An die Fanfaren, Herr Kapellmeister, ein Tusch: So flink wie bei der BMW R 1200 GS haben wir in den letzten Jahren keinen Auspufftest mehr durchführen können. Denn der Austausch des Endschalldämpfers ist im Regelfall nur noch eine Sache von Minuten und stellt selbst Laien an der Werkzeugkiste vor keine großen Herausforderungen. Vor allem eine geschickte Klappenkonstruktion im Auslasstrakt macht die Schrauberaktion bestechend einfach.
Dazu ein Blick zurück: In der Vergangenheit musste bei nahezu jedem Testmotorrad eine im Original vorhandene elektronisch geregelte Auspuffklappe mit einigem Aufwand entweder komplett demontiert oder zumindest stillgelegt werden. Erst dann ließ sich ein Zubehörtopf anbringen. Bei der aktuellen BMW R 1200 GS ist die Auspuffklappe dagegen am Krümmerausgang noch vor dem Verbindungsrohr platziert und bleibt auch bei jedem Austauschschalldämpfer ganz normal in Betrieb.
Parallelen zum aktuellen Abgasskandal bei den Autos?
Natürlich zuckt nun jeder beim Wort Klappensteuerung zusammen – und natürlich werden schnell Parallelen zum aktuellen Abgasskandal bei den Autos gezogen. Selbstverständlich steht zunächst die Frage im Raum, ob eine solche Konstruktion überhaupt rechtens ist. Denn die Klappe soll bei Motorrädern vor allem den Zweck erfüllen, dass die rechtlich relevanten Fahrgeräusche eingehalten werden. Gemessen werden diese derzeit noch nach der EU-Regelung 97/24/EG, die aber ab kommendem Jahr von der UNECE-R 41 abgelöst wird.
Bislang werden die Fahrgeräusche bei einer Beschleunigung aus Tempo 50 im zweiten und dritten Gang über eine Strecke von 20 Metern gemessen. Das Phonmessgerät darf dabei im Mittel aus allen Vorbeifahrten laut Gesetz maximal 80 Dezibel aufzeichnen. Ein schon scharfer Wert, wenn man bedenkt, dass ein stürmischer Herbsttag schon mit gleicher Phonzahl über die Ohren streift. Selbst bei vielen moderat motorisierten Motorrädern ist deshalb eine Klappe unerlässlich, um diesen Wert zu erreichen.
Prinzip denkbar einfach
Das Prinzip ist denkbar einfach. Zur effektiven Eindämmung der Fahrgeräusche wird deshalb über Stellmotoren und Seilzüge ab Tempo 50 eine Klappe im Auspufftrakt geschlossen. Je nach Beschleuigungswerten wird die Klappe ab 70 km/h aufwärts wieder geöffnet – natürlich mit dem Effekt, dass die Dezibelzahl entsprechend steigt. Anders als bei der aktuellen Abgasaffäre sind die uns bekannten Motorradsysteme allerdings nicht auf reine Prüfstandsläufe abgestimmt. Die Klappe arbeitet in jedem Fall – egal, ob das Bike mit 50 durch die Stadt rollt oder im Rahmen einer Geräuschmessung bewegt wird.
Somit völlig legal, urteilen auch Experten diverser Prüforganisationen von TÜV oder Dekra, wenn sie mit der Homologation entsprechender Systeme betraut sind. Inwiefern sich das ab 2016 ändern wird, bleibt derzeit noch spekulativ. Lärmgegnern ist diese Praxis bei der Schalldämpferabstimmung seit Langem ein Dorn im Auge: Wie kann es sein, dass die Motorräder nur im Messbereich so leise sein müssen, vor oder hinter den gesetzlich abgesteckten Grenzen die Phonwerte aber explodieren dürfen? Weshalb sie große Hoffnung auf die Neuausrichtung der Geräuschmessvorschrift legen. Mit dem komplexen Messverfahren und zusätzlich weiter abgesenkten Dezibelwerten will man die derzeit gängige Klappenabstimmung – leise nur zwischen Tempo 50 und 70 – unmöglich machen. Ob das tatsächlich so klappt, bleibt allerdings abzuwarten.
Original in Sachen Leistung und Drehmoment unschlagabar
Blicken wir deshalb zunächst auf die aktuelle Testsituation. Und in dieser zeichnet sich zunächst ein ganz und gar dramatisches Bild ab. Denn wer denkt, dass er mit dem flotten Schalldämpferwechsel seiner BMW R 1200 GS auch flinke Beine gemacht hat, wird sich verwundert die Augen reiben. Bittere Wahrheit auf dem MOTORRAD-Prüfstand: Nicht ein Zubehörauspuff erreicht die Spitzenwerte in Sachen Leistung und Drehmoment, die vom Original abgeliefert werden.
Viele liefern immerhin Werte auf Serienniveau ab, einige andere müssen dagegen klein beigeben. Bis zu fünf Prozent weniger Spitzenleistung. Das ist alles andere, als was man von einem Zubehörtopf erwartet. Immerhin lässt sich noch ein Gewichtsvorteil erzielen. Anstelle des mit Reflexionskammern ausgestatteten Serienteils lassen sich durch die mit Dämmwolle befüllten Zubehörtöpfe bis zu 50 Prozent Masse sparen. Und natürlich macht der Ton die Musik. Die lässt sich nur schwer beschreiben. Deshalb hören sie die GS-Ouvertüre zum Test in diesem Video.
Neue Geräuschlimits ab 2016

