Motorradhelme für die Rennstrecke im Vergleichstest

11 Racing-Helme im Test Hut zum Risiko

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Wer auf der Rennstrecke ­tapfer an der Brause dreht, sollte das Risiko minimieren – auch mit einem guten Helm. Doch welcher taugt wirklich fürs fröhliche Kreiseln? Im Vergleichstest treten elf Racing-Helme ab rund 400 Euro gegeneinander an.

Hut zum Risiko PHOTO-BK.COM
23 Bilder

Wer als Motorradfahrer einen Racing-Helm trägt, zählt zum erlauchten Kreis der Vollgasfraktion. Oder möchte zumindest dazugehören. Außer der Symbolik kennzeichnet diese Motorradhelme eine Menge handfester, praktischer ­Eigenschaften: ausgefeilte Aerodynamik, gut funktionierende Ventilation, Visierverriegelung, Abreißvisier-Halterungen, Doppel-D-Verschluss beim Kinnriemen und einiges mehr.

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Ein absolutes No-go ist dagegen ein Klappmechanismus. Da könnte man ja gleich eine Warnweste tragen. Auch eine Sonnenblende ist bei Racing-Helmen nicht mit an Bord. In den folgenden Abschnitten berichten wir, was uns beim Testen besonders aufgefallen ist und weiter unten gehen wir genauer auf die beschrieben Anforderungen an Racing-Motorradhelme ein.

AGV Pista GP

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AGV Pista GP.

Kontakt: AGV, heiko.howe@dainese.com, www.agv.com

Preis: von 1100 Euro bis 1300 Euro

Gewicht: Herstellerangabe: k. A., gewogen: 1416 g (Größe L)

Größen: XS - XXL

Material Helmschale: Karbon

Herstellungsland: China, ECE-Prüfzeichen E3 (Italien)

Ersatzvisiere klar/getönt/verspiegelt/Rainbow: 64,99 (Racing: 84,99) / 64,99 (Racing: 84,99) / 79,99 / 119,99 Euro

Lieferumfang: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Visier mit Abreißvisier-Halterung, drei Abreißvisiere, Pinlock-Visier (beigelegt), Helmbeutel, Ohrenstöpsel, Schaumstoff-Pads für Kopf-/Wangenpartie-Korrektur

Punkte: 115

Note: Sehr gut - gut

Fazit: Der AGV brilliert mit der besten Schlagdämpfung. Als Einziger unterbietet er den HIC-Wunschwert von 1000 (gemittelt). Das riesige Sichtfeld und eine top Aerodynamik bilden die weiteren Highlights der 1100-Euro-Mütze und weisen auf ihr bevorzugtes Einsatzgebiet hin: die Rennstrecke. Im Kapitel Passform/Tragekomfort liegt der AGV im guten Mittelfeld. Der AGV Pista GP ist zwar sehr bequem, zu den Besten fehlt ihm allerdings ein etwas definierterer Sitz. Auf der Sollseite steht eindeutig die umständlich zu bedienende und mäßige Belüftung. Der in China gefertigte Racing-Helm ist top verarbeitet, aber etwas spärlich ausgestattet.

Arai RX-7V

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Arai RX-7V.

Kontakt: Arai Helmet Deutschland, Tel. 0 21 33/9 76 77 14, www.arai.de

Preis: von 799 Euro bis 1099 Euro

Gewicht: Herstellerangabe: 1620 +/- 50 g, gewogen: 1602 g (Größe L)

Größen: XS - XXL

Material Helmschale: GFK-Mix

Herstellungsland: Japan, ECE-Prüfzeichen E4 (Niederlande)

Ersatzvisiere klar/getönt: 74,95 / 74,95 Euro

Lieferumfang: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn (herausziehbar), Pinlock-Visier (beigelegt), Helmbeutel, Pflegeöl

Punkte: 97

Note: Gut - befriedigend

Fazit: Ein solch großer Name und dann nur der drittletzte Platz? Leider ja. Die sehr mäßigen HIC-Werte bei der Schlagwertung verhageln der Marke einmal mehr ein besseres Ergebnis. Arai legt großen Wert auf den Schutz vor Durchdringung der Helmschale und opfert dafür offenbar ein besseres Dämpfungsverhalten – alles eine Frage der Philosophie. Weiterer Knackpunkt: das Gewicht. Der Arai RX-7V ist der schwerste Helm des Tests und bietet dazu nur eine mittelmäßige Belüftung. Außerdem ist der Visierwechsel sehr umständlich. Auf der Habenseite stehen die gute Passform und die hervorragende Verarbeitung.

