition greifen zum Karoo 4 oder ähnlich grobstolligem Profil aus der Übersicht, Gelegenheits-Offroader mit Entdecker-Gen (Stichwort Naturpass) greifen zum Bridgestone AT 41 und Conti TKC 70/Rocks, fernreisende Reiseenduristen zum Metzeler Tourance Next 2. Und alle Onroader mit Hausstreckenfaible dürfen gerne die sportlichen Tourenreifen à la Michelin Road 6 und Dunlop Roadsmart IV in 19/17-Zoll-Dimension ins Auge fassen.

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023