Streckensperrungen, Lärmsymposien, Umweltinitiativen gegen Motorradkrach. Mit dieser Situation muss sich die Bikerszene derzeit auseinandersetzen. Spannend wird es in wenigen Wochen. Zu lauten Motorrädern soll die neue Geräusch-Richtlinie UNECE-R 41 ab 2016 den Hahn zudrehen. Aus 80 dB(A), die als Fahrgeräusch derzeit erlaubt sind, werden dann maximal 77 dB(A) – einzuhalten natürlich nur von neuen Motorrädern.
Wie üblich genießen ältere Typen Bestandsschutz. Dazu ändert sich auch die bisherige Messmethode. Im wesentlichen wird der nach neuer Regelung zulässige Schallpegel aus diversen Messungen mit konstanter Geschwindigkeit und Volllastbeschleunigung errechnet. Experten diverser Prüforganisationen glauben, dass nach der neuen Methode die bisherige Praxis, Geräusche per Klappensteuerung herunterzuregeln, ausgehebelt wird. Grundsätzlich verboten sind solche Systeme allerdings nicht – nur, wenn sie über eine Testzykluserkennung aktiviert werden.
So testet MOTORRAD

Am Stammtisch ist schnell geklärt, was einen guten Austausch-Schalldämpfer auszeichnet: Möglichst fett muss er klingen! Weshalb auch dieser rein subjektive Eindruck in dem Test mit beantwortet wird. Natürlich aber auf die reine Punktewertung keinen Einfluss nimmt. Für diese sind ausschließlich die harten Fakten maßgeblich, die im MOTORRAD-Testalltag zusammengetragen werden. Nach der Stippvisite in Werkstatt (Erstmontage) und Fotostudio geht es raus zu den Feldversuchen.
Das Toptest-Gelände auf dem Flugplatz Neuhausen ob Eck ist ideal, um die Einhaltung der nach EU-Regelung 97/24/EG vorgeschriebenen Geräuschlimits zu prüfen. Auf dem Dynojet-Prüfstand klärt sich, ob der Boxer mit den Zubehör-Schalldämpfern an Punch gewinnt – oder verliert.
BMW Original

