14 sportliche Motorradhelme im Test
Integralhelme von 800 bis 1000 Euro

Motorrad-Integralhelme kann man für niedrige dreistellige, vereinzelt sogar zweistellige Beträge kaufen. Man kann aber auch 800 bis 1000 Euro dafür ausgeben - und erwartet von solchen Integralhelmen dann natürlich deutlich mehr in allen Kriterien. Solche misst und vergleicht dieser Test.

Integralhelme von 800 bis 1000 Euro
Foto: Klaus Herder

Für rund 800 bis 1.000 Euro lässt sich mit etwas Glück durchaus ein fahrbereites Motorrad-Schätzchen mit frischer HU-Plakette und halbwegs profilierten Reifen auftreiben. So in der Liga Kawasaki GPZ 500 S & Co. Fürs gleiche Geld bekommt man aber auch einen netten Integralhelm. Nein, nicht vergoldet oder mit Rossi-Autogramm, sondern ein ganz normales Serienmodell mit aktueller ECE-Helmnorm, fehlender Sonnenblende und einem Verschluss, bei dem man nach altväterlicher Sitte einen Riemen zwischen zwei Metallringe tüdeln darf. Also einen Sporthelm, wie ihn MOTORRAD für diesen Helmtest als Testteilnehmer auserkoren hatte. Einzige Vorgaben: Serienmodell, nach ECE-R 22.05 geprüft, Doppel-D-Kinnriemenverschluss.

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Testsieger Sporthelme (MOTORRAD 9/2016)
Schuberth SR2
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Der etwas unbedarfte Leser fragt sich nun womöglich, warum Menschen bereit sind, für vermeintlich weniger deutlich mehr auszugeben. Wo doch ein guter, mit jeder Menge Chichi bestückter und wesentlich komfortablerer Klapphelm – der fertigungstechnisch doch sicher aufwendiger sein wird – für weniger als die Hälfte zu bekommen ist. Klare Antwort: Weil besagter Klapphelm bei Tempo 240 oder mehr vermutlich gar nicht mehr so komfortabel wäre. Und weil besagter Klapphelm nach einem schweißtreibenden Renntrainingstag vermutlich nur noch für den Sondermüll taugen würde.

AGV Corsa

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Visier ohne Rastung und mit Verriegelung im Sichtbereich.
  • Anbieter: AGV, Tel. 00 39/1 31/85 30 11 (Italien), www.agv.it
  • Preis: 729,95 Euro (Dekor/Replika 779,95/849,95 Euro)
  • Größen: XS bis XXL
  • Gewicht: 1315 g/1504 g (Herstellerangabe XS/L ­gewogen)
  • Farben: Schwarz, Mattschwarz, acht Dekore/Replikas
  • Helmschale: Karbon/Aramid/Fiberglas-Mix
  • Verschluss: Doppel-D
  • Herstellungsland: Italien, ECE-Prüfzeichen E 3 (Italien)
  • Ersatzvisiere: klar/getönt/verspiegelt, 64,99/64,99/79,99 Euro
  • Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Visier mit Abreißvisier-Halterung, drei Abreißvisiere (seit April 2016 mit Pinlock ab 749,95 Euro), Helmbeutel, Schaumstoff-Pads für Kopf-/Wangenpartie-Korrektur

Plus: Helmpolster liegt gleichmäßig und ohne Druckstellen an, angenehmes Futter; gute Visier-Verriegelung und -Belüftungsstellung; ordentliche Aerodynamik (bis 200 km/h völlig neutral, darüber nur minimaler Auftrieb und leichter Impuls beim Seitenblick); gute Verarbeitungsqualität; gute Schlagdämpfungswerte

Minus: Erschwertes Auf- und Absetzen, fällt extrem klein aus; Visier ohne Rastung, fällt leicht zu, Verriegelung in geöffneter Position immer im Sichtbereich; Sichtfeld seitlich stark begrenzt; Belüftungshebel z. T. nur sehr fummelig zu bedienen und weitgehend ohne spürbare Funktion.

Fazit: Ein durchweg ordentlicher, aber kein herausragender Helm. Relativ hohes Gewicht und eine nur durchschnittliche akustische Qualität verstärken den Eindruck, dass der Preis für das Gebotene doch ziemlich ambitioniert ist.

ARAI RX-7V

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Klassische Form, klassisch hohes Gewicht, das aber gut ausbalanciert ist.
  • Anbieter: Arai Helmet (Deutschland), Tel. 0 21 33/9 76 77 14, www.arai.de
  • Preis: 799,00 Euro (Dekor/Replika 949,00 bis 1099,00 Euro)
  • Größen: XS bis XXL
  • Gewicht: 1620 +/– 50 g/1602 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Weiß, Schwarz, Mattschwarz, elf Dekore/Replikas
  • Helmschale: GFK-Mix
  • Verschluss: Doppel-D
  • Herstellungsland: Japan, ECE-Prüfzeichen E 4 (Niederlande)
  • Ersatzvisiere: klar/getönt, 74,95/74,95 Euro
  • Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn (herausziehbar), Pinlock-Visier (beigelegt), Helmbeutel, Pflegeöl

Plus: Knackiger, rundum perfekter Sitz, keinerlei Druckstellen, angenehmes Futter, straffe Polster; Visier auch ohne Rastung absolut praxisgerecht, deutlich verbesserte (aber immer noch etwas verspielte) Verriegelung, gute Belüftungsstellung, großes Sichtfeld; gute Aerodynamik, keinerlei Auftrieb bis 250 km/h (über 200 km/h aber leichte Unruhe beim Seitenblick); relativ leise, trotzdem gute Wahrnehmung von Umweltgeräuschen; Kinn- und Oberkopfbelüftung sehr wirksam; sehr gute Verarbeitungsqualität.

