Kaufberatung: Was macht eine gute Textilkombi aus?

Kaufberatung Motorrad-Textilkombis
Was macht eine gute Allround-Kombi aus?

Zuletzt aktualisiert am 12.02.2024

Was macht eine gute Motorrad-Textilkombi aus? Schutz steht an erster Stelle, klar – den müssen alle bieten. Darüber hinaus sind noch weitere Punkte empfehlenswert. Welche das sind, was es mit der Zertifizierung und den unterschiedlichen Protektoren auf sich hat, welche Vor- und Nachteile die unterschiedlichen Klimamembran-Konzepte bieten und wie ihr eure Motorrad-Textilkombi am besten pflegt, damit sie möglichst lange hält, erklären wir euch in diesem Artikel.

Das ist außer Schutz noch wichtig

  • Passform und Komfort: Motorradfahren soll Spaß machen, da nervt eine unbequeme Klamotte nicht nur, sondern ist darüber hinaus sogar ein Sicherheitsrisiko.
  • Wetterschutz: Nässeschutz und Belüftung stehen oft im Widerspruch. Tendenziell gilt: Kombis mit entnehmbarer Membran sind im Sommer angenehmer, dafür haben Kombis mit ins Außenmaterial integrierter ("laminierter") Membran bei Regen Vorteile.
  • Isolierung: Mittlerweile verzichten Hersteller immer öfter auf ein mitgeliefertes Thermofutter, Kunden können sich ihre Midlayer stattdessen selbst aussuchen.
  • Arm- und Beinabschluss: Je nach Wetter und Richtung des auftreffenden Regens werden Handschuhe über oder unter den Armstulpen getragen; die Stiefel sollten immer unter die Hosenbeine passen.
  • Kragen: Dieser sollte dank Weitenverstellung wasser- und winddicht, durch seine Materialwahl aber auch komfortabel sein.
  • Verbindung von Jacke und Hose: Gegen das Hochrutschen der Jacke hilft ein Verbindungsreißverschluss (kurz oder lang), Hosenträger halten alles in Position.

Passform, Komfort und Zertifizierung der Textilkombi

Textilkombis sind genauso unterschiedlich wie die Menschen, die sie tragen. 5 praktische Tipps zum erfolgreichen Kauf:

  1. Größe: Lange Beine oder etwas Bauch? Wer beim normalen Outfit auf Sondergrößen angewiesen ist, sollte auch bei der Schutzkleidung nicht darauf verzichten. Inzwischen bieten viele Hersteller entsprechende Kurz- oder Langversionen an.
  2. Funktionsunterwäsche: Jeans und Lieblingsshirt haben unter einer Textilkombi nichts zu suchen, denn sie behindern die Funktion der Klimamembran. Stattdessen schon beim Probetragen Funktionsunterwäsche drunterziehen, je nach geplantem Einsatzzweck betrifft das Base- wie auch Midlayer.
  3. Stauraum: Jeder weiß selbst am besten, was er beim Touren am Körper trägt. Daher bereits bei der Anprobe die Taschen so befüllen, wie man später auf Reisen gehen wird. So weiß man, dass nichts zwickt und alles seinen Platz findet.
  4. Protektoren: Nicht alles, was sich wie ein Protektor anfühlt, schützt in der Praxis wirklich. Vor allem am Rücken und an den Hüften finden sich oft nur Alibi-Lösungen aus Schaumstoff. Wichtig: Normgerechte Protektoren müssen klar gekennzeichnet sein (EN 1621-1 für Gelenke, 1621-2 beim Rücken). Hüftprotektoren lassen sich immer öfter nachrüsten, teilweise bieten die Hersteller sogar eine Vorbereitung im Brustbereich.
  5. Zertifizierung: Neben den Protektoren muss auch die Kombi selbst eine Zertifizierung vorweisen. Die Stufen B und C sind für den ernsthaften Einsatz unzureichend, erst eine Kombi der Klasse A bietet Aufprall- und Abriebschutz. AA ist sicherer, AAA am sichersten.

Material und Membran einer Motorrad-Textilkombi

Textilkombis haben 3 relevante Schutzschichten: Aufprall-, Abrieb- und Nässeschutz. Für den Schutz beim Aufprall sind Rücken- und Gelenkprotektoren zuständig, den Abriebschutz übernimmt hauptsächlich das Außenmaterial, und für den Nässeschutz ist zuvorderst eine wasserdichte Klimamembran zuständig.

Die Klimamembran kann als eigenständige, entnehmbare Jacke ausgeführt sein (wie bei Büse, Modeka und Rekurv). Das hat den Vorteil, dass man sie bei warmem Wetter einfach weglassen kann, was der Belüftung der Kombi zugutekommt. Da sie bei Regen aber innerhalb des Außenmaterials getragen wird, kann sich die Kombi außen vollsaugen: Sie wird dadurch schwerer und unbeweglicher. Alternativ ist die Membran ins Außenmaterial integriert (wie bei Rukka und Lindstrands), hier kehren sich die genannten Vor- und Nachteile entsprechend um.