Anbieter: BMW Motorrad, Tel. 0 89/1 25 01 62 00, www.bmw-motorrad.de
Materialien: Edelstahl
Preis: 637,51 Euro
Gewicht: 4,9 kg
Passend ab Baujahr: 2013
Herstellungsland: Polen
ECE-Prüfzeichen: 1 (Deutschland)
Versionen/Extras: verchromt 828,78 Euro
Bauart: Slip-on
Standgeräusch dB(A)*: 94
Fahrgeräusch dB(A)**: 82
Gewicht: 4,9 kg
Leistung: 88,7 kW/121 PS
Sound: satt
Plus: beste Leistung im Test; sattes Klangbild; wertig verarbeitet; passgenau und einfach zu montieren.
Minus: hohes Gewicht
Fazit: Ordentlich Leistung, gar nicht mal so teuer. Und auch in Originalversion klingt die BMW R 1200 GS schön nach Boxer. Der BMW-Auspuff legt die Messlatte im Test verdammt hoch.
MOTORRAD-Urteil: gut
*gemessen bei halber Nenndrehzahl, zulässig lt. Zulassungsdokumenten 93 dB(A);
**gemessen nach Richtlinie 97/24/EG, gesetzlich zulässig 80 dB(A)
Akrapovic Slip-On

Anbieter: GP Products, Tel. 0 69/96 75 95 50, www.gpproducts.de
Materialien: Titan
Preis: 1004 Euro
Gewicht: 4,4 kg
Passend ab Baujahr: 2013
Herstellungsland: Slowenien
ECE-Prüfzeichen: 24 (Irland)
Versionen/Extras: Edelstahl/Titankrümmer 594/792 Euro
Bauart: Slip-on
Standgeräusch dB(A)*: 93
Fahrgeräusch dB(A)**: 86
Gewicht (im Vergleich zum Original): minus 11,2 Prozent
Leistung (im Vergleich zum Original): minus 0,2 Prozent
Sound: fett
Plus: Drehmomentplus im unteren Bereich; top verarbeitet; sattes, eigenständiges Klangbild; passgenau zu montieren, vorbildliche Anbauanleitung
Minus: hohes Fahrgeräusch; hohes Gewicht; sehr teuer
Fazit: Extrem edel gemachtes Endstück von der slowenischen Kultschmiede, das der BMW R 1200 GS unten herum mehr Dampf verleiht und top klingt. Grenzwertig: die Fahrgeräusche!
MOTORRAD-Urteil: gut
*gemessen bei halber Nenndrehzahl, zulässig lt. Zulassungsdokumenten 93 dB(A);
**gemessen nach Richtlinie 97/24/EG, gesetzlich zulässig 80 dB(A)
Bos Desert Fox

Anbieter: BOS Auspuff, Tel. 0 59 41/47 93, www.bosauspuff.de
Materialien: Edelstahl
Preis: 799 Euro (Karbon-Look)
Gewicht: 4,6 kg
Passend ab Baujahr: 2013
Herstellungsland: Niederlande
ECE-Prüfzeichen: 4 (Niederlande)
Versionen/Extras: matt 799 Euro/schwarz 899 Euro
Bauart: Slip-on
Standgeräusch dB(A)*: 90
Fahrgeräusch dB(A)**: 89
Gewicht (im Vergleich zum Original): minus 7,1 Prozent
Leistung (im Vergleich zum Original): minus 0,3 Prozent
Sound: schrill
Plus: kleines Drehmomentplus im unteren Bereich; sauber und ansehnlich verarbeitet; passgenaue Montage
Minus: sehr hohes Fahrgeräusch; hohes Gewicht; lascher Sound ohne Tiefen
Fazit: BOS punktet durch ein kleines Drehmomentplus im Alltag, muss aber bei den Fahrgeräuschen kräftig einstecken. Enttäuscht die Testhörer auch bei der Soundwertung.
MOTORRAD-Urteil: gut
*gemessen bei halber Nenndrehzahl, zulässig lt. Zulassungsdokumenten 93 dB(A);
**gemessen nach Richtlinie 97/24/EG, gesetzlich zulässig 80 dB(A)
Hashiru Motegi Big

