- Auftraggeber aus der Schweiz
- Big-Boxer-Umrüstung auf Bing-Vergaser
- Big-Boxer-Power bis 2.500/min
- Eine BMW R 18 unter 300 Kilo
- Erste BMW R 18 mit Bing-Vergasern
- Fazit
Schön klassisch sieht die BMW R 18 bereits im Originalzustand aus, das haben die Designer und die Ingenieure sehr gut hinbekommen. Doch konsequent klassisch konnten und wollten sie die Technik nicht aufbauen. Manches ist mittlerweile direkt oder indirekt vorgeschrieben, etwa ABS oder Abgasreinigung. Andere Dinge werden von den Kunden gewünscht, beziehungsweise von der Marketingabteilung wird unterstellt, dass die Kunden sich das wünschen: vom Bordcomputer mit digitalen Anzeigen bis hin zur elektrischen Rückfahrhilfe.
Auftraggeber aus der Schweiz
Dirk Oehlerking hat das alles von Bord geworfen. Die Anregung und schließlich der verbindliche Auftrag kam von einem Schweizer: von Kurt Alexander Engelhorn, der die Internationalen Sankt Moritzer Automobilwochen organisiert. Einige Tage nachdem sich die beiden Herren über das Machbare ausgetauscht hatten, stand Engelhorns R 18 in Oehlerkings Werkstatt-Atelier namens Kingston Custom in Deutschland, in Gelsenkirchen.
Big-Boxer-Umrüstung auf Bing-Vergaser
Größte und aufwändigste Operation am 1800er-Big-Boxer war dessen Umrüstung von der elektronischen Benzineinspritzung auf Vergaser. Dabei handelt es sich um 40er-Bing-Vergaser, wie sie von BMW noch bis Mitte der 1990er-Jahre für die Zweiventilboxer-Modelle verwendet wurden. Für zwei riesige Einzelhubräume mit jeweils 901 Kubik waren die damals freilich nicht gedacht, deshalb musste das Innere der Bing-Gehäuse umfangreich modifiziert werden. Details hierzu möchte Dirk Oehlerking nicht verraten: "Betriebsgeheimnis". Jedenfalls werden die beiden Vergaser tatsächlich ganz klassisch über Benzinhähne am Tank mit Sprit versorgt, und über Ansaugrohre sowie ein zentrales Luftfiltergehäuse aus Edelstahl wird Frischluft zugeführt. Wie früher, und das gilt sogar für Form und Positionierung des runden Luftfiltergehäuses nach historischen Vorbildern. Direkt unterhalb dieser Classic Airbox, an der linken Fahrzeugseite, befinden sich das klassische Schlüssel-Zündschloss und ein Startknopf.
Big-Boxer-Power bis 2.500/min
Auf diesem Weg angeworfen, schüttelt der Big Boxer sich genau so wie ein originaler mit Einspritzung. Beim Anzupfen am Seilzug-Gasgriff sind ebenfalls keine Unterschiede festzustellen. Außer, dass der Big-Boxer-Bass durch die mattschwarze Abgasanlage von Rough Crafts mit etwas höherem Schalldruck durchdringt. Auf seinen abschließenden Testfahrten habe der Antrieb mitsamt den Vergasern perfekt funktioniert, selbst auf Schweizer Alpenpässen, berichtet Dirk Oehlerking. Lediglich am Prüfstand seien die Messwerte geringfügig unter den originalen Werksangaben geblieben: mit maximal 84 PS statt 91 PS sowie 156 Nm statt 158 Nm. Beim Fahren sei das indes kaum spürbar, im Gegenteil, denn die Spitzenwerte liegen nun angeblich beide schon um 2.500/min an. Somit ist das bereits schmale originale, bis circa 5.000/min dehnbare Drehzahlband nochmals halbiert. Subjektiv fühlt sich das beim Beschleunigen noch bulliger, also noch stärker an.
Eine BMW R 18 unter 300 Kilo
Nach der technischen Abrüstung wiegt die R 18 Good Vibes "nur noch" 295 Kilogramm, vollgetankt. Vergleichsweise schlank erscheint sie indes durch das Räder-Ensemble: Drahtspeichenräder, bereift in den Formaten 120/70-21 vorn und 200/50-18 hinten. Zwar ist der Hinterreifen ziemlich breit, doch unter der eng anliegenden Echtblech-Abdeckung und dem über dem Federbein zusätzlich gefederten Sattel trägt das insgesamt nicht dick auf. Von einer BMW R nineT stammt der Rundscheinwerfer, noch mit Glühlampen. Leuchtdioden kommen dafür in den Lenkerendenblinkern von Motogadget und in den Miniatur-Heckblinkern von Kellermann zum Einsatz.
Erste BMW R 18 mit Bing-Vergasern
Gerne würde Dirk Oehlerking weitere R 18 auf Vergaser umrüsten, individuelle Umbau-Details und Preise: auf Anfrage. Die erste oder einzige R 18 mit Vergasern ist die Good Vibes sowieso nicht. Ab 2018 wurden von BMW und von werksunterstützten Custombike-Spezialisten diverse R 18-Vorläufer mit Vergasern präsentiert: mit Solex-Doppelvergaser und mit separaten Dell’Orto-Vergasern. Keine davon war bisher mit den jahrzehntelang markentypischen Bing-Vergasern bestückt. In dieser Form gibt’s das nur bei Kingston Custom.
Fazit
Wer seine BMW R 18 ganz konsequent klassisch haben möchte, ohne moderne Elektronik und sogar bis hin zu Bing-Vergasern, hat für einen dementsprechend radikalen Umbau nun eine Adresse: Kingston Custom in Gelsenkirchen.