Kaufberatung Motorrad-Textilkombis
Jörg Künstle

Das Außenmaterial wiederum kann aus verschiedenen Kunstfasern gefertigt sein, die aus chemischer Sicht beispielsweise aus Polyester oder Polyamid bestehen; Auskunft darüber gibt das eingenähte Etikett. Gewebe aus solchen Kunstfasern trägt dann oftmals einen speziellen Namen, beispielsweise Cordura. Dieses wird von DuPont hergestellt, indem Polyamid-Fasern vor dem Weben geschnitten und neu versponnen werden. So entsteht ein sehr abriebfester Oberstoff.

Protektoren: alt, neu, groß, klein, dick oder dünn?

Im Bereich der Rücken- und Gelenkprotektoren gab es in den letzten Jahren viele Fortschritte – doch nicht in jeder Kombi ist modernes Material verbaut. Was für wen taugt und worauf ihr beim Kauf von Kombi oder Nachrüstprotektoren achten solltet, erklären wir hier.

Protektoren müssen eine Zertifizierung vorweisen, um in Motorradkombis verbaut werden zu dürfen. Egal ob Schulter, Ellbogen, Knie oder Rücken – unterschieden wird stets zwischen Level 1 und 2, wobei Level 2 eine bessere Schlagdämpfung aufweisen muss. Level 1 schützt zwar weniger gut, was die reinen Restkraftwerte angeht, ist dafür aber meist leichter, dünner, flexibler und luftiger. Im Vergleich zu den originalen Gelenkschützern älterer Kombis dürften moderne Protektoren unabhängig von ihrem Schutzlevel besser dämpfen und zugleich komfortabler sein. Daher könnte es eine gute Idee sein, bei einer älteren Kombi in moderne Protektoren zu investieren.

Kaufberatung Motorrad-Textilkombis
Jörg Künstle

Egal, ob neu oder gebraucht: Wichtig ist es, dass die Protektoren fest in den dafür vorgesehenen Taschen sitzen, das Gelenk sicher umschließen und einen ausreichend großen Bereich abdecken. Oftmals ist ihre Position verstellbar – davon unbedingt Gebrauch machen, dies dient Sicherheit und Komfort.

Motorrad-Textilkombi waschen

Schmutzige oder müffelnde Textilkombis können ruhigen Gewissens in die Waschmaschine, diese tut selbst der Klimamembran nicht weh. Nur Weichspüler darf auf keinen Fall verwendet werden, außerdem müssen die Protektoren vorher herausgenommen werden. Inzwischen gibt es eine bunte Auswahl an speziellen Funktionswaschmitteln, doch ein Feinwaschmittel tut es meist auch. Die Angaben zur Waschtemperatur finden sich auf dem Pflegeetikett, ein zusätzlicher Spülgang schwemmt alle Reste sauber raus.

Handwäsche oder Handwaschprogramm

Ist die Textilkombi nur oberflächlich verschmutzt, empfiehlt sich eine Handwäsche mit reichlich Wasser, Neutralseife und einem Schwamm oder einer Bürste. Auch hier mit reichlich Wasser nachspülen, da Rückstände die Funktion der Membran stören. Tipp: Viele Waschmaschinen bieten mittlerweile ein Handwaschprogramm. Hier zusätzlich auf einen schonenden Schleudergang achten (z. B. 600 Umdrehungen pro Minute). Anschließend wie normale Wäsche trocknen lassen, die Heizung dabei meiden.

Imprägnierung auffrischen im Trockner

Ein Trick, um die ursprüngliche Imprägnierung wieder aufzufrischen: Das Pflegeetikett verrät, ob man den Anzug bügeln oder in den Wäschetrockner werfen darf. 20 Minuten im Trockner oder Bügeln auf niedriger Stufe bringen den Abperleffekt zurück. Handelsübliche Imprägnierer werden nur dann aufgesprüht, wenn die ursprüngliche Behandlung nicht mehr ausreicht.

Motorrad-Textilkombi reparieren

Kunstfasergewebe lässt sich einfach reparieren. Nähen gelingt ähnlich problemlos wie bei normaler Oberbekleidung. Schwieriger wird es, wenn die Klimamembran ein Loch hat – oder beim Nähen des Textilgewebes zwangsläufig durchlöchert werden muss. Absolute Wasserdichtigkeit ist dann nämlich nicht mehr gewährleistet. Dauerhaft hilft hier nur eine professionelle Reparatur beim Hersteller.