BMW Race

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BMW Race.

Kontakt: BMW Motorrad, Tel. 0 89/38 26 10 01, www.bmw-motorradonline.de

Preis: 595 Euro bis 670 Euro

Gewicht: Herstellerangabe: 1350 +/- 50 g, gewogen: 1433 g (Größe L)

Größen: XS - XXL

Material Helmschale: GFK/Karbon/Kevlar-Mix

Herstellungsland: Spanien, ECE-Prüfzeichen E9 (Spanien)

Ersatzvisiere klar mit Abreißv./getönt: 80/75 Euro

Lieferumfang: Windabweiser am Kinn (zwei Größen, kurz/lang), Visier mit Abreißvisier-Halterung, vier Abreißvisiere, Visier-Doppelscheibe (Pinlock, montiert), Helmbeutel

Punkte: 99

Note: Gut - befriedigend

Fazit: Ungewöhnlich für die sonst stark auf Sicherheit bedachten Bayern sind die schlechtesten Schlagdämpfungswerte des Tests. Bei den sonstigen Kriterien kann der Race dagegen voll überzeugen. Die klasse Passform mit definiertem Sitz und angenehmem Polster bildet eine von seinen drei Schokoladenseiten. Die zweite: das Sichtfeld. Der Panoramablick zur Seite und nach oben ist sagenhaft, die obere Helmkante fällt in Rennhaltung kaum auf. Schoko, die dritte: Belüftung. Bei Bedarf herrscht im ganzen Helm ein angenehmer Luftzug. Der BMW Race ist sehr ordentlich verarbeitet, lässt aber ein paar Punkte bei der Ausstattung liegen.

HJC RPHA 11

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HJC RPHA 11.

Kontakt: HJC Deutschland, Tel. 0 21 31/52 35 60, hjc-germany.de

Preis: von 399,99 Euro bis 549,90 Euro

Gewicht: Herstellerangabe: 1315 g, gewogen: 1330 g (Größe L)

Größen: XS - XXL

Material Helmschale: GFK/ Karbon/Aramid-Mix

Herstellungsland: Südkorea, ECE-Prüfzeichen E1 (Deutschland)

Ersatzvisiere klar/getönt/verspiegelt: 49,95 / 49,95 / 59,95 Euro

Lieferumfang: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Visier mit Abreißvisier-Halterung, Pinlock-Visier (beigelegt), getöntes Ersatzvisier, Helmbeutel

Punkte: 118

Note: Sehr gut - gut

Fazit: Der topaktuelle Nachfolger des R-PHA 10 Plus ist die Überraschung des Tests. Passform und Tragekomfort fallen sehr ordentlich aus, dazu glänzt er mit bester Bedienbarkeit. Bei der Schlagdämpfung liegt der HJC RPHA 11 im guten Mittelfeld, ebenso wie in den Kriterien Belüftung und Sichtfeld. Um die Geräuschentwicklung zu verbessern, rüsten die Südkoreaner aktuell auf dickere Ohrpolster um. Mit diesen Polstern drückt der Helm allerdings etwas, weshalb wir die dünnen Teile empfehlen. Bis aufs deutlich nach Chemie riechende Innenfutter sind Verarbeitung und Ausstattung des 400-Euro-Helms (Basispreis) erstklassig.

Icon Airframe Pro

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Icon Airframe Pro.

Kontakt: Parts Europe, Tel. 0 65 01/9 69 50, www.partseurope.de

Preis: von 386 Euro bis 644 Euro

Gewicht: Herstellerangabe: 1580 g, gewogen: 1562 g (Größe L)

Größen: 3XS - 3XL

Material Helmschale: GFK-Mix; alternativ: Karbon

Herstellungsland: Südkorea, ECE-Prüfzeichen E1 (Deutschland)

Ersatzvisiere klar/getönt/verspiegelt: je 49,50 Euro

Lieferumfang: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, getöntes Ersatzvisier mit Pinlock- und Abreißvisier-Halterung, Helmbeutel

Punkte: 97

Note: Gut - befriedigend

Fazit: Die Firma Icon ist in der Stunt-Szene wegen ihrer coolen Klamotten extrem beliebt. Der Racing-Helm der Marke kann allerdings nicht durchweg überzeugen: durchschnittliche Schlagdämpfungswerte, maue Belüftung, hohes Gewicht, im Extremfall Beschlagneigung des Visiers. Außerdem fehlt bei der Verarbeitung des Icon Airframe Pro die letzte Perfektion. Auf der Habenseite stehen die gute Passform und eine passable Bedienung. Außerdem gefallen das knallige Design und die markante Helmform inklusive Abrisskante an der Unterseite. Vergleichsweise günstiger Einstandspreis. Ein Helm für Leute mit Hang zum Exotischen.