Minus: Erschwertes Auf- und Absetzen; Belüftungshebel z. T. nur sehr fummelig zu bedienen; Visier-Belüftungsöffnungen immer im Sichtbereich; sehr schwer; Schlagdämpfungswerte nur unterdurchschnittlich; Preis (besonders Dekore).

Fazit: In der Praxis absolut überzeugend, bewährtes „Turnschuh-Gefühl“. Aber in Sachen Gewicht und Schlagdämpfung lässt der Japaner viele Punkte liegen. Was vermutlich der Arai-Philosophie („Harte Schale“) geschuldet ist.

BMW Race

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Tadelloses Visier mit großem Sichtfeld.
  • Anbieter: BMW Motorrad, Tel. 0 89/38 26 10 01, www.bmw-motorrad.de
  • Preis: 595,00 Euro (Mattschwarz 620 Euro, Dekor/Replika 670,00 Euro)
  • Größen: XS bis XXL
  • Gewicht: 1350 +/– 50 g/1466 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Weiß, Mattschwarz, drei Dekore/Replika
  • Helmschale: GFK/Karbon/Kevlar-Mix
  • Verschluss: Doppel-D
  • Herstellungsland: Spanien, ECE-Prüfzeichen E 9 (Spanien)
  • Ersatzvisiere: klar mit Abreißvisieren/getönt, 80,00/75,00 Euro
  • Ausstattung: Windabweiser am Kinn (zwei Stück, kurz/lang), Visier mit Abreißvisier-Halterung, vier Abreißvisiere, Visier-Doppelscheibe (montiert), Helmbeutel

Plus: Leichtes Auf- und Absetzen; ordentliche, eher komfortorientierte Passform; klar definierte Visierrastung, gute Belüftungsstellung, sehr großes Sichtfeld ohne störende Doppelscheiben-Kante; hervorragende Aerodynamik, auch bei sehr hohen Geschwindigkeiten absolut stabil; niedriges Geräuschniveau; wirksame Belüftung, sehr einfach zu bedienende Belüftungsschieber; gute Verarbeitungsqualität.

Minus: Kinnriemen ggf. zu weit hinten angelenkt, kann auf Kehlkopf drücken; Wangen werden vom Polster sehr stark zusammengedrückt; Belüftung lässt sich nicht ganz verschließen, „Zwangsbelüftung“ ggf. etwas zu stark.

Fazit: Der komfortorientierte Deutsche aus Spanien überzeugt in der Praxis vollauf, landet bei der Schlagdämpfungsprüfung aber ganz hinten. Kein Sicherheitsrisiko, aber damit
gehen nun mal entscheidende Punkte verloren.

HJC RPHA11

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Wirkt noch leichter, als er ist, und lässt sich einfach auf- und absetzen.
  • Anbieter: HJC Deutschland, Tel. 0 21 31/52 35 60, www.hjc-germany.de
  • Preis: 399,90 Euro (Dekor/Replika 449,90/549,90 Euro)
  • Größen: XS bis XXL
  • Gewicht: 1315 g/1330 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Weiß, Schwarz, sieben Dekore/Replika
  • Helmschale: Fiberglas/Karbon/Aramid-Mix
  • Verschluss: Doppel-D
  • Herstellungsland: Südkorea, ECE-Prüfzeichen E 1 (Deutschland)
  • Ersatzvisiere: klar/getönt/verspiegelt, 49,95/49,95/59,95 Euro
  • Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Visier mit Abreißvisier-Halterung, Pinlock-Visier (beigelegt), getöntes Ersatzvisier, Helmbeutel

Plus: Leichtes Auf- und Absetzen; sehr gute Passform, Kopf wird gut umschlossen, sehr leichtes Tragegefühl, keinerlei Druckstellen; klar definierte Visierrastung, gute Belüftungsstellung, sehr gute Visierverriegelung, großes Sichtfeld; gute Aerodynamik (ab 180 km/h nur minimaler Auftrieb spürbar); hervorragende Belüftung, sehr einfach zu bedienen; gute Verarbeitungsqualität; gute Schlagdämpfungswerte.

Minus: Kinnriemen-Sicherung etwas fummelig; bei sehr sportlicher Sitzposition liegt die Visierausschnitt-Oberkante im Sichtfeld; etwas höheres Geräuschniveau, ab 180 km/h Windgeräusche sehr präsent; dünstet im Neuzustand stark aus.

Fazit: HJC ist längst in der Helm-Oberklasse angekommen, was auch das neue Top-Modell beweist. In Sachen Geräuschdämpfung geht allerdings noch etwas mehr. Wer es besonders luftig-leicht mag, kauft hier richtig.