Anbieter: Polo Motorrad, Tel. 0 21 65/8 44 04 00, www.polo-motorrad.com
Materialien: Edelstahl
Preis: 299 Euro
Gewicht: 3,3 kg
Passend ab Baujahr: 2013
Herstellungsland: Italien
ECE-Prüfzeichen: 9 (Spanien)
Versionen/Extras: -
Bauart: Slip-on
Standgeräusch dB(A)*: 91
Fahrgeräusch dB(A)**: 87
Gewicht (im Vergleich zum Original): minus 32,9 Prozent
Leistung (im Vergleich zum Original): minus 4,8 Prozent
Sound: saftlos
Plus: sehr leicht, niedriger Preis
Minus: sehr hohes Fahrgeräusch; frisst Leistung und Drehmoment; mit Universalhalteschelle sehr fummelige Erstmontage; fader Sound
Fazit: Polos Hausmarke lockt zwar durch einen unglaublich niedrigen Preis, kann aber qualitativ keine Akzente setzen. Schwache Leistungsausbeute, dazu eine lasche Soundkulisse.
MOTORRAD-Urteil: befriedigend
*gemessen bei halber Nenndrehzahl, zulässig lt. Zulassungsdokumenten 93 dB(A);
**gemessen nach Richtlinie 97/24/EG, gesetzlich zulässig 80 dB(A)
Mivv Speed Edge

Anbieter: Motogrip, Tel. 03 66 95/34 31 45, www.mivv-auspuff.de
Materialien: Edelstahl/Titan
Preis: 820 Euro
Gewicht: 3,0 kg
Passend ab Baujahr: 2013
Herstellungsland: Italien
ECE-Prüfzeichen: 9 (Spanien)
Versionen/Extras: Edelstahl 600 Euro, schwarz 660 Euro
Bauart: Slip-on
Standgeräusch dB(A)*: 88
Fahrgeräusch dB(A)**: 85
Gewicht (im Vergleich zum Original): minus 39 Prozent
Leistung (im Vergleich zum Original): minus 3,8 Prozent
Sound: fad
Plus: sehr leicht; ansehnlich und sauber verarbeitet; passgenaue Montage
Minus: hohes Fahrgeräusch; frisst Leistung und Drehmoment; lascher Sound ohne Tiefen; sehr teuer
Fazit: In Sachen Design kann die fein gestaltete GS-Edition von Mivv überzeugen. Wer auf echte Werte setzt, wird dagegen enttäuscht. PS-Werte im Minus, schwacher Klang.
MOTORRAD-Urteil: gut
*gemessen bei halber Nenndrehzahl, zulässig lt. Zulassungsdokumenten 93 dB(A);
**gemessen nach Richtlinie 97/24/EG, gesetzlich zulässig 80 dB(A)
Sebring Phantom

Anbieter: Mizu Vertiebs GmbH, Tel. 0 77 31/9 06 70, www.mizu.de
Materialien: Edelstahl
Preis: 635 Euro
Gewicht: 3,4 kg
Passend ab Baujahr: 2013
Herstellungsland: Österreich
ECE-Prüfzeichen: 4 (Niederlande)
Versionen/Extras: -
Bauart: Slip-on
Standgeräusch dB(A)*: 94
Fahrgeräusch dB(A)**: 87
Gewicht (im Vergleich zum Original): minus 30,9 Prozent
Leistung (im Vergleich zum Original): minus 0,9 Prozent
Sound: kernig
Plus: angenehm bassiges und sehr eigenständiges Klangbild; leicht; sauber verarbeitet; schnell und passgenau zu montieren
Minus: sehr hohes Fahrgeräusch; Standgeräusch über eingetragenem Wert
Fazit: In diesem Test eindeutig das Phantom der Oper. Sebring sorgt im MOTORRAD-Hörraum für begeisterten Applaus. Bei den Fahrgeräuschen wird dagegen nicht geklatscht.
MOTORRAD-Urteil: gut
*gemessen bei halber Nenndrehzahl, zulässig lt. Zulassungsdokumenten 93 dB(A);
**gemessen nach Richtlinie 97/24/EG, gesetzlich zulässig 80 dB(A)
Spark Force Car