Lazer Osprey Aerial Carbon

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Lazer Osprey Aerial Carbon.

Kontakt: CIMA Motorradbekleidung, Tel. 0 82 34/90 23 63, www.lazerhelmets.de

Preis: von 279 Euro bis 549 Euro

Gewicht: Herstellerangabe: 1350 +/- 50 g, gewogen: 1342 g (Größe L)

Größen: XS - XXL

Material Helmschale: Karbon (alternativ: GFK)

Herstellungsland: China, ECE-Prüfzeichen E6 (Belgien)

Ersatzvisiere klar/getönt/verspiegelt: 39,90 / 49,90 / 59,90 Euro

Lieferumfang: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, selbsttönendes Visier mit Pinlock-Visier (montiert) und Abreißvisier-Halterung, drei Abreißvisiere, Helmbeutel

Punkte: 82

Note: befriedigend

Fazit: Einer muss die rote Laterne tragen, und das ist in diesem Testfeld der Lazer Osprey Aerial Carbon. Bei den wichtigsten Kriterien – Schlagdämpfung und Passform/Trageverhalten – lässt er viele Punkte liegen. Der in Belgien entwickelte und in China produzierte Helm sitzt nicht sehr definiert und drückt zudem etwas an den Ohren. Auch in den restlichen Kapiteln setzt er kaum Glanzlichter. Willkommene Ausnahme bildet das gute, selbsttönende Visier. Ein Fragezeichen wirft allerdings dessen Wechsel auf. Trotz zahlreicher Versuche, auch unter Zuhilfenahme der Bedienungsanleitung, ließ sich das Teil ohne Werkzeug (2,5er-Inbus) nicht abnehmen.

Schuberth SR 2

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Schuberth SR 2.

Kontakt: Schuberth, Tel. 03 91/8 10 60, www.schuberth.com

Preis: von 669 Euro bis 749 Euro

Gewicht: Herstellerangabe: 1300 +/- 50 g, gewogen: 1326 g (Größe L)

Größen: XS - XXL

Material Helmschale: GFK-Mix

Herstellungsland: Deutschland, ECE-Prüfzeichen E13 (Luxemburg)

Ersatzvisiere klar/getönt/verspiegelt: 55 / 69 / 85 Euro

Lieferumfang: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Pinlock-Visier (montiert), Helmbeutel

Punkte: 130

Note: Sehr gut

Fazit: Nach dem Testsieg des Vorgängers SR 1 im Jahr 2013 steht auch der Schuberth SR 2 ganz oben auf dem Treppchen. Topwerte in nahezu jedem Kriterium beamen den in Deutschland gefertigten Hut in den Helm-Olymp. Besonders gut gefällt der definierte, bequeme Sitz. Gemeinsam mit dem „Race“ von BMW setzt er hier den Maßstab. Wäre er etwas besser ausgestattet (Notfallhilfe-System, Ersatzvisier), würde der top verarbeitete Helm in diesem Kapitel die volle Punktzahl absahnen. Kleiner Wermutstropfen für Stilisten: Die verschiedenen Farbdesigns fallen eher sachlich-nüchtern aus. Die Konkurrenz hat mehr Pep.

Scorpion-Exo 2000 Evo Air

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Scorpion-Exo 2000 Evo Air.

