Supreme Technology Oversuspension
Kleine Revolution fürs Motorrad-Fahrwerk

Ein zusätzlicher Schwingungsdämpfer, der direkt an der Hinterradachse montiert wird, verbessert die Funktion des Federbeins, die Traktion, die Stabilität, die Lenkpräzision, das Bremsverhalten, die Lebensdauer der Reifen, die Performance und die Sicherheit. Oversuspension heißt das Ding.

In diesem Artikel:
  • Von Supreme Technology im Motorsport entwickelt
  • Zusatzdämpfer, Schwingungsresonator, Resonanzneutralisator
  • Bessere Performance und mehr Sicherheit
  • Oversuspension als Feintuning fürs Motorrad-Fahrwerk
  • Fazit

Nicola Bragagnolo heißt der italienische Tüftler, der Oversuspension erfunden, patentiert und weltweit geschützt hat. Nach 25 Jahren intensivem Einsatz als international geschätzter Techniker für einige Motorradhersteller und Rennteams sowie für seine Firma Performance Technology gründete er 2018 eine neue Firma: Supreme Technology, mit Firmensitz in Piombino Dese bei Venedig. Dort entwickelt Nicola Bragagnolo neue, innovative Speziallösungen. Eines davon ist die Oversuspension, die für Motorradfahrwerke eine kleine Revolution – im wahrsten Sinne des Wortes – bedeuten könnte.

Unsere Highlights

Von Supreme Technology im Motorsport entwickelt

Ende 2019 trat die Oversuspension von Supreme Technology erstmals in Erscheinung. Wie so oft bei derlei Entwicklungen: im Motorsport. Dort, wo es auf bestmögliche, maximale Performance ankommt. Im Grenzbereich und auf Bestzeit. Onroad wie Offroad. Getestet und weiterentwickelt wurde Oversuspension unter anderem mit dem italienischen Superbike-Meister Michele Pirro und der Ducati Panigale V4 R oder mit dem deutschen Motocross-Fahrer Maximilian Spies in der 250er-Weltmeisterschaft. Ähnliche Systeme wurden in der Formel 1 eingesetzt, als das technische Reglement dies zuließ.

Oversuspension von Supreme Technology
Supreme Technology
Oversuspension an einer Ducati Panigale V4 R des Team Barni in der Superbike-Weltmeisterschaft.

Zusatzdämpfer, Schwingungsresonator, Resonanzneutralisator

Im Wesentlichen besteht die Oversuspension aus einem kleinen zusätzlichen Dämpfer, der direkt an der Hinterradachse montiert wird. Der kleine Aluminium-Zylinder beinhaltet ein definiertes Gewicht und eine Spiralfeder. Dieses in der Zylinderlaufbahn bewegliche, gefederte Gewicht gleicht Schwingungen in der Hinterradaufhängung aus. Es nutzt die Massenträgheit und absorbiert kinetische Energie. In ähnlicher Form gab es das bereits früher vom Automobilhersteller Citroen für den 2CV ("Ente"). Dabei ging und geht es um zusätzliches Dämpfen stärkerer Impulse, beispielsweise von Bodenwellen oder Schlaglöchern. Und, motorradspezifisch, um das Glätten, bestenfalls das Neutralisieren auftretender Resonanzschwingungen, als Chattering bekannt und gefürchtet.

Oversuspension von Supreme Technology
Supreme Technology
Oversuspension im Motocross-Einsatz.

Bessere Performance und mehr Sicherheit

Plausibel und zumindest theoretisch nachvollziehbar werden so die Funktionen des Federbeins unterstützt, in Situationen, in denen das Federbein besonders gestresst oder gar überfordert wäre. Indirekt wird damit die Traktion, die Stabilität, die Lenkpräzision, das Bremsverhalten, die Performance und die Sicherheit verbessert. Bis hin zu höherer Laufleistung des Hinterreifens und reduziertem Aquaplaning-Risiko. Assistenzsystemen wie ABS und Schlupfregelung kann indirekt die Arbeit erleichtert werden. Eher im Rennsport relevant ist die verringerte mechanische und thermische Belastung des Federbeins und des Hinterreifens.

Oversuspension von Supreme Technology
Supreme Technology
Oversuspension-Kit, inzwischen vorkonfiguriert für viele verschiedene Motorradmodelle erhältlich. Einfache Montage direkt an der Hinterradachse.

Oversuspension als Feintuning fürs Motorrad-Fahrwerk

Über die eingesetzte Masse und die Ausrichtung beziehungsweise Winkelgrad-Positionierung der Oversuspension können die genannten Effekte variiert und optimal feinjustiert werden – je nach Motorrad, Fahrer und Einsatzzweck. Inzwischen sind bei Supreme Technology verschiedene Ausführungen der Oversuspension vorkonfiguriert worden, für viele Hersteller und Modelle. Die meisten Teilekits für straßenzugelassene Motorräder kosten 348 Euro, die kleineren für leichte Enduros und Motocross-Bikes 318 Euro (Stand März 2023). Denkbar einfach ist die Montage der aus Aluminium gefrästen Adapter: direkt an der Hinterradachse.

Ein kleiner Haken an der Sache ist, dass die ungefederte Masse an der Hinterradaufhängung damit erhöht wird, wenn auch nur geringfügig. Noch ungeklärt ist, ob der Anbau der Oversuspension bei straßenzugelassenen Motorrädern in Deutschland per Einzelabnahme in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden müsste.

Fazit

Kleines Teil mit angeblich großer Wirkung: ein zusätzlicher Schwingungsdämpfer, der direkt an der Hinterradachse montiert wird. Entwickelt und erprobt im Motorsport, wird die Oversuspension von Supreme Technology nun als Nachrüst-Kit für angeboten, vorkonfiguriert für viele verschiedene Motorradmodelle, Onroad und Offroad, ab 318 Euro (Stand März 2023).

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MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023