Anbieter: Parts Europe, Tel. 0 65 01/9 69 50, www.partseurope.eu
Materialien: Edelstahl/Karbon
Preis: 643 Euro
Gewicht: 3,1 kg
Passend ab Baujahr: 2013
Herstellungsland: Italien
ECE-Prüfzeichen: 3 (Italien)
Versionen/Extras: Edelstahl 571 Euro
Bauart: Slip-on
Standgeräusch dB(A)*: 93
Fahrgeräusch dB(A)**: 87
Gewicht (im Vergleich zum Original): minus 37,0 Prozent
Leistung (im Vergleich zum Original): minus 2,4 Prozent
Sound: wuchtig
Plus: satter, basslastiger Sound; leicht; sehr gut verarbeitet; schnell und passgenau zu montieren
Minus: sehr hohes Fahrgeräusch; keine Anbauanleitung
Fazit: Für die Bassliebhaber im GS-Auditorium. Spark sorgt für ganz tiefes Grummeln in der Magengegend. Auch bei den Fahrgeräuschen bleibt der Tieftöner leider sehr präsent.
MOTORRAD-Urteil: gut
*gemessen bei halber Nenndrehzahl, zulässig lt. Zulassungsdokumenten 93 dB(A);
**gemessen nach Richtlinie 97/24/EG, gesetzlich zulässig 80 dB(A)
Termignoni Slip-On

Anbieter: Jamparts FZG Technik, Tel. 0 71 50/97 05 65, www.jamparts.com
Materialien: Titan/Karbon
Preis: 938,91 Euro
Gewicht: 2,9 kg
Passend ab Baujahr: 2013
Herstellungsland: Italien
ECE-Prüfzeichen: 11 (Großbritannien)
Versionen/Extras: Edelstahl/Karbon 808,01/1022,21 Euro
Bauart: Slip-on
Standgeräusch dB(A)*: 89
Fahrgeräusch dB(A)**: 82
Gewicht (im Vergleich zum Original): minus 45,1 Prozent
Leistung (im Vergleich zum Original): minus 4,2 Prozent
Sound: soft
Plus: extrem leicht; sehr sauber verarbeitet; exakter, spannungsfreier Sitz
Minus: frisst Leistung und Drehmoment; dürre, leicht scheppernde Soundkulisse; Universalhalteschelle fummelig zu montieren; sehr hoher Preis
Fazit: Die große Italo-Marke will auf dem Bayern-Boxer nicht recht überzeugen. Schwache Prüfstandskurven, pröttelnder Sound. Aber immerhin: die leichteste Anlage im Test!
MOTORRAD-Urteil: gut
*gemessen bei halber Nenndrehzahl, zulässig lt. Zulassungsdokumenten 93 dB(A);
**gemessen nach Richtlinie 97/24/EG, gesetzlich zulässig 80 dB(A)
Zard Penta Style