Kontakt: Scorpion Sports Deutschland, Tel. 02 12/2 33 88 49, www.scorpionsports.eu

Preis: von 369,90 Euro bis 439,90 Euro

Gewicht: Herstellerangabe: 1350 +/- 50 g, gewogen: 1394 g (Größe L)

Größen: XS - XXL

Material Helmschale: GFK/Kevlar/Dynema-Mix

Herstellungsland: China, ECE-Prüfzeichen E13 (Luxemburg)

Ersatzvisiere klar/getönt/verspiegelt: 35,90 / 35,90 / 44,90 Euro

Lieferumfang: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Visier mit Abreißvisier-Halterung und Pinlock-Visier (beigelegt), getöntes Ersatzvisier mit Pinlock- und Abreißvisier-Halterung, Helmbeutel

Punkte: 104

Note: gut

Fazit: 2013 debütierte der Exo-2000 Air mit seinem einzigartigen Luftsystem. Auch der Nachfolger Scorpion-Exo 2000 Evo Air verfügt über dieses Feature, mit dem sich die Polsterung bequem an die Wangenkontur anpassen lässt. In der Praxis funktioniert das zwar sehr ordentlich, doch an die Spitzenhelme reicht er dennoch nicht ganz heran. Außerdem landet der Helm bei der Schlagdämpfung nach wie vor nur im hinteren Mittelfeld. Schade, denn in den sonstigen Kriterien kann er durchaus überzeugen. Vor allem ist er top verarbeitet und bietet eine reichhaltige Ausstattung. Der in China gefertigte Racing-Helm belegt mit der Note „gut“ einen Platz im Mittelfeld.

Shark Race-R Pro

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Shark Race-R Pro.

Kontakt: Shark Helme Deutschland, Tel. 0 41 08/45 80 00, www.shark-helmets.com

Preis: von 449,99 Euro bis 529,99 Euro

Gewicht: Herstellerangabe: 1320 g, gewogen: 1458 g (Größe L)

Größen: XS - XL

Material Helmschale: Karbon/Aramid-Mix

Herstellungsland: Thailand, ECE-Prüfzeichen E11 (Großbritannien)

Ersatzvisiere klar/getönt/verspiegelt: 84,00 / 84,00 / 94,60 Euro

Lieferumfang: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Antibeschlagvisier mit Abreißvisier-Halterung, Reflexaufkleber (beigelegt), Helmbeutel

Punkte: 119

Note: Sehr gut - gut

Fazit: Der Shark Race-R Pro reiht sich nahtlos in die Riege der Top­helme ein. Er ist ein echter Alleskönner und bietet eine tolle Passform sowie einen hohen Tragekomfort. Auch bei der Schlagprüfung mischt er vorn mit. Dazu bietet er ein großes Sichtfeld und eine klasse Belüftung. Außerdem sahnt er als leiseste Mütze im Kapitel „Geräuschentwicklung“ die volle Punktzahl ab. Einen kleinen Ausrutscher leistet er sich lediglich beim Gewicht, hier fordert der hohe Komfort Tribut. Für höchste Weihen fehlt dem Shark einzig ein Visier mit Pinlock-System, damit der Pilot unter allen Umständen den vollen Durchblick behält.

Shoei X-Spirit III

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Shoei X-Spirit III.

Kontakt: Shoei, Tel. 02 11/1 75 43 60, www.shoei-europe.com

Preis: von 699 Euro bis 869 Euro

Gewicht: Herstellerangabe: 1415 g bis 1450 g, gewogen: 1433 g (Größe L)

Größen: XS - XXL

Material Helmschale: GFK-Mix

Herstellungsland: Japan, ECE-Prüfzeichen E6 (Belgien)

Ersatzvisiere klar/getönt/verspiegelt: 59,95 (Racing: 99,95) / 59,95 (Racing: 99,95) / 99,95 Euro

Lieferumfang: Atemluftabweiser (zwei Größen), Windabweiser am Kinn, Pinlock-Visier (beigelegt), Helmbeutel, Pflegeöl

Punkte: 114

Note: Sehr gut - gut

Fazit: Außer einer mäßigen Schlagdämpfung und dem etwas hohen Gewicht liefert der brandneue X-Spirit III ausschließlich erstklassige Ergebnisse. Der Japaner sitzt super, verfügt über eine sehr funktionelle Belüftung, ein weites Sichtfeld und bietet dem Wind gemeinsam mit der Mütze von AGV den geringsten Widerstand. Dazu ist er mit einem Nothilfe-System ausgestattet und perfekt verarbeitet. Der X-Spirit III bietet als einziger Helm ein neigbares Helmfutter, mit dem sich das Sichtfeld beeinflussen lässt. Mit einem besseren Schlagdämpfungswert läge für den Shoei X-Spirit III deutlich mehr drin.

X-lite X-802 RR Ultra Carbon

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X-Lite X-802 RR Ultra Carbon.

