- Einzylinder mit Einarmschwinge
- Steam Punk
- Folterstuhl aus Indien
- Fazit
Gestern in der Redaktionskonferenz: "Kratschmar, da tun sich ja Abgründe bei dir auf." Zur Klärung: Da sprach der Chef und immer, wenn er mich "Kratschmar" nennt, habe ich entweder einen abstrusen Themenvorschlag gebracht oder einen anderen nicht weniger verworrenen verteidigt. In diesem Falle stelle ich mich hinter die Queen-Bullet von Neev Motorcycles mit den Worten: "So eine Einarmschwinge und Big-Spoke-Felgen sind doch schön."
Einzylinder mit Einarmschwinge
Wer sich die Serien-Bullet von Royal Enfield vor Augen führt, dem wird der Wahnsinn, der hinter der Queen von Neev steckt, erst wirklich bewusst. Der indische Customizer verbaut eine Einarmschwinge hinten, kombiniert sie mit einer 18-Zoll-Big-Spoke-Felge und einem – hinsetzen – 240er-Reifen von Avon. Vorn geht es verrückt weiter: Eine 23-Zoll-Felgen dreht sich in der stark verkleideten Gabel, ebenfalls mit dicken Speichen gebaut. Den bekannten und bewährten Enfield-Eintopf mit 499 Kubik und rund 27 PS lassen Neev unberührt. Auf der Auslassseite findet sich lediglich ein armdicker Krümmer. Ob da was dämpft ist fraglich.
Steam Punk
An den mächtigen Gabelcovern verbaut Neev einen konifizierten, stark geschwungenen Lenker an goldenen Risern, die sehr an Steam-Punk erinnern. Eine Stilrichtung und Subkultur, die sich stark am viktorianischen Zeitalter orientiert und die Dampf- und Zahnradtechnik hochstilisiert: Das Design und die Details von Neev weisen in diese Richtung, was von einer Queen getauften Royal Enfield dick unterstrichen wird. Aufgenommen wird dieser Stil vom neu gestalteten Tank in Sargform mit dem erhabenen Tankdeckel, ebenfalls goldfarben. Elemente, die an den großen Blechflächen am Motorrad und dem Ritterschild an der Einspritzung immer wieder auftauchen.

Folterstuhl aus Indien
Ebenfalls aus der viktorianischen Zeit und den damaligen Kerkern entnommen scheint der Sattel nebst Heck der Queen zu sein: Es kommt einem das Wort Folterstuhl in den Sinn. Am stark modifizierten Heckrahmen trägt eine neue V-Form aus Stahlrohr das minimalistische Schutzblech und den stark zu den Seiten abfallenden Sattel. Die ergonomische Krone setzen die weit vorn und ebenso weit oben montierten Fußrasten auf.
Fazit
Über Sinn und Unsinn bei 99,96 Prozent aller Custombikes darf man ohnehin nicht reden. Zu den verbleibenden 0,04 Prozent gehört die Queen von Neev Motorcycles keinesfalls: Der Umbau ist einfach nur so verrückt, wie er faszinierend ist.