ICON Airframe Pro

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Ein echtes Rätsel: Was soll die harte Kante im Nacken?
  • Anbieter: Parts Europe, Tel. 0 65 01/9 69 50, www.partseurope.eu
  • Preis: 386,00 Euro (Dekor 405,00 bis 445,00 Euro, Karbon 644,00 Euro)
  • Größen: 2XS bis 3XL
  • Gewicht: 1580 g/1562 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Weiß, Schwarz, Mattschwarz, acht Dekore, zwei Karbon
  • Helmschale: GFK-Mix (alternativ: Karbon)
  • Verschluss: Doppel-D
  • Herstellungsland: Südkorea, ECE-Prüfzeichen E 1 (Deutschland)
  • Ersatz­visiere: klar/getönt/verspiegelt, je 49,50 Euro
  • Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, getöntes Ersatzvisier mit Doppelscheiben- und Abreißvisier-Halterung, Helmbeutel

Plus: Befriedigende, eher komfortorientierte Passform; gute Visier-Belüftungsstellung; seitlich sehr großes Sichtfeld; gute Aerodynamik (ab 180 km/h nur leichtes Vibrieren); ordentliche Verarbeitungsqualität (Ausnahme: scharfkantiges Visier); gute Schlagdämpfungswerte.

Minus: Erschwertes Auf- und Absetzen, harte Kante im Nacken stört; Kinnriemen relativ weit hinten, kann ggf. auf Kehlkopf drücken; Visierausschnitt-Oberkante bei sportlicher Sitzposition immer im Sichtfeld; Visierverriegelung sehr fummelig; Belüftungsschieber gut zu bedienen, aber ohne spürbare Funktion, permanenter Zug auf Augen; extrem hohes Geräuschniveau ab 130 km/h.

Fazit: Für einen echten Sporthelm hat der schwere Icon zu viele gravierende Schwächen und ist über 180 km/h dauerhaft nur mit einer gewissen Leidensfähigkeit fahrbar – zu laut, zu zugig. Und auch die Bedienung schwächelt.

LAZER Osprey Aerial Carbon

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Das selbsttönende Visier ist durchaus bemerkenswert, der Rest eher nicht.
  • Anbieter: CIMA Motorradbekleidung, Tel. 0 82 34/90 23 63, www.lazerhelmets.de
  • Preis: 549,00 Euro mit selbsttönendem Lumino Wide­Race-Visier (ohne Lumino 399,00 Euro, mit GFK-Schale 279,00 Euro)
  • Größen: XS bis XXL
  • Gewicht: 1300 +/– 50 g/1342 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Schwarz/Weiß, vier Dekore/Replika
  • Helmschale: Karbon (alternativ: GFK)
  • Verschluss: Doppel-D
  • Herstellungsland: China, ECE-Prüfzeichen E 6 (Belgien)
  • Ersatzvisiere: klar/getönt/verspiegelt, 39,90/49,90/59,90 Euro, Lumino 119,00 Euro
  • Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, selbsttönendes Visier mit Pinlock-Visier (montiert) und Abreißvisier-Halterung, drei Abreißvisiere, Helmbeutel

Plus: Relativ leichtes Auf- und Absetzen; klar definierte Visierrastung, befriedigende Visierverriegelung, gute Belüftungsstellung, großes Sichtfeld ohne störende Doppelscheiben-Kante, gut funktionierende Selbsttönungsfunktion; ordentliche Verarbeitungsqualität; Gewicht.

Minus: Passform unbefriedigend, zu weich und knautschig, kein klar definierter Sitz; Visierausschnitt-Oberkante bei sportlicher Sitzposition immer im Sichtfeld; mäßige Aerodynamik (Auftrieb ab 150 km/h, wandert, ab 200 km/h noch mal verstärkt); starke Windgeräusche ab 130 km/h; Belüftungshebel ohne spürbare Funktion.

Fazit: Wenn ein Sporthelm in Sachen Passform, Aerodynamik und Akustik schwächelt, ist kein Top-Ergebnis drin. Eher unterdurchschnittliche Schlagdämpfungswerte und ein recht ambitionierter Preis machen es leider nicht besser.

LS2 FF323 Arrow R

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Riesiges Sichtfeld, prima Visierverriegelung – aber der Rest fällt dann kräftig ab.
  • Anbieter: LS2 Deutschland, Tel. 0 44 51/9 60 29 80, www.ls2helmets.com
  • Preis: 299,90 Euro (Dekor/Replika 329,90/349,90 Euro, Karbon 399,90/429,90 Euro)
  • Größen: XXS bis XXL
  • Gewicht: 1390 +/– 50 g/1430 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Weiß, Schwarz, Mattschwarz, acht Dekore/Replikas
  • Helmschale: GFK-Mix (alternativ: Karbon)
  • Verschluss: Doppel-D
  • Herstellungsland: China, ECE-Prüfzeichen E 9 (Spanien)
  • Ersatzvisiere: klar/getönt/verspiegelt, 29,00/32,00/39,00 Euro
  • Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Visier mit Abreißvisier-Halterung und Pinlock-Visier (beigelegt), Reflexaufkleber (beigelegt), Helmbeutel

Plus: Gute Visierverriegelung, gute Belüftungsstellung, extrem großes Sichtfeld; ordentliche Verarbeitungsqualität.