Kontakt: Nolangroup Deutschland, Tel. 07 11/ 3 10 85 30, www.nolangroup.de

Preis: von 519,99 Euro bis 659,99 Euro

Gewicht: Herstellerangabe: 1260 g, gewogen: 1300 g (Größe L)

Größen: XS - XXL

Material Helmschale: Karbon

Herstellungsland: Italien, ECE-Prüfzeichen E3 (Italien)

Ersatzvisiere klar/getönt/verspiegelt: 47,95 / 47,95 / 67,95 Euro

Lieferumfang: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Pinlock-Visier (montiert), Helmbeutel, Pflegeöl, Visierputztuch

Punkte: 126

Note: Sehr gut

Fazit: Aufsetzen und wohlfühlen: Der X-lite bietet eine hervorragende Passform und ein angenehmes Polster. Außerdem brilliert er bei der Schlagprüfung mit dem drittniedrigsten HIC-Wert. Bis auf die etwas fummelige Visierarretierung lässt er sich zudem hervorragend bedienen. In den drei wichtigsten Kapiteln sammelt er eifrig Zähler. Zwar überzeugt der Italiener auch bei den restlichen Kriterien, setzt dort jedoch keine Maßstäbe. Der X-lite X-802 RR Ultra Carbon ist super verarbeitet, bietet aber weder Nothilfe-System noch Ersatzvisier – Punktabzug. Unterm Strich landet er absolut verdient auf Platz zwei.

Bewertung

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Eine Praxiswertung bei solchen Tests ist unverzichtbar.

Hier sehen sie einen Ausschnitt aus der PS-Bewertung. Wenn sie die komplette Bewertung, sowie alle ausführlicheren Daten der Helme und die Schlagdämpfung-Bewertung sehen möchten, können die den Artikel als Heft oder im Download als PDF kaufen.

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Bekleidung

So lief der Test

Klaus Herder
Auf dem Prüfstand des TÜV Rheinland fand der Schlagtest statt. Die Fahreindrücke sammelten wir bei einem zweitägigen Renntraining in Hockenheim.

Für einheitliche Sicherheitsstandards gilt seit vielen Jahren die allgemeingültige Prüfnorm ECE-R 22.05. Leider schreibt sie so unsinnige Dinge vor wie einen Schlagdämpfungstest mit auf minus 20 Grad heruntergekühltem Helm. Darüber hinaus sieht die Norm auch einen Schlag auf einen flachen Amboss vor, was Experten für praxisfremd halten. Daher haben die Kollegen von MOTORRAD zusammen mit den Spezialisten Peter Schaudt vom TÜV Rheinland und dem ­Unfallforscher Florian Schueler 2009 ein anderes Prüfverfahren entwickelt, nach dem auch PS testet. Das Verfahren sieht einen Schlagtest bei Raumtemperatur vor. Außerdem kommt statt des flachen Ambosses ein Leitplankenpfosten („Sigma“-Pfosten) zum Einsatz. Auf einheitlich ausgerichtete Helme markieren die Prüfer Punkte, mit denen der Helm später auf den Pfosten donnert – je einmal links und rechts. Für die rechte Seite wird der Helm auf 7,5 m/s beschleunigt, was exakt 27 km/h entspricht.

Auf der linken Seite liegen 5,5 m/s (rund 20 km/h) an. Ein Norm-Dummy zeichnet die Daten auf. Um zwei Werte geht es: Beschleunigung „g“ und „Head Injury Criterion“ (HIC). Letztgenannter berücksichtigt außer der reinen Aufprallenergie auch die Dauer der Krafteinwirkung. Wir addierten die HIC-Werte und mittelten sie. Wunschwert: 1000. Nicht in die Bewertung fließt ein Kinnschlag auf den Kantenamboss ein. Grund: Ein Teil der Kräfte nimmt der Kinnriemen auf, weshalb sich die Messungen nicht vergleichen lassen. Zur Orientierung haben wir die Werte dennoch aufgeführt. Für den Praxistest jagten wir im Rahmen eines Toni Mang-Renntrainings (nochmals danke!) eine Ducati 1199 Panigale und eine Yamaha R1 zwei Tage lang um den großen Kurs von Hockenheim. Davor probierten wir die Helme in der Redaktion aus und nahmen sie gründlich unter die Lupe.