Anbieter: BOS Auspuff, Tel. 0 59 41/47 93, www.zardauspuff.de
Materialien: Edelstahl matt/Karbon
Preis: 699 Euro
Gewicht: 3,6 kg
Passend ab Baujahr: 2013
Herstellungsland: Italien
ECE-Prüfzeichen: 13 (Luxemburg)
Versionen/Extras: Karbon 799 Euro, Titan 779 Euro
Bauart: Slip-on
Standgeräusch dB(A)*: 92
Fahrgeräusch dB(A)**: 87
Gewicht (im Vergleich zum Original): minus 26,8 Prozent
Leistung (im Vergleich zum Original): minus 0,7 Prozent
Sound: donnernd
Plus: sehr sauber verarbeitet; leicht und passgenau zu montieren; geringes Gewicht; schönes Klangbild
Minus: sehr hohes Fahrgeräusch, keine Anbauanleitung
Fazit: Zarte Töne? Nicht mit Zard. Der fein gemachte Auspuff stürmt in den MOTORRAD-Charts weit nach oben. Leider auch beim Fahrgeräusch. Lockt dafür mit attraktivem Preis!
MOTORRAD-Urteil: gut
*gemessen bei halber Nenndrehzahl, zulässig lt. Zulassungsdokumenten 93 dB(A);
**gemessen nach Richtlinie 97/24/EG, gesetzlich zulässig 80 dB(A)
Kommentar Jörg Lohse (Service-Chef)

Ganggewichtung, Bezugsbeschleunigung, Teillastfaktor ..., puh: Auf knapp 50 bürokratisch verklausulierten Seiten regelt die neue Geräuschvorschrift UNECE-R 41 künftig, wie laut Motorräder sein dürfen. Unheilvoll schwebt die Zahl 77 Dezibel über allen – drei weniger als bislang. Wobei alter und neuer Grenzwert nicht vergleichbar sind. Was früher mit 80 dB(A) gemessen wurde, kann nach neuer Methode plötzlich fünf Dezibel leiser sein – auf dem Papier! Weshalb ich auch bezweifle, dass mit der neuen Regelung künftig mehr Ruhe herrscht. Auch nach 2016 wird es weiterhin Motorräder geben, die von der Umwelt als zu laut wahrgenommen werden. Denn außerhalb des Messbereichs wird weiterhin kein Maximalwert definiert, der eingehalten werden muss.
Vielleicht wäre es mutig gewesen, das etablierte Messverfahren, welches auch der neuen Regelung zugrunde liegt, endlich mal komplett vom Tisch zu fegen. Und eine Lösung anzugehen, mit der mal wirklich Lärmspitzen gekappt werden. Auf manchen Rennstrecken ist das ganz einfach: Maximaler dB-Wert bei halber Nenndrehzahl – wer drüber liegt, bleibt stehen. Punkt. Aber vermutlich hätte dann eine Phonzahl auf dem Papier gestanden, die bei den Motorradgegnern an Runden Tischen und in Bürgerinitiativen zum Aufschrei geführt hätte: Was, so laut? Klar ist: Lärm schadet uns allen. Weshalb auch weiterhin nur das Gespür in der rechten Hand wirklich für Ruhe sorgen wird.
MOTORRAD-Sound-App

Künftig ist mit der kostenlosen Sound-App von MOTORRAD (für iOS- und Android-Smartphones) schnell geklärt, ob das eigene Bike in Sachen Sound überzeugen kann. Das Prinzip ist denkbar einfach: App herunterladen, eigenen Auspuffsound ganz einfach aufnehmen und mit der Community teilen. Per Suchfunktion kann man zudem gezielt nach Auspuffmarken und Motorradtypen stöbern.
Endwertung

Vorbei die Zeiten, als nahezu jeder Zubehörschalldämpfer dem Originalteil in vielen Belangen überlegen war. Tuning per Auspuff – das ist Geschichte. Mittlerweile muss man froh sein, dass die Endtopf-Alternative überhaupt noch die Serienwerte erreicht. In diesem Test können nur Akrapovic und BOS das Leistungsniveau der BMW R 1200 GS in Originalabstimmung halten. Mivv, Spark und Termignoni siegen immerhin auf der Waage – Letzterer punktet zudem bei den Geräuschmessungen mit überzeugenden Werten. In der letzten Spalte stehen zum Teil horrende Preise. 700 Euro und mehr für einen simplen Endtopf? Das wirkt schon kräftig überzogen.