- Platz 5: Ottobike Ovao MCR-S
- Platz 4: Alrendo TS Bravo
- Platz 3: Zero DSR/X
- Platz 2: Zero S 11 kW
- Platz 1: BMW CE 04
- Fazit
Elektrische Motorräder sind und bleiben noch eine lange Zeit Exoten auf den Straßen. Das liegt zum einen an Skepsis, mangelhafter Infrastruktur für den Hobbyfahrer und zum anderen an den teilweise absurden Preisen. Technisch funktionieren die meisten Stromer bereits auf sehr hohem Niveau. In den vergangenen 12 Monaten fuhr ich viele aktuelle Modelle unterschiedlicher Hersteller, Leistungs- und Preisklassen, und das sind meine Top 5, die ich heute schon kaufen würde. Nicht primär wegen der klimafreundlichen Mobilität, sondern weil elektrisches Zweiradeln so herrlich einfach und entspannt ist.
Platz 5: Ottobike Ovao MCR-S
Ein kleiner Café Racer mit 14-Zoll-Bereifung, Elektro-Turbo, toller Ausstattung und echt steiler Optik. Knapp 30 PS mit Turboknopf leistet der Mittelmotor, hinzu kommt – großer Pluspunkt für mich – ein sauberer, leiser Zahnriemen. Zudem ist die Ovao Ladesäulen-fähig und hat ein großes Gepäckfach im "Tank". Cooler wuseliger Stadtflitzer, der allerdings mit Turbo 148 km/h schnell wird und diese Höchstgeschwindigkeit erstaunlich flott erreicht. Die MCR würde ich kaufen. Einfach wegen der außergewöhnlichen Optik und Technik. Aber: Bei knapp 16.000 Euro Preis finde ich einige Schwächen in der Verarbeitung, wenn ich genauer hinschaue. Beispielsweise enorme Gewindeüberstände an Chassisschrauben. Trotzdem: cooles Teil.
Platz 4: Alrendo TS Bravo
Ich glaube, mehr E-Motorrad kann derzeit für knapp 12.000 Euro kaum einer kaufen. Läuft mit 11 Kilowatt Dauerleistung als "125er", also A1 oder B196-Schein-geeignet. Leistet 27 PS Spitzenleistung und 54 Nm. Üppiger Platz für 2 Personen, 260 Kilo Zuladung, 120-180-Bereifung, Typ-2-Lader mit schwachen 3,6 kW Leistung und ein riesiger Akku mit 17,4 kWh brutto. Ich bin den Schlitten gefahren, der Antrieb ist echt gut, kräftig, leise, ruckfrei, verbraucht wenig. 395 Kilometer Reichweite gibt Alrendo an. Vielleicht bei 50 km/h. Real sind es immer noch deutlich über 200 Kilometer, da bin ich mir sicher. Noch nicht ganz so prall sind die Anbauteile und die Oberflächengüte, aber der Hersteller hat Besserung versprochen. Trotzdem: für die Kohle ein gutes Elektromotorrad.
Platz 3: Zero DSR/X
Ich fuhr das neue Top-Modell der Kalifornier bereits 2022, und ich bin immer noch beeindruckt. Unter anderem von den 225 Nm Drehmoment. Schon schick, wenn man im Stand erst den Reifen sich in den Asphalt krallen hört und die Kiste so unvermittelt nach vorn springt. Ein Riesenspaß. Doch um einiges eindrucksvoller war die Offroad-Performance. Und hier kommen wir zum Thema vom Anfang: einfaches Fahren. Selbst mit leichter Straßenstolle arbeitet die Zero sich mit wenig konstantem "Gas" durch weichen Untergrund und wühlt sich locker die meisten Rampen hoch. Ohne schleifende Kupplung und stabilisierendes Mitbremsen hinten. Extrem gut. Gefühlt hat die DSR/X aktuell das beste Softwarepaket der E-Motorräder, mit üppigen Fahrmodi, Kurven-ABS und so weiter von Bosch. Hinzu kommt ein recht großer Akku mit 17,4 kWh, der für gute 200 Kilometer Landstraße taugt. Die Ladeleistung, also die Ladezeit, ist an der Schmerzgrenze, da die Zero DSR X mit 27.000 Euro schon einiges kostet.
Platz 2: Zero S 11 kW
Noch eine Zero: die S, also das Einsteiger-Bike. Die gibt es sogar als 11-kW-Version, also für A1 und B196-Inhaber. Mit 14,4 kWh ein für ein vergleichsweise kleines Motorrad großer Akku, nur 185 Kilo Gesamtgewicht, maximal 69 PS, 109 Nm Drehmoment und um die 140 km/h schnell. Das Teil macht Spaß. Das einfach ausgestattete Fahrwerk ist passabel abgestimmt. Per App einstellbarer Fahrmodus. Reale Reichweite flott auf der Landstraße so 130 Kilometer, zum Pendeln oder zum Cityhopping super. Für mehr ein bissl mager, weil die Ladeleistung mit optionalen und maximalen 7,3 kW für einen Pendler zwar super ist, für ein Freizeit-Krad eher wenig. Sie hätte es fast auf Platz 1 geschafft, weil der Antrieb gut ist, jedoch in meiner Traumkonfiguration mit 22.000 Euro sehr, sehr teuer. Für eine "125er".
Platz 1: BMW CE 04
Ein Roller, ja, is' so. Zum Pendeln gut. Echt guter Antrieb, leise, super Ausstattung, passable Ladezeit, Hammerbremse, gutes Fahrwerk. Gute 90 Kilometer mit einer Ladung im Attacke-Modus – und das kann der CE 04 – sind drin, normales Landstraßen-Tempo sind 120 Kilometer sicher machbar. Typ-2-Stecker, mit 6,9 kW Leistung, reicht für eine Ladezeit knapp über einer Stunde. Etwas mehr Wind- und Wetterschutz, ein bisserl bequemer und vielleicht noch 50 Kilometer mehr Reichweite wäre schön, ebenso ein Segelmodus, also ohne Rekuperation im Schiebebetrieb. Sieggarant: Volle-Hütte-Ausstattung, Griffheizung, Sitzheizung, Connectivity, Schnelllader. Zwar kostet der CE 04 so happige 15.300 Euro, im Vergleich zu den vergleichsweise mager ausgestatteten Konzepten auf den Plätzen 2 bis 5 ist das jedoch relativ günstig.
Fazit
Das sind meine Top 5 der Elektromotorräder, die ich heute schon kaufen würde. Eine interessante Mischung aus technisch interessanten China-Krachern, etablierten Pionieren und von Pkw-Technik angetriebenen Wegbereitern. Allen gemein: Im Vergleich zu Verbrennern noch sehr teuer und mit unpassendem Preis-Leistungs-Verhältnis. Und: Alle 5 zeigen, dass das Pendeln elektrisch eine hochinteressante Sache für den sein kann, der sich darauf einlässt. Und: Alle 5 offenbaren, dass elektrische Motorräder noch weit weg von einem Einsatz als Hobbyfahrzeug sind.