Schlagdämpfung

Sie bildet eines von zwei elementaren Kriterien, die wir bei der Bewertung entsprechend stark gewichten und streng bepunkten. Die meisten Helme, die über den Tresen wandern, haben zwar nie heftigen Bodenkontakt – und das ist ja auch gut so. Doch wenn’s passiert, brauchen ihre Träger bestmöglichen Schutz. Daher durchliefen die getesteten Racing-Helme auch dieses Jahr wieder eine Schlagprüfung.

Wie bei vorherigen Vergleichen offen­barten sich auch diesmal bei der Absorptionsfähigkeit mitunter riesige Unter­schiede. Überraschungssieger 2016 in diesem Kapitel: AGV Pista GP. Der Italiener unterbietet den von Experten angestrebten HIC-Wert (Head Injury Criterion) von gemittelt 1000 sogar deutlich – volle Punktzahl! Beim letzten Test vor rund drei Jahren (PS 09/2013) lieferte der Hut noch durchschnittliche Ergebnisse. Offensichtlich hat AGV sein teures Topprodukt in dieser Hinsicht ­akkurat modell­gepflegt. Weniger erfreulich lief’s dagegen für den Race von BMW, der das Schluss­licht bildet. Der Rest der getesteten Racing-Helme fächert sich von „fast top“ bis „beinahe ein Flop“ breit auf.

Passform/Trageverhalten

Das zweite Hauptkriterium. Nur wer sich im Helm wohlfühlt, kann sich voll aufs Fahren konzentrieren. Wenn’s drückt, beißt oder zwickt, ist die Konzentration schnell dahin und die Laune im Keller. Die Erfahrung zeigt, dass trotz identischer Größe unterschiedliche Köpfe verschiedene Hüte bevorzugen. Passt Fahrer A der Helm X perfekt, kommt Fahrer B darin überhaupt nicht zurecht und bevorzugt Helm Y – und umgekehrt. Glücklicherweise führen immer mehr Hersteller verschiedene Polstervarianten, um den Helm individuell anzu­passen. Beim Kauf unbedingt auf einen druckfreien, weder zu festen noch zu losen Sitz achten. Ideal ist eine saugende Passform. Achtung: Oft spürt man Druckstellen erst nach einer gewissen Zeit. Perfekt ist daher eine 45-minütige Probefahrt. Hilft alles Anpassen nichts, lieber einen anderen Helm wählen.

Eine Bewertung dieses Kapitels mit hundertprozentiger Trefferquote ist aus den genannten Gründen schwierig. Die meisten Punkte erhielten jene Racing-Helme, in denen sich mehrere Tester wohlfühlten. Das sind oft jene Mützen, die eine Aussparung für die Ohren bieten und de­finiert sitzen. Einigkeit herrschte beim Beurteilen der Polsterqualität. Besonders flauschige Kandidaten wurden ­belohnt, Ausreißer nach unten gab’s erfreulicherweise keine.

Handhabung/Bedienung

Hier achteten wir unter anderem darauf, wie ­einfach sich das Visier wechseln lässt. Nichts ist nervtötender als eine fummelige Mechanik, bei der man sich schier die Finger bricht. Dazu checkten wir, wie bequem man das Visier arretieren kann. Eine komplett verriegelte Scheibe ist bei einem Abflug wichtig. Wem im Kiesbett schon einmal Steinchen durchs offene Visier rieselten, weiß, wovon wir reden.

Außerdem wichtig: Lässt sich die Belüftungs-Mechanik auch mit Handschuhen gut bedienen? Kommt man gut an sie heran? Kann man die ­Innenpolster zum Waschen mühelos herausnehmen? Lassen sich die Windabweiser für die Atemluft und das Kinn einfach anbringen und abnehmen?

Belüftung

Bei unserem schweißtreibenden Lieblingshobby ist eine gute Belüftung Gold wert. Nur wenn ein frischer Luftzug Stirn, Oberkopf und Kinn umgibt, bleibt der Pilot fit. Hier gibt es große Unterschiede zwischen den Kandidaten. Hervorragend die Racing-Helme von BMW, Shark und Shoei. Bei ihnen gelangt auch zum Kinn eine angenehme Brise. Den anderen Helmen dienen die unteren Klappen offenbar nur zur Ventilation.

Die ist für ein gutes Klima zwar wichtig. Doch mindestens ebenso bedeutend ist die direkte Anströmung. Die Schlusslichter in diesem Kapitel: AGV Pista GP, Arai RX-7V, Icon Airframe Pro und Lazer Osprey Aerial Carbon. Bei ihnen kommt selbst am Oberkopf oft nur ein laues Lüftchen an. Da es ohne unteren Windabweiser (Kinn) in manchen Helmen stark zieht, haben wir die Racing-Helme einheitlich mit diesem Schutz getestet.