Minus: Erschwertes Auf- und Absetzen, Kinnriemen nicht optimal angelenkt; Passform etwas unbefriedigend, „Zurechtruckeln“ erforderlich, teilweise viel zu knackig, teilweise zu luftig – kein klar definierter Sitz; keine klare Visierrastung; mäßige Aerodynamik, ab 150 km/h etwas unruhig, wandert ein wenig; Verstellung der Kinn- und Oberkopfbelüftung ohne spürbare Funktion, etwas zugige „Zwangsbelüftung“ (aber nicht auf Augen); eher unterdurchschnittliche Schlagdämpfungswerte.

Fazit: Viele gute Ansätze, doch unterm Strich bleibt ein eher zwiespältiger Eindruck. Für einen echten Sporthelm fehlen vor allem Passform und auch aerodynamische Qualitäten. Immerhin: Der Preis geht durchaus in Ordnung.

NISHUA NRX-1 Carbon

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Das Gewicht ist kaum zu spüren...
  • Anbieter: Louis, Tel. 0 40/73 41 93 60, www.louis.de
  • Preis: 299,90 Euro
  • Größen: XS bis XL
  • Gewicht: 1180 +/– 50 g/1220 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farbe: Schwarz (Karbon)
  • Helmschale: Karbon
  • Verschluss: Doppel-D
  • Herstellungsland: China, ECE-Prüfzeichen E 13 (Luxemburg)
  • Ersatzvisiere: klar/getönt, 34,99/39,99 Euro
  • Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Pinlock-Visier (beigelegt), Helmbeutel, gepolsterte Helmtasche

Plus: Leichtes Auf- und Absetzen, Kinnriemen optimal angelenkt; noch befriedigende Passform (könnte aber noch etwas satter sitzen), angenehmes Futter; gute Visierverriegelung und -Belüftungsstellung, großes Sichtfeld (Pinlock-Rand aber ggf. etwas störend); extrem niedriges Gewicht, auf Kopf kaum zu spüren; gute Schlagdämpfungswerte.

Minus: Visierrastung recht grob; etwas unbefriedigende Aerodynamik (ab 150 km/h leichte Unruhe, ab 200 km/h zusätzlich deutlicher Impuls); Belüftungsschieber fummelig und ohne spürbare Funktion, etwas zugige „Zwangsbelüftung“; bereits ab 130 km/h sehr starke Windgeräusche, insgesamt recht laut; dünstet im Neuzustand deutlich aus.

Fazit: Wenn man es nicht besser wüsste, würde man beim Tragen auf einen Fahrradhelm tippen – der Nishua ist wirklich sehr leicht. Und noch nicht ganz ausgegoren, denn einige Detailschwächen nerven in der (Sport-)Praxis.

SCHUBERTH SR2

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Die weißen Wangenpolster-Segmente stören ggf. etwas ...
  • Anbieter: Schuberth, Tel. 03 91/8 10 60, www.schuberth.com
  • Preis: 669,00 Euro (Dekor 749,00 Euro)
  • Größen: XS bis XXL
  • Gewicht: 1300 +/– 50 g/1326 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Weiß, Mattschwarz, drei Dekore
  • Helmschale: GFK-Mix
  • Verschluss: Doppel-D
  • Herstellungsland: Deutschland, ECE-Prüfzeichen E 13 (Luxemburg)
  • Ersatzvisiere: klar/getönt/verspiegelt, 55,00/69,00/85,00 Euro
  • Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Pinlock-Visier (montiert), Helmbeutel

Plus: Leichtes Aufsetzen; sehr gute Passform, Kopf wird gut umschlossen, angenehm straffes Polster, liegt überall gleichmäßig an; sehr leichtes Tragegefühl, keinerlei Druckstellen; klar definierte Visierrastung, gute Belüftungsstellung; hervorragende Aerodynamik, liegt unter allen Bedingungen stabil; niedriges Geräuschniveau, trotzdem gute Wahrnehmung von Umweltgeräuschen; sehr gute Belüftung, sehr einfach zu bedienen; gute Verarbeitungsqualität; niedriges Gewicht; hervorragende Schlagdämpfungswerte.

Minus: Absetzen ggf. etwas beschwerlich; Pinlock-Rand im Sichtfeld, Visierverriegelung etwas fummelig und während der Fahrt nur mühsam zu schließen; weiße Wangenpolster-Segmente reflektieren u. U. im Visier.

Fazit: Die Magdeburger haben viel Helm-Erfahrung – und einen eigenen Windkanal, was man diesem reinrassigen Sporthelm überall anmerkt. Neben vielen Praxis-Punkten gibt’s auch sehr gute Laborwerte. Und damit den Testsieg!