Sichtfeld

Eindeutige Spitzenreiter bei diesem Thema sind die Hüte von AGV und BMW. Sie bieten einen echten ­Panoramablick. Lediglich die obligatorische Helmkante an der Oberseite ragt minimal ins Sichtfeld. Wer das nicht abkann, soll sich eine Glaskugel aufsetzen, basta! Die restlichen Racing-Helme bieten ­größtenteils ebenfalls eine ordentliche ­Aussicht, Negativbeispiele Fehlanzeige.

Aerodynamik

Ein schwieriges Kapitel. Manche Hersteller brüsten sich mit im Windkanal haarfein ausgetüftelter Aerodynamik, entwickelt und getestet von den besten Rennfahrern der Welt in der MotoGP. Doch obwohl wir beim Praxistest unsere Köpfe bei Topspeed in der ultraschnellen Parabolika in Hockenheim aus der Verkleidung nahmen, konnten wir keine allzu großen Unterschiede feststellen. Leicht vom Rest des Feldes abheben konnten sich lediglich der AGV Pista GP und der Shoei X-Spirit III.

Geräuschentwicklung

Grundsätzlich empfehlen wir fürs Kreiseln jederzeit ­einen Gehörschutz. Gleiches gilt für sportliches Treiben außerhalb der Stadt. Denn selbst ein noch so gut gedämmter Racing-Helm kann die Wind- und Motorengeräusche nicht ausreichend dämpfen. Wer oft ohne Ohrenstöpsel fährt, riskiert auf Dauer Gehörschäden. Den ruhigsten Hut stellt Shark, dicht gefolgt von Schuberth.

Gewicht

Eine gute Helmbalance kann ein hohes Gewicht zwar etwas aus­gleichen. Doch dauerhaft trägt sich eine leichte Kappe angenehmer als eine schwere. Mit exakt 1300 Gramm stammt das Leichtgewicht dieses Vergleichs von X-lite. Schlusslicht bildet der Arai RX-7V mit satten 1602 Gramm.

Beschlagneigung

Neun von elf Kan­didaten arbeiten mit einer zweiten Kunststoffscheibe, die innen in das ­Visier gesteckt wird („Pinlock“-System). Um den Innenrand dieser Scheibe verläuft ein hauchdünner Silikonstreifen, wodurch eine Luftschicht zwischen ihr und dem Visier entsteht. Diese Schicht unterbindet wirkungsvoll ein Beschlagen. Lediglich Shark und Icon verzichten auf das Feature und bieten statt­dessen beschlagfreie Visiere. Unser Test zeigte jedoch, dass sich im Extremfall (geschlossenes Visier beim Vorstart, ­hohe Luftfeuchtigkeit) Nebel auf der ­Innenseite bildet. Bei trockenen Be­dingungen und freier Fahrt funktionierten sie jedoch einwandfrei.

Ausstattung/Verarbeitung

In diesem Kapitel nehmen wir die Qualität der Racing-Helme unter die Lupe. Wie fest sitzen Schalter, Hebel, Schieber und Klappen? Wie wirkungsvoll lässt sich das Visier verriegeln? Sieht man Klebereste? Gibt es scharfkantige Komponenten? Wie gut ist die Lackierung? Wie hoch die allgemeine Qualitätsanmutung?

Außerdem bewerten wir die Ausstattung. Zwei Punkte Abzug gibt’s, wenn ein Notfallhilfe-System fehlt. Mit ihm kann verunglückten Piloten der Helm leichter abgenommen werden. Weiterer Punktabzug droht, wenn der Lieferumfang kein getöntes Ersatzvisier umfasst. Diesen tollen ­Service bieten Scorpion, Icon und HJC.

Und zum Schluss?

Bemühen wir am Ende noch mal ein Zitat, diesmal stammt es von Duden Online: „Mit dem Hut in der Hand, kommt man durch das ganze Land.“ Eine Huldigung für Männer, die immer höflich ihren Hut ziehen und mit dieser Geste viel erreichen. Uns animiert der Reim zu eigener Hut-Lyrik: Willst du schnell und sportlich heizen, sollst du bei dem Hut nicht geizen. In diesem Sinne: frohes Angasen mit traumhaftem Helm!

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