SCORPION Exo-2000 EVO Air

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Das extrem große Sichtfeld überzeugt, das etwas beschwerliche Auf- und Absetzen dafür nicht ganz so...
  • Anbieter: Scorpion Sports Deutschland, Tel. 02 12/2 33 88 49, www.scorpionsports.eu
  • Preis: 369,90 Euro (Dekor/Replika 399,90/439,90 Euro)
  • Größen: XS bis XXL
  • Gewicht: 1350 +/– 50 g/1394 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Weiß, Schwarz, Mattschwarz, 16 Dekore/Replikas
  • Helmschale: Kevlar/Dynema/Fiberglas-Mix
  • Verschluss: Doppel-D
  • Herstellungsland: China, ECE-Prüfzeichen E 13 (Luxemburg)
  • Ersatzvisiere: klar/getönt/verspiegelt, 35,90/35,90/44,90 Euro
  • Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Visier mit Abreißvisier-Halterung und Pinlock-Visier (beigelegt), getöntes Ersatzvisier mit Pinlock- und Abreißvisier-Halterung, Helmbeutel

Plus: Noch befriedigende Passform, keine Druckstellen, insgesamt eher komfortorientiert; klare Visierrastung, gute Visierverriegelung, extrem großes Sichtfeld; befriedigende Aerodynamik (ab 180 km/h nur leichte Unruhe); Oberkopfbelüftung relativ gut zu bedienen und mit guter Wirkung, gute Verarbeitungsqualität.

Minus: Auf- und Absetzen etwas beschwerlich, Visier-Belüftungsstellung zu weit; ab 130 km/h starke Windgeräusche, insgesamt relativ hohes Geräuschniveau; Kinnbelüftung einfach zu bedienen, aber ohne spürbare Wirkung; Schlagdämpfungswerte im oberen Bereich.

Fazit: Ein typischer Fall von „solides Mittelfeld“. Keine ernsthaften Schwächen, aber – vom Sichtfeld abgesehen – auch keine herausragenden Stärken. Der ordentlich gemachte Chinese wartet auf den passenden Kopf – dann passt’s.

SHARK Race-R Pro

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Das Reinkommen ist nicht ganz einfach ...
  • Anbieter: Shark Helme Deutschland, Tel. 0 41 08/45 80 00, www.shark-helmets.com
  • Preis: 449,99 Euro (Mattschwarz 469,99 Euro, Dekor/­Replika 499,99/529,99 Euro)
  • Größen: XS bis XL
  • Gewicht: 1320 g/1458 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Weiß, Schwarz, Mattschwarz, acht Dekore/Replikas
  • Helmschale: Karbon/Aramid-Mix
  • Verschluss: Doppel-D
  • Herstellungsland: Thailand, ECE-Prüfzeichen E 11 (Großbritannien)
  • Ersatzvisiere: klar/getönt/verspiegelt, 84,00/84,00/94,60 Euro
  • Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Antibeschlagvisier mit Abreißvisier-Halterung, Reflexaufkleber (beigelegt), Helmbeutel

Plus: Clevere Kinnriemensicherung per Magnet; sehr gute Passform, Kopf wird gut umschlossen, knackiger Sitz, Polster angenehm straff und trotzdem komfortabel, keinerlei Druckstellen; klar definierte Visierrastung, gute Belüftungsstellung, großes Sichtfeld; hervorragende Aerodynamik, liegt unter allen Bedingungen stabil; eher niedriges Geräuschniveau; sehr gute Belüftung; gute Verarbeitungsqualität; sehr gute Schlagdämpfungswerte.

Minus: Erschwertes Auf- und Absetzen; Visierverriegelung fummelig und mit Handschuhen kaum zu bedienen; Belüftungshebel an der Stirn winzig und umständlich zu bedienen.

Fazit: Französische Eltern, thailändische Geburtshelfer – heraus kam ein rundherum gelungener Sporthelm für die ganz schnelle Gangart. Ein paar Gramm weniger, und womöglich wäre sogar der Testsieg drin gewesen …

SHIRO SH-336 Carbon

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Der relativ leichte Shiro lässt es mächtig krachen – und zwar schon ab 100 km/h ...
  • Anbieter: Shiro, Tel. 00 34/9 68/58 51 71 (Spanien), www.shirohelmet.com
  • Preis: 375,10 Euro
  • Größen: XXS bis XXL
  • Gewicht: 1250 +/– 50 g/1366 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Karbon, Mattkarbon
  • Helmschale: Karbon
  • Verschluss: Doppel-D
  • Herstellungsland: China, ECE-Prüfzeichen E 9 (Spanien)
  • Ersatzvisiere: klar/getönt/verspiegelt, 27,85/27,85/33,90 Euro
  • Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Helmbeutel, gepolsterte Transportbox

Plus: Sehr einfaches Auf- und Absetzen; gute Visierverriegelung, relativ großes Sichtfeld; noch befriedigende Verarbeitungsqualität; niedriges Gewicht; befriedigende Schlagdämpfungswerte.

Minus: Kinnriemen ggf. zu weit hinten, kann auf Kehlkopf drücken; unbefriedigende Passform, kein definierter Sitz, sitzt mehr auf als um den Kopf, alles sehr plüschig-rutschig, Kinnteil ggf. zu nah am Kopf; Visier-Belüftungsstellung zu weit; unbefriedigende Aerodynamik (gerät bereits ab 130 km/h in Bewegung, ab 150 km/h sehr unruhig, deutlicher Auftrieb, wandert nach hinten); extrem hohes Geräuschniveau, ab 100 km/h sehr starke Windgeräusche; Belüftungsschieber ohne spürbare Funktion, permanent starke Zugluft auf den Augen, ab 200 km/h praktisch nicht mehr fahrbar.

Fazit: Wirkt bei der Trockenübung noch leicht und luftig, versagt aber in der Praxis – das ist definitiv kein Sporthelm. Und selbst längere Autobahnetappen in Tourer-Gangart können mit dem China-Spanier anstrengend werden.

SHOEI NXR

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Sieht eher unscheinbar aus, hat es aber faustdick unter der Schale ...
  • Anbieter: Shoei, Tel. 02 11/1 75 43 60, www.shoei-europe.com
  • Preis: 429,00 Euro (Metallic 459,00 Euro, Dekor/Replika 529,00/559,00 Euro)
  • Größen: XXS bis XXL
  • Gewicht: 1400 g/1342 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Weiß, Schwarz, Mattschwarz, Rot, Silber, Graumetallic, 15 Dekore/Replikas
  • Helmschale: GFK-Mix
  • Verschluss: Doppel-D
  • Herstellungsland: Japan, ECE-Prüfzeichen E 6 (Belgien)
  • Ersatzvisiere: klar/getönt/verspiegelt, 59,95/59,95/99,95 Euro
  • Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Pinlock-Visier (beigelegt), Helmbeutel, Pflegeöl

Plus: Perfekt angelenkter Kinnriemen, sehr gute Sicherung; hervorragende Passform, Kopf wird optimal umschlossen, angenehm straffes Polster, liegt überall gleichmäßig an, sehr gut ausbalanciert, keinerlei Druckstellen; klar definierte Visierrastung, gute Belüftungsstellung, gute Visierverriegelung; hervorragende Aerodynamik, liegt unter allen Bedingungen stabil; niedriges Geräuschniveau, trotzdem gute Wahrnehmung von Umweltgeräuschen; sehr gute Belüftung (Ausnahme: Kinnteil, kaum Wirkung); sehr gute Verarbeitungsqualität; niedriges Gewicht; befriedigende Schlagdämpfungswerte.

Minus: Auf- und Absetzen beschwerlich; Belüftungshebel z. T. etwas fummelig zu bedienen.

Fazit: Clever gemacht – Shoei schickte nicht den neuen X-Spirit III ins Rennen („Rennsport- und nicht Sporthelm“), setzte auf den bewährten NXR und räumte in fast allen Kategorien gnadenlos ab. Preis? Sehr fair – klarer Kauftipp!

X-LITE X-802RR Ultra Carbon

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Tadellose Verarbeitungsqualität trifft auf hohe Praxistauglichkeit.
  • Anbieter: Nolangroup Deutschland, Tel. 07 11/3 10 85 30, www.nolangroup.de
  • Preis: 519,99 Euro (Dekor/Replika bis 659,99 Euro)
  • Größen: XS bis XXL
  • Gewicht: 1260 g/1300 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Karbon, sieben Dekore/Replikas
  • Helmschale: Karbon
  • Verschluss: Doppel-D
  • Herstellungsland: Italien, ECE-Prüfzeichen E 3 (Italien)
  • Ersatzvisiere: klar/getönt/verspiegelt, 47,95/47,95/67,95 Euro
  • Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Pinlock-Visier (montiert), Helmbeutel, Pflegeöl, Visierputztuch

Plus: Sehr leichtes Auf- und Absetzen; sehr gute Passform, Kopf wird gut umschlossen, angenehm straffes und dabei überraschend komfortables Polster, liegt überall gleichmäßig an; sehr leichtes Tragegefühl, keinerlei Druckstellen; gute Visierrastung, gute Belüftungsstellung; sehr gute Aerodynamik; sehr gute Belüftung (Ausnahme: Kinnteil, kaum Wirkung), relativ einfach zu bedienen; sehr gute Verarbeitungsqualität; hervorragende Schlagdämpfungswerte.

Minus: Belüftungshebel an der Stirn etwas fummelig zu bedienen; Geräuschniveau insgesamt noch ausreichend niedrig, aber relativ starke Windgeräusche ab 140 km/h.

Fazit: Beim letzten Sporthelmtest fuhr das Vorgänger-Modell X-802 R den Testsieg ein. Das Top-Modell des Nachfolgers tut es ihm knapp vier Jahre später fast nach. Klare Sache: Die Norditaliener wissen, wie man Top-Helme baut!

MOTORRAD-Endwertung

Das war aber richtig knapp. Nur vier Punkte Unterschied zwischen den fünf Bestplatzierten und mit „sehr gut“ Beurteilten – das lässt auf einen durchweg sehr hohen Qualitätsstandard schließen.

Klaus Herder
Sitzende Tätigkeit: Nach jeder Testrunde füllen die Herren Herder (links) und Lohse fleißig Protokolle aus. Frisur? Fragt lieber nicht!

Und auch dahinter tummeln sich einige Helme, die in den Praxis-Kategorien kräftig punkten, aber leider auf dem Schlagdämpfungs-Prüfstand und der Waage einige Punkte liegen lassen. Was kein wirklicher Hinderungsgrund bei der Kaufentscheidung sein muss, denn entscheidend ist auf dem Platz, sprich: bei der persönlichen Anprobe und Probefahrt. Im unteren Drittel des Testfelds überwiegt das „befriedigend“. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, wenn man den Begriff „Sporthelm“ nicht allzu sportlich auslegt und „nur“ einen ordentlichen Helm sucht.

MOTORRAD-Urteil Kaufmöglichkeit
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So testet MOTORRAD

Fünf Exemplare eines jeden Helmmodells traten zum Test an: drei in Größe M, je eines in Größe L und XL. Zwei Exemplare in M überlebten den Helmtest nicht, denn sie wurden im Rahmen der Schlagdämpfungsprüfung beim TÜV Rheinland in Köln zerstört.

Klaus Herder
Traumjob: Autobahn A 81, Lufttemperatur acht Grad, zeitweise leichter Nieselregen: Honda (links) und Yamaha am Vorstart.

Die drei verbliebenen Testmuster mussten in der Praxiserprobung zeigen, was sie können. Dafür ging es mit der Yamaha YZF-R1 aus dem MOTORRAD-Dauertestfuhrpark und einer Honda CB 1000 R auf die geschwindigkeitsmäßig weitgehend unreglementierte Autobahn A 81 zwischen Heilbronn und Würzburg und auf benachbarte Landstraßen.

Auf der verkleideten Yamaha standen bis zu 250 km/h auf der Uhr, auf der Honda ließen es die Tester bei maximal 215 km/h gut sein. Nach jeder Testrunde wurden die noch frischen Fahreindrücke protokolliert. Um diese später noch etwas besser einordnen zu können, stand zum Abschluss des Testprogramms der legendäre Konferenzraum-Trockentest in der Stuttgarter MOTORRAD-Redaktion auf dem Programm, in den zusätzliche, von Fahreindrücken unbelastete Kollegen eingebunden wurden. Dabei ging es noch einmal in aller Ruhe um Handhabung, Passform und Verarbeitungsqualität. Und wie immer entstanden dabei auch die total subjektiven Hitlisten der Redakteure, die mal wieder beweisen, dass der Helm am besten ist, der einem ganz persönlich am besten passt und gefällt.

TÜV-Prüfstand für Motorradhelme

Die erfolgreich absolvierte Prüfung nach der Helmtest-Norm ECE R 22.05 ist Grundvoraussetzung dafür, um es überhaupt in die Auswahl für den MOTORRAD-Helmtest zu schaffen. Allerdings hält die Redaktion das profane Nachmessen der ECE-Schlagdämpfungswerte für überflüssig. Das liegt zum einen daran, dass sich die Helmhersteller selbst genau beobachten. Dazu Peter Schaudt, Helmexperte beim TÜV Rheinland: „Sobald ein Anbieter mit neuen Modellen auf dem Markt erscheint, bekommen wir diese von Mitbewerbern zur Überprüfung der ECE-Werte zugeschickt.“

Zum anderen wird nach Meinung von MOTORRAD durch die ECE lediglich eine Minimalanforderung für Motorradhelme definiert. Das liegt einerseits an den teils abstrusen Prüfvorgaben, bei denen die Fallversuche mit auf minus 20 Grad tiefgefrorenen Helmen stattfinden. Außerdem sind die Aufschlagpunkte in der europäischen Norm genau definiert. Was wiederum manche Helmanbieter animiert, die Prüfpunkte entsprechend zu verstärken. Ein Prozedere, das sich durchaus im legalen Rahmen bewegt, Kritiker aber spotten lässt, dass man nach dieser Methode selbst eine Pudelmütze ECE-tauglich zurechtstricken könne.

MOTORRAD hat sich deshalb bereits 2009 mit TÜV-Experte Schaudt und dem Unfallforscher und Biomechaniker Florian Schueler an einen Tisch gesetzt, um ein praxisnahes Prüfverfahren für Helme zu entwickeln. Seit nun sieben Jahren hat sich die „MOTORRAD-Helmnorm“ in zahlreichen Vergleichstests bewährt. Zentraler Punkt: Der Helm fällt auf dem Prüfstand des TÜV Rheinland weiterhin aus rund drei Meter Höhe, aber nicht auf den ECE-Kantenamboss, sondern auf einen echten Leitplankenträger („Sigmapfosten“), dem nach den Erkenntnissen von Florian Schueler bei Unfällen oftmals eine tragische Rolle zukommt. Getestet werden die Helme außerdem bei Raumtemperatur, der Aufprall auf die linke und rechte Seite erfolgt sowohl bei Low- wie auch Highspeed. Nach ECE ist beim Aufprall auf den Prüfamboss ein Beschleunigungswert von 275 g zulässig. Der mit Sensoren bestückte Prüfkopf leitet den g-Wert an einen Computer weiter, der daraus unter Zuhilfenahme anderer Parameter (Dauer der Krafteinwirkung) den HIC-Wert berechnet. Das „Head Injury Criterion“ gilt bei Medizinern und Biomechanikern als aufschlussreicher Wert, um Aussagen über mögliche Hirn-/Schädel-Verletzungen zu treffen. Die ECE erlaubt einen maximalen HIC-Wert von 2400. Eine abstrakte Zahl, vor allem aber weit jenseits von Gut und Böse.

Die MOTORRAD-Expertencrew ist sich einig: „Im MOTORRAD-Test sollte HIC 1000 machbar sein!“ Dass einige Helm­her­stel­ler diesen Wunsch­wert schon fast erreichen, beweisen die Top-Werte dieses Helmtests. Der überwiegende Teil des Testfelds hat da aber noch etwas Nachholbedarf.

Die total subjektiven Hitlisten der Redakteure

Punkte lügen nicht. Aber sie können auch nicht immer das pralle Leben in all seinen Facetten abbilden, und so kann jeder noch so umfangreiche Helmtest immer nur Tendenzen zeigen und eine grobe Richtung vorgeben. Welcher Helm für den geneigten Leser letztlich der beste ist, kann nur einer entscheiden: der Leser selbst. Und zwar erst nach einer ausführlichen Anprobe und Probefahrt. Es ist mittlerweile gute Tradition, dass die am Helmtest beteiligten Redakteure fernab aller Punktetabellen ihre ganz persönlichen Gewinner und Verlierer küren, um Ihnen, lieber Leser, eine ganz wichtige Sache zu zeigen: Jeder Kopf ist anders! Schauen Sie sich die Endwertungs-Tabelle etwas genauer an, gewichten Sie, treffen Sie eine kleine Vorauswahl – und dann ab zum Helm-Dealer.

Markus Biebricher (53)

Klaus Herder
MOTORRAD-Reiseonkel, Markus Biebricher (53).

MOTORRAD-Reiseonkel, mag besonders ganz leichte Helme und Kehlkopf-freundliche Kinnriemen.

1. Shoei NXR
2. Nishua NXR-1 Carbon
3. Shiro SH-336 Carbon
13. Icon Airframe Pro
14. Scorpion EXO-2000 EVO Air

Thorsten Dentges (44)

Klaus Herder
MOTORRAD-Trendscout, Thorsten Dentges (44).

MOTORRAD-Trendscout, legt ganz viel Wert auf ein sehr großes Sichtfeld und gute Brillentauglichkeit.

1. Arai RX-7V
2. X-lite X-802RR Ultra Carbon
3. Shoei NXR
13. Lazer Osprey Aerial Carbon
14. AGV Corsa

Klaus Herder (53)

Klaus Herder
MOTORRAD-Seniorenbeirat, Klaus Herder (53).

MOTORRAD-Seniorenbeirat, bevorzugt möglichst leise und absolut langstreckentaugliche Helme.   

1. Schuberth SR2
2. Arai RX-7V
3. Shoei NXR
13. Icon Airframe Pro
14. Shiro SH-336 Carbon

Jörg Lohse (46)

Klaus Herder
MOTORRAD-Allwetterheizer, Jörg Lohse (46).

MOTORRAD-Allwetterheizer, knackiger Sitz und aerodynamische Qualität sind seine Vorlieben.

1. Shark Race-R Pro
2. Shoei NXR
3. Arai RX-7V
13. Shiro SH-336 Carbon
14. Icon Airframe Pro

Doppel-D-Ring ist sicherster Verschluss

Wer sich für einen Sporthelm interessiert, hat höchstwahrscheinlich sehr konkrete Vorstellungen davon, was das Objekt seiner Begierde können muss. Und was es nicht braucht. Zum Beispiel eine Sonnenblende, denn die wiegt nur unnötig viel, und wer bei strahlendem Sonnenschein zügig im Kreis fährt, montiert ohnehin ein getöntes Visier. Ratschen- oder sonstige Klick-Steck-Schnellverschlüsse sind ebenfalls kein Thema, denn nicht ohne Grund schreiben die Motorsportverbände immer noch den guten alten Doppel-D-Ring als Kinnriemenverschluss vor: Bei keinem anderen System ist so sicher garantiert, dass der Kinnriemen tatsächlich jedes Mal optimal verschlossen wird. Mag etwas umständlich sein, ist sicherheitstechnisch aber immer noch erste Wahl.

Wer in meist gebückter Haltung heftig angast, weiß auch ein möglichst großes Sichtfeld zu schätzen, denn bei Vmax bleibt zum Schulterblick nicht viel Zeit, und eine in normaler Sitzposition kaum störende Visierausschnitt-Oberkante kann bei fast liegender Haltung des Fahrers mächtig nerven und die freie Sicht stark behindern.

Hohe Entwicklungskosten für Sporthelme

Ein guter Sporthelm ist zudem mit einem robusten Futter und auch dauerhaft straffen Polstern bestückt, die sich einfach aus- und einbauen lassen und auch zigfaches Reinigen nicht übel nehmen. Eine perfekte Visiermechanik mit Verriegelungsmöglichkeit gehört ebenfalls dazu, und dass sich das Visier kinderleicht wechseln lässt, ist bei Sporthelmen ebenfalls ­eine Selbstverständlichkeit. Als Helmschale kommt eigentlich nur ein duroplastischer Werkstoff infrage, der in Sachen Dauerhaltbarkeit den gespritzten Schalen („thermoplastisch“) immer noch deutlich überlegen ist.

Ausgefeilte Aerodynamik, gelungene Akustik – all das und noch einiges mehr treibt die (Entwicklungs-)Kosten für echte Sporthelme gewaltig in die Höhe. Lohn der ganzen Mühe: im besten Fall ein Helm fürs